Teil 900: Sure Zuchruf (Die Zierde) Vers (63-69)
Liebe Hörerfreunde, wir nehmen die Besprechung der Sure Zuruf, Sure 43, bei ihren Versen 63 und 64 wieder auf. Diese lauten:
(43: 63- 69)
وَلَمَّا جَاءَ عِيسَىٰ بِالْبَيِّنَاتِ قَالَ قَدْ جِئْتُكُم بِالْحِكْمَةِ وَلِأُبَيِّنَ لَكُم بَعْضَ الَّذِي تَخْتَلِفُونَ فِيهِ ۖ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ
„Und als Jesus mit den klaren Beweisen kam, sagte er: `Ich komme ja zu euch mit der Weisheit, und um euch einiges von dem klarzumachen, worüber ihr uneinig seid. So fürchtet Allah und gehorcht mir`.“ (43: 63)
إِنَّ اللَّـهَ هُوَ رَبِّي وَرَبُّكُمْ فَاعْبُدُوهُ ۚ هَـٰذَا صِرَاطٌ مُّسْتَقِيمٌ
„`Gewiss, Allah ist ja mein Herr und euer Herr; so dient Ihm. Das ist der gerade Weg`.“ (43: 64)
Beim letzten Mal haben wir gesehen, dass der Koran es ablehnt, wenn eine Gruppe von Christen Jesus als Sohn Gottes anbetet und ihm huldigt. Daraufhin folgt nun in den obigen Versen ein Hinweis auf die Glaubensverkündigung Jesu. Wie die anderen Propheten hat Jesus mit Erlaubnis Gottes Wunder vorgeführt, um auf diese Weise zu beweisen, dass er von Gott mit seiner Botschaft ausgesandt wurde. Jesus hat laut Vers 63 den Menschen Weisheit überbracht und sie zur Weisheit herbeigerufen. Er hat den Gottesglauben mit Logik untermauert, damit ihn alle begreifen können und akzeptieren und vor einer abwegigen Denkweise bewahrt bleiben. Natürlich schließt Weisheit auch vernünftiges Handeln mit ein und soll der Läuterung der Moral des Menschen dienen, damit er sich von schlechten Eigenschaften freihält und sich stattdessen mit hohen Eigenschaften schmückt.
Es liegt auf der Hand, dass sich mit Hilfe der Weisheit und Vernunft auch Streit unter den Menschen durch Fällung von gerechten und einsichtigen Urteilen beilegen lässt. Auch darauf verweist der obige Vers 63.
Außerdem wird, an der obigen Stelle in der Sure Zuchruf, Jesus zitiert, der jegliche Behauptungen über seine angebliche Göttlichkeit zurückweist, indem er gemäß Vers 64 sagt: „Zweifelsohne ist Gott mein Herr und euer Herr.“ Mit diesen Worten macht dieser edle Gesandte Gottes klar: Ich bin wie ihr in jeder Hinsicht auf den Schöpfer und den Verwalter der Welten angewiesen. Er ist es, der mich auf den rechten Weg leitet. Er ist aller Herr. So betet nur Ihn an. Niemand außer Ihm verdient es angebetet zu werden. In Ergänzung zu diesen Worten verkündet Jesus gemäß Vers 64 weiter, dass der gerade Weg in der Dienstbarkeit gegenüber Gott besteht. Das ist der Weg, der frei von jeder Abweichung ist.
Wir lernen in diesem Zusammenhang:
Erstens: Der Aufruf der Propheten ist aufgrund von Weisheit und mit klaren Beweisen erfolgt, damit die Menschen dank ihres Verstandes und ihrer Denkkraft seine Wahrhaftigkeit begreifen und der Einladung der Gesandten Gottes folgen.
Zweitens: Streitigkeiten in Fragen der Religion und der Gesellschaft lassen sich beilegen, indem man bei den weisen Lehren der Propheten Gottes Rat sucht, und sich davor hütet, nach persönlichem Geschmack oder dem Geschmack einer bestimmten Gruppe zu entscheiden.
Drittens: Die wichtigste Botschaft von Jesus Christus ist der Aufruf der Menschheit zur Anbetung nur des Einen Gottes. Nur demjenigen gebührt es, dass wir ihm dienen, der alle Angelegenheiten in der Hand hat. Es ist abwegig, etwas oder jemanden anderen als Gott anzubeten. Nichts und niemand ist es würdig, angebetet zu werden, auch nicht ein Prophet, der auf ungewöhnliche Weise zur Welt kam.
In den Versen 65 und 67 heißt es daraufhin wie folgt:
فَاخْتَلَفَ الْأَحْزَابُ مِن بَيْنِهِمْ ۖ فَوَيْلٌ لِّلَّذِينَ ظَلَمُوا مِنْ عَذَابِ يَوْمٍ أَلِيمٍ
„Doch wurden die Gruppierungen untereinander uneinig; so wehe denjenigen, die Unrecht tun, vor der Strafe eines schmerzhaften Tages!“ (43: 65)
هَلْ يَنظُرُونَ إِلَّا السَّاعَةَ أَن تَأْتِيَهُم بَغْتَةً وَهُمْ لَا يَشْعُرُونَ
„Erwarten sie nur die Stunde, dass sie plötzlich über sie kommt, ohne dass sie (es) merken?“ (43: 66)
الْأَخِلَّاءُ يَوْمَئِذٍ بَعْضُهُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ إِلَّا الْمُتَّقِينَ
„Die Freunde werden an jenem Tag einer des anderen Feind sein, außer den Gottesfürchtigen.“ (43: 67)
Gott hat seinen Propheten Jesus zu den Israeliten geschickt. Aber ein Teil des jüdischen Volkes bezichtigte ihn der Lüge und lehnte seine Sendung ab. Eine andere Gruppe von Menschen hat umgekehrt in Bezug auf Jesus Übertreibungen begangen und ihn nicht mehr als Prophet sondern als Gottheit betrachtet. Sie glaubten, er sei der vom Himmel herabgestiegene Gott, der Menschengestalt angenommen habe. Außerdem haben einige Jesus als Teil einer dreifaltigen Gottheit gesehen. Dieser von der Kirche eingeführte Trinitätsglaube dominierte schließlich in der christlichen Welt und die meisten Christen sind heute von der Dreifaltigkeit Gottes überzeugt oder haben sie ohne darüber nachzudenken akzeptiert.
Unterdessen hat Jesus sich selbst als Diener Gottes vorgestellt und die Menschen aufgerufen nur den Einzigen Gott anzubeten. Daher mahnt der obige Vers: Wehe denen, die Unrecht getan haben und vom geraden Weg abgeraten sind. Sie haben ein großes Unrecht begangen in Bezug auf die Aussendung von Propheten und sich damit einen üblen Ausgang im Jenseits eingehandelt. Was können sie erwarten, wenn sie Falsches über die Position des Propheten Gottes behaupten? Erwartet sie etwas anderes als eine böse Überraschung? Der Jüngste Tag kommt überraschend, ohne dass der Mensch darauf vorbereitet ist und ohne dass er mit ihm rechnet.
An dieser Stelle in der Sure Zuchruf mahnt Gott vor zwei einschneidenden Aspekten des Jüngsten Tages: zum einen sein plötzlicher Eintritt und zum anderen, dass die Menschen nicht auf ihn vorbereitet sind.
Danach wird im Vers 67 der Jüngste Tag weiter beschrieben. Es ist ein Tag, an dem die nicht-religiösen Verbindungen aufgelöst werden. Diejenigen, die vorher untereinander Freunde waren und gemeinsam den Weg des Verderbens, des Unrechts und der Sünde gingen, werden dort einander feind. Jeder von ihnen wird dem anderen die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben, dass er den falschen Weg gegangen und nun in Not geraten ist. Sie werden einander vorwerfen: Du hast mich auf den Irrweg gelockt. Du hast mir das Weltliche im schönsten Licht erscheinen lassen und ich muss mich jetzt diesem schlimmen Schicksal stellen, weil ich mit dir befreundet war. Nur diejenigen bleiben auch im Jenseits Freunde, die aufgrund der Wertmaßstäbe Gottes Freundschaft schlossen bzw. eine Befreundung ablehnten. Ihre Freundschaft wird sich nicht in Feindschaft und gegenseitige Verwünschung verwandeln. Denn die Freundschaft der Gottesfürchtigen nimmt im Diesseits aufgrund ewiger Werte Gestalt an und daher währt auch ihr Bündnis in jener Welt auf ewig weiter. Sie werden im Jenseits die Früchte dieser Freundschaft ernten können.
Wir können Folgendes noch einmal hervorheben:
Erstens: Der Jüngste Tag tritt plötzlich ein. Sein Zeitpunkt ist noch nicht einmal den Propheten bekannt. Nur Gott kennt ihn.
Zweitens: Freundschaftliche Beziehungen im Diesseits werden sich im Jenseits, falls sie nicht auf den für dort entscheidenden Wertmaßstäben beruhen, in Feindschaften verwandeln.
Drittens: Die Freundschaft zu Gläubigen ist ewig und beständig, im Gegensatz zu der Freundschaft mit anderen. Letztere ist nicht zuverlässig und hält nicht auf ewig an.
In den beiden letzten Versen für heute, den Versen 68 und 69 der Sure Zuchruf, heißt es:
يَا عِبَادِ لَا خَوْفٌ عَلَيْكُمُ الْيَوْمَ وَلَا أَنتُمْ تَحْزَنُونَ
„O Meine Diener, keine Furcht soll heute über euch kommen, noch sollt ihr traurig sein,“ (43: 68)
الَّذِينَ آمَنُوا بِآيَاتِنَا وَكَانُوا مُسْلِمِينَ
„(ihr,) die ihr an Unsere Zeichen glaubtet und (Uns) ergeben wart.“ (43: 69)
Die Gottesfürchtigen bleiben im Leben fest im Glauben und unterwerfen sich vollständig den Anweisungen Gottes. Sie zweifeln weder an der Wahrheit der göttlichen Versen noch befolgen sie die Gelüste und Neigungen des rebellischen Egos.
Ihnen gibt Gott die frohe Botschaft, dass sie im Jenseits keine Angst haben müssen. Weder wird sie die Vergangenheit bekümmern noch die Zukunft beunruhigen. Ist das nicht eine wunderbare Verheißung?
Ja! Ein Mensch der immer versucht, seiner Pflicht nachzukommen, wird - selbst wenn seine Anstrengungen kein Ergebnis im Diesseits zu haben scheinen - dennoch nicht denken, er sei gescheitert und sich ängstigen und Sorgen machen. Er hofft auf die Gnade Gottes und vertraut seine Angelegenheit Gott an.
Abschließend noch folgende zwei Punkte:
Erstens: Der Weg zum wahren inneren Frieden und zur Sicherheit vor der Angst und Sorge während der gewaltigen Ereignisse am Jüngsten Tag, besteht darin, Gott zu dienen und sich Seinem Willen zu beugen.
Zweitens: Glaube alleine genügt nicht. Wie schon oftmals gesagt, muss Glaube praktiziert werden. Der gläubige Mensch soll sich also den Anweisungen Gottes, des Allmächtigen und Allweisen, unterwerfen und sie befolgen.