Nov 15, 2020 05:13 CET

Die Imame aus dem Hause des Propheten haben einen großen Schatz göttlichen Wissens hinterlassen.

 

 

Auf gelungene Weise haben sie die Wunder der Schöpfung beschrieben, von der endlosen Schöpfungsmacht Gottes gesprochen und die Herzen auf den Einen Gott aufmerksam gemacht.

Sie wussten, welche Bedeutung die  von  Gott dem Menschen verliehene innere Natur (Fitra) für dessen Rechtleitung hat. Das natürliche Verlangen des Menschen mehr über die Wahrheit wissen zu wollen, zählt zu seinen  typischen seelisch-geistigen Merkmalen. Diese Neigung beginnt in der Kindheit und hält bis ans Ende des Lebens an.  Das natürliche Verlangen des Menschen nach Aufdeckung der  Wahrheiten verhilft ihm zur Gotterkenntnis.

Einige Psychologen wie William James sehen den Ursprung für die Gottesanbetung in einem religiösen Gefühl, welches im Menschen existiert.  Natürlich ist dieses Gefühl nicht immer im Menschen wach und es kann sein, dass es in Folge von falscher Erziehung oder anderen äußeren Faktoren schlummert oder aber vom richtigen Weg abweicht.  Deshalb waren die Imame aus dem Prophetenhause bemüht, dieses schlummernde Gefühl wach zu rufen bzw. es in die richtige Bahn zu lenken.

                         

Das Dua gehörte zu den  Mitteln der Ahl-ul-Bait  für die Verbreitung  des Tauhid-gemäßen Denkens, bei dem die Einheit Gottes im Mittelpunkt steht. Mit diesen Gebeten voller Mystik haben sie eine Verbindung zwischen Mensch und Gott aufgebaut.  Die Duas der Ahl-ul-Bait  sprechen  bedeutende Grundlagen des Glaubens an und stellen diese richtig vor. Sie lehren den Menschen, wie er sein Leben besser gestalten kann. Ihre Gebete enthalten Religionswissen und Gotteskunde.

Die Ahl-ul-Bait - die Makellosen aus dem Hause des Propheten -  lehren in ihren Gebeten die Größe Gottes. Diese Edlen haben selber mit ihrem ganzen Sein die Wahrheit der Einheit Gottes erfasst und so kommt es, dass sie auf schönste Weise die Eigenschaften Gottes beschreiben.  Ihre Gebete befreien den Menschen aus dem Dunkel der Zweifel und führen ihn in die Helligkeit des Glaubens und der Gewissheit. In ihren Lobpreis- und Bittgebeten  werden die höchsten gnostischen Inhalte in die einfachsten Worte gefasst.

Die Edlen aus dem Prophetenhaus haben in ihren kostbaren Gebeten spürbar gemacht dass Gott von allem unabhängig ist und nichts und niemanden braucht, und es nur Ihm gebührt angebetet und gehuldigt zu werden.  Die Huldigung Gottes ist die höchste Manifestation der Dankbarkeit des Menschen gegenüber Gott. Dank des Duas – der Anflehung und Huldigung Gottes  und der Verbindung mit jener Quelle des Überflusses, gelangt der Mensch an seine  wahre eigene Identität, und Gott gibt seiner Welt einen Sinn und lässt alle Ereignisse im Leben erklärbar werden . Imam Ali (F) sagt über die wundersame Wirkung des Gott-Eingedenk-Seins und Bittgebetes:

Sicherlich hat Allah der Erhabene und Große das Seiner-Eingedenksein zur Ruhe und  Klarheit für die Herzen gemacht, mit dem sie hören, nachdem sie schwerhörig waren, und mit dem sie sehen, nachdem sie schwachsichtig waren und sich dadurch mahnen ließen, nachdem sie starrsinnig waren.

(Nahdsch-ul Balagha, Predigt 222)

In ihren Gebeten machen die Imame aus dem Prophetenhaus auf die Eigenschaften und Namen Gottes aufmerksam und sie preisen ihn.  Kernziel des Duas ist die innere Zuwendung des Menschen zu Gott. Die Intensität dieser Zuwendung hängt von der Gotterkenntnis des Menschen ab, und daher haben die Imame in diesen Gebeten den Menschen mit den Attributen Gottes  vertraut gemacht.  Da gibt es zum Beispiel das bekannte Gebet Dschauschan-Kabir, von dem es in der Überlieferung heißt, dass der Offenbarungsengel Dschibrail  (Gabriel) es dem Propheten überbrachte. In diesem Dua wird Gott mit den besten Namen und für die besten Attribute gepriesen. An einer Stelle heißt es:

o Erschaffer alles Erschaffenen,
o Schöpfer aller Geschöpfe,
o Versorger all dessen, was versorgt wird,
o Herrscher aller Beherrschten,
o Erlöser aller Leidenden,
o Befreier aller Bekümmerten,
o Erbarmer aller Erbarmten,
o Beistand aller Im-Stich-Gelassenen,
o Verhüller aller Fehlerbehafteten,
o Zuflucht aller Ausgestoßenen...

 Der Mensch wird  in diesem Gebet mit den  Namen und Eigenschaften Gottes  vertraut und zugleich entsteht eine emotionale Verbindung zwischen ihm und Gott und er verspürt, dass es auf der Welt keinen besseren Freund gibt als der Herr und Schöpfer  und keinen sichereren Zufluchtsort als bei Ihm.  Der Mensch fühlt sich eingetaucht in die Barmherzgikeit  Gottes und spürt seine ständige Abhängigkeit von Gottes Gnade. Ihm wird bewusst, dass niemand in der Daseinswelt mächtiger ist als Gott,  der Herr. Er verspürt die Nähe zu Gott. Seine Fitra,  die Gott gegebene Natur,  erwacht und die Achtlosigkeit verfliegt aus seinem Herzen.

                            

In ihren Preisungen und Bittgebeten erinnern die  Ahl-ul-Bait des Propheten ebenso an die grenzenlosen Gaben, die Gott den Menschen beschert.  Auch das ist ein Weg, um die Menschen auf das reine, einzigartige Wesen Gottes aufmerksam zu machen. In einem Ausschnitt der Gebete Imam Sadiqs im Monat Radschab spricht er:

Oh Jener, von Dem ich jegliches Gute erhoffe, und vor Dessen Zorn in jeglichem Übel ich Sicherheit suche.

Oh Jener, Der das Viele für das Geringe (an unseren Werken) gibt,

Oh Jener, der demjenigen gibt, der Ihn bittet,

Oh Jener, Der (auch) demjenigen aus Mitgefühl und Barmherzigkeit gibt, der Ihn nicht gebeten hat und der Ihn nicht erkannt hat .

Gib mir auf mein Bitten hin an Dich das gesamte Gute im Diesseits und das gesamte Gute im Jenseits, ...und wende auf mein Bitten hin an Dich das gesamte Übel des Diesseits und das Übel des Jenseits von mir ab, denn wahrlich, das, was Du gibst, ist unvermindert, und mehre mich aus Deiner Huld heraus, oh Großzügiger.“

 

Wenn der Mensch zur Erkenntnis und zu Wissen über Gott gelangt  und an das  Heilige Wesen Gottes glaubt,  gelangt er auf den klaren Pfade der Gott-Dienstbarkeit. Die Gebete, welche von den Edlen aus dem Hause des Propheten überliefert wurden, vermehren nicht nur das Wissen des Menschen über Gott sondern stellen ihm auch den Weg des Gott-Dienens vor. Ein bekanntes Gebet aus dem Prophetenhause , welches voller Gotteswissen und Glaube an die Einheit Gottes ist, ist das Gebet Imam Husains (F) am Arafat-Tag (der Arafat-Tag ist einer der Hadschtage). In diesem Gebet mit seinem gnostischen Inhalt wird Gott würdig beschrieben und Imam Husain (F) betont ,dass alles was wir sehen ein Zeichen für Gott ist, für Seine Macht und seine Güte zu den Menschen. An einer Stelle dieses Gebetes heißt es:

Und er spricht : Wie solltest Du verborgen sein, während Du offenbar bist!

Imam Husain hat in diesem Gebet die Gaben Gottes in Erinnerung gerufen und ihn frei von jedem Bedürfnis und den Spender des Daseins genannt.

 

Auch Imam Sadschad , der Sohn Imam Husains und ebenso Nachkomme des Propheten stellt mit seinen Gebeten eine Verbindung von Seele und Geist des Menschen zu Gott her und entfacht die Liebe zu Gott. Er spricht einem Menschen aus dem Herzen, der nach etwas sucht, das ihm verloren gegangen ist. Wir lesen an einer Stelle der Preis- und Bittgebete von Imam Sadschad:  

Das Brennen in meinem Herzen wird nur abkühlen, wenn ich mit dir in Verbindung trete, und das Feuer in ihm wird nur durch das Treffen mit dir gelöscht und meine Sehnsucht wird nur durch den Blick auf deine Lichtstrahlen gestillt. (Bihar ul Anwar, Bd. 91, S. 150) 

                    

Die Edlen aus dem Hause des Propheten haben also nicht  nur mit logischen Argumenten den Weg zur Gotterkenntnis und zur Vertrautheit mit Gott  geebnet, sondern auch mit ihren Gebeten. Mit den Duas, die sie hinterließen, haben sie die Seele und die Gott gegebene Natur  jener Quelle aller Gnaden nahe gebracht. Und wer sich Gott hingibt der findet keinen liebevolleren Vertrauten. Wer auf ihn vertraut, dessen Hoffnung wird durch diese Gebete  fest verankert.