Teil 905: Sure Duchan (Der Rauch) Vers (9- 18)
Wir setzen die Kurzexegese zu der Sure 44, Sure Duchan, fort und beginnen bei den Versen 9 bis 11. Sie lauten:
(44: 9- 18)
بَلْ هُمْ فِي شَكٍّ يَلْعَبُونَ
„Aber nein! Sie sind im Zweifel und treiben ihr Spiel.“ (44: 9)
فَارْتَقِبْ يَوْمَ تَأْتِي السَّمَاءُ بِدُخَانٍ مُّبِينٍ
„So erwarte den Tag, an dem der Himmel deutlichen Rauch hervorbringt,“ (44: 10)
يَغْشَى النَّاسَ ۖ هَـٰذَا عَذَابٌ أَلِيمٌ
„der die Menschen überdecken wird. Das ist eine schmerzhafte Strafe.“ (44: 11)
In den vorherigen Versen zu Beginn dieser Sure war auf die Herabsendung des Korans durch Gott und die Aussendung von Propheten hingewiesen worden und darauf, dass beides der Rechtleitung dient und Barmherzigkeit seitens Gott ist. In den darauffolgenden Versen heißt es nun, dass einige Leute sich nicht zur Wahrheit bekennen wollen, auch wenn sie ihnen bekannt ist. Anstelle dessen hegen sie dauernd Zweifel und versetze andere ebenso in Zweifel. Sie vertreiben sich die Zeit mit ihren Zweifeln anstatt offene Fragen zu klären und auf diese Weise treiben sie ihr Spiel mit dem Inhalt des himmlischen Buches. Gott mahnt die Ungläubigen vor dem Zeitpunkt, wo sie die Vorzeichen der göttlichen Strafe sehen werden. Dann wird der Vorhang ihrer Gleichgültigkeit beiseite weichen und sie werden ihren großen Irrtum erkennen. Dann wird ihnen klar werden, dass es kein Aberglauben sondern die Wahrheit war, was die Propheten Gottes verkündet haben.
Wir sehen also:
Erstens: Zweifel dürfen nicht zur Unachtsamkeit und zur Ablehnung führen. Es ist nicht richtig Zweifel beizubehalten. Der Verstand hegt zwar Zweifel, aber diese muss der Mensch durch Nachforschen und Hinterfragen hinter sich bringen.
Zweitens: Sich mit dem Gerede von Leuten, die Zweifel an den religiösen Überzeugungen erregen, zu vergnügen und mit den Zeichen Gottes zu spielen, hat harte göttliche Strafe zur Folge.
Wir wenden uns den Versen 12 bis 14 der Sure 44 zu. Dies ist ihr Inhalt:
رَّبَّنَا اكْشِفْ عَنَّا الْعَذَابَ إِنَّا مُؤْمِنُونَ
„(Sie sagen:) `Unser Herr, nimm die Strafe von uns hinweg; wir sind (jetzt) ja gläubig `“ (44: 12)
أَنَّىٰ لَهُمُ الذِّكْرَىٰ وَقَدْ جَاءَهُمْ رَسُولٌ مُّبِينٌ
„Wie soll ihnen (jetzt) die Selbstbesinnung nützen, wo bereits ein deutlicher Gesandter zu ihnen kam,“ (44: 13)
ثُمَّ تَوَلَّوْا عَنْهُ وَقَالُوا مُعَلَّمٌ مَّجْنُونٌ
„sie sich hierauf aber von ihm abkehrten und sagten: `(er ist) einer, dem vorgesagt wird, ein Besessener?`“ 44: 14)
Die Leugner Gottes werden natürlich in Angst und Schrecken versetzt, wenn sie die Zeichen der göttlichen Strafe vor sich sehen. Dann werden sie sich Gott zuwenden und Ihn anflehen: „O Herr, nimm die Strafe von uns! Wir glauben.“ Aber diese Art von Gläubigkeit aus Angst nützt nichts. Ein Glauben ist etwas wert, zu dem sich der Mensch aus freien Stücken und nicht deshalb bekennt, weil er von außen unter Druck geraten ist.
Daher heißt es auch im Vers 13: Diese Selbstbesinnung und Umkehr nützt nichts mehr, denn als der Prophet mit seinen Wunderzeichen und seinen klaren Beweise zu euch kam, habt ihr nicht auf seine Weisungen geachtet und euch nicht zur Einheit Gottes bekannt. Ihr habt euch vom Gesandten Gottes abgewendet und behauptet, er habe seine Lehre von anderen übernommen. Ihr ward nicht bereit anzuerkennen, dass es die Offenbarung und das Wort Gottes ist.
Manchmal behaupteten die Gegner des Propheten, er stehe mit den Dschinn (den Geistern) in Verbindung und sie hätten ihm alles vorgesagt, oder sie sagten, es gäbe andere Personen, die ihm das, was er sagt, eingeflößt oder beigebracht hätten, er aber würde es als Gottes Wort erklären.
Wir können Folgendes herausstreichen:
Erstens: Eines Tages werden denjenigen, die heute ihr Spiel mit der Religion treiben, die Augen geöffnet. Sie werden Unachtsamkeit und Zweifel einstellen und umkehren wollen, aber es wird ihnen nichts mehr nützen.
Zweitens: Gott bestraft die Leugner und Verleumder erst, nachdem er alle Beweise vorgelegt hat.
Drittens: Die Ungläubigen versuchen nicht durch logische Argumentierung und Beweise zu widerlegen, was die Propheten verkünden, sondern sie sind bestrebt, durch Verleumdungen das Ansehen der Gesandten Gottes zu zerstören.
Die Verse 15 und 16 der Sure Duchan enthalten eine weitere Verheißung, nämlich:
إِنَّا كَاشِفُو الْعَذَابِ قَلِيلًا ۚ إِنَّكُمْ عَائِدُونَ
„Wir werden die Strafe ein wenig hinwegnehmen. Ihr werdet (aber) sicher (zum Unglauben) zurückkehren.“ (44: 15)
يَوْمَ نَبْطِشُ الْبَطْشَةَ الْكُبْرَىٰ إِنَّا مُنتَقِمُونَ
„Am Tag, da Wir mit der größten Gewalt zupacken werden, gewiss, da werden Wir Vergeltung üben.“ (44: 16)
Die Ungläubigen behaupten zwar beim Anblick der Strafe, dass sie gläubig geworden seien, aber der Vers 15 der Sure 44 weist diese Behauptung zurück und sagt, dass sie in Wahrheit sofort rückfällig werden, sollte Gott etwas von der Strafe wegnehmen. Ohne aus einer Strafe eine Lehre zu ziehen, werden sie erneut Hässliches tun und es nicht bereuen. Mit anderen Worten: Auch wenn sie bei einer Heimsuchung etwas bereuen und sich besinnen, so ist dies nur von kurzer Dauer, denn wenn das Übel nachlässt, gehen sie wieder den gleichen Weg wie vorher. Ihr Bekenntnis zum Glauben in der Not geht auf Angst zurück und zählt nicht. Selbst wenn ihre Strafe im Diesseits gemildert wird, so erwartet sie im Jenseits eine harte Vergeltung. Wer Unrecht begeht, zieht den Zorn Gottes auf sich und ist nicht vor Seiner Strafe sicher.
Wir können uns vergegenwärtigen:
Erstens: Oftmals hat Gott im Diesseits von einer Bestrafung abgesehen, aber wir haben uns trotzdem nicht von schlechten Taten abgewandt und beharrlich an ihnen festgehalten.
Zweitens: Gott unterstützt die Propheten und die Gläubigen. An den hartnäckigen Ungläubigen aber übt Er Vergeltung, weil sie Seinen Gesandten und aufrichtigen, gläubigen Dienern Unrecht angetan haben.
Es sind noch die Verse 17 und 18 der Sure 44 zu erläutern und zwar spricht Allah in diesen Versen:
وَلَقَدْ فَتَنَّا قَبْلَهُمْ قَوْمَ فِرْعَوْنَ وَجَاءَهُمْ رَسُولٌ كَرِيمٌ
„Und vor ihnen haben Wir schon das Volk Pharaos geprüft, und zu ihnen kam ein ehrenwerter Gesandter“ (44: 17)
أَنْ أَدُّوا إِلَيَّ عِبَادَ اللَّـهِ ۖ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ
„(Er sagte zu ihnen:) `Übergebt mir die Diener Gottes. Gewiss, ich bin für euch ein vertrauenswürdiger Gesandter`.“ (44: 18)
Im Anschluss an die vorherigen Verse über das Verhalten der Götzendiener in Mekka gegenüber dem Propheten des Islams, weisen die Verse 17 und 18 auf die Geschichte von Musa und Fir`aun (Moses und den Pharao) hin.
Es sei daran erinnert, dass die Leute des Pharaos große Macht und großen Reichtum besaßen. Dies hatte sie hochmütig gemacht und sie begingen viele Sünden und alles mögliche Unrecht.
Doch da erschien Moses. Höflich und freundlich bat er Pharao und seine Leute, dass sie die Israeliten, welche vom Pharao versklavt worden waren, freilassen, damit er sie mit der göttlichen Lehre rechtleitet.
Wir möchten an dieser Stelle noch zwei Dinge anmerken:
Erstens: Die erste Mission der Propheten bestand darin, die Menschen von den gewaltsamen und ungerechten Herrschern zu befreien und die Unterdrückten und Entbehrenden aus Ausbeutung und Versklavung zu erlösen. Daher suchte Prophet Moses zuerst den Pharao und seine Leute auf, bevor er zu seinem Volk – die Bani Israil - ging.
Zweitens: Die Propheten sind vertrauenswürdige Menschen. Bevor sie von Gott ausgesandt wurden, waren sie bereits für ihre Vertrauenswürdigkeit bekannt und dies war eine gute Voraussetzung für den Erfolg ihres Aufrufes.