Oct 19, 2020 12:10 CET

Hörerpostsendung am 18. Oktober 2020 Bismillaher rahmaner rahim - Heute beginnt der Monat Rabi-ul-Awwal des islamischen Mondkalenders – der auch dem Tag entspricht, an dem der geehrte Prophet des Islam im Jahre 622 nach christlicher Zeitrechnung seine Heimatstadt Mekka verlassen hat, weil ihn die dort herrschenden heidnischen Quraisch töten wollten.

Die Auswanderung symbolisiert im weiteren Sinn, dass man alles, was man liebt, zurück lassen muss, um es eines Tages zurück zu erhalten. Nur das, wovon sich die Seele freiwillig trennt, wovon sie sich "befreit", kann sie freudig wieder empfangen.

Am 12. Tag dieses Monats erreichte der Prophet des Islam seinen Zielort Medina an einem Freitag, wo er das erste Freitagsgebet dort sprach. Die Bevölkerung von Medina begrüßte ihn mit dem Willkommenslied für Prophet Mohammad:

 

Der Mond ist über uns aufgegangenVon den Hügeln des Abschieds.Dankbarkeit erfüllt unsre Herzen

Für die Einladung AllahsDu, aus unsren Reihen erwählter Bote!Gekommen bist mit einer großen EinladungBist gekommen, hast Ehre über Medina gebrachtSei willkommen, sei willkommen.

 

Und damit begrüßen wir auch Sie liebe Hörerfreunde zum heutigen Hörerpostprogramm und danken vorab schon mal allen, die uns geschrieben haben.

Der islamisch-arabische Kalendermonat Rabi-ul-Awwal ist übrigens auch der Geburtsmonat von Prophet Mohammad –s.a.-. Er wurde 52 Jahre vor der Hidschra – also der Auswanderung von Mekka nach Medina - geboren. Sein Geburtstag ist nach sunnitischer Auffassung der 12. Rabi-ul-Awwal und nach schiitischer Auffassung der 17. Rabi-ul-Awwal. Davon hören Sie dann mehr wenn die von Imam Chomeini festgelegte Woche der Einheit hier in Iran und in der islamischen Welt begangen wird.

Durch unsere Sendungen haben Sie ja schon des öfteren erfahren, dass es Unterschiede gibt in den Überzeugungen der sunnitischen und schiitischen Muslime, die mehrheitlich in Iran, im Irak, in Afghanistan, im Libanon, in Bahrain und einigen weiteren Ländern leben.

Laut eslam.de ist die Schia eine Grundrichtung des Islam und die Schiiten betrachten Imam Ali –a.s.- als den rechtmäßigen Nachfolger von Prophet Mohammad –s.a.-. Die auf Imam Ali folgenden Imame stammen alle aus dem Hause des Propheten und werden als Ahl–ul-Bayt, also als Leute des Hauses bezeichnet.

In der Islamischen Republik Iran sind Schiiten in der absoluten Mehrheit, weshalb die Verfassung der Islamischen Republik Iran diesen Umstand bei gleichzeitiger Achtung der Rechte der anderen Rechtsschulen berücksichtigt.

Alle, die sich dafür interessieren, welche Grundsätze der Verfassung der Islamischen Republik Iran und ihrer Politik und überhaupt der schiitischen Denkweise zugrunde liegen,  die möchten wir auf unsere neue Sendereihe "Sinnvolle Wegzeichen, besonnen gelegt" aufmerksam machen. Sie wird  an jedem Mittwoch nach den Nachrichten als erste Sendung ausgestrahlt und ist auch auf unserer Internetseite unter der Sparte Radio zu finden.  Die Sendung gibt einen Eindruck von den Standpunkten welche die schiitischen Vorbilder zu wichtigen Fragen vertreten, die auch heute noch aktuell sind. Es sind nicht nur ethische und religiöse, sondern auch soziale und politische Fragen.

 

Da wir nun schon bei islamischen Themen sind, möchten wir auch gleich noch eine Frage von Stammhörer Heinz-Günter Hessenbruch beantworten, die er mit seinen Septemberberichten geschickt hatte. Sie lautet folgendermaßen:

„Gerne verfolge ich dann auch Ihre Koran-Zitate in meinem Koran und bin erstaunt, dass ich Ihre Übersetzung so dort nicht wiederfinde.Wie kommt das? Was ist der Grund?Mein Koran ist so beschriftet:DER KORANVerlag Julius Kittls Nachfolger Leipzig als Lizenzausgabe der Branddu'schen Verlagsbuchhandlung, Berlin.“

 

Lieber Herr Hessenbruch, da haben Sie ein komplexes Kapitel angesprochen, denn es gibt zwar nur einen Koran, aber es gibt viele verschiedene Übersetzungen, allein in die deutsche Sprache sind es nahezu 20 Übersetzungen oder Teilübersetzungen, im Laufe von mehreren Jahrhunderten. Manche Übersetzungen sind Direktübersetzungen vom Arabischen Original, manche wurden aus einer anderen Sprache wie dem Italienischen oder Englischen ins Deutsche übersetzt.

Viele der Übersetzer sind selbst auch keine Muslime sondern Juden oder Christen. All diese Merkmale machen das Thema Koranübersetzung sehr komplex.

 

Das Arabisch des Korans hat außerdem nicht nur eine äußere Bedeutung sondern auch eine vielschichtige innere Bedeutung.  Deshalb ist der Koran eigentlich nicht vollkommen in eine andere Sprache übertragbar, weil alle diese verborgenen Bedeutungen nicht in der anderen Sprache mit beinhaltet sein können. Der Übersetzer muss sich bei mehreren Bedeutungen auf eine davon festlegen. Je nachdem für welche Bedeutung er sich entscheidet, fällt die Übersetzung anders aus. Einige bauen auch weitere Bedeutungen in Form von Beifügungen in Klammern (oder Fußnoten) mit in die Übersetzung ein oder fertigen von vorn herein eine typisch interpretatorische Übersetzung an. Im Grunde ist jede Übersetzung des Korans eigentliche eine Interpretation. 

Wie gesagt ist der Koran mehrschichtig in seiner Bedeutung, und Prophet Mohammad –s.a.-beschreibt ihn wie folgt:

 --- und es ist ein Buch worin Erklärung, Unterscheidung und Hingabe enthalten ist; ---und es liegt darin eine manifeste, deutliche Bedeutung und eine spirituelle, v e r b o r g e n e Bedeutung; und seine äußere, manifeste Bedeutung ist stabil und deutlich und seine innere spirituelle Bedeutung ist Wissen; seine äußere Form ist elegant und sein Inneres ist tief; er beinhaltet viele Grenzen und S c h i c h t e n; seine Wunder sollen niemals aufhören und seine unerwarteten Schätze werden niemals veraltet oder überholt sein.

 

So lieber Herr Hessenbruch, das war nur ein kleiner Einblick in die Komplexität der Koranübersetzungen. Damit hoffen wir Ihre Frage auf die Unterschiede Ihres Korans mit den Versen, die Sie bei uns in der Sendereihe „In Richtung Licht“ hören, ein wenig beantwortet zu haben.

Bei uns werden für diese Sendereihe verschiedene Koranübersetzungen zum Vergleich herangezogen. Früher wurde bei uns auch meist die wissenschaftliche Standardübersetzung von Rudi Paret, die 1966 erstmals herausgegeben wurde, genutzt.

Einige Hörerfreunde haben von uns auch schon im Laufe der letzten 4 Jahrzehnte ein Exemplar dieser Koranübersetzung von Rudi Paret  bekommen.

Wenn die Postverbindung zwischen Iran und Deutschland wieder funktioniert, können wir unserem Stammhörer Hessenbruch ja vielleicht auch eine solche Koranübersetzung zuschicken.

Das die Post wieder funktionieren soll haben wir der neuesten Mail von Stephan Lipsius entnommen, der sich ja derzeit in einer Reha-Klinik in Bad Wildungen befindet:

„Am 30.09.2020 habe ich Ihnen, nach langer Zeit! übrigens, eine Postkarte hier aus Bad Wildungen an Ihre Postanschrift in Teheran gesendet. Gemäß den Angaben der Deutsche Post AG, und wie von mir vor längerer Zeit auch mehrfach berichtet, wurde der Briefversand von Deutschland in den Iran für Sendungen bis zu einem Gewicht von 500 Gramm längst wieder aufgenommen. Insofern müsste die Postkarte auch demnächst bei Ihnen in Teheran eintreffen. Ich bin gespannt.

Herzliche Grüße, gute Wünsche aus Bad Wildungen und bleiben Sie alle gesund,

Ihr Stephan Lipsius”

 

Besten Dank Herr Lipsius, wir sind auch gespannt und wünschen Ihnen weiterhin gute Genesung nach Ihrer Operation. Vielleicht können wir ja schon in 14 Tagen vom Eingang Ihrer Postkarte aus Bad Wildungen berichten.

Wenn jetzt Reza Bahram das Lied „Bimar“ – das bedeutet Kranker -  singt, geht es dabei aber nicht um einen normalen Kranken, sondern es handelt sich um einen Menschen, der vor Liebe krank ist.

So nun kommen wir zu einigen eingegangenen Empfangsberichten. Den Anfang machen wir mit denen von Siegbert Gerhard in Frankfurt. Er hat uns die Nummern 207 bis 212 geschickt, die den Zeitraum 6. September bis 4. Oktober 2020 betreffen und nur SINPO-Werte von 4 und 5 melden.

 

„Liebe Freunde vom Team vom Funk in Deutsch,

es ist prima, dass der IRIB-Empfang auf der Kurzwellenfrequenz 7300 kHz hier in Frankfurt am Main so gut funktioniert. Eine gute Frequenzwahl. Vielen Dank für Ihre interessanten, informativen deutschen Programme, die stets aktuell und am Zeitgeschehen sind. Eine Freude ist die vielfältige und zahlreiche Hörerpost, die IRIB zugeht. Ich wünsche Ihnen Gesundheit in Ihrer Region und einen goldenen Oktober.

73 und bleiben Sie bitte gesund, Ihr Hörer Siegbert Gerhard“

Vielen Dank lieber Herr Gerhard für die guten Wünsche die Empfangsberichte und die schönen Dahlienfotos die Sie in der Orangerie des  Landgrafenschlosses Homburg vor der Höhe fotografiert haben.

Hoffentlich kommt unsre nächste Frequenz für Herbst und Winter dann auch so gut in Frankfurt an, wie derzeit die 7300 kHz. Zum Redaktionsschluss für die heutige Sendung lag uns noch keine Bestätigung der zuständigen Abteilung vor, ob die vorab angegebene Frequenz 5940 kHz bestätigt wurde, da hier Wochenende und Trauertage waren.

Welche Frequenz es auch immer sein möge, wir hoffen unsere Sendungen werden über diese gut bis sehr gut bei unseren Hörerfreunden ankommen.

Den Angaben von Herrn Gerhard auf seinem Empfangsberichtsformular  zufolge feiert das „International Monitoring on medium- and shortwaves around the world“ dieses Jahr sein 50- jähriges Jubiläum. Glückwunsch an alle Hobbyfreunde.

 

Auf ein anderes Jubiläum machten zwei unserer Hörerfreunde aufmerksam, nämlich den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit. Lassen wir der Dame – nämlich unsrer treuen Hörerfreundin Martina Pohl - den Vortritt:

 

„Liebe Redaktion in Teheran,man konnte es vor 30 Jahren kaum glauben, als am 9. November 1989 die Mauer fiel und wir die Geschehnisse jener Nacht im Fernsehen verfolgten. Endlich, nach 45 Jahren war die Teilung von Ost und West aufgehoben.In Berlin stehen, wie der Historiker Hans-Hermann Hertle in seinem Buch "Chronik des Mauerfalls" schreibt, zwei Minuten nach Mitternacht alle Grenzübergänge zwischen den beiden Stadthälften offen, aber auch vor den Übergängen an der innerdeutschen Grenze stauen sich inzwischen Trabbi-Kolonnen, um die Grenzen zu passieren.Noch in der Nacht vom 9. auf den 10.11.89 begannen die ersten "Hammerspechte" damit, die Mauer symbolisch zu zerschlagen und "Mauersouvenirs" von der Berliner Mauer am Brandenburger Tor zu sammeln.Zu diesem Zeitpunkt lassen sich viele Berliner auch nicht mehr davon abbringen, die Mauer am Brandenburger Tor zu besteigen. Sektkorken knallen, es wird gejubelt, Grenzer legen ihre bisher übliche, "verordnete" Strenge ab. In der Nacht vom 9. auf den 10. November spazieren Berliner aus Ost und West schließlich wieder durch das Brandenburger Tor. Dort wird zeitweise sogar getanzt. Das Symbol für die Teilung der Stadt wird zum Symbol des Zusammenwachsens und im Dezember 1989 offiziell passierbar.Ohne den 7. Oktober in Plauen, die Montagsdemos, Proteste und insbesondere den 9. Oktober in Leipzig hätte es keinen 9. November gegeben.Es kann durchaus als Wunder angesehen werden, dass dieser von den Ostdeutschen erkämpfte Weg aus der Diktatur ohne Blutvergießen sein Ende nahm. Der Einigungsvertrag trat am 3. Oktober 1990 in Kraft, mit dem die damalige DDR der Bundesrepublik beitrat.Heute, nach 30 Jahren, ist das Vereinte Deutschland in vielem noch ein Land mit zwei Gesellschaften. Unterschiede im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich sind immer noch vorhanden.Neueren Umfragedaten zufolge meinen jeweils vier von fünf Ostdeutschen und Westdeutschen, dass die Vorteile der Wiedervereinigung aber überwiegen.Viele Länder hatten uns ihre Hochachtung und Solidarität für den mutigen Schritt bekundet. Ein Schritt, der nicht immer einfach war und weiterer Anstrengung bedarf.Herzliche Grüße Martina“ 

Herzlichen Dank liebe Frau Pohl, dass Sie an dieses denkwürdige Ereignis erinnert und auch auf die nach über 30 Jahren noch bestehenden Unterschiede hingewiesen haben.

Aus der zweiten Mail zu diesem Thema hören wir über die ganz persönlichen Erfahrungen eines direkt von der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten Betroffenen, es ist unser Hörerfreund Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus:

 

„In diesem Jahr feiern wir zum 30. Mal den Tag der Deutschen Einheit. Für mich ist das jedes Jahr ein besonderer Tag – hat sich doch unser Leben durch dieses Ereignis grundsätzlich geändert.

Nachdem wir die Grenzen des Lebens in der DDR bis zum Jahr 1989 erkannt hatten – und auch die Einmischung des Staates in das Privatleben – so änderte sich ab dem Jahr 1989/1990 wirklich alles: Fremdbestimmung und Grenzen wurden zur Seite gelegt, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung bestimmten den Alltag. Es gab Nächte, in denen wir nicht geschlafen haben – weil wir nicht wussten, wie es weiter gehen soll. Aber es hat sich alles gefunden. Ich habe am 1.November 1990 einen Job in München bekommen, musste dann bis März 1991 noch von München nach Halle pendeln. Auch damals gab es schon sozial denkende Arbeitgeber. So wurde ich tatkräftig bei der Wohnungssuche in München unterstützt – und manche finanzielle Last wurde ohne viel Diskussion vom Arbeitgeber übernommen. Dafür bin ich heute noch dankbar – und ab dem März 1991 waren wir wieder als Familie vereint in einer wunderschönen Wohnung in der Nähe von München.

Es war sicher nicht alles einfach, doch die deutsche Einheit war ein glückliches Ereignis. Und ich habe gelernt: Einheit bedeutet nicht Einheitlichkeit. Deutschland ist vielfältig, und auch in den alten Bundesländern gibt es schlimme Ecken und nicht optimale Lebensverhältnisse.

Ich möchte an dieser Stelle wieder schließen - ich wünsche Ihnen allen in der deutschen Redaktion von IRIB einen schönen Herbst und bleiben Sie bitte alle gesund!

Lutz Winkler“

 

Vielen Dank lieber Hörerfreund für den authentischen Bericht, der uns einen besseren Einblick in die damaligen Verhältnisse gegeben hat, und für die guten Wünsche.

Jetzt lassen wir noch kurz Dieter Leupold aus Leipzig zu Wort kommen, denn er hat von einem persönlichen Erlebnis aus dem Jahr der deutschen Einheit zu berichten, und zwar im Zusammenhang mit dem Besuch des Technikmuseum Hugo Junkers in Dessau vor 14 Tagen, wo -so wie er schreibt- die Möglichkeit besteht „sich die Geschichte der deutschen Luftfahrt bis zum Kriegsende in Deutschland anzusehen.“

 

In seinem Bericht heißt es:

„Dort  ist auch das einst bedeutende Verkehrsflugzeug die " Tante JU 52 " zu sehen. Ich hatte persönlich das Glück im Frühjahr 1990 mit der Tante JU 52 selbst mitzufliegen. 

Die Flugreise habe ich durch ein Radio-Quiz der ehemaligen "DDR Messewelle" in Leipzig  gewonnen, ein 50 minütiger Flug von Leipzig bis zum Harz und zurück. Dieser Flug hätte damals 360 D-Mark gekostet.

Der Flug war am 16.März 1990 an dem Tag, wo Altkanzler Helmut Kohl in Leipzig war.

Das war schon ein schönes Erlebnis, auch meine Frau durfte mitfliegen, denn der Preis war für 2 Personen ausgelegt. 

Von der Junkers Flugzeug- und Motorwerke AG. wurde eine Anzahl von Flugzeugen entwickelt. Zum Kriegsende wurde das ganze Gelände durch die Alliierten stark zerstört und gesprengt, sodass nur 2 bis 3 Gebäude übrig geblieben sind. 

Der Eintrittspreis für das Museum liegt bei 8.00 Euro, und im Außengelände ist noch russische Militärtechnik zu sehen. 

Mit freundlichen Grüßen aus dem herbstlichen Leipzig, Dieter Leupold“

 

Den Mails von Ullmar Qvick, Volker Willschrey und Dieter Feltes widmen wir uns dann beim nächsten Mal – Inshallah !

Für heute bleibt noch der Abschiedsgruß

Choda hafez – Gott schütze Sie !