Dez 05, 2020 13:03 CET

Liebe Hörerfreunde! Wir beginnen den nächsten Teil unserer Koran-Kurzexegese bei den Versen 51 bis 55 der Sure Duchan, Sure 44:

(44: 51- 59)  

 

إِنَّ الْمُتَّقِينَ فِي مَقَامٍ أَمِينٍ

„Gewiss, die Gottesfürchtigen befinden sich an sicherer Stätte,“ (44: 51)

 

فِي جَنَّاتٍ وَعُيُونٍ

„in Gärten und an Quellen“ (44: 52)

 

يَلْبَسُونَ مِن سُندُسٍ وَإِسْتَبْرَقٍ مُّتَقَابِلِينَ

 „Sie tragen (Gewänder) aus Seidenbrokat und schwerem Brokat  und (sie sitzen) einander gegenüber.“ (44: 53)

 

كَذَٰلِكَ وَزَوَّجْنَاهُم بِحُورٍ عِينٍ

 „So (werden sie belohnt). Und Wir geben ihnen als Gattinnen Huris mit schönen, großen Augen.“ (44: 54)

 

يَدْعُونَ فِيهَا بِكُلِّ فَاكِهَةٍ آمِنِينَ

 „Sie rufen darin nach Früchten aller Art (und sind dort) in Sicherheit.“ (44: 55)

 

Sie erinnern sich, dass beim letzten Mal die unerträgliche Situation der Übeltäter und Sünder in der Hölle beschrieben wurde. Daraufhin wird nun in den obigen Versen das paradiesische Leben der Gottesfürchtigen im Jenseits geschildert: Sie genießen völlige Sicherheit. Sie sind vor jeglichem Kummer, Schmerz und Leid sicher.  Bereits im Diesseits ist Sicherheit das beste Geschenk Gottes.

Die Paradiesbewohner leben in herrlichen Gärten an Wasserfällen und Quellen. Das Leben im Paradies ist so angenehm, dass die Paradiesbewohner es niemals überdrüssig werden.

Sie tragen wunderschöne seidene Gewänder.  Im Paradies herrscht nur innige Freundschaft. Gemütlich sitzen die Paradiesbewohner  einander gegenüber. Keiner von ihnen strebt nach Überlegenheit. 

Der Mensch ist im Paradies nicht nur mit seiner Seele sondern auch mit seinem Körper zugegen. Gott vermählt die Gottesfürchtigen im Paradies mit wunderschönen Gemahlinnen, deren Anblick alle Vorstellungen der Erdbewohner übersteigt. Der Herr  belohnt im Jenseits die Gottesfürchtigen dafür, dass sie im Diesseits ihre Blicke vor Verbotenem gesenkt haben und sich davor gehütet haben, zu sündigen.

Die Paradiesbewohner haben zu essen und trinken, was ihr Herz auch nur begehrt. Es stehen ihnen unentwegt die besten Früchte zur Verfügung, und es bereitet keine Mühe sie zu pflücken.

 

Folgende Anmerkungen möchten wir dazu machen:

 

Erstens: Sicherheit ist eine der größten Gnaden, die Gottesfürchtige im Paradies genießen. Sie wird in der obigen Stelle in der Sure Duchan daher allen anderen Paradiesgaben voran genannt. Im Paradies gibt es keine Angst vor Gefahren, vor dem Tod oder den Verlust von Gaben.

Zweitens: Was den Menschen in das herrliche Paradies führt, sind die Gottesfürchtigkeit und die Abstinenz von unwürdigen und verbotenen Handlungen.

Drittens:  Wenn sich der Mensch im Leben von dem, was Gott wegen der damit verbundenen Schäden verboten hat, enthält wird er dafür im Paradies auf beste Weise und im Überfluss belohnt.

Viertens: Die Gottesfürchtigen  genießen im Paradies ein Leben in  Freundschaft und Geselligkeit.

 

In den Versen 56 und 57 heißt es weiter über die Bewohner der Paradiesgärten:   

 

لَا يَذُوقُونَ فِيهَا الْمَوْتَ إِلَّا الْمَوْتَةَ الْأُولَىٰ ۖ وَوَقَاهُمْ عَذَابَ الْجَحِيمِ 

„Nach dem ersten Tod werden sie darin keinen weiteren erleiden.  Und Gott bewahrt sie vor der Strafe des Höllenbrandes“ (44: 56)

 

فَضْلًا مِّن رَّبِّكَ ۚ ذَٰلِكَ هُوَ الْفَوْزُ الْعَظِيمُ 

„als Huld von deinem Herrn. Das ist das höchste Glück“ (44: 57)

 

Die Existenz des Todes bereitet dem Menschen im Leben immer Sorgen und Kummer. Der Tod trennt den Menschen von seinen Verwandten und Freunden und von allem, an dem er hängt. Aber Gott hat den Paradiesbewohnern verheißen, dass sie nach der Auferstehung vom hiesigen Tod nie mehr sterben werden. Dies steht noch an anderen Stellen im Koran. Die Worte Chalidina fiha – im Zusammenhang mit dem Paradies - bedeuten: „Sie verbleiben immer darin“.  Niemals wird es einen Tod geben, der sie vom Paradies trennt und nicht nur das: Sie werden auch nie vom Paradies in die Hölle abwandern müssen. Möglicherweise müssen einige  wegen ihrer Sünden zuerst die Hölle betreten, aber dürfen, nachdem ihr Herz und ihr Geist von den Sünden geläutert wurde, ins Paradies kommen. Jedoch das Gegenteil wird nicht passieren, denn jeder, der in das Paradies einkehren darf, dem hat Gott großzügig verziehen und ihn vor der Pein der Hölle bewahrt. Im Paradies brauchen sie sich nicht vor dem Höllenbrand und Strafe zu fürchten.

Der Koran verweist im Anschluss daran auf einen weiteren wichtigen Punkt und zwar, dass alle diese Segensgaben eine Huld seitens Gott sind.  Denn im Grunde  haben die Diener wegen ihrer begrenzten Werke gar keinen Anspruch auf endlose ewige Belohnung im Paradies.  Aber Gott stellt ihnen aufgrund Seiner Huld all diesen Segen im Paradies zur  Verfügung und er macht sie auf eine Weise glücklich, wie sich keiner im Diesseits vorstellen kann. Jedenfalls ist es ein großes Glück für die Paradiesbewohner dass sie alle diese Belohnungen erhalten und dies  ist einzig der Huld Gottes zu verdanken.

 

Wir lernen:

Erstens: Wer ins Paradies einkehrt, der wird es nicht mehr verlassen, sondern ewig darin weilen.

Zweitens: Jeder, der sich im Leben gegenüber den unangemessenen Verlangen des Egos beherrscht und vor Sünden hütet, den wird Gott im Jenseits vor dem Höllenbrand bewahren.

Drittens:  Die rechtschaffenen Werke, welche Gläubige im Leben vollbracht haben,  sind  begrenzt und im Verhältnis zu den großen Gnaden, die Gott ihnen im Paradies beschert, geringfügig.  Also haben die Rechtschaffenen im Grunde keinen Anspruch auf all das Glück im Paradies, sondern das paradiesische Glück ist eine Huld Gottes.  

 

Wir betrachten abschließend die Verse 58 und 59 der Sure 44. Diese beinhalten Folgendes:

 

فَإِنَّمَا يَسَّرْنَاهُ بِلِسَانِكَ لَعَلَّهُمْ يَتَذَكَّرُونَ

„Wir haben den Koran in deiner Sprache wahrlich leicht gemacht, auf dass sie bedenken mögen“ (44: 58)

 

فَارْتَقِبْ إِنَّهُم مُّرْتَقِبُونَ

 „Warte nun ab; auch sie warten ab“ (44: 59)

 

Dies sind die beiden letzten Verse der Sure Duchan. Sie sind an den Propheten des Islams gerichtet und zugeich eine indirekte Mahnung an die Menschen, dass sie auf ihr Verhalten achtgeben sollen. 

Im Gegensatz zu den meisten wissenschaftlichen Büchern, die normale Menschen nicht nutzen können,  ist der Koran, trotz seines tiefen Inhaltes und Wissensgehalt, einfach und für alle Bevölkerungsgruppen verständlich und liest sich flüssig. Er enthält lehrreiche Dinge, seine Aussagen sind deutlich und seine Argumente fest und einleuchtend. Daher erreicht der Koran mit seinen Versen die Herzen und rüttelt sie wach.

Aber jene, die sich eigensinnig verhalten und die Wahrheit leugnen und bekämpfen, lassen sich nicht mahnen, so viel und oft diese Verse für sie auch verlesen werden. Denn sie möchten nicht die Wahrheit anerkennen.  Sie sind wie jemand, der sich schlafend stellt und nicht reagiert, so sehr man ihn auch ruft.  Jene Ungläubigen und Leugner in der  Zeit des Propheten warteten nur darauf, dass der Prophet und seine Lehre scheitern. Gott aber spricht zu seinem  Gesandten:“Warte nun ab“. Das heißt der Prophet (S) soll abwarten, dass die Verheißung über den Sieg der Religion Gottes  über die eigensinnigen Leugner in Erfüllung geht.

 

Wir können aus diesen letzten Versen der Sure 44 noch Folgendes lernen:

Erstens:  Das Koranwissen soll in einer einfachen Sprache, die allgemein verständlich ist, dargebracht werden, denn es geht nicht darum, nur einer bestimmten Gruppe oder eine Schar von Auserlesenen sondern allen den richtigen Weg zu weisen.

Zweitens: Gott hat durch Herabsendung seiner Himmelsbücher und Aussendung der Propheten den Menschen den letzten Beweis vorgelegt. Wenn jemand bewusst die Wahrheit ablehnt, muss er mit dem Zorn Gottes rechnen.