Mrz 08, 2021 12:32 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen  der Ahl-ul-Bait (25 - kontra Armut )

Wir sagten, dass die soziale Gerechtigkeit ein wichtiger Bestandteil der Islamischen Lehre ist. Der Koran führt die Gerechtigkeit als gemeinsames hohes Ziel der Propheten an. Eines der ältesten Probleme der Menschheit sind Armut, Hunger und Nahrungsmangel.

 

Daher gehört es zu den wichtigsten Vorhaben der Gesandten Gottes und Seiner Reformer, den Bedürftigen zu helfen und ungleiche soziale Verhältnisse  zu beseitigen.  Die Herstellung von Gerechtigkeit  im Bereich der Wirtschaft und im Sozialleben ist daher von besonderer Bedeutung.

                      

Der Art und Weise, wie der Islam,  der Prophet und die Imame die Gerechtigkeit definieren, ist zu entnehmen, dass jedem  entsprechend seiner Eignung und seiner wahren Bedürfnisse die ihm rational zustehenden Rechte gewährt werden müssen.  Man kann es auch so ausdrücken: Idalat – die Gerechtigkeit – ist dann im wahren Sinne in der Gesellschaft hergestellt, wenn jeder aufgrund der herrschenden Gesetze sein Recht wahrnimmt und seinen Anteil an den irdischen Gaben erhält. Die Gerechtigkeit ist deshalb in der islamischen Kultur und Lehre so wichtig, weil sie die Voraussetzung dafür schafft, dass die natürlichen Bedürfnisse der Menschen gedeckt werden, so dass er sich geistig und seelisch weiter entfalten kann. Daher bildet die Gerechtigkeit einen elementaren Grundsatz und Wert und ist die Achse aller Gebote und Gesetze, die die persönlichen und sozialen Beziehungen in der Islamischen Gesellschaft gestalten. Adl oder Idalat bedeutet ja, dass alles auf seinen Platz zu stehen kommt.

Der iranische Denker und Märtyrer Ostad  Motahhari sagt über die ideale Islamische Gesellschaft:

„Das islamische Utopia ist ein Land, welches keine Benachteiligung kennt, ohne dabei Unterschiede abzustreiten.  Die Islamische Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Gleichstellungen und Gleichheiten und Brüderlichkeit, aber nicht der negativen sondern der positiven Gleichstellung, d. h. ein Land, welches die natürlichen Vorzüge des Einzelnen beachtet.  Eine positive Gleichstellung bedeutet:  Gleiche Möglichkeiten für alle und dass jedem das  gehört, was er erworben hat, sowie  dass die irrealen und ungerechten Privilegien aufgehoben werden.“

 Gemäß der islamischen Weltanschauung liegt der Schöpfung die Gerechtigkeit Gottes zugrunde. Ebenso baut die göttliche Gesetzesordnung – d. h. die Gesamtheit der Lehren und  Gesetze der Gottesreligion - parallel zur gerechten Ordnung im Dasein  auf göttlicher Gerechtigkeit auf.  Die Edlen aus dem Hause des Propheten haben immer betont, dass das Problem der Armut in der Gesellschaft beseitigt werden wird, wenn die Muslime dem Grundsatz der Gerechtigkeit treu bleiben und dieses Prinzip auf gesellschaftlicher Ebene befolgen. Sie haben betont, dass dann alle versorgt sein werden und es gut haben.  Dies ist zum Beispiel folgendem Satz von Imam Baqir (F) zu entnehmen: Würde unter den Menschen die Gerechtigkeit verwirklicht, dann wären alle versorgt. (Usul-i Kafi, Bd. 3, S. 585)

                

Die Praktizierung der Gerechtigkeit wird in den Islamischen Quellen und seitens der Makellosen Imame unterstrichen. Der Prophet und die Imame aus seinem Hause sind mit gutem Beispiel vorangegangen. Sie haben ein gerechtes Verhalten des Menschen als notwendig betrachtet. Für sie war das gerechte Verhalten im privaten Umkreis und in der Gesellschaft und die Abstinenz von jeglicher Unterdrückung   eine Bedingung, die der ideale Mensch erfüllen muss.

Alle sollen sich laut Islam gerecht verhalten. Diejenigen, die  an der  Spitze der Gesellschaft stehen und sie verwalten, müssen erst recht diese Voraussetzung erfüllen. Gerechtigkeit stellt gemäß dem Islam ein wichtiges Merkmal eines rechtschaffenen Regenten dar. Imam Ali (F) hat gesagt, dass ein gerechter Vorsteher und Führer zu denen zählt, die Gott am nächsten stehen. Daher müssen für die Verwirklichung der Gerechtigkeit in der Gesellschaft und in der Wirtschaft, die sensiblen Posten Personen anvertraut werden, die gerecht und die unter den Menschen für ihre Rechtschaffenheit bekannt sind.

Imam Ridha (F) sagt, dass es rechtschaffene Regenten geben muss, die verhindern, dass Übergriffe und Unrecht in der Gesellschaft vorkommen. Er sagt, dass durch solche rechtschaffene Vorsteher die Gesellschaft stabilisiert wird. Ein überliefertes Wort von ihm lautet:  

Der Führende muss gerecht (Adil) sein. Er muss ehrlich sein und seine Versprechen einhalten. Jemand der über die Menschen regiert, darf kein Unrecht begehen und nicht lügen. Er darf nicht  im Widerspruch zu dem handeln, was er versprochen hat. Ein solcher Mensch  hegt Menschenliebe und seine Gerechtigkeit ist zu verspüren.“  (Wasail ul Schia, Bd. 47, S.16) . In einem anderen Worte hat Imam Ridha (F) die positive Wirkung der Ausübung von Gerechtigkeit  wie folgt beschrieben: „Die Ausübung von Gerechtigkeit und Wohltätigkeit lässt die guten Gaben weiterbestehen.“  (Uyun-ul-Achbar Al Ridha, Bd.2, S.24) 

                                  

Gerechtigkeit in Fragen der Wirtschaft ist wie gesagt eines der wichtigsten Beispiele für soziale Gerechtigkeit.  Immer wenn in den Lehren des Korans und in der Denkschule des Prophetenhauses von der Gerechtigkeit in der Gesellschaft die Rede ist, wird  allem voran die gerechte Vermögensverteilung in den Vordergrund gestellt. Imam Ali (F) hat, als er an die Regierung gelangte, die Gleichbehandlung bei der Verteilung des Volkseinkommens angekündigt. Nicht nur er, sondern alle anderen Imame aus dem Prophetenhaus haben mit ihrem Verhalten die Bedeutung der Gerechtigkeit klargestellt.

Einmal gab Imam Sadiq (F) einem seiner Diener namens Musadif tausend Dinar, damit er nach Ägypten reist und mit dem Geld Handelsgeschäfte tätigt. Musadif schloss sich einer Handelskarawane an. Nicht weit entfernt vom Reiseziel erfuhren die Handelsleute,  dass die mitgeführte Ware in Ägypten knapp geworden war. Es war eine Ware, an der allgemeiner Bedarf bestand.  Die Händler in der Karawane beschlossen, die Preise für ihre Ware zu verdoppeln. Als Musadif von seiner Handelsreise nach Medina zurückkehrte   hatte er zwei Geldbeutel mit jeweils Tausend Dinaren dabei. Er brachte sie zu Imam Sadiq und sagte, dass eine sei das Anfangskapital und das andere der Gewinn.

Da sagte Imam Sadiq (F):  „Der Gewinn ist zu viel. Wie bist du an ihn gelangt?“ Da erzählte Musadif ,was sich abgespielt hatte. Aber als er zu Ende gesprochen hatte, sagte Imam Sadiq(F) zu ihm: „Rein und gepriesen sei Gott! Ihr habt euch gegen einen Teil der Muslime verbündet und abgemacht, eure Ware nur mit einem doppelten Gewinn zu verkaufen?!“

Daraufhin nahm er einen der Beutel und sagte: „Dies war mein Kapital und das andere brauch ich nicht.“

Imam Sadiq (F) betrachtete es als ungerecht und unfair was Musadif getan hatte. Er sagte: „Der Kampf mit dem Säbel ist einfacher als die Bemühung um ein tägliches Brot, das hilal – religiös gesehen rechtmäßig– ist.“

(aus  Furu ul Kafi, Bd. 5, S. 161)

Imam Sadiq (F) hat nicht nur gegen den hohen Gewinn protestiert, sondern er übte auch Kritik an der Absprache unter den Händlern, der Monopolisierung der Ware und Bildung eines Schwarzmarktes.  Denn dies hatte zur Folge, dass den  Verbrauchern nichts anderes übrig blieb, als die Ware zu einem hohen Preis zu kaufen. Dies ist besonders ungünstig, wenn es sich um ein Gut handelt, welches die Bevölkerung dringend braucht. Es leuchtet ein, dass solche Absprachen gegen die Gerechtigkeit verstoßen.

In einem anderen Bericht aus dem Leben Imam Sadiq (F) heißt es: Einmal wurde Weizen in der Stadt knapp und die Bevölkerung hatte Schwierigkeiten sich welchen zu  besorgen. Da kam ein Bediensteter des Imams zu ihm und sagte erfreut: „Wir haben genug Weizen gespeichert und werden keine Probleme haben.“  Imam Sadiq (F) aber befahl sofort aufgeregt  seinem  Bediensteten, dass er allen Weizen im Lager verkaufen soll und danach wie alle anderen den täglich benötigten Weizen kaufen gehen muss.