Feb 07, 2021 05:45 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait  (20-Gerechtigkeitsliebe)

Wir haben über die Stellungnahmen der Ahl-ul-Bait zur Bekämpfung von Unrecht und Unterdrückung gesprochen. Dieser Kampf ist einer der wichtigen Grundsätze im Leben des Propheten und den Edlen aus seinem Hause gewesen.

 


Jeder hat auf seine Weise diesen Kampf geführt und keiner von ihnen hat gegenüber den unterdrückerischen Herrschern Nachsicht gezeigt. Der Prophet und die Imame aus seinem Hause haben sich immer für die Verwirklichung der Rechte der Menschen und für die Unterbindung von Unrecht und Ungerechtigkeit eingesetzt.

                                     

Die Bemühung um Herstellung von Gerechtigkeit ist ebenso eine Form der Bekämpfung der Ungerechtigkeit. Die Edlen aus dem Hause des Propheten strebten nach diesem Ziel, weil die Herstellung von Gerechtigkeit von vitaler Bedeutung für die Gesellschaft ist.  Viele ihrer Worte und Stellungnahmen haben die Gerechtigkeit und ihre Wirkung auf die Gesellschaft zum Gegenstand. Wir möchten einige davon heute vorstellen.

                          

Seitdem es den Menschen gibt, hat er nach Gerechtigkeit verlangt. Die Liebe zur Gerechtigkeit ist in seiner Seele verankert. Und so kommt es, dass die Gerechtigkeit von allen menschlichen Gemeinschaften gemeinsam als ein Ideal angestrebt wird. Die Religionen Gottes, insbesondere der Islam, unterstreichen die Verwirklichung der Gerechtigkeit in allen Bereichen des Lebens. In den Überlieferungen des Propheten und der Imame aus seinem Hause wird hervorgehoben, dass es in der Gesellschaft Gerechtigkeit geben muss. Gott hat gesagt, dass er Seine Propheten ausgesandt hat, damit sie Gerechtigkeit unter den Menschen herstellen und die Propheten haben ihre Mission mit dem Ziel begonnen, die Gottesanbetung zu verbreiten und eine Gesellschaft aufgrund des Ein-Gott-Glaubens zu errichten. Die  Verwirklichung einer solchen Gesellschaft  geht in sich mit der Durchführung der Gerechtigkeit einher und die Herstellung der Gerechtigkeit ist ein Mittel, um dem Menschen zu seiner Weiterentwicklung und Vervollkommnung zu verhelfen.

               

Das Streben nach Gerechtigkeit ist nicht nur eine soziale Forderung, sondern wie gesagt, ein Bedürfnis, welches in dem unversehrten seelischen Urgrund des Menschen – der Fitra – existiert. Jeder Mensch liebt aufgrund seiner natürlichen Veranlagung, die Gott ihm mitgegeben hat,  die Gerechtigkeit und lehnt Ungerechtigkeit ab. Imam Ali (F) hat gesagt: „Gerechtigkeit ist wohltuend und schön, und Ungerechtigkeit führt auf Abwege“ (Athar ul Sadiqin, Bd. 12, S. 451). Seine Gemahlin und Tochter des Propheten,  Hadhrat-e Fatimah (gegrüßet sei sie), hat (laut Ilal- ul Scharai`, S.248) gesagt: „Gott hat die Gerechtigkeit zur Pflicht werden lassen, um die Herzen zu beruhigen.“

Der allgemeine Ruf nach  Gerechtigkeit unter allen Völkern auf der Welt und die nach Gerechtigkeit suchenden Protesterhebungen in allen Abschnitten der Menschheitsgeschichte gehen alle auf das innere Verlangen nach Gerechtigkeit zurück. 

Bevor wir die gesellschaftlichen Aspekte der Gerechtigkeit beleuchten, sollten wir  über den weiten Umfang des Begriffes der Gerechtigkeit aus islamischer Sicht, der die verschiedenen Seiten des Lebens erfasst,  sprechen.

                        

Aus der Sicht des Islams beruht die Erschaffung aller Dinge und Lebewesen aufgrund weiser und gerechter Vorausplanung Gotte. Es lässt sich sagen, dass die Daseinswelt die beste Ordnung ist. Denn alles nimmt denjenigen Platz in ihr ein, der ihm gebührt. Daher muss der Mensch in seiner Beziehung zu den Geschöpfen Gottes – ob Mensch, Tier, Pflanze oder Nicht-Lebewesen, deren besonderen Platz und deren Besonderheiten und ihre natürlichen Rechte beachten. Wenn er das nicht tut, wird die Ordnung, die in der Schöpfung herrscht, gestört.

 

Der Umfang der göttlichen Gerechtigkeit ist gemäß den Lehren des Islams und der Ahl-ul-Bait, so weitreichend, dass er nicht nur die sozialen Angelegenheiten betrifft sondern auch die Tiere und die Natur und sogar Nicht-Lebewesen. Imam Ali (F) hat in einem Brief (dem Brief 25 laut Nahdsch-ul-Balagha) an einen seiner Steuerbeamten auf das Recht der Tiere und ihre gute Behandlung hingewiesen sind.  Über die Tiere, die als Zakatsteuer abzugeben sind und für das Gemeinwohl verwendet werden legt er diesem Steuerbeamten wie folgt ans Herz:

Vertraue es (das Vieh) niemandem an, außer jemandem, auf dessen Religiosität du vertraust als Hüter des Vermögens der Muslime, bis er es deren Sachwalter zukommen lässt, der es dann unter ihnen aufteilen wird. Vertraue es niemandem an außer einem Aufrichtigen, Gütigen, Vertrauenswürdigen und Wachsamen, der nicht grob (zu den Tieren) ist, der sie nicht treibt, bis sie abmagern, der sie nicht auslaugt oder ermüdet. Dann treibe (alles) zu uns, was sich bei dir angesammelt hat, und wir werden damit machen, was Allah befohlen hat.“

Die gerechte Ansicht des Islams zur Umwelt, zu den Bäumen und Wäldern, den Wasserresourcen wie Flüsse und Seen und weiteren Geschenken Gottes in der Natur regen den Menschen dazu an, die Natur in angemessener und rücksichtsvoller Weise zu nutzen.

                                

Zweifelsohne beginnt die Beachtung der Gerechtigkeit damit,  dass der Mensch die Gerechtigkeit zu seinem wichtigen inneren Leitfaden macht. Dann erst kann er auch in der Gesellschaft gerecht handeln.   Ein gerechter Mensch wird keine Verstöße begehen. Er ist gläubig und gottesfürchtig und urteilt nicht ungerecht.  Die großen Vorbilder der Religion haben Kriterien für ein gerechtes Verhalten  vorgestellt. Sie haben denjenigen soziale Aufgaben anvertraut, die gerecht waren.  Der Prophet des Islams (S) sagt (gemäß Al-Chisal des Scheich Saduq, S. 208) „Wer im Umgang mit den Menschen ihnen kein Unrecht antut und sie nicht anlügt und wenn er etwas verspricht, nicht im Gegensatz dazu handelt, dessen Menschlichkeit ist vollendet und seine Gerechtigkeit ist offensichtlich und die Freundschaft mit ihm ist ein Erfordernis.“

Imam Ali (F) sagt (laut Predigt 87, Nahdsch-ul-Balagha) über den gerechten Menschen:

 

„Unter den Dienern Allahs, die Gott am liebsten sind, ist ein Diener, dem Allah gegen sein Ego Beistand gewährt hat, so dass sein Inneres von Kummer und sein Äußeres mit Ehrfurcht erfüllt ist...So gehört er zu den Fundgruben Seiner Religion und den Grundpfeilern Seiner Erde. Er hat sich selbst zur Gerechtigkeit verpflichtet.

Der erste (Schritt zu) seiner Gerechtigkeit war die Ablehnung der Begierden aus seiner Seele.“

Gemäß dem, was die Ahl-ul-Bait lehren, tritt Idalat – die Gerechtigkeit – auf der ersten Stufe  in Form einer moralischen Eigenschaft des Menschen auf und prägt daraufhin  auch die  Angelegenheiten des Menschen in seinem gesellschaftlichen Leben. Die Gerechtigkeit des Einzelnen setzt voraus, dass er eine Reihe von Grundsätzen und Regeln beachtet und sich mit der islamischen Moral schmückt, sich vor  Über- und Untertreibung hütet und innere Ausgewogenheit entfaltet. Auf der gesellschaftlichen Ebene soll er dann den anderen gegenüber fair sein, niemanden unterdrücken, die Rechte der anderen berücksichtigen und für andere nicht das wollen, was er selber nicht für sich will,  und er soll nicht im Zorn anderen ein Unrecht antun.

Bei jemandem,   der keinen Gerechtigkeitssinn hegt, wird man kaum  ein gerechtes Verhalten gegenüber den anderen beobachten können. Aber in der Geschichte des Islams begegnen wir Persönlichkeiten wie dem Propheten (S) und Ali (F), die  wahrhaft die Gerechtigkeit verwirklicht haben und dies lag daran, dass der Gerechtigkeitssinn fest zu ihrem Charakter gehörte und ihr Vorgehen sich nach der Gerechtigkeit richtete.