Teil 893: Sure Zuchruf (Die Zierde) Vers (16- 22)
Wir setzen die Erläuterungen zur Sure 43, Sure Zuchruf, fort und beginnen mit den Versen 16 und 18 dieser Sure. Sie lauten:
(43: 16- 22)
أَمِ اتَّخَذَ مِمَّا يَخْلُقُ بَنَاتٍ وَأَصْفَاكُم بِالْبَنِينَ
„Oder hat Er (Gott) sich etwa unter Seinen Geschöpfen Töchter genommen und für euch die Söhne erwählt?“ (43: 16)
وَإِذَا بُشِّرَ أَحَدُهُم بِمَا ضَرَبَ لِلرَّحْمَـٰنِ مَثَلًا ظَلَّ وَجْهُهُ مُسْوَدًّا وَهُوَ كَظِيمٌ
„Wenn einem von ihnen die frohe Botschaft (von der Geburt) dessen verkündet wird, was er dem Allerbarmer zuschreibt, wird sein Gesicht finster, und er schluckt (seinen Gram und Grimm) herunter.“ (43: 17)
أَوَمَن يُنَشَّأُ فِي الْحِلْيَةِ وَهُوَ فِي الْخِصَامِ غَيْرُ مُبِينٍ
„(Wollen sie Allah) denn jemanden (zuschreiben), der im Schmuck aufgezogen wird und sich im Streit nicht deutlich genug ausdrückt?“ (43: 18)
Diese Verse haben mit einer falschen Ansicht und einem Aberglauben zu tun, der in der Geschichte unter den Völkern weit verbreitet war, nämlich, dass das männliche Geschlecht über dem weiblichen zu stehen komme. So war die Freude unter den Arabern in der vorislamischen Zeit groß, wenn ihnen ein Sohn geboren wurde. War es jedoch ein Mädchen waren sie bekümmert und grimmig. Gott stellt sich gegen diese Haltung und erst recht verurteilt er, dass diese Leute in ihrem Irrglauben Söhne für sich wollen und sie als ihre Ehre betrachten, während sie Töchter, die sie für eine Schande halten, Gott zuschreiben und sagen: Gott hat zwar die Mädchen erschaffen, aber wir haben sie nicht gewollt. An dieser damals herrschenden falschen Ansicht unter den Arabern rüttelt Gott indem er sagt: Ihr möchtet für euch selber lieber Knaben, die euch einmal im Leben bei der Arbeit und im Handel ein starker Arm und im Kampf ein guter Krieger an eurer Seite sein werden, während ihr Gott Töchter, die im Hause bleiben und zart behandelt werden und bei Wortgefechten nicht stark sind, zuschreibt?
Es ist klar, dass sowohl Töchter als auch Söhne beide Geschöpfe Gottes sind und es für den Erhalt der Menschheit beide geben muss. Bei Gott ist kein Geschlecht besser als das andere, auch wenn Männer und Frau körperlich und seelisch verschieden sind. Letzteres ist ein Erfordernis für ihre jeweilige besondere Rolle. Ein nicht zu leugnender Unterschied besteht darin, dass die Emotionalität in dem was Frauen sagen und tun, überwiegt. Gott hat sie mit dieser Qualität ausgestattet, weil sie im Leben die Rolle der Mutter übernehmen und wegen der gleichen Qualität hat Er sie von der Teilnahme an bewaffneten Gefechten und Konflikte befreit.
Wir können uns merken:
Erstens: Es geht auf abergläubische falsche Ansichten zurück, einen Unterschied zwischen Töchtern und Söhnen zu machen, und der Koran lehnt ein solches Vorgehen entschieden ab.
Zweitens: Die Liebe zum Schmuck ist eine natürliche Sache für Mädchen und Frauen und wird anerkannt.
Drittens: Eine Arena auf der hitzige Diskussionen geführt werden, ist ebenso wenig wie ein Kriegsschauplatz ein Ort für weibliche Wesen, denn ihre Mitbeteiligung an solchen Gefechten widerspricht ihrer gefühlvollen Natur.
Wir sollten uns ansehen, was in den Versen 19 und 20 der Sure Zuchruf steht. Dort heißt es:
وَجَعَلُوا الْمَلَائِكَةَ الَّذِينَ هُمْ عِبَادُ الرَّحْمَـٰنِ إِنَاثًا ۚ أَشَهِدُوا خَلْقَهُمْ ۚ سَتُكْتَبُ شَهَادَتُهُمْ وَيُسْأَلُونَ
„Und sie machen die Engel, die sie ja Diener des Allerbarmers sind, zu weiblichen Wesen. Waren sie denn Zeugen ihrer Erschaffung? Ihr Zeugnis wird aufgeschrieben, und sie werden befragt werden.“ (43: 19)
وَقَالُوا لَوْ شَاءَ الرَّحْمَـٰنُ مَا عَبَدْنَاهُم ۗ مَّا لَهُم بِذَٰلِكَ مِنْ عِلْمٍ ۖ إِنْ هُمْ إِلَّا يَخْرُصُونَ
„Und sie sagen: „Wenn der Allerbarmer gewollt hätte, hätten wir ihnen nicht gedient.“ Sie haben kein Wissen davon; sie mutmaßen nur“. (43: 20)
Die Bewohner der Arabischen Halbinsel hielten die Engel für weibliche Wesen und waren so sehr von dieser Ansicht überzeugt, als wären sie bei deren Erschaffung zugegen gewesen. Sie glaubten ohnehin die Engel seien Gottes Töchter, und sahen in ihnen Teilhaber Gottes, die an der Herrschaft Gottes über die Welten mitbeteiligt sind. Aber diese Ansichten waren alles nur Mutmaßungen und entbehrten jeder Wissensgrundlage. Daher mahnt der Koran, dass sie am Jüngsten Tag darüber befragt und zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir möchten Folgendes hervorheben:
Erstens: Die Engel sind Geschöpfe Gottes und nicht Seine Kinder. Im Gegensatz zu den Menschen sind sie weder weiblich noch männlich.
Zweitens: Alle Geschöpfe Gottes, ob die Engel oder das Menschengeschlecht, darunter auch die Propheten werden am Jüngsten Tag befragt, so auch Jesus.
Drittens: Wir sollen nicht denken, was aus unserem Munde kommt, ginge verloren. Vielmehr wird alles, was wir sagen, von der Daseinsordnung festgehalten, und am Jüngsten Tag müssen wir für falschen Behauptungen geradestehen.
Viertens: Wir dürfen nicht unsere Fehler und Vergehen Gott zuschreiben wie die Götzendiener von Mekka, die sagten, wenn Gott es gewollt hätte, hätten wir den Engeln nicht gedient. Gott hat niemals gewollt, dass wir den falschen Weg gehen. Denn er hat der Menschheit Seine Bücher und Propheten und Wegweiser für den rechten Weg geschickt.
In den Versen 21 und 22 der Sure Zuchruf heißt es weiter:
أَمْ آتَيْنَاهُمْ كِتَابًا مِّن قَبْلِهِ فَهُم بِهِ مُسْتَمْسِكُونَ
„Oder haben Wir ihnen etwa vor ihm eine Schrift gegeben, an der sie sich festhalten könnten?“ (43: 21)
بَلْ قَالُوا إِنَّا وَجَدْنَا آبَاءَنَا عَلَىٰ أُمَّةٍ وَإِنَّا عَلَىٰ آثَارِهِم مُّهْتَدُونَ
„Nein! Vielmehr sagen sie: `Wir haben ja (bereits) unsere Väter in einer (bestimmten) Glaubensrichtung vorgefunden, und auf ihren Spuren sind wir rechtgeleitet`.“ (43: 22)
Auch an dieser Stelle geht es um die Ansichten der Götzendiener und sie hebt hervor, dass diese sich bezüglich ihres Aberglaubens nicht auf die Lehren der Propheten und der Himmelsbücher berufen können. Kein Gesandter Gottes hat jemals die Menschen Aberglauben gelehrt. Die Vorväter der Götzendiener von Mekka hatten diesen Aberglauben in der vorislamischen Zeit der Unwissenheit aufgebracht und aufgrund von reinen Mutmaßungen Behauptungen über Gott aufgestellt.
Mit anderen Worten: Aberglauben entbehrt jeder Wissensgrundlage und vernünftiger Begründung und stammt außerdem nicht aus den himmlischen Schriften, welche den Propheten offenbart worden sind. Die Bewohner der Arabischen Halbinsel haben einfach blind ihre Väter und Vorfahren nachgeahmt und ihren Aberglauben übernommen. Unterdessen wird ein vernünftiger und verständiger Mensch niemals seine Ansichten und Denkweisen auf Nachahmung aufbauen, erst recht nicht auf der Nachahmung eines Unwissenden, der seine Ansichten selber von einem Unwissenden übernommen hat.
Wir sehen:
Erstens: Denken und Glauben müssen auf der Vernunft und der Offenbarung basieren. Bei allem, was nicht mit der Vernunft und der Offenbarung vereinbar ist, handelt es sich um Irrglauben und Abgötterei.
Zweitens: Wir sollten darauf achten keine unsinnigen Bräuche in der Gesellschaft zu verbreiten und zu fördern, unter dem Vorwand, das kulturelle Erbe der Vorfahren bewahren zu wollen.
Drittens: Koran verwirft jeglichen blinden Eifer aufgrund der Ethnie oder Nationalität, der Muttersprache und Abstammung, weil er zur blinden Nachahmung führt und irrationales Verhalten zur Folge hat.