Teil 899: Sure Zuchruf (Die Zierde) Vers (57- 62)
Wir begrüßen Sie zu einem weiteren Teil unserer Koranexegese. Dieses Mal möchten wir die Verse 57 bis 62 der Sure Zuchruf, Sure 43, besprechen. In den Versen 57 und 58 dieser Sure heißt es:
(43: 57- 62)
وَلَمَّا ضُرِبَ ابْنُ مَرْيَمَ مَثَلًا إِذَا قَوْمُكَ مِنْهُ يَصِدُّونَ
„Und als der Sohn Maryams als Beispiel angeführt wurde, da brach dein Volk sogleich in (spöttisches) Geschrei aus.“ (43: 57)
وَقَالُوا أَآلِهَتُنَا خَيْرٌ أَمْ هُوَ ۚ مَا ضَرَبُوهُ لَكَ إِلَّا جَدَلًا ۚ بَلْ هُمْ قَوْمٌ خَصِمُونَ
„Und sie sagten: `Sind unsere Götter besser oder er`? Sie führten ihn dir nur zum Streiten (als Beispiel) an. Denn sie sind streitsüchtige Leute.“ (43: 58)
Aus den Chroniken entnehmen wir, dass die Götzendiener von Mekka sich auf das Verhalten der Christen beriefen, um ihre Götzenverehrung zu rechtfertigen. Sie sagten zum Propheten des Islams: Die Christen beten doch auch Jesus an, den Sohn der Maryam (Maria). Wenn wir nicht richtig handeln, dann handeln auch sie nicht richtig, und wenn wir samt unseren Götzen im Höllenfeuer enden, dann muss auch Jesus in die Hölle, weil er zu einem Götzen geworden ist.
In ihren Diskussionen mit dem Propheten führten die Götzendiener von Mekka diesen Vergleich zwischen den Götzen und Jesus Christus an, der ganz offensichtlich falsch ist. Statt von ihrem eigenen falschen Verhalten abzulassen, versuchten sie dieses durch das falsche Verhalten von anderen zu rechtfertigen. Dies ist eine Methode, die auch heute viele anwenden, um ihr unpassendes Tun zu rechtfertigen.
Es ist zu erwähnen, dass von den Menschen, die angebetet werden, nur diejenigen in die Hölle gelangen, die selber eine Gottheit sein wollen, wie zum Beispiel der Pharao, der seinem Volke befahl, ihm zu huldigen und ihm zu dienen. Aber Jesus Christus ist niemals bereit gewesen, dass jemand ihn anbetet und er hat sich ausdrücklich von einem solchen Tun distanziert und es abgelehnt.
Wir können uns an dieser Stelle merken:
Erstens: Anstatt uns über die falschen Ansichten von anderen lustig zu machen, sollten wir sie mit festen logischen Argumenten widerlegen.
Zweitens: Der Koran empfiehlt den Dialog, vorausgesetzt dass er der Klarstellung der Wahrheit dient. Aber es ist unwürdig, sich zur Rechtfertigung des eigenen falschen Verhaltens mit anderen zu streiten.
Es folgen die Verse 59 und 60 der Sure Zuchruf:
إِنْ هُوَ إِلَّا عَبْدٌ أَنْعَمْنَا عَلَيْهِ وَجَعَلْنَاهُ مَثَلًا لِّبَنِي إِسْرَائِيلَ
„Er (Jesus) ist nur ein Diener, dem Wir Gunst erwiesen und den Wir zu einem Beispiel für die Kinder Israels gemacht haben.“ (43: 59)
وَلَوْ نَشَاءُ لَجَعَلْنَا مِنكُم مَّلَائِكَةً فِي الْأَرْضِ يَخْلُفُونَ
„Und wenn Wir es wollten, könnten Wir anstelle von euch Engel auf der Erde einsetzen, damit sie eure Nachfolger werden.“ (43: 60)
Die Götzendiener hatten Jesus also mit ihren falschen Göttern verglichen. Die vorherige Stelle in der Sure Zuchruf weist darauf hin. Im nachfolgenden obigen Vers heißt es, dass Jesus ein Diener Gottes ist, so wie er selber laut anderen Versen im Koran bekanntgegeben hat. Jesus war niemals damit einverstanden, dass ihn seine Anhänger wie Gott anbeten. Er hat sich dagegen gewehrt. Jesus war ein auserwählter Mensch, dem Gott die Gnade verliehen hat, Seine Botschaft zu verkünden. Gott hat ihn zu den Israeliten gesandt, damit er sie als großes Vorbild rechtleitet. Jesus hat sein Leben lang gesagt, dass er nur ein Diener Gottes ist und er hat alle aufgerufen, nur dem Einen Gott zu dienen. Aber seine Anhänger haben nicht Gott sondern ihm gehuldigt und ihn vergöttert.
Nach Hinweis auf den wahren Status von Jesus werden die Götzendiener von Mekka im Vers 60 weiter darauf aufmerksam gemacht, dass sie wegen dem Aufruf Gottes und des Propheten nicht etwa denken sollen, Gott sei auf ihren Glauben und ihre Dienen angewiesen. Wenn Gott nur will, kann er statt der Götzendiener Engel auf der Erde einsetzen. Die Engel befolgen den Befehl Gottes und sind stetig beschäftigt mit Gott-Gehorsam und Gott-Dienen.
Hier drei Anmerkungen:
Erstens: Durch die Gott-Dienstbarkeit kann sich der Mensch vervollkommnen. Die Propheten haben die höchsten Stufen der Dienstbarkeit gegenüber Gott erreicht.
Zweitens: Die Juden haben die Geschichte hindurch Jesus Christus abgelehnt oder bekämpft, obwohl er von den Israeliten abstammt. Die Juden haben sich aus Eigensinn gegen ihn gestellt und ihn geleugnet.
Drittens: Gott wollte dass der Mensch aus freien Stücken und aufgrund von Wissen und Bewusstwerdung gläubig wird. Andernfalls hätte er ja anstatt der Menschen Engel, die keinen freien Willen haben und Gott unentwegt gehorchen, auf die Erde schicken können.
Abschließend entnehmen wir den Versen 61 und 62 der Sure Zuchruf wie folgt:
وَإِنَّهُ لَعِلْمٌ لِّلسَّاعَةِ فَلَا تَمْتَرُنَّ بِهَا وَاتَّبِعُونِ ۚ هَـٰذَا صِرَاطٌ مُّسْتَقِيمٌ
„Und er (Jesus) ist wahrlich ein Hinweis auf die Stunde (des Gerichts). So hegt ja keinen Zweifel an ihr und folgt mir. Das ist der gerade Weg.“ (43: 61)
وَلَا يَصُدَّنَّكُمُ الشَّيْطَانُ ۖ إِنَّهُ لَكُمْ عَدُوٌّ مُّبِينٌ
„Und der Satan soll euch ja nicht (vom Wege Gottes) abhalten. Gewiss, er ist euch ein deutlicher Feind.“ (43: 62)
Der Vers 61 ist in Fortsetzung des Verses 59 und 60 zu sehen und bezieht sich auf ein weiteres Merkmal Jesu, denn es heißt dass Jesus ein Zeichen für den Jüngsten Tag ist. Dieser Prophet wurde nämlich von einer Jungfrau geboren und dies ist ein Zeichen für die Macht Gottes, den Menschen am Jüngsten Tag erneut zu erschaffen. Auch hat Jesus Wunder bewirkt, bei denen er Tote wieder zum Leben erweckte. Zudem wird Jesus gemäß zuverlässigen islamischen Überlieferungen und nach Ansichten der Christen, in der Endzeit vom Himmel herabkommen, und dies wird Zeichen für das Heranrücken des Weltendes und des Jüngsten Tages sein.
Nach diesem Hinweis auf Jesus betont der Vers 61 die Wahrheit des Jüngsten Gerichtes. Gott mahnt davor, am Jenseits zu zweifeln, denn wer die Auferstehung von den Toten und das Jüngste Gericht vergisst, wird alle mögliche Abweichungen und Sünden begehen und schließlich abstürzen in das Inferno der Hölle. Vielmehr sind die Menschen aufgerufen, den geraden Weg zu gehen – den Weg Gottes. Die Propheten haben erklärt wie dieser Weg aussieht. Dieser Weg bewahrt den Menschen vor zahlreichen Gefahren, die auf ihn lauern. Auf diesem Weg kann er das irdische Wohl und das jenseitige Glück erreichen.
Natürlich gibt es auch den Weg Satans. Dieser Weg ist das Gegenstück zu dem Weg Gottes. Satan will mit seinen Verlockungen und Täuschungen die Menschen vom Weg Gottes abbringen. Er will verhindern, dass sie an das Schicksal im Jenseits denken, damit ihnen weder im Diesseits noch im Jenseits Glück beschert wird.
Satan ist bestrebt den Menschen zu schaden, weil er seit eh und je ihr Feind ist. Er ist jener Dschinn, der sich nach der Erschaffung von Adam weigerte dem Befehl Gottes zur Niederwerfung vor Adam zu folgen. Gott hat ihn deswegen verbannt. Da schwor Satan, dass er bis ans Ende der Welt die Nachkommen Adams verführen werde.
Warum unternimmt der Mensch eigentlich nichts gegenüber diesem eingeschworenen Feind? Warum lässt er sich durch dessen Einflüsterungen von dem Weg Gottes abhalten?
Wir können uns noch Folgendes vergegenwärtigen:
Erstens: Die Gottesfreunde erinnern mit ihrem Wesen, ihren Worte und ihrem Verhalten an das Jenseits.
Zweitens: Der Mensch benötigt für sein Weiterkommen auf dem geraden Weg ein Vorbild. Deshalb müssen wir den geraden Weg der edlen Diener Gottes, nämlich der Propheten, kennen. Anderenfalls lässt sich der Mensch von seinen eigenen Wünschen und Verlangen und den Einflüsterungen Satans leiten, wobei er denkt er sei auf dem rechten Weg.
Drittens: Satan lauert dem Menschen unentwegt auf, damit er auf irgendeine Weise Einfluss auf sein Herz und seine Seele nimmt und ihn vom geraden Weg – dem Weg Gottes – abhält.