Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (14- Führung)
Mit Hilfe der Aussagen der Ahl-ul-Bait möchten wir dieses Mal die Notwendigkeit der Führung in der Islamischen Gesellschaft erklären.
Wir sagten, dass das Schöpfungsziel des Menschen dank der Offenbarungen und der Aussendung von Propheten möglich wird. Die göttliche Weisheit schließt mit ein, dass Gott Propheten ausschickt, die den Menschen den Weg zum diesseitigen und jenseitigen Glück und Wohl zeigen.
Der Mensch bedarf zu jeder Zeit eines Modells für die Erreichung seiner Vervollkommnung. Dieses Bedürfnis nach einem solchen idealen Denk- und Verhaltensmuster gehört zu seiner natürlichen Veranlagung (Fitra). Der Prophet und die Makellosen Imame aus seinem Hause - die Ahl-ul-Bait - haben versucht verständlich zu machen, dass der Mensch niemals ohne die göttliche Rechtleitung und ohne Ratschlag auskommt. Sie waren selber die besten Vorbilder denn ihre Denk- und Lebensweise stimmten mit der Gott gegebenen Natur des Menschen überein.
Je tiefer der Mensch diese großen Vorbilder kennt, desto besser kann er den Inhalt ihrer Botschaften und ihrer Aussagen und den Sinn ihres Verhaltens erkennen und diese Erkenntnis nutzen, um die Werte der Religion und der ihm von Gott verliehenen inneren Natur zu verwirklichen und Wohl und Glück zu erreichen.
Wir haben beim letzten Mal gesagt, dass der Prophet des Islams der Letze aller Propheten ist und nach ihm kein weiterer Prophet mehr gekommen ist oder kommen wird. Wenn nun aber die Menschheit immer solche geistigen Führer und praktischen Vorbilder braucht, dann muss doch nach dem letzten Propheten, weiter dieses Bedürfnis erwidert und müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Mit anderen Worten: Der Islam kann dann erst als vollendete Religion alle Bedürfnisse der Menschen bis ans Ende der Welt beantworten, wenn er zu allen Zeiten fähig ist, für das allgemeine Wohl zu sorgen. Diese Religion muss das, was im Interesse der islamischen Gemeinde ist, nach dem Verscheiden des Propheten gewährleisten und verhindern, dass das Wohl der Gemeinde in Gefahr gerät. Dafür gibt es keine bessere Lösung als die Bestimmung von würdigen Nachfolgern des Propheten: Nachfolger, die Gott gegebenes Wissen besitzen und die Wahrheit der Religion bis ins Detail darlegen können. Sie müssen die Rolle übernehmen, welche der Prophet für die charakterliche Veredlung der Menschen innehatte. Es müssen Führer und Wegweiser sein, die selber als Vorbild an der Spitze, allen, die sich vervollkommnen möchten, auf die höchsten Stufen verhelfen.
Der islamische Rechtsgelehrte Ayatollah Dschafar Sobhani sagt:
„Im Islam folgt dem Amt des Propheten und seiner Aussendung, ein weiteres Amt namens Imamat. Natürlich ist das Amt des Imamats anders als das Amt des Propheten. Der Prophet ist jemand, der die Offenbarung empfängt und die Religion und Glaubenslehre begründet. Unterdessen empfängt der Imam keine Offenbarung und ist kein Religionsstifter, aber er übernimmt, abgesehen davon, alle Pflichten des Propheten. Man kann es auch so ausdrücken: Das Imamat ist die Weiterführung der Aufgaben des Prophetentums. Der Letzte Prophet Gottes hat wie die anderen Propheten und Gesandten Gottes die Grundsätze und generellen Regeln des Glaubens und der zu praktizierenden Gebote vorgelegt, aber deren Darlegung und Erklärung hat er demjenigen überlassen, der sein Nachfolger ist. Auf diese Weise wird das Imamat nach dem Verscheiden des Propheten die Religion und das Religionsgesetz beschützen.“
Der Prophet des Islams (S) hat zu Lebzeiten die Bedeutung des Imamats und der Führung der islamischen Gemeinde erklärt und er hat sogar den Imam und Nachfolger nach ihm festgelegt. Er hat am 17. des Monats Dhu –l- Hadscha den Fürsten der Gläubigen, Imam Ali (F) als seinen Nachfolger vorgestellt und hervorgehoben, dass die Gläubigen ihn befolgen sollen. Imam Baqir (F) hat hierüber gesagt: „Gott der Höchsterhabene, wusste, dass die Gemeinde des Propheten nach ihm sehr bald gespalten sein wird und Uneinigkeit unter ihnen auftritt. Deshalb hat Er ihnen die Spaltung untersagt, so wie Er den Völkern vor ihnen die Spaltung untersagt hat und Er hat befohlen, dass sie sich unter der Wilayat (der Schutzherrschaft und der Führung) der Al-i Mohammad, der Nachkommen des Propheten, versammeln und sich nicht voneinander trennen. Er hat gesagt: Die Familie des Propheten, sind Haltetau Gottes und Gott hat im Heiligen Koran befohlen, dass ihr bei diesem Seil Halt suchet.“(Quelle: Nur al Thaqalain, Bd. 1, S. 377)
Das Imamat ist die Schirmherrschaft in Vertretung des Propheten in Angelegenheiten der Religion und des weltlichen Lebens. Klarer ausgedrückt: Es ist die Statthalterschaft, die der Prophet einer Person überantwortet hat, damit die Gebote der Religion durchgeführt werden und die Religion beschützt wird, und zwar auf eine Weise dass es allen zur Pflicht gemacht wird, diesen Statthalter zu befolgen.
Der Imam wird gemäß Überlieferung vom Propheten als Vorsteher und Verantwortlicher für die Umma – die Gemeinde der Gläubigen - bezeichnet. Die Verantwortung, die er gegenüber dem Volk der Gläubigen trägt, ist weitreichend und nicht nur die spirituelle Wegweisung gehört dazu, sondern auch die politische Verwaltung. Imam Ridha (F) hat über die Wirkung des Imamats gesagt: „Wahrlich, das Imamat ist die Führung der Religion und das Mittel für die Ordnung der Muslime und für die Verbesserung der Religion und das Ansehen und die Stärke der Gläubigen.“ (Usul-i Kafi, Bd. 1, S. 200)
Der Imam ist der Vorsteher und seine Befolger können seine geistige Stärke nutzen und sich an ihm ein Beispiel für ihr Verhalten und ihre Richtlinie im Leben nehmen. Würde die prophetische Botschaft nicht in Form des Imamats weitergeführt werden, würde die Religion inhaltlich von außen verändert und nicht die notwendige Wirkung haben. Es war der Prophet, der als Erster über diese Wahrheit aufgeklärt hat.
In der Sure 21 (Anbia) heißt es im Vers 107 eindeutig über den Propheten des Islams:
Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt.
Die Korankommentaren sagen zu diesem Vers, dass der Prophet deshalb eine Barmherzigkeit für die ganze Welt ist, weil er den Menschen die Möglichkeit vorstellte an das diesseitige und jenseitige Glück zu gelangen, indem er die rettende Religion überbrachte, den rechten Weg wies und die Hindernisse für die Vervollkommnung der Menschen beiseiteschob. Auch die Imame aus dem Hause des Letzten Propheten sind eine Barmherzigkeit Gottes. Denn sie führen den Weg der Propheten weiter und weisen den Menschen die Richtung zu einem hohen Ziel. Die Imame behüten die Lehre Gottes und wiederbeleben sie.
Es heißt in den Überlieferungen dass der rechtmäßige Imam Quelle alles Guten und der Tugenden ist. Imam Sadiq (F) hat gesagt, dass in Zeiten, wo die Gewaltsamen herrschen, Recht und Wahrheit mit Füßen getreten werden und in Vergessenheit geraten, während Unrecht und Lüge aufleben und Unterdrückung und Übel zu Tage treten. Unterdessen vernichtet der rechtmäßige Imam das Falsche. In einem Ausspruch dieses Imam heißt es: „Niemals wird ein wissender Hudschat (Imam) auf der Erde fehlen, auf dass er, was von der Wahrheit und dem Recht verletzt und vernichtet wurde, wieder ins Leben zurückruft.“ (Basair ud Daradschat, S. 705, Kapitel 10)
Der Imam hat als Nachfolger des Propheten und als jemand, der seinen Weg und seine Ideale weiter verfolgt, bestimmte Aufgaben. Eine dieser Aufgaben ist gemäß dem Heiligen Koran die geistige Führung. Der Prophet ist die Instanz , nach der sich die Menschen in Fragen der Religion und des Wissens richten sollen, denn er hat die göttliche Lehre überbracht. Im Vers 7 der Sure 59 (Hidschr) spricht Gott daher:
Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt an; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch. Und fürchtet (den Ungehorsam gegenüber) Allah
Dieser Vers macht den Ausgangspunkt für die Gesetzgebung in der Islamischen Ordnung deutlich und lässt zugleich wissen, dass der Prophet die geistige, politische und soziale Autorität ist. Außerdem wird klargestellt, dass alles ungültig wird, was der Lehre des Propheten widerspricht oder sie unterminiert.
Nach dem Propheten geht diese Befugnis auf den rechtmäßigen Imam über. Da die religionskonforme Führung eine Widerspiegelung von Recht und Wahrheit ist, verhilft sie der Gesellschaft zur Läuterung.
Für jede Gesellschaft spielt ihre Führung eine wichtige Rolle – Die Führung verhilft der Gesellschaft zur Weiterentwicklung oder bringt sie in Gefahr. Sie formt die Mitglieder der Gesellschaft entsprechend ihrer Ziele und verbreitet entweder Wohl in ihr oder Übel. Über die Führung in Form des Imamats hat Imam Ali (F) laut (Ghurar al Hikam, S. 752) gesagt:
„ Das Imamat ist das System für die Islamische Umma (Gemeinde).“
Seiner Aussage ist zu entnehmen, dass die Islamische Gemeinde mit dem Imamat als Achse zu einer Ordnung gelangt. Dank der Klugheit des Imams, erreicht die Gesellschaft in spirituellen Dingen und Angelegenheiten des Lebens das, was wünschenswert und würdig ist.