Mrz 05, 2021 08:37 CET

Wir haben die Sure 44, Duchan, zu Ende besprochen und setzen nun unsere Kurzexegese bei der nächsten Sure  fort. Diese heißt Dschathiyah.

( 45: 1 – 8)

 

Wir leiten sie wieder mit folgenden Worten ein

bismillahir rahman-ir rahim

Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen

 

Nun folgen die Verse 1 bis 3 dieser Sure:

      

 حم                

„Ha Mim.“ (45: 1)

 

تَنزِيلُ الْكِتَابِ مِنَ اللَّـهِ الْعَزِيزِ الْحَكِيمِ

„Dies ist die Offenbarung des Buches von Allah, dem Allmächtigen und Allweisen.“ (45: 2)

 

إِنَّ فِي السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ لَآيَاتٍ لِّلْمُؤْمِنِينَ

„In den Himmeln und auf der Erde sind wahrlich Zeichen für die Gläubigen.“ (45: 3)

 

Die Sure Dschathiyah wurde in Mekka auf den Propheten herabgesandt. Wie in den anderen mekkanischen Suren führt sie in ihren Versen Beweise für die Einheit Gottes an, mahnt die Irregeleiteten und klärt über das Schicksal der Menschen im Jenseits auf.

Zu Beginn der Sure stehen die arabischen Buchstaben Ha und Mim. Da im Vers zwei von der Offenbarung des  Korans gesprochen wird, sind diese Siglen wahrscheinlich  ein Hinweis auf den Wundercharakter des Korans, nämlich dass er sich aus denselben Buchstaben zusammensetzt, die allen zur Verfügung stehen und dennoch niemand mit diesen Buchstaben etwas schreiben kann, was  den Suren des Korans ähneln würde.

Die Offenbarung des Korans wird zusammen mit zwei Eigenschaften Gottes genannt, nämlich dass Er allmächtig und dass Er allweise ist. Gott möchte nicht nur, dass die Gläubigen ihre Ehre und ihr Ansehen wahren und unter keinen Umständen Erniedrigung und Schmach akzeptieren, sondern sie sollen ihre Angelegenheiten aufgrund der Vernunft und Weisheit planen und sich vor sinn- und gedankenlosen Handlungen hüten.

                                 

Im dritten Vers werden die Zeichen für Gottes Macht im Dasein hervorgehoben. Der Gläubige wird darauf aufmerksam gemacht, dass der Koran vom Schöpfer der Himmel und der Erde herabgesandt wurde. Die Gebote Gottes im Koran sind auf die Schöpfung der Welt und des Menschen abgestimmt und stehen mit ihnen im Einklang.  Die Gläubigen sollen nicht nur auf die Zeichen, die im Heiligen Buch stehen, achten, sondern auch die Himmel und Erde betrachten, auf dass sie die Zeichen Gottes in der Daseinswelt sehen und ihr Glauben gefestigt und gestärkt wird.

Das weite All und seine erstaunliche Ordnung sowie der Aufbau der Erde und ihre wundersamen Erscheinungen sind voller Zeichen Gottes. Die Erde bewegt sich präzise um sich selber und auf ihrer Bahn um die Sonne.  Zusammen mit den anderen Planeten in unserem Sonnensystem setzt sie ihre endlose Reise inmitten der Milchstraße fort. Aber wir merken diese raschen Bewegungen nicht. Weder wir noch die anderen Lebewesen auf der Erde. Die Erde ist wie eine Wiege für alle. In und auf der Erde sind die Ressourcen und Lagerstätten und die Mittel für das Leben von Milliarden von Menschen vorhanden. Auch Gebirge und Meere sind Zeichen Gottes.  Himmel und  Erde sind so schön und phantastisch dass sie den Menschen in Begeisterung versetzen.  Die Gläubigen und Gottesfreunde sehen jedoch nicht nur das Äußere. Sie sind nicht  oberflächlich sondern erkennen in all den Erscheinungen Zeichen der Größe und Herrlichkeit des Schöpfers.

 

Wir möchten an dieser Stelle Folgendes hervorheben:

Erstens: Der Koran ist das göttliche Gesetzesbuch für ein glückliches Leben der Menschen. Er wurde aufgrund des endlosen Wissens und der endlosen Weisheit Gottes herabgesandt.

Zweitens:  Die göttliche Gesetzesordnung und die  Schöpfungsordnung entspringen beide der gleichen Quelle und harmonieren miteinander.

Drittens: Für die Gläubigen sind sowohl die Verse im Himmelsbuch als auch die Seiten im Buche der Natur Zeichen Gottes.

                  

Es folgen die Verse 4 bis 6 der Sure Dschathiya:

            

وَفِي خَلْقِكُمْ وَمَا يَبُثُّ مِن دَابَّةٍ آيَاتٌ لِّقَوْمٍ يُوقِنُونَ               

„Und in eurer Erschaffung und in dem, was Er an Tieren sich ausbreiten lässt, sind Zeichen (der Gottesmacht) für Leute, die überzeugt sind.“ (45: 4)

 

وَاخْتِلَافِ اللَّيْلِ وَالنَّهَارِ وَمَا أَنزَلَ اللَّـهُ مِنَ السَّمَاءِ مِن رِّزْقٍ فَأَحْيَا بِهِ الْأَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَا وَتَصْرِيفِ الرِّيَاحِ آيَاتٌ لِّقَوْمٍ يَعْقِلُونَ

„Und (auch in) dem Unterschied von Nacht und Tag und (in) dem, was Allah an Versorgung vom Himmel herabkommen lässt und dann damit die Erde nach ihrem Tod (Absterben)  wieder lebendig macht, und im Wechsel der Winde sind Zeichen für Leute, die begreifen.“ (45: 5)

 

تِلْكَ آيَاتُ اللَّـهِ نَتْلُوهَا عَلَيْكَ بِالْحَقِّ ۖ فَبِأَيِّ حَدِيثٍ بَعْدَ اللَّـهِ وَآيَاتِهِ يُؤْمِنُونَ

„Dies sind Allahs Zeichen, die Wir dir der Wahrheit entsprechend verlesen. An welche Aussage nach (derjenigen) Allah(s) und Seinen Zeichen wollen sie denn (sonst) glauben?“ (45: 6)

                                               

Nach dem Hinweis auf die Zeichen Gottes in der Welt wird der Mensch zunächst an die Zeichen, die er in sich selber birgt,  erinnert. Warum denken die Menschen nicht über ihre eigene Erschaffung nach, damit sie begreifen wie großartig dieses Werk Gottes ist? Warum achten sie ebenso wenig auf die Erschaffung der verschiedenen Tierarten, die es auf der Erde gibt?  Würden sie diesen Dingen mehr Aufmerksamkeit schenken, dann könnte es ihnen zur Gewissheit verhelfen, dass es Gott und zwar nur den Einen Gott gibt.

Auch die  Phänomene der Natur wie Regen und Wind, Sonnenuntergang und Sonnenaufgang geben Anlass zum Nachdenken über den Schöpfer der Welt, der alles so plante, dass die natürlichen Bedürfnisse der Lebewesen auf der Erde gedeckt werden und sie weiterexistieren können.

Wer nun aber nicht über all diese zahllosen Zeichen tiefer nachdenkt  und nicht darauf achtet was dem Propheten Gottes offenbart wurde und nicht glaubt, der ist selber schuld. Denn es gibt sowohl in dem Buch des Daseins als auch im Koran klare Zeichen Gottes, die den Menschen vom Glauben zur Gewissheit verhelfen.

 

Wir stellen fest:

Erstens: die göttliche Offenbarung regt uns zum Nachdenken über das Dasein an, damit unser Glaube aufgrund von Wissen und Erkenntnis  die Stufe der Gewissheit erreicht.

Zweitens: Natürliche Erscheinungen wie Wolken, Wind, Schnee und Regen sollten wir nicht als Zufallserscheinungen betrachten. Würden diese natürlichen Ereignisse nicht auf geeignete und vorausgeplante Weise sondern rein zufällig erfolgen, dann würden der Mensch und die anderen Lebewesen von Dürre bedroht und verhungern.

Drittens: Gott hat durch die Herabsendung der Himmelsbücher den Menschen den endgültigen Beweis vorgelegt, so dass jemand, der nicht glaubt, sich nicht mehr herausreden kann.

 

                          

Es folgen die Verse 7 und 8 der Sure Dschathiyah:

 

 

وَيْلٌ لِّكُلِّ أَفَّاكٍ أَثِيمٍ

„Wehe jedem durch und durch sündigen Lügner,“ (45: 7)

 

سْمَعُ آيَاتِ اللَّـهِ تُتْلَىٰ عَلَيْهِ ثُمَّ يُصِرُّ مُسْتَكْبِرًا كَأَن لَّمْ يَسْمَعْهَا ۖ فَبَشِّرْهُ بِعَذَابٍ أَلِيمٍ 

„der hört, wie ihm Allahs Zeichen verlesen werden, und hierauf hochmütig (in seinem Unglauben) verharrt, als ob er sie nicht gehört hätte! So verkünde ihm schmerzhafte Strafe.“ (45: 8)

 

In den vorherigen Versen hat Gott auf einige Seiner Zeichen im Dasein und auf die Herabsendung des Korans hingewiesen und daraufhin geht es in den obigen beiden Versen 7 und 8  um einen Menschen, der  sich  nicht  zu Gott und Seinem Propheten bekennen und nicht an das Buch Gottes glauben möchte. Es handelt sich um einen sündigen Menschen, der innerlich nicht bereit ist, die Wahrheit anzuerkennen. Ein solcher Mensch möchte die göttlichen Zeichen gar nicht hören, und ist,  selbst wenn sie ihm immer wieder vorgetragen werden, nicht bereit über sie nachzudenken. Darin ähnelt er jemandem, der sich schlafend stellt und der nicht zu hören scheint, obwohl er oftmals gerufen wird.  

Es leuchtet ein, dass ein solcher Mensch wegen seiner Überheblichkeit gegenüber Gott und seiner zahlreichen Sünden die Strafe Gottes verdient  und im Leben und im Jenseits das Ergebnis seines schlechten Verhaltens erleben wird.

                                        

Wir sehen:

Erstens: Das Wort Gottes muss allen Menschen zu Ohren kommen, auch denjenigen, die in Sünde und Verdorbenheit abgesackt sind. Denn auch ihnen muss der letzte Beweis vorgelegt werden.

Zweitens: Überheblichkeit ist an sich schon etwas Hässliches und erst recht hässlich gegenüber Gott, dem Schöpfer. Noch hässlicher und schlimmer ist es,  auf  dieser  Überheblichkeit zu beharren.