Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (17-Verlangen nach Ewigkeit )
Im Zusammenhang mit den Glaubensgrundlagen wird es heute um die Darlegung von Maad seitens der Ahl-ul-Bait gehen.
Mit Maad sind die Rückkehr zu Gott und das Leben im Jenseits gemeint und der Glaube daran ist einer der wichtigsten Themen für alle Himmelsreligionen. Die Propheten Gottes haben alle diese Wahrheit hervorgehoben.
Das Phänomen „Leben“ ist eines der wertvollsten Gnadengeschenke Gottes und es zu verlieren ist sehr traurig. Aber zweifelsohne sieht sich der Mensch letztendlich dem Tod gegenüber. Doch ist mit dem Tod alles zu Ende und erwartet den Menschen kein neues Morgen nach ihm? Der Gedanke an die totale Vernichtung belastet den Menschen von Natur aus, denn er würde gerne ewig leben. Dieser Wunsch gehört zu seinem Wesen und seiner Gott gegebenen Natur.
Die Worte, die uns die Edlen aus dem Hause des Propheten – die Ahl-ul-Bait - hinterlassen haben, lassen darauf schließen, dass der Tod in ihren Augen nur der Übergang zu einer neuen Lebensphase ist und eine Brücke zwischen dieser und der jenseitigen Welt. Die Existenz des Jenseits und die Wiederauferstehung von den Toten erwidert den Wunsch des Menschen nach dem Ewig-Sein. Gott hat kein Bedürfnis, das der Mensch hegt, unbeantwortet gelassen. Imam Ali sagt hierüber: „Ihr Menschen! Wir beide, wir und ihr, sind für die Beständigkeit und Ewigkeit erschaffen worden und nicht für die Vernichtung. (Durch den Tod) werdet ihr (nur) von einem Haus in ein anderes gebracht.“ (Irschad Scheich Mufid, S. 127)
Mit diesem Satz erklärt Imam Ali (F), dass die Fortsetzung des Lebens in der kommenden jenseitigen Welt das natürliche Bedürfnis des Menschen nach ewigem Leben erwidert.
Bekanntlich kennt das Wünschen und Verlangen des Menschen kein Ende. Selbst wenn ihm sogar die ganze Welt gehören würde, käme seine Seele nicht zur Ruhe. Im Gegensatz zu den Tieren, verspürt der Mensch, selbst wenn er alle Arten von irdischen Freuden genießt, weiterhin Unzufriedenheit und eine rätselhafte Unruhe in sich. Zum Beispiel wächst mit jedem Schritt, den er zur Steigerung seines Wissens und der Wissenschaft unternimmt, auch sein Verlangen nach Aufdeckung von weiteren Rätseln. Die diesseitige Welt kann also trotz ihrer Weite nicht die letzte Stätte zur Erfüllung der Ideale des Menschen sein. Für den Geist des Menschen im Sinne des Islams, nämlich der göttliche Geist, der ihm eingehaucht wurde, ist nicht genug Platz auf dieser Welt. Daher leuchtet es ein, dass die Überzeugung von der Rückkehr zu Gott und der Existenz des Jenseits unbestritten das Verlangen des Menschen nach ewigem Leben stillt.
Die Edlen aus dem Hause des Propheten (S) haben ihren Anhängern die Wahrheit des Todes dargelegt. Denn wer nicht weiß, was der Tod in Wahrheit bedeutet und auch nichts über das Jenseits weiß, der fürchtet sich davor und ist in Sorge. Durch seine Unwissenheit erscheint ihm der Tod als ein fürchterlicher Alptraum.
Einst suchte Imam Hadi (Friede sei mit ihm)einen seiner Helfer auf, den eine schwere Krankheit plagte und der in großer Angst vor dem Tod zubrachte. Der Imam sagte zu ihm:
„O Diener Gottes. Du fürchtest dich vor dem Tod, weil du ihn nicht richtig kennst. Sag! Wenn dein Körper schmutzig ist und du unter diesem Schmutz leidest und weißt, dass du dich durch eine Waschung von allem Schmutz befreien kannst, würde dir diese Waschung dann zuwider sein?“
Der Kranke sagte: „O Sohn des Gesandten Gottes! Ich würde bestimmt die Waschung vorziehen.“
Da sagte Imam Hadi (F): „Dann wisse, dass der Tod diese Waschung ist, die dich von dem Leid befreit und du wirst vom Kummer weg hin zur Freude und zum ewigen Glück gelangen (Ma`ani l-Achbar, S. 29)
Der Imam hat das Leben in der Welt nach dem Tod für diesen Mann auf eine Weise beschrieben, dass eine wunderbare Ruhe in ihn einkehrte und er in großer Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes sich dem Tod ergab. Allerdings können nur jene ein gutes Gefühl gegenüber dem Tod verspüren, die rechtschaffen gelebt und gehandelt haben und zu den redlichen Dienern Gottes gehören. Sünder aber fürchten sich zu Recht vor dem Tode.
Die Ahl-ul-Bait (S) verweisen in ihren Aussagen über Maad – die Rückkehr zu Gott und das Jenseits - aber auch auf das Ursache- und- Folge- Prinzip im Zusammenhang mit den Taten des Menschen im Leben und seinem Wohl oder Seinem Elend im Jenseits. Gott ist gerecht und aus Seiner Gerechtigkeit ergibt sich, dass Seine jenseitige Vergeltung dem würdigen bzw. unwürdigen Verhalten der Menschen in dieser Welt entspricht. Daher unterstreichen die Edlen aus dem Hause des Propheten in ihren wegweisenden Aussagen, dass der Mensch sich in dieser Welt einen Proviant für die Reise ins Jenseits anlegen soll und sich beeilen sollte, im Leben gute Taten und rechtschaffene Werke zu vollbringen. Denn im Jenseits kann keiner mehr Pflichten nachholen und vom falschen Weg auf den Weg Gottes zurückkehren. Im Jenseits ist der Ort der Belohnung oder Bestrafung. Imam Sadiq (Friede sei mit ihm) hat gesagt:
„Wenn der Tag des Jüngsten Gerichtes anbricht, wird dem Mensch sein Buch der Tat übergeben und es wird ihm gesagt: `Lies es`!“ Da fragte jemand den Imam: „Was steht in diesem Buch?“ Der Imam antwortete: „Dieses Buch wird an alles erinnern. Es gibt keinen Augenblick und kein einziges Wort oder irgendetwas, was der Mensch getan hat, ohne dass dieses Buch es berichtet; als ob der Mensch alles gerade erst zu jener Stunde begangen hat.“ (Nur ul Thaqalain, Bd. 3, S. 144)
Der Glaube an das Jenseits und an die Wahrheit, dass der Mensch vor dem Gericht göttlicher Gerechtigkeit über seine Taten im Diesseits zur Rechenschaft gezogen werden wird, ändert die Einstellung des Menschen zum Leben. Je stärker dieser Glaube ist, desto mehr versucht der Mensch natürlich Rechtschaffenes zu tun. Die Ahl-ul-Bait des Propheten haben den Glauben an das Jenseits und das Jüngste Gericht genutzt um ihre Anhänger charakterlich zu veredeln und sie dafür zu sensibilisieren, auf ihr Denken und ihr Verhalten zu achten.
Diese großartigen Vorbilder betrachten das Leben in dieser Welt aus Vorstufe und Vorbereitung für das Jenseits und als Mittel zur Erreichung ewigen Glücks. Sie tadeln es, dass die Menschen das Leben selber als das höchste Ziel betrachten. Imam Ali (F) hat, um die Menschen zu guten Taten im Leben anzuspornen, gesagt:
„Es vergeht kein Tag für den Nachkommen Adams, ohne dass dieser zu ihm sagt: Ich bin ein neuer Tag und ich bin dein Zeuge. Also tue während meines Verlaufes Gutes und Wohltätiges, damit ich am Jüngsten Tag dein Zeuge dafür bin. Denn nach meinem Ablauf, wirst du mich (im Leben) nie wiedersehen. (Usul-e Kafi, Bd. 2, H 8)
Wenn jemand denkt, dass das Reich des Jenseits völlig unabhängig von der diesseitigen Welt sei und und dass seine guten und schlechten Taten keinen Einfluss auf die Lebensqualität in der Ewigkeit haben, dessen Jenseitsglaube ist unzulänglich und fraglich. Denn das Jenseits und die Art, wie wir dort leben werden, hängt von unseren Taten im Diesseits ab. Deshalb haben die Ahl-ul-Bait des Propheten das diesseitige Reich auch als Acker für das Jenseits bezeichnet. Das heißt: Das was der Mensch im Leben sät, wird er ihm Jenseits ernten.