Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (11 – Ismat)
Wir sind bei der Betrachtung der Denkschule der Ahl-ul-Bait, den Imamen aus dem Hause des Propheten, bei dem Thema Aussendung von Propheten angelangt und wollen diesmal aus der Sicht der Ahl-ul-Bait einige besondere Merkmale der Botschafter Gottes erwähnen.
Nach Darlegung des Prinzips von der Einheit Gottes und dem Ziel der Erschaffung des Menschen und der Welt, steht zur Debatte, dass der Mensch über den Weg im Bilde sein muss, der ihn zu seinem eigentlichen Ziel, nämlich dem Höhepunkt der Gott-Dienstbarkeit führt. Die Ahl-ul-Bait waren bestrebt die Wahrheit zu vermitteln, dass Gott als der Schöpfer des Menschen, der alle materiellen und immateriellen Bedürfnisse des Menschen kennt, der beste Gesetzgeber ist und den Menschen mittels Seiner Gesandten das perfekte Lebenskonzept unterbreitet hat.
Der Erkenntnis des Menschen sind Grenzen auferlegt, so dass er nicht alle seine Bedürfnisse kennt und entsprechend erwidern kann. Daher ist es notwendig, dass er durch die Offenbarung an das Wissen darüber gelangt.
Nicht jeder Mensch bringt die Eignung mit, göttliche Offenbarung zu empfangen. Nur die Propheten sind geeignet, die Botschaft Gottes unter den Menschen zu verkünden. Sie müssen unfehlbar sein. Hier setzt die Diskussion um die Ismat – die Makellosigkeit der Propheten und ihre Reinheit von Irrtümern und Sünden ein.
Die Offenbarung Gottes nützt nur dann etwas und kann nur dann die Lückenhaftigkeit menschlichen Wissens begleichen, wenn sie vor Verfälschungen sicher ist. Es leuchtet ein, dass ein Fehler bei der Verkündigung der Offenbarung, ein Abweichen von dem Pfad zur Vervollkommnung zur Folge hat und die Menschen nicht mehr in sie vertrauen werden. So leuchtet es ein, dass Gott Seine Gesandten von Verfehlungen bei der Verkündung Seiner Offenbarung bewahren muss.
Imam Sadiq (F) hat gesagt:
„Die Propheten begehen keinerlei Sünde, denn sie sind rein. Rein ist jemand, der mit Gottes Gnade von allen Sünden rein ist.“
Der hohe Rang eines Propheten erfordert eine Reihe von geistigen und spirituellen Vorzügen. Imam Sadiq (F) sieht darin Gnadengeschenke Gottes. Dank der göttlichen Huld entsteht eine innere Kraft bestehend aus Glauben und Gottesehrfurcht, welche die Propheten vor moralischen Verdorbenheiten und Sünden und sogar vor den Gedanken und der Absicht zu sündigen, bewahrt. Imam Sadiq (F) sieht darin göttliche Rechtleitung . Er hat gesagt: „Wer mit der Hilfe Gottes (vor dem Begehen einer Sünde) geschützt wird, der hat mit Sicherheit den geraden Weg der Rechtleitung gefunden.“ (Bihar-ul-Anwar, Bd. 25, S. 194)
Laut Imam Sadiq (F) gehören die Makellosen (Propheten und Imame) zu denen, die auf den geraden Weg gelenkt worden sind. Sie genießen die Unterstützung des Herrn und ihnen wird göttliche Huld und Wegweisung zuteil. Natürlich kann nur jemand den Menschen Rechtleitung geben, der selber frei ist von Unwissenheit und Irreleitung. Die Propheten sind in Wahrheit die Vertreter Gottes unter der Menschheit, welche die anderen auf den rechten Weg führen sollen. Würden diese Botschafter sich nicht an die göttlichen Gebote halten und im Widerspruch zu ihnenverhalten, dann würden die Menschen zu Recht sagen können, dass sie anders handeln als sie reden. Das Ziel der Aussendung, nämlich die Rechtleitung und charakterliche Veredlung der Menschen würde in dem Fall nicht verwirklicht werden können.
Gemäß weiser Vorsehung Gottes müssen die Propheten also edel und rein von Sünden sein und sie dürfen noch nicht einmal aus Unachtsamkeit oder Vergesslichkeit unangemessen handeln. Gott hat seine Propheten hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung und ihres Charakters zu den vollkommnesten Menschen werden lassen und er hat sie hinsichtlich ihres Wissens zu den aufrichtigsten gemacht und hinsichtlich ihres Verstandes und ihrer Weitsicht zu den klügsten. Ihr Leben sollte ein Vorbild der Rechtleitung für die Menschen sein. Und nach ihnen sollten ihre Vorgehensweise und die Erinnerung an sie wie helle Leuchten dem Dunkel im Leben der Menschen Helligkeit spenden und ihnen den Weg weisen. Sie sind wie Wegweiser, denen zu folgen Gott befohlen hat. Gott , der Höchsterhabene hat über eine große Eigenschaft der Propheten in den Versen 89 und 90 der Sure 6 (Anam) gesagt:
اُولئِکَ الَّذِینَ آتَیْناهُمُ الکِتابَ وَالْحُکْمَ وَالنُّبُوَّةَ فَإِنْ یَکْفُرْ بِها هؤُلاءِ فَقَدْ وَکَّلْنا بِها قَوْماً لَیْسُوا بِها بِکافِرِینَ أُولئِکَ الَّذِینَ هَدَىَ اللَّهُ فَبِهُداهُمُ اقْتَدِهْ...؛
Das sind diejenigen, denen Wir die Schrift, das Urteil und das Prophetentum gegeben haben. Wenn aber diese es verleugnen, so (bleibt die Lehre Gottes nicht ruhen und) so betrauen Wir damit schon (andere) Leute betraut, die dem gegenüber nicht ungläubig sind.
Das sind diejenigen, die Allah rechtgeleitet hat. So nimm ihre Rechtleitung zum Vorbild!
Ein wichtiger Punkt bezüglich der Reinheit der Propheten von Sünden liegt darin, dass diese Reinheit psychischer Beschaffenheit ist und der Willen des Menschen eine wichtige Rolle dabei spielt. Mit anderen Worten: Die Propheten halten sich nicht aufgrund eines Zwanges sondern aufgrund ihrer freien Willensentscheidung von Sünden rein. Die Gottesfürchtigkeit (Taqwa) ist bei den Propheten so stark, dass sie wie ein Schutzschild gegenüber der Sünde wirkt. Imam Ridha hat gesagt: „Gott der Erhabene wählt für Seine Botschaft und Sendung niemanden aus, von dem er weiß, dass er ungläubig ist und dass er, anstatt Ihm, Satan dient.“ /Bihar ul Anwar, Bd. 25, S. 199) ,
Diese Worte zeigen, dass die Propheten vor ihrer Berufung unter ihrem Volk für ihren Anstand und ihre Reinheit bekannt waren. Bekanntlich haben sich die üblen Feinde der Propheten bei ihren Verschwörungen nicht gescheut, sie für wahnsinnig zu erklären, um auf diese Weise die Verbreitung der himmlischen Botschaft zu verhindern. Sie konnten den Gesandten Gottes nämlich keine moralischen Verfehlungen vorwerfen, denn die Propheten waren beim Volk für ihre Tugenden angesehen. Hätte einer der Propheten auch nur einmal vor seiner Berufung eine Sünde begangen, dann hätten die Feinde dies doch gegen ihn eingesetzt, um seinem Ruf zu schaden.
Imam Baqir (F) hat zur Verteidigung der Makellosigkeit der Propheten und ihrer Reinheit von Sünden gesagt: „Hadhrate Ayub (Hiob) wurde sieben Jahre lang (mit Prüfungen und Krankheiten) heimgesucht, ohne dass er eine Sünde begangen hätte und keiner der Propheten hat irgendeine Sünde, weder eine kleine noch eine große, begangen. Denn sie sind rein und sündigen nicht. Die Propheten weichen nicht im geringsten vom Rechten ab.“ (Al-Chisal, Saduq, Bd. 2, S. 399).
Auch Imam Ali (F) hat gesagt: „Wem Ismat (Reinheit von den Sünden) eingegeben wird, der ist sicher vor Fehlern“ (Ghurur al Hikam , Hadith 8469)
Die Propheten waren Gott grenzenlos ergeben und sie eilten den anderen in guten Werken voraus. Falls sie nicht diese hohe Stufe der menschlichen Vollkommenheit erreicht hätten, wären sie nicht so angesehen gewesen. Keiner hätte auf ihren Aufruf gehört. Hätten die Propheten gelogen oder Verrat begangen oder irgendein anderes hässliches Verhalten an den Tag gelegt, dann hätten die Menschen nicht mehr in sie vertraut. Die Menschen wären nicht rechtgeleitet geworden sondern auf den Irrweg geraten und damit wäre der weise Sinn der Berufung von Propheten nicht erfüllt worden.
Das Verhalten eines Lehrers spielt eine größere Rolle bei der Erziehung als das was er sagt. Wer in seinem Verhalten Mängel aufweist, der wird mit seinen Worten nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Deshalb hebt Gott im Koran hervor, dass die Propheten von hässlichen Eigenschaften rein waren.
Bei Vertiefung in die entsprechenden Stellen im Koran sehen wir, dass Gott jeden Prophet mit den allerbesten Eigenschaften und den höchsten Werten charakterisiert. Da die Propheten auf höchster Stufe Gott gehorsam waren, Ihm dienten und sich von den Verlangen ihres Egos und von Sünden fernhielten, hat Gott uns angewiesen, sie zu befolgen und gemäß ihrer Lehre zu handeln. Daher müssen die Gläubigen sich bei allem was sie sagen und tun, nach dem Vorbild der Propheten richten.