Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (12 - Beweis für Nubuwwat)
Propheten vollbringen mit Gottes Erlaubnis ungewöhnliche Dinge, die als Beweis für ihre Rechtmäßigkeit dienen. Sie erfahren dieses Mal, was die Ahl-ul-Bait dazu gesagt haben.
Wir stellen ein Wort von Imam Sadiq(F) voran. Abu Basir , einer seiner hervorragenden Schüler fragte ihn: „Warum hat Gott den Propheten Wunder mitgegeben?“ Der Imam antwortete:
„Gott hat den Propheten die Gnade Wunder zu vollbringen mitgegeben, damit es ein klarer Beweis für ihre Wahrhaftigkeit ist . Diesen Beweis gibt Er nur Seinen Gesandten und Seinen Hudschat (Beweisen/die Imame) , damit diejenigen, die wirklich eine Verbindung zu Gott haben, von den Betrügern richtig unterscheidbar sind (Bihar ul Anwar, Bd. 11, S.70).“
Imam Sadiq (F) sieht also in Wundern ein Kriterium zur Unterscheidung zwischen denen, die wahrhaftig Gottes Gesandten sind, und denen, die dies nur behaupten. Es hat ja immer in der Geschichte Leute gegeben, die, aus verschiedenen Motiven heraus, von sich behauptet haben, Prophet Gottes zu sein, damit sie Anhäger um sich versammeln. Während die wahren Propheten mit der Verkündung der Botschaft Gottes zu einem vernünftigen und edlen Leben aufgerufen haben, haben die falschen Propheten ihre egoistischen Interessen und schmutzige Ziele verfolgt, als sie behaupteten, ein so heiliges Amt wie das eines Propheten Gottes zu besitzen. In diesem Zusammenhang müssen die Menschen darum bemüht sein, herauszufinden, ob jemand sich zu Recht als Gesandter Gottes ausgibt oder nicht. Dies ist wichtig, denn die Anerkennung einer Prophetschaft wirkt sich entscheidend auf das Schicksal eines Menschen aus. Damit die Menschen einem Propheten vertrauen können, sind entschiedene Beweise und unbestreitbare Zeichen notwendig. Es muss Kriterien geben, mit denen sich die wahren Gesandten Gottes von den falschen Propheten unterscheiden lassen. Eines dieser Kriterien und Zeugnisse für die Wahrhaftigkeit von Propheten sind Wunder.
Wunder sind Werke ,welche die Propheten mit Gottes Erlaubnis vollbringen, als Beweis dafür, dass sie wirklich Gesandte Gottes sind. Ein Wunder belegt ihre Beziehung zu dem Schöpfer der Welt, dem Quell der Offenbarung. Jemand der sagt, er erhalte göttliche Offenbarung und Botschaften von Gott und er habe Kontakt zu einer anderen Welt, muss dies beweisen können. Gott hat Seine Gesandten mit Wundern als festen Beweis für ihre Wahrhaftigkeit ausgestattet. Wunder sind klare Beweise für die Verbindung eines Propheten zu Gott und der Quelle der Offenbarung.
Wunder sind Dinge, die andere nicht vollbringen und gegen die sie auch nichts unternehmen können. Der Beweis für das Amt des Propheten namens Wunder ist also ein Werk, welches ohne Erlaubnis des Herrn nicht vollbracht werden kann. Manchmal ist ein Wunder mit einer Naturerscheinung, wie zum Beispiel einem Blitz oder einem Sturm verbunden. Manchmal ist jedoch keine natürliche Ursache zu erkennen, wie zum Beispiel wenn Tote wieder zum Leben erweckt werden. Imam Hasan Askari (F), aus der Nachkommenschaft des Propheten, hat über das besondere an Wundern gesagt: „Gott hat Menschen (als Propheten) ausgeschickt und sie mit Wundern ausgestattet, die normale Menschen nicht durchführen können. Auf diese Weise erkennt ihr die eigene Unfähigkeit , das zu bekämpfen was überbracht wurde. Ein Wunder ist das Zeugnis für seine Wahrhaftigkeit – die Wahrhaftigkeit des Propheten ( Bihar ul Anwar, bd. 11, S. 71.“
Man beachte allerdings, dass ein Wunder niemals das Kausalgesetz von Ursache und Folge verletzt und nicht im Widerspruch zu den Gesetzen der Schöpfung steht. Der Schöpfer des Daseins kann ungehindert Wunder aufgrund von Ursachen, von denen auch der heutige Mensch nichts weiß, geschehen lassen. Möglicherweise wird der Mensch angesichts seiner eingeschränkten Mittel der Erkenntnis, niemals die Faktoren und Ursachen ausfindig machen können, die ausschließlich in Gottes Hand liegen. Diese unbekannten Faktoren sollten aber nicht als jenseits des Ursache-Folge-Gesetzes gesehen werden.
Jedenfalls lässt sich eine Reihe von außergewöhnlichen Vorkommnissen, die anscheinend mit keiner der bekannten natürlichen Ursachen und Faktoren vereinbar sind, nicht von der Hand weisen. Es gibt nämlich keinen entschiedenen Beweis um ihre Existenz abzustreiten.
Manchmal ließ Gott durch die Propheten Wunder vollbringen, weil das Volk Wunder forderte. So lesen wir in der Sure 14 (Ibrahim) im Vers 10:
Ihre Gesandten sagten: „Gibt es denn einen Zweifel über Allah, den Erschaffer der Himmel und der Erde, Der euch ruft, um euch (etwas) von euren Sünden zu vergeben und euch auf eine festgesetzte Frist zurückzustellen?“ Sie sagten: „Ihr seid nur menschliche Wesen wie wir. Ihr wollt uns von dem abhalten, dem unsere Väter dienten. So bringt uns eine deutliche Ermächtigung.“
Jeder Prophet stieß auf eigensinnige uneinsichtige Leute, die Recht und Wahrheit nicht anerkennen wollten. Manchmal verlangten sie von dem Gesandten Gottes Wunder, die nicht mit der Vernunft vereinbar waren.
Natürlich haben die Propheten ihre blinden, eigensinnigen Forderungen nicht beachtet. Es war ja auch nicht nötig, dass diese Auserwählten Gottes Wunder vollbringen, die jedem eigenwilligen Geschmack entsprachen. Die Propheten haben verkündet, dass sie den Auftrag zur Rechtleitung der Menschen erhalten haben. Wenn sie Wunder vollbrachten, so weil es Gott so wollte, und weil die Umstände es erforderten. Die Wunder waren nicht dazu gedacht, starrköpfigen Leuten Unterhaltung zu bieten.
Die Propheten sind nur auf vernünftige Bitten eingegangen, das heißt Bitten von Menschen, die auf der Suche nach der Wahrheit waren. Aber wenn jemand sich als Gegenzug für ein Bekenntnis Wunder ausbat, sind die Propheten nicht dieser Forderung nachgekommen.
Wichtig ist auch die Tatsache, dass die Wunder eines jeden Propheten speziell den jeweiligen Erfordernissen und Bedingungen seiner Zeit angepasst waren. Als Moses seine Wunder vorführte, sagte der Pharao zu seinen Leuten: Dieser Mann ist zweifelsohne ein großer Magier und will mit seinen furchterregenden Werken euch aus eurer Stadt und eurem Land vertreiben damit sein Volk, die Israeliten, an eure Stelle treten. Daraufhin befahl der Pharao, dass alle Zauberer im Land zu mobilisieren seien, damit sie Moses mit ihren Zauberstücken in den Schatten stellen. Die Zauberer führten ihre Schwarze Kunst vor, doch der Stab des Moses, der sich mit Gottes Macht in eine große Schlange verwandelte, verschluckte ihre Zauberutensilien sämtlich.
Als die Meister der Schwarzen Kunst sahen, dass Moses etwas tat, was ihre Zauberkünste weit übrtraf , warfen sie sich nieder und bekannten sich zu Gott. Denn sie hatten erkannt, dass die Verwandlung des Hirtenstabes in einer Schlange keine Magie ist, sondern ein Wunder.
Im Zusammenhang mit der Angemessenheit von Wundern hat Ibn Sikkit, ein Anhänger des Prophetenhauses , einmal Imam Hadi (F) aus dem Hause des Propheten folgende Frage gestellt:
„Warum hat Gott den Moses (F) mit dem Stab, der weißen Hand und mit der Vernichtung von Zauberwerk, Jesus (F) mit Heilkräften und Mohammad (S) mit dem Wunder des Korans zu den Menschen geschickt?“
Imam Hadi antwortete:
„Als Gott Moses zum Propheten berief, war Zauberei gang und , gäbe. Also überbrachte er seitens Gottes etwas, das ihm keiner nachmachen konnte und mit dem er ihr Zauberwerk zunichte machte und ihnen einen klaren Beweis vorlegte. Jesus wurde in einer Zeit ausgesandt, in der es viele Lähmungen gab und die Menschen medizinische Behandlung brauchten. Also überbrachte er seitens Gott etwas, was nicht wie die Medizin war. So hat er mit Gottes Erlaubnis die Tote ins Leben zurückgerufen, Blindgeborene sehend gemacht und die Weißfleckenkrankheit geheilt und den Beweis Gottes gefestigt. Ebenso hat Gott Mohammad (S) in einer Zeit unter die Menschen gesandt, in der Reden und Gedichte von großer Bedeutung war. Also hat er seitens Gott Mahnung und edle Weisungen überbracht und ihre Reden (die Reden der Götzendiener) zunichte gemacht und ihnen auf diese Weise den endgültigen Beweis vorgelegt.“ (Ilalu Schara`i Kapitel 19)