Mrz 05, 2021 08:43 CET

Unseren dieswöchigen Koranbeitrag, möchten wir mit der Erklärung zu den Versen 21 und 22 der Sure Dschathiya, Sure 45, beginnen. Sie lauten:

(45: 21- 25)

 

أَمْ حَسِبَ الَّذِينَ اجْتَرَحُوا السَّيِّئَاتِ أَن نَّجْعَلَهُمْ كَالَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ سَوَاءً مَّحْيَاهُمْ وَمَمَاتُهُمْ ۚ سَاءَ مَا يَحْكُمُونَ

„Oder meinen diejenigen, die böse Taten verüben, dass Wir sie denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, gleichstellen sowohl in ihrem Leben als in ihrem Tod? Schlimm ist es wie sie urteilen!“ (45: 21)

 

وَخَلَقَ اللَّـهُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ بِالْحَقِّ وَلِتُجْزَىٰ كُلُّ نَفْسٍ بِمَا كَسَبَتْ وَهُمْ لَا يُظْلَمُونَ

„Und Allah hat die Himmel und die Erde in (Gerechtigkeit und) Wahrheit erschaffen, und damit jedem das vergolten wird, was er erworben hat, und es wird ihnen kein Unrecht zugefügt.“ (45: 22)

 

In vorherigen Versen der Sure Dschathiya wurde vor Augen geführt, worauf die Gläubigen im Jenseits hoffen können und was die Ungläubigen in der Ewigkeit erwartet. Im obigen Vers 21 dieser Sure wird in diesem Zusammenhang zu einem Vergleich angeregt und zwar durch die Frage: Meinen denn einige, dass Gott, der Gerechte, die Guten und die Schlechten auf die gleiche Weise behandelt? Akzeptiert denn einer von uns, dass jemand der sich so verhält wie es ihm gerade gefällt, oder jemand, der den Menschen Unrecht antut und sie unterdrückt, genauso eingestuft wird wie jemand, der  den Menschen nützliche Dienste erweist?

Es ist ein Irrtum wenn jemand denkt, Glaube und rechtschaffenes Handeln oder auch Unglauben und Sünde hätten keine positiven beziehungsweise negativen Auswirkungen auf das diesseitige Leben des Menschen. Mit Sicherheit ist sowohl das Leben als auch der Tod eines Gläubigen verschieden von dem Leben und Tod eines Ungläubigen.

Dank ihres Glaubens und ihrer rechtschaffenen Werke genießen Gläubige eine besondere innere Ruhe, so dass sie seelisch widerstandsfähiger gegenüber Unglücken und Engpässen im Leben sind. Gläubige Menschen hoffen auf die Verheißungen Gottes. Sie blicken einer hellen Zukunft entgegen und sind zuversichtlich. Im Vers 82 der Sure 6 (Anam) heißt es daher: „Diejenigen, die glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit verdecken, die haben (das Recht auf) Sicherheit, und sie sind rechtgeleitet“.

 

Aber Menschen ohne Gottesglauben, die laufend Sünden begehen, sorgen sich. Selbst wenn sie eingedeckt sind mit guten Gaben, sind sie dennoch in Sorge, weil sie fürchten, dass diese versiegen könnten.  Ihr Blick in die Zukunft ist düster und der Tod bedeutet für sie die endgültige Vernichtung.

Das Licht der Rechtleitung aber erleuchtet die Herzen der ersten Gruppe und sie streben hoffnungsvoll wertvolle Ziele an. Aber die zweite Gruppe hat kein festes, klares Ziel im Leben und  ist vom Dunkel der  Ratlosigkeit umgeben.

 Der Tod, der die Pforte zur Ewigkeit ist, gestaltet sich für die beiden Gruppen ebenso verschieden. Den Gläubigen, die rechtschaffen handelten, wird beim Tod das Paradies verheißen. Aber den ungläubigen Übeltätern wird gesagt: Betretet die Hölle durch ihre Tore  und bleibt dort für immer.

Kurzum, die Situation beider Gruppen ist sehr verschieden voneinander, sowohl im Diesseits als auch beim Tode, sowohl in der Zwischenwelt als auch im Jenseits.

 

Im Vers 24 wird auf den wichtigen Punkt hingewiesen, dass Himmel und Erde aufgrund von Wahrheit und Gerechtigkeit erschaffen wurden. Nicht nur für die  Menschen wurde ein gerechtes System vorgesehen, sondern auch für die anderen Geschöpfe. Die gesamte Daseinsordnung fußt auf der Gerechtigkeit ihres Schöpfers. Gott tut niemandem ein Unrecht an. Vielmehr belohnt und bestraft er die Menschen aufgrund Seiner gerechten Ordnung. Er überlässt die Menschen nicht sich selber, so dass jeder ungestraft Unrecht begehen kann.

 

Wir können feststellen:

Erstens: Wir sollten keine schlechten Gedanken über Gott hegen und müssen wissen, dass sich Gottes Vergeltung nicht nach unseren unangemessenen Wünsche und Vermutungen richtet, sondern nach unseren guten bzw. schlechten Taten.

Zweitens: Sowohl Glaube und gute Werke, als auch Unglaube und Böses wirken sich auf Leben, Tod und ewiges Schicksal der Menschen aus.

Drittens: Gott erschuf das Dasein in Wahrheit und Gerechtigkeit, daher wird mit dem Menschen aufgrund von Recht und Wahrheit verfahren.

Viertens: Das Jenseits dient der Gerechtigkeit Gottes. Im Jenseits soll jeder sein Recht erhalten.

 

Der Vers 23 der Sure Dschathiya lautet:

 

أَفَرَأَيْتَ مَنِ اتَّخَذَ إِلَـٰهَهُ هَوَاهُ وَأَضَلَّهُ اللَّـهُ عَلَىٰ عِلْمٍ وَخَتَمَ عَلَىٰ سَمْعِهِ وَقَلْبِهِ وَجَعَلَ عَلَىٰ بَصَرِهِ غِشَاوَةً فَمَن يَهْدِيهِ مِن بَعْدِ اللَّـهِ ۚ أَفَلَا تَذَكَّرُونَ 

 „Hast du den gesehen, der sich seine eigene Neigung zum Gott nimmt und den Allah auf Grund (Seines Göttlichen) Wissens in die Irre hat gehen lassen, und dem Er Ohren und Herz versiegelt, und auf dessen Augen Er einen Schleier gelegt hat? Wer sollte ihn außer Allah wohl richtig führen? Bedenkt ihr denn nicht?“ (45: 23)

 

Dieser Vers beinhaltet einen Hinweis auf den Ursprung des Sündigen. Notorische  Sünder richten sich nur noch  nach ihren eigenen Neigungen, als wären diese ein Gott, dem sie gehorchen. Ihr größter Wunsch ist der optimale Lebensgenuss.    Sie tun, was ihr Herz begehrt und selbst der Verstand dient ihnen dazu, Wege zur Erfüllung ihrer unangebrachten maßlosen Begierden zu finden.

Solche Leute gehen natürlich mit geschlossenen Augen und tauben Ohren an der Wahrheit vorbei. Für sie ist nur das richtig, was dem Lebensgenuss und ihren Interessen dient. Alles was dem entgegensteht, halten sie für falsch. Diese Einstellung führt so weit, dass ihnen selbst ihr Wissen nichts mehr nützt. Und so kommt es, dass sogar einige Akademiker auf den Irrweg und in die Nähe des Abgrunds geraten können, weil sie ihre eigenen Neigungen vergöttern und sich in ihren Dienst gestellt haben.

 

Folgendes wird erkennbar:

Erstens: Es sind nicht immer die Gestirne, Tiere oder hölzerne und steinerne Figuren, welche in der Geschichte von Menschen angebetet wurden. Sehr viele Menschen haben ihre eigenen Neigungen und Gelüste vergöttert und haben nur ihrer eigenen Vergnügungssucht gehorcht.

Zweitens: Wissen geht an seiner Zweckbestimmung vorbei, wenn der Mensch von der Vergötterung seiner Gelüste und Neigungen erfasst wird. Dann gerät er auf den Irrweg, selbst wenn er viel Wissen besitzt (ein Beispiel ist ein Arzt, der raucht, obwohl er die Schäden des Rauchens kennt).

Drittens: Die Begierden des Menschen sind wie eine Brille mit bunten Gläsern, die nicht zulässt, dass ein Mensch die Wahrheit, so wie sie wirklich ist, sieht und aufgrund dieser Erkenntnis Entscheidungen trifft. Daher führt die Vergötterung der Gelüste den Menschen in die Irre.

 

Schließlich besprechen wir noch die Verse 24 und 25 der Sure Dschatihya wo es heißt:

 

وَقَالُوا مَا هِيَ إِلَّا حَيَاتُنَا الدُّنْيَا نَمُوتُ وَنَحْيَا وَمَا يُهْلِكُنَا إِلَّا الدَّهْرُ ۚ وَمَا لَهُم بِذَٰلِكَ مِنْ عِلْمٍ ۖ إِنْ هُمْ إِلَّا يَظُنُّو

 „Und sie sagen: `Es gibt nur unser diesseitiges Leben; wir sterben und leben, und nur die Zeiten vernichten uns`. Sie haben (aber) kein Wissen davon, sie stellen nur Mutmaßungen an.“ (45: 24)

 

 وَإِذَا تُتْلَىٰ عَلَيْهِمْ آيَاتُنَا بَيِّنَاتٍ مَّا كَانَ حُجَّتَهُمْ إِلَّا أَن قَالُوا ائْتُوا بِآبَائِنَا إِن كُنتُمْ صَادِقِينَ

„Und wenn ihnen Unsere Zeichen als klare Beweise (über das Jenseits) verlesen werden, so wenden sie lediglich ein:  `Bringt unsere (verstorbenen) Väter herbei, wenn ihr wahrhaftig seid`.“ (45: 25)

 

Der vorherige Vers beinhaltete die Mahnung,  dass die Vergötterung der Neigungen des Egos den Menschen an der Erkenntnis der Wahrheit hindert.  Dies äußert sich zum Beispiel in der Leugnung der  Existenz des Jenseits. Solche Leute sagen nämlich: Unsere Existenz wird mit dem Tod beendet und es wird nichts von uns übrig bleiben. Wir werden nicht wieder lebendig und nicht zur Rechenschaft für unsere Taten gezogen werden. Wir sind an einem bestimmten Tag zur Welt gekommen und verlassen sie eines Tages wieder. Außer dieser Welt, in der wir jetzt leben, wird es keine andere mehr geben. Warum sollten wir daher an eine solche andere Welt denken?

 

Diese Leute halten keinen Beweis für die Leugnung des Jenseits in der Hand, sondern reden  nur aufgrund ihrer Mutmaßungen. Sie sagen zu den Gläubigen: Wenn es stimmt, dass die Toten wieder zum Leben erweckt werden, dann sorgt  doch dafür, dass unsere verstorbenen Väter wieder ins Leben zurückkehren, damit wir euch glauben, dass es die Auferstehung von den Toten gibt.

Sie sagen dies ungeachtet der Wahrheit, dass Gott Totes lebendig machen kann.  Ein Beweis für seine Allmacht ist zum Beispiel  die Erschaffung des ersten Menschen aus lebloser Materie.

 

Wir möchten noch wie folgt anmerken:

Erstens: Wenn jemand sich  nur nach seinen Neigungen ausrichtet hat es zur Folge, dass er das Jenseits und den Jüngsten Tag leugnet. Er pflegt diesen Irrtum, um sorglos seine Begierden befriedigen und weiter sündigen zu können.

Zweitens: Die Jenseitsleugner haben keine Beweise für ihre Behauptung, sondern sie leugnen das Jenseits aufgrund reiner Vermutungen.

Drittens: Gottesleugner sagen: Wir müssen Gott sehen, damit wir glauben, und einige Jenseitsleugner sagen ähnlich: Damit wir glauben,  müssen wir mit eigenen Augen sehen, dass unsere Verstorbenen wieder lebendig werden. Es scheint, dass ihr Verstand sich nur nach dem richtet, was sie zu sehen in der Lage sind, und dass sie alles leugnen, was sie nicht mit dem Auge wahrnehmen können.