Feb 28, 2021 05:32 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (23- Strategien zur Herstellung von  Gerechtigkeit)

Wie hat der Prophet während seiner Regierungszeit in Medina Gerechtigkeit hergestellt? Das soll auch diesmal Gegenstand unserer Sendereihe über die Vorgehensweise des Propheten und seiner Familie sein.

 

                                     

In der vorislamischen Zeit hatten einige ungerechterweise  aufgrund äußerlicher Unterschiede wie Hautfarbe und Stammeszugehörigkeit die Macht an sich gerissen und sich die anderen untertan gemacht. Die Sklavenhaltung war auf der Arabischen Halbinsel genauso wie in anderen Ländern zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Kultur geworden. Sklaven mussten bis an ihr Lebensende ihren Herren dienen ohne auch nur die geringsten Rechte als Menschen zu genießen.  Unterdessen gehörte es zu den Plänen des Propheten für die Umsetzung der sozialen Gerechtigkeit, dass die rassistischen Benachteiligungen  aufhören und davon wurde natürlich auch das herrschende Sklaventum berührt. Der Prophet schuf stufenweise die  Bedingungen für die Freilassung von Sklaven. Überhaupt hat er mit seinem Vorgehen  die damals üblichen falschen Sitten und Gebräuche für nichtig erklärt. Er behandelte Abu Dharr Ghafari und Ummar Yasir auf die geiche Weise wie den ehemaligen Sklaven Bilal aus Abessinien. Der Prophet gab Acht, dass sich unter den Muslimen kein falscher Stolz aufgrund der Stammes- und Volkszugehörigkeit verbreitete. Daher hat er im ersten Jahr nach der Hidschra  einen Brüderpakt zwischen jeweils einem Auswanderer aus Mekka (Muhadschir) und einem Muslim aus Medina (einem Ansar) begründet, ohne dabei auf Unterschiede hinsichtlich der  Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volke oder Stamm oder einer bestimmten Gesellschaftsklasse zu achten. Zum Beispiel hat er seinen Onkel Hamza mit dem freigelassenen Sklaven Zaid ibn Haritha verbrüdert.  Imam Sadiq (F) berichtet, dass der Prophet so gerecht war, dass er sogar seine Blicke gleichmäßig auf seine Gefährten verteilten, wenn sie zusammen saßen (Mizan il Hikmah, Bd. 13, Hadith 19933).

                      

Im Islamischen Staat des Propheten (F) werden die  Grundprinzipien, darunter auch das Prinzip der Gerechtigkeit, niemals,  auch nicht unter erschwerten Bedingungen, missachtet. Der Prophet hat auch während der Gefechte gegen den Feind nicht das Prinzip der Gerechtigkeit vernachlässigt.   Er hat seine Kämpfer gemahnt, keine alten Menschen, Kinder oder Frauen zu töten und keine List anzuwenden oder Kriegsbeute zu entwenden.  Er hat ihnen ans Herz gelegt während des Krieges keine Tiere zu schlachten, deren  Fleisch verzehrt werden darf, es sei denn, dass sie sie sich davon ernähren müssten. Auch durften sie Bäume nur im Notfall fällen. Der Prophet unterstrich, dass sie erst den Feind zum Islam einladen sollen, und nie als erster den Krieg beginnen. Er hat gesagt: 

„Mir ist es lieber, dass ihr vom Dschihad zusammen mit einigen Leuten zurückgekehrt, die den Islam angenommen haben und nicht mit einer  Anzahl von Kindern und Frauen, deren Väter und Männer ihr getötet habt.“

Diese Empfehlungen des Propheten zeugen davon, welchen Stellenwert die Gerechtigkeit und Fairness für ihn hatte. Zur Verwirklichung der Gerechtigkeit hat er ein gerechtes Gerichtssystem eingerichtet  und übernahm als Erster das Richteramt im Islamischen Staat. Ihm war eine gerechte und angemessene  Urteilsfällung  wichtig. Er hat niemals das Gebot Gottes beiseitegelassen und bei Gott geschworen, dass er bei der Umsetzung der Gerechtigkeit nicht zögern wird, selbst wenn der Übeltäter jemand aus seiner nächsten Verwandtschaft sein sollte. 

Die Geschichte berichtet, dass nach der Eroberung von Mekka eine Frau aus der vornehmen Schicht des Stammes der Bani Machzum einen Diebstahl begangen hatte. Ihr Vergehen war bewiesen und die Strafe stand fest. Aber die Verwandten dieser Frau empfanden ihre Bestrafung als eine Schande für ihren Stamm. Sie schickten einen Mann namens Usama ibn Zaid als Vermittler zum Propheten, damit er auf die Vollstreckung des Urteils verzichtet. Der Prophet (S) schätzte Usama, aber als dieser ihm die Bitte der Bani Machzum vortrug, sagte er aufgeregt: „Kann es denn in Frage kommen, das Gesetz nicht durchzuführen? Die früheren Völker sind zu Fall gekommen,  weil sie bei der Durchführung des Gesetzes Unterschiede gemacht haben. Bei Gott, in dessen Händen mein Leben ist! Ich werde bei der Durchführung des Gesetzes keinem gegenüber ein Versäumnis oder Schwäche zeigen, selbst wenn der Übeltäter einer meiner nahen Verwandten sein sollte!“ (Sahih Buchari, Band 5, S. 269)

               

Bekanntlich stellt die Gerechtigkeit in wirtschaftlicher Hinsicht einen wichtigen Aspekt der sozialen Gerechtigkeit dar und sorgt zusammen mit anderen Faktoren für Ruhe und Sicherheit unter den Mitgliedern der Gesellschaft.  Der Islam lehnt entschieden die Monopolisierung und Anhäufung des Vermögens  ab und fordert die Vermögenszirkulation in der Gesellschaft. Ein Teil des vorhandenen Vermögens soll der Allgemeinheit dienen und der Islamischen Regierung zur Verfügung gestellt werden.   Der Prophet (S) hat durch eine gerechte Aufteilung  der Einkommensquellen  und durch eine gerechte Vermögensverteilung, einen Schlussstrich unter die ungerechte Herrschaft der Aristokraten im politischen und wirtschaftlichen Bereich gezogen. Um für Gerechtigkeit zu sorgen und Armut zu bekämpfen, unternahm er mehrere Schritte, damit alle Mitglieder der Gesellschaft an den vorhandenen Reichtümern teilhaben. Eine seiner Maßnahmen bestand zum Beispiel  in der Einrichtung eines Marktes für den Verkauf von Waren für die Muslime, ohne Einzug von Steuern. Die Juden und die Götzendienern verlangten nämlich von den Muslimen höhere Preise und manchmal hielten sie mit ihrer Ware zurück oder lieferten das verkaufte Gut mengen- oder gewichtsmäßig nicht gemäß dem verlangten Preis. Bevor das Verbot von Zinsengeschäften eingeführt wurde, haben sie sogar hohe Zinsen von den Muslimen für Kredite verlangt. Aber durch die Einrichtung eines muslimischen Marktes fand diese Ausnutzung ein Ende.

Ein weiterer Schritt des Propheten bestand darin, dass er den Bedürftigen ein Stück Land aus den Staatsländereien, welche der Prophet verwaltete, gegen eine erschwingliche Pacht überließ.

Für den Propheten war es wichtig, dass Dinge, die im Besitz des islamischen Staates sind auf eine Weise unter den Muslimen verteilt werden, dass die Klassenunterschiede aufgehoben oder so weit wie möglich reduziert werden.  Abu Said Chodri berichtet: „Einmal war der Prophet gerade damit beschäftigt ein Vermögen unter uns aufzuteilen, als ein Mann vom Stamm  der Banu Tamim  sagte: `O Gesandter Gottes! Verteile die Güter gerecht`!  Da sagte der Edle: `Wehe dir! Wen ich keine Gerechtigkeit anwende, wer würde dann gerecht handeln?! Wisse, wenn ich nicht gerecht wäre, dann wärst du es der den Schaden davon hätte`.“ (Tarich-i Tabari, Band 3, Seite 92) 

                  

 

Bei dem vom  Propheten angeführten Gefecht (Qazat)  gegen den vertragsbrüchigen jüdischen Stamm der  Bani Nadhir, welcher sich mit den Islamfeinden verbündet hatte, wurde ein Großteil der Güter, die den Muslimen in die Hände gefallen waren, unter den Muhadscherin – den gläubigen Auswanderern aus Mekka verteilt. Diese hatten nämlich bei der Auswanderung nach Mekka  allen ihren Besitz in der Heimat zurücklassen müssen und waren verarmt. Einige von ihnen hatten keine eigene Unterkunft und lebten bei einem der Ansar – ihren muslimischen Helfern in Medina. Auch eben genannte Maßnahme des Propheten war ein  effektiver Schritt,  um ein finanzielles Gleichgewicht in der Gesellschaft herzustellen. 

Weitere Schritte zur gerechten Vermögens- und Einkommensverteilung in der frühen islamischen Gemeinde waren der Einzug der religiösen Steuern Khums und Zakat und die Verbreitung der Moral der Wohltätigkeit gegenüber Bedürftigen sowie die Überprüfung der Rechtmäßigkeit von Privatbesitz.  Der Prophet hat außerdem einen Teil des vorhandenen Vermögens in der Gesellschaft als Stiftungen eingerichtet, welche dem Allgemeinwohl dienten.

Während seines segensreichen Lebens (S) und während der zehn Jahre, die er in Medina den wahren Islamischen Staat lenkte, hat Prophet Mohammad danach gestrebt, den Geist und die gute Moral  der Gerechtigkeitsliebe und Gerechtigkeitssuche unter den Menschen zu verbreiten, damit jeder entsprechend seiner Stellung die Gerechtigkeit beachtet und sie nicht für eigene Vorteile opfert.