Mrz 05, 2021 08:46 CET

Wir setzen die Erklärungen zur 45. Sure, der Sure Dschathiya, bei ihren Versen 26 und 27 fort.  In diesen Versen heißt es: 

(45: 26- 32)

 

قُلِ اللَّـهُ يُحْيِيكُمْ ثُمَّ يُمِيتُكُمْ ثُمَّ يَجْمَعُكُمْ إِلَىٰ يَوْمِ الْقِيَامَةِ لَا رَيْبَ فِيهِ وَلَـٰكِنَّ أَكْثَرَ النَّاسِ لَا يَعْلَمُونَ

„Sag: Allah macht euch lebendig und lässt euch hierauf sterben; hierauf wird Er euch (alle) zum Tag der Auferstehung versammeln, an dem es keinen Zweifel gibt. Aber die meisten Menschen wissen nicht.“ (45: 26)

 

وَلِلَّـهِ مُلْكُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۚ وَيَوْمَ تَقُومُ السَّاعَةُ يَوْمَئِذٍ يَخْسَرُ الْمُبْطِلُونَ 

„Allah gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde. Und am Tag, an dem die Stunde kommen soll, an jenem Tag werden diejenigen verlieren, die Nichtiges tun.“ (45: 27)

                                     

Diese beiden Verse folgen im Anschluss an den Vers 25, der auf die Jenseitsleugner zur Zeit des Propheten hinweist. Diese machten den Glauben an das Jenseits davon abhängig, dass er und die Gläubigen ihre verstorbenen Väter wieder ins Leben zurückrufen.

Der Prophet sollte laut obigem Vers 26 der Sure Dschathiya  die Jenseitsleugner dazu anzuregen, dass sie sich fragen: Zurzeit lebt ihr doch und wer hat euch Leben gespendet? Wer hat euch denn erschaffen?  Wollt ihr denn auch euren Schöpfer leugnen? Wenn nicht, warum seht ihr nicht ein, dass Er, der euch erschaffen hat, euch nach dem Tod erneut Leben spenden kann? Warum schließt ihr die Augen vor der Wahrheit und denkt nicht tiefer nach?

Im Anschluss an diesen Punkt wird die Allmacht Gottes unterstrichen. Sollten die Jenseitsleugner daran zweifeln, dass der Gott eine erneute Erschaffung vollbringt, ist es gut, wenn sie etwas mehr über die Größe des Alls und die Zeichen der göttlichen Macht auf der Erde nachsinnen. Vielleicht wird ihnen dann bewusst, dass jene  Macht, welche diese große Welt zustande kommen ließ, sie besitzt und über sie herrscht, ohne weiteres imstande ist, sie am Jüngsten Tag wieder zum Leben zu erwecken.  Gebt also darauf Acht, dass ihr – anstelle der  Wahrheit – nicht der Lüge folgt. Das würdet ihr am Jüngsten Tag tief bereuen.  Euer Bedauern wird groß sein, weil ihr eurer Kapital im Leben gedankenlos verspielt habt.

Zweifelsohne ist das Leben des Menschen und sind sein Verstand und seine Begabungen sein Kapital im Diesseits. Aber diejenigen, die dem Falschen folgen, geben dieses kostbare Kapital für flüchtige Dinge aus. Sie erkennen am Jüngsten Tag, wo nur der Glaube und rechtschaffene Taten zählen, welchen  großen Schaden sie sich damit eingehandelt haben.

                           

Folgende drei Punkte möchten wir hervorheben:

Erstens:  Dass der Mensch ein erstes Mal lebendig gemacht wurde, ist ein Beweis für die Möglichkeit, ein zweites Mal am Jüngsten Tag lebendig gemacht zu werden.

Zweitens: Die meisten Menschen denken nicht über die Zeichen Gottes und seine Offenbarungsverse nach, sondern erwarten, alles mit dem Auge zu erblicken, bevor sie daran glauben.

Drittens: Leute, die das Jenseits als Lüge betrachten, werden am Jüngsten Tag merken, welch immenser Schaden  sie trifft.

                             

Hier nun die beiden nächsten Verse 28 und 29 der  Sure Dschathiya. Die Sure wird nach einem Wort im Vers 28 benannt, nämlich Dschathiya. Das bedeutet „Die Kniende“ 

 

وَتَرَىٰ كُلَّ أُمَّةٍ جَاثِيَةً ۚ كُلُّ أُمَّةٍ تُدْعَىٰ إِلَىٰ كِتَابِهَا الْيَوْمَ تُجْزَوْنَ مَا كُنتُمْ تَعْمَلُونَ

 „Und du wirst (an jenem Tag)  jede Gemeinschaft kniend sehen. Jede Gemeinschaft wird zu ihrem Buch (der Taten)  gerufen (und ihnen wird gesagt): `Heute wird euch das vergolten, was ihr zu tun pflegtet`.“ (45: 28)

 

هَـٰذَا كِتَابُنَا يَنطِقُ عَلَيْكُم بِالْحَقِّ ۚ إِنَّا كُنَّا نَسْتَنسِخُ مَا كُنتُمْ تَعْمَلُونَ

„`Dies ist Unser Buch, das mit der Wahrheit gegen euch spricht. Wir ließen (alles) niederschreiben, was ihr zu tun pflegtet`.“ (45: 29)

                                 

Diese Verse handeln vom Tag der Auferstehung. An diesem Tag werden die Menschen in Furcht und großer Besorgnis auf die Knie sinken, während sie bangend darauf warten, was mit ihnen geschehen wird. Jede Gemeinschaft wird zu ihrem Buch gerufen. Für einen jeden liegt das Buch seiner Taten vor. Denn die Engel Gottes hatten den Auftrag, für jeden Einzelnen sämtliche guten und schlechten Taten niederzuschreiben.  Nichts blieb unvermerkt.

Am Tag des Jüngsten Gerichtes wird einem jeden dann ein Exemplar dieses Buches überreicht. So kann keiner von denen, die bestraft werden, denken, ihm geschehe ein Unrecht.

Dann wird ihnen gesagt: Dies ist Unser Buch, welches die Wahrheit gegen euch bezeugt und alle eure Taten wiedergibt. Ihr habt getan, was ihr wolltet und nicht geglaubt, dass eure Taten irgendwo verzeichnet werden. Wir jedoch hatten befohlen, dass alle eure Taten registriert werden.

 

Wir können uns Folgendes vergegenwärtigen:

Erstens: Die Daseinsordnung baut auf der Gerechtigkeit auf. Sie schließt ein System mit ein, das der Abrechnung dient, und  alle Taten des Menschen verbucht.

Zweitens: Die Bestrafung oder Belohnung der Menschen im Jenseits erfolgt aufgrund seiner guten und schlechten Taten im Diesseits.

Drittens: Jeder Mensch hat eine Akte, in der alle seine Taten und Werke ganz genau und entsprechend der Wahrheit stehen.  Es leuchtet ein, dass es den Menschen davon abhält, Hässliches und Schlechtes zu tun, wenn er davon überzeugt ist, dass alles was er tut, haargenau niedergeschrieben wird.

 

Wir wenden uns den Versen 30 und 31 dieser Sure, der Sure Dschathiya (die Kniende) zu. Hier heißt es weiter über den Jüngsten Tag:

 

فَأَمَّا الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ فَيُدْخِلُهُمْ رَبُّهُمْ فِي رَحْمَتِهِ ۚ ذَٰلِكَ هُوَ الْفَوْزُ الْمُبِينُ

„Was nun diejenigen angeht, die geglaubt und rechtschaffene Werke getan haben, so wird ihr Herr sie in Seine Barmherzigkeit eingehen lassen. Das ist der deutliche Erfolg.“ (45: 30)

 

وَأَمَّا الَّذِينَ كَفَرُوا أَفَلَمْ تَكُنْ آيَاتِي تُتْلَىٰ عَلَيْكُمْ فَاسْتَكْبَرْتُمْ وَكُنتُمْ قَوْمًا مُّجْرِمِينَ

„Was aber diejenigen angeht, die ungläubig waren, so (wird zu ihnen gesagt werden): `Sind euch Meine Zeichen nicht stets verlesen worden? Aber ihr habt euch hochmütig verhalten und seid ein Volk von Übeltätern gewesen`.“ (45: 31)

                                                

Nach Abschluss des Jüngsten Gerichtes werden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt und jeder Gruppe wird das vergolten, was sie getan hat. Die eine Gruppe ist die  Gruppe der rechtschaffenen Gläubigen und die andere Gruppe die der sündigen Ungläubigen.

 

Den Gläubigen wird die Gnade und besondere Barmherzigkeit Gottes zuteil. Sie werden Glückseligkeit erfahren und dies ist ein offenbarer Erfolg. Natürlich werden nur diejenigen von den Gläubigen in die Barmherzigkeit Gottes eingehen und in den Genuss dieser großen Gnade gelangen, die rechtschaffen und gemäß ihrem Glauben gehandelt haben.  Den Ungläubigen wird gesagt: Wurden euch denn nicht unsere Zeichen verlesen?! Ihr aber wart hochmütig und habt euch eigensinnig verhalten und gesündigt.  Sie werden von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen und stürzen ab. Denn sie haben im Leben nicht nach der Wahrheit gesucht und sie nicht akzeptiert, wenn sie sie kannten. Sie waren aufsässig und hochmütig gegenüber dem Wort Gottes und haben alle möglichen Sünden begangen.

     

Was wir lernen können:

Erstens: Glaube und rechtschaffene Werke sind nicht voneinander zu trennen. Keines von beiden führt für sich alleine in die Glückseligkeit. Erst der  Glaube, der mit rechtschaffenem Tun einhergeht, beschert dem Einzelnen und der Gemeinschaft Wohl und Glück.

Zweitens: Die Ursachen für Unglauben sind  Überheblichkeit und Auflehnung gegenüber Gott.

Drittens: Der Unglaube und die Auflehnung gegenüber Gott und Seine Gebote haben zur Folge, dass der Mensch Schlechtes tut.

 

Abschließend betrachten wir noch den Vers 32 der Sure 45 (Dschathiya):

 

وَإِذَا قِيلَ إِنَّ وَعْدَ اللَّـهِ حَقٌّ وَالسَّاعَةُ لَا رَيْبَ فِيهَا قُلْتُم مَّا نَدْرِي مَا السَّاعَةُ إِن نَّظُنُّ إِلَّا ظَنًّا وَمَا نَحْنُ بِمُسْتَيْقِنِينَ

„Und wenn gesagt wurde: ‚Gewiss, Allahs Versprechen ist wahr, und an der Stunde gibt es keinen Zweifel‘, sagtet ihr: ‚Wir wissen nicht, was die Stunde ist. Wir stellen ja nur Mutmaßungen (darüber)  an und hegen darüber keine Gewissheit‘.“ (45: 32)

 

Der Vers 32 schließt inhaltlich an den Vers 31 an, in dem Gott über den Hochmut und die Auflehnung der Ungläubigen gegenüber den Zeichen Gottes spricht. In diesem 32. Vers der Sure Dschathiya geht es darum, wie sich dieser Hochmut geäußert hat.  Immer wenn die Gläubigen mit den Ungläubigen über den Jüngsten Tag sprachen und sie mahnten, haben diese nicht darüber nachgedacht, sondern gesagt: „Was ist denn  der Jüngste Tag? Wer war denn bereits Zeuge davon und hat davon berichtet, so dass wir es akzeptieren?  Was ihr Gläubigen sagt, sind auch nur Vermutungen. Wir legen keinen Wert darauf und können nicht fest vom Jüngsten Tag und Jenseits überzeugt sein.“ 

Wenn den gleichen Leuten aber gesagt würde: euer Haus ist in Gefahr – ihm droht Feuer – würden sie interessanterweise sofort eine Reaktion zeigen und etwas unternehmen.  Aber in Bezug auf den Jüngsten Tag achten sie noch nicht einmal darauf, dass es ihn geben könnte.

 

Folgendes sei zu bedenken:

Erstens: Gläubige sollen allen das Wort Gottes zu Ohren bringen auch wenn viele es nicht einsehen.

Zweitens: Damit der Mensch sich vor Sünden und deren schlimmen Konsequenzen hütet, muss er nicht unbedingt absolute Gewissheit hegen, dass es das Jüngste Gericht gibt. Bereits die Annahme, dass dieses gewaltige Ereignis bevorsteht, ist fruchtbar  und hält vom Sündigen ab.