Sep 25, 2020 13:09 CET

Liebe Hörerfreunde! Wir führen heute die Erläuterung zur Sure 42, Sure Schura, zu Ende, und beginnen bei dem folgenden Vers 48:

(42: 48- 53)  

 

فَإِنْ أَعْرَضُوا فَمَا أَرْسَلْنَاكَ عَلَيْهِمْ حَفِيظًا ۖ إِنْ عَلَيْكَ إِلَّا الْبَلَاغُ ۗ وَإِنَّا إِذَا أَذَقْنَا الْإِنسَانَ مِنَّا رَحْمَةً فَرِحَ بِهَا ۖ وَإِن تُصِبْهُمْ سَيِّئَةٌ بِمَا قَدَّمَتْ أَيْدِيهِمْ فَإِنَّ الْإِنسَانَ كَفُورٌ

 „(O Prophet)Wenn sie sich nun abwenden, so haben Wir dich nicht als Hüter über sie gesandt. Dir obliegt nur die Übermittelung (der Botschaft). Und siehe, wenn Wir den Menschen von Uns Barmherzigkeit kosten lassen, ist er froh darüber. Wenn sie aber etwas Böses trifft für das, was ihre Hände vorausgeschickt haben, gewiss, dann ist der Mensch sehr undankbar. (42: 48)

 

Es ist charakteristisch für die Gesandten Gottes, dass ihnen viel an der Rechtleitung der Menschen gelegen war und  es sie betrübte, wenn jemand nicht glaubte. Sie setzten sich nach besten Kräften dafür ein, die Menschen auf den rechten Weg zu führen.  Der obige Vers beruhigt den Propheten und ihm wird gesagt: Wie sehr du dir auch Mühe gibst - es wird immer einige geben, die nicht auf deinen Aufruf hören. Wenn du den Auftrag der Verkündung erfüllt hast, trifft dich keine Verantwortung mehr. Gott zwingt niemandem zum Glauben, und du hast auch nicht den Auftrag, jemanden zum Glauben zu zwingen. Gott  möchte, dass jeder sich selbst für den Glauben entscheidet.

Einige wenden sich nicht nur vom Propheten ab, sondern auch von Gott. Sie vergessen zum Beispiel Gott, wenn er sie reichlich mit Seinen Gaben versieht und werden selbst dann nicht wach und sind undankbar, wenn sie aufgrund ihrer schlechten Taten ein Unglück trifft.

 

Wir lernen:

Erstens: Die Aufgabe der religiösen Führer und Prediger besteht darin, den Aufruf Gottes zu verkünden und nicht darin, die Menschen zur Befolgung dieses Aufrufs zu zwingen.

Zweitens: Im Allgemeinen sind die Menschen charakterlich schwach. Wenn es ihnen gut geht, werden sie trunken und stolz und vergessen, Gott für seine Gnadengaben zu danken.

Drittens: Die Härten des Lebens handelt sich der Mensch durch sein eigenes sündiges Verhalten ein.

                           

Die nächsten beiden Verse, nämlich Vers 49 und 50 der Sure Schura, lauten:

 

لِّلَّـهِ مُلْكُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۚ يَخْلُقُ مَا يَشَاءُ ۚ يَهَبُ لِمَن يَشَاءُ إِنَاثًا وَيَهَبُ لِمَن يَشَاءُ الذُّكُورَ

„Allah gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde. Er erschafft, was Er will. Er schenkt, wem Er will, (nur) weibliche, und Er schenkt, wem Er will, (nur) männliche (Nachkommen).“ (42: 49)

 

 أَوْ يُزَوِّجُهُمْ ذُكْرَانًا وَإِنَاثًا ۖ وَيَجْعَلُ مَن يَشَاءُ عَقِيمًا ۚ إِنَّهُ عَلِيمٌ قَدِيرٌ

„Oder (Er schenkt) beides zusammen, männliche und weibliche (Nachkommen). Und Er macht, wen Er will, unfruchtbar. Gewiss, Er ist Allwissend und Allmächtig.“ (42: 50)

 

Der vorherige Vers erinnerte daran, dass jede Gabe und Barmherzigkeit in dieser Welt von Gott kommt. Und nun verweist der Vers 45 darauf, dass Gott über das ganze All und über die Erde herrscht und dass Er erschafft was Er will.

 Gott hat nicht nur in der Vergangenheit erschaffen, als er die Daseinsordnung hervorrief. In Wahrheit begeht Gott ständig einen Akt der Schöpfung. Zu Seinen Segensgaben gehören Kinder. Es ist klar, dass nicht die Eltern Schöpfer ihrer Kinder sind. Sie sind nur das Mittel, mit denen Gott Kinder erschafft, und Er bestimmt darüber, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Beide – Jungen und Mädchen – sind ein Geschenk Gottes und es ist gemäß Koran nicht richtig, einen Unterschied zwischen ihnen zu machen. Selbst wenn jemand unfruchtbar bleibt, ist es Gottes Wille. Gott beschließt dies aufgrund Seiner Weisheit. Sein Wissen umfasst das ganze Dasein und alle Menschen. Es geschieht was Er, der Allmächtige, will.

 

Wir können uns folgende Dinge einprägen:

Erstens: Ein Kind, ob Mädchen oder Junge, ist immer ein Geschenk Gottes und es darf kein Unterschied zwischen Jungen und Mädchen gemacht werden.

Zweitens: Gott erschafft ständig. Jedes Neugeborene an jedem Ort der Welt ist ein Beispiel für das Erschaffen Gottes.

Drittens: Wenn wir an die Macht und das Wissen Gottes glauben, vertrauen wir in seine Entscheidung darüber, ob wir Nachwuchs bekommen oder nicht, und ob es ein Junge sein wird oder ein Mädchen.

 

Wir sollten beim Vers 51 der Sure 42 ( Schura) weiterlesen, der folgendes Offenbarungswort enthält:

 

 وَمَا كَانَ لِبَشَرٍ أَن يُكَلِّمَهُ اللَّـهُ إِلَّا وَحْيًا أَوْ مِن وَرَاءِ حِجَابٍ أَوْ يُرْسِلَ رَسُولًا فَيُوحِيَ بِإِذْنِهِ مَا يَشَاءُ ۚ إِنَّهُ عَلِيٌّ حَكِيمٌ                                            

 „Und es steht keinem menschlichen Wesen zu, dass Allah zu ihm spricht, außer durch Eingeben (von Offenbarung) oder hinter einem Vorhang, oder indem Er einen (Engels-)Boten sendet, der (ihm) dann mit Seiner Erlaubnis (als Offenbarung)  eingibt, was Er will. Gewiss, Er ist Erhaben und Allweise.“ (42: 51)

 

Die Sure Schura hat mit dem Thema „Offenbarung an die Propheten“ begonnen und endet auch mit diesem Thema. Im obigen Vers 41 erklärt der Koran, dass Gott zu niemandem direkt spricht, denn er ist ja kein Körper. Aber Er tritt auf drei anderen Wegen mit seinen Propheten in Verbindung. Einer davon besteht darin, dass er Seinem Propheten das ins Herz eingibt, wozu er die Menschen aufrufen soll. Oder er lässt Tonwellen entstehen, die Sein Prophet wahrnimmt, ohne jemanden zu sehen, so wie es bei Prophet Musa (Moses) geschah. Auf dem dritten Wege schickt Gott seinen Offenbarungsengel Dschibrail (Gabriel) zu Seinem Propheten, damit er diesem die göttliche Offenbarung überbringt.

Die Offenbarung geschah jedenfalls immer so, dass ein Prophet  sicher war, dass es sich um das Wort Gottes handelt. Unterdessen wurden sich die anderen Menschen angesichts der Wunder, die ein Prophet mit Gottes Erlaubnis vollbrachte, sicher, dass dieser wahrhaftig göttliche Offenbarung empfängt und mit Gott in Verbindung steht.

                  

Wir stellen fest:

Erstens: Gott nimmt auf verschiedenen Wegen Verbindung mit Seinen Gesandten auf und übermittelt ihnen Sein Wort, damit sie die göttliche Botschaft den Menschen kundgeben und diese auf den Weg Gottes führen.

Zweitens: Gott entscheidet darüber, welche Menschen Er ansprechen will. Aufgrund Seines Wissens  und Seiner Weisheit wählt er jemanden unter den Menschen aus und lässt ihm Offenbarungen zukommen.

                                      

Die Sure 42 schließt mit den beiden Versen 52 und 53 ab, d .h. mit den Worten:

                                     

وَكَذَٰلِكَ أَوْحَيْنَا إِلَيْكَ رُوحًا مِّنْ أَمْرِنَا ۚ مَا كُنتَ تَدْرِي مَا الْكِتَابُ وَلَا الْإِيمَانُ وَلَـٰكِن جَعَلْنَاهُ نُورًا نَّهْدِي بِهِ مَن نَّشَاءُ مِنْ عِبَادِنَا ۚ وَإِنَّكَ لَتَهْدِي إِلَىٰ صِرَاطٍ مُّسْتَقِيمٍ

 „Und ebenso haben Wir dir Geist von Unserem Befehl (als Offenbarung) eingegeben. Du wusstest (vorher) weder, was das Buch noch was der Glaube ist; doch haben Wir es zu einem Licht gemacht, mit dem Wir rechtleiten, wen Wir wollen von Unseren Dienern. Und du leitest ja wahrlich zu einem geraden Weg,“ (42: 52)

 

صِرَاطِ اللَّـهِ الَّذِي لَهُ مَا فِي السَّمَاوَاتِ وَمَا فِي الْأَرْضِ ۗ أَلَا إِلَى اللَّـهِ تَصِيرُ الْأُمُورُ

„Allahs Weg, dem gehört, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Sicherlich, zu Allah nehmen die Angelegenheiten ihren Ausgang.“ (42: 53)

 

Im Anschluss an den Vers 51, in dem Gott die verschiedenen Offenbarungswege erwähnt hat, spricht er nun vom Koran. Genauso wie Gott den vorherigen Propheten etwas geoffenbart hat, so hat er auch dem Propheten des Islams eine Offenbarung geschickt und zwar das Himmelsbuch Koran, welches der Menschheit Geist und Leben einhaucht.  Im Vers 24 der Sure 8 (Anfal) wird auch von der Belebung durch den Islam gesprochen, denn es heißt dort:  O die ihr glaubt, leistet Allah und dem Gesandten Folge, wenn er euch zu dem aufruft, was euch Leben gibt...“

Der Vers 52 der Sure Schura macht außerdem darauf aufmerksam, dass Gottes Offenbarung Licht ist. Es ist nicht nur ein Licht für den Propheten sondern für alle und dient der Rechtleitung der Weltbewohner.  Der Prophet soll den Menschen  den rechten Weg weisen. Über den rechten Weg heißt es  weiter im Vers 53, dass es der Weg Gottes ist. Es ist der Weg dessen, dem alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, gehört. Dieser Weg führt zu Gott. Es ist der einzige Weg, der zu Ihm führt. Welcher Weg könnte gerader und heller sein, als der, der zu dem Schöpfer des Daseins und dem Herrscher über das Dasein führt?!

 

Wir können uns merken:

Erstens: Auch die Propheten bedürfen der göttlichen Lenkung, damit sie Wegweiser und Lehrer der Menschheit sind. Von sich aus besitzen sie keine Rechtleitung.

Zweitens: Die Lehren des Korans führen zur Rechtleitung der Menschen und hauchen der Gesellschaft Leben ein. Dies setzt natürlich voraus, dass die Menschen daran glauben, was der Koran lehrt und seine Gebote befolgen und sich nicht nur mit der Verlesung  des Korans begnügen.

Drittens: Der Koran braucht auch einen Lehrer und Wegführer neben sich, damit dieser seine vitalen Lehren in der Gesellschaft verwirklicht und selber als gutes Beispiel für die Praktizierung des geraden Weges vorangeht.