Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (26 - Gutes gebieten...)
Ein wichtiger Faktor für die Gesundung der gesellschaftlichen Beziehungen ist das Gebot amr bil maruf wan nai an il munkar.
Dieses Gebot, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren, nimmt einen wichtigen Platz in der Lehre des Propheten und der Ahl-ul-Bait ein. Die Beachtung dieses Gebotes fördert in einem so hohen Maße die Ziele des Islams, dass der Heilige Koran an mehreren Stellen direkt und indirekt darauf aufmerksam macht. Er nennt es sogar eine der besten Merkmale dafür, dass die Muslime die beste Gemeinde bildet. Denn es heißt in der Sure Al-i Imran in dem Vers 110:
Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen hervorgebracht worden ist. (Denn) Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und glaubt an Allah.
Laut diesem Vers im Koran sind die Muslime also nur so lange eine bessere Gemeinde, wie sie es nicht versäumen, zum Guten herbeizurufen und gegen das Schlechte zu kämpfen. Falls sie diese Pflicht vergessen, werden sie nicht mehr die beste Gemeinschaft vor Gott sein.
Das Gute zu gebieten und das Böse zu verwehren ist eines der wichtigsten Konzepte, deren Durchführung Gott von Seinen Propheten gefordert hat. Wer sich für dieses wichtige Projekt Gottes einsetzt, der hat gemäß einem Worte des Propheten Gottes (S) an der Seite der Gesandten Gottes an der Verwirklichung deren gewaltigen Mission mitgewirkt.
Der Mensch ist bekanntlich ein geselliges Wesen, und sein Schicksal ist mit dem Schicksal der Gesellschaft, in der er lebt, verknüpft. Die Vor- und Nachteile der Handlungen eines jeden werden ihm selber zuteil und wirken sich außerdem auf die Gesellschaft aus, wobei die Taten der anderen Mitglieder der Gesellschaft wiederum das Leben des Einzelnen beeinflussen. Daher trägt der Mensch nicht nur bezüglich seines eigenen Verhaltens eine Verantwortung sondern auch gegenüber seiner Gesellschaft.
Viele Maßnahmen, welche die Propheten und ihre Helfer im Laufe der Geschichte ergriffen haben, dienten dem Zweck, das Gute zu verbreiten und das Hässliche zu bekämpfen.
In einer islamischen Gesellschaft muss jeder Muslim parallel zu der Selbsterziehung zum Guten auch darum bemüht sein, dass die anderen sich zum Guten hin ändern. Er hat in Wahrheit sein eigenes Schicksals nicht beachtet, wenn er sich gegenüber der Taten der anderen und ihrem Schicksal gleichgültig verhält. Wenn sich Verdorbenheit, Sünde und Abweichung in der Gesellschaft verbreiten, so werden nämlich alle ihre Mitglieder von den unerwünschten Folgen erfasst. Das Gebot, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren ist so wichtig, dass Imam Ali (F) gesagt hat: „Alle guten Taten und der Dschihad für Gottes Sache sind im Vergleich zu dem Gebot, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren, wie ein Tropfen, der ins stürmische weite Meer geworfen wird.“
Die Befolgung dieses Gebotes gewährleistet ein gutes, sicheres Leben. Wie gefährlich die Vernachlässigung des Gebotes dahingegen ist, veranschaulicht der Prophet (S) mit folgenden Worten:
Ein Sünder unter den Menschen ist wie jemand, der mit mehreren Leuten ein Schiff bestiegen hat und mitten auf dem Meer an einer Stelle im Schiff mit seinem Beil ein Loch einzuschlagen beginnt und der, wenn die anderen gegen ihn protestieren, antwortet: `Dieser Platz gehört mir`. Wenn die anderen ihn nicht von diesem gefährlichen Handeln abhalten, wird es nicht lange dauern, bis Meereswasser in das Schiff eindringt und auf einen Schlag alle im Meer ertrinken werden.“
Dieses Beispiel kann als logische Begründung für das Gebot Amr bilmaruf wan nahi an-il- munkar dienen. Der Prophet betrachtet es als natürliches Recht des Einzelnen die Gesellschaft zu beaufsichtigen, weil sein Schicksal mit dem Schicksal der Gesellschaft verknüpft ist. Der Islam erwartet von seinen Anhängern, dass sie Verantwortung gegenüber der Gesellschaft verspüren und nicht schweigen, wenn sie einem Unrecht und einer Sünde begegnen. Sie sollen die anderen zum Guten anspornen und sie vom Schlechten abhalten. Dies zeigt, wie wichtig dem Islam die Erreichung einer gesunden gesellschaftlichen Umgebung und die Bekämpfung von Verdorbenheiten ist.
Imam Ali (F) hat gesagt: Das Gerüst und die existenzielle Hauptsache des Religionsgesetzes ist das Gebot, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren.
Dieser Satz verweist auf die wertvolle Rolle, die dieses Gebot für die Durchführung aller Gebote Gottes und als Rückhalt für die Festigung der religiösen Werte innehat. Neben allen anderen Vorkehrungen, die Gott für die Duchführung der lebensspendenden Gesetze des Islams getroffen hat, hat Er auch jedes Mitglied der Gesellschaft verpflichtet, Aufsicht über die richtige Praktizierung des Islams zu führen. Jeder Einzelne soll auf diese Weise zu der korrekten Durchführung der Islamischen Gebote beitragen.
Imam Baqir (F) hat über die weitgehende Wirkung des Gutes-Gebieten und Schlechtes-Verwehren gesagt:
Wahrlich das Gebot, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren, gehört zu dem Weg der Propheten und ist die Vorgehensweise der Rechtschaffenen. Es ist eine bedeutende Pflicht, in deren Licht die anderen Pflichten erfüllt, die Wege sicher, Handel und Arbeit der Menschen halal (religionsrechtlich zulässig) und die Rechte der Einzelnen gewährleistet werden und dank der die Gebiete aufblühen und an den Feinden Vergeltung geübt wird sowie dank der alle Angelegenheiten geregelt werden. ( Usul-i Kafi Bd. 5, S. 58)
Auf diese Weise macht also Imam Baqir (F) auch einige politische und gesellschaftliche und wirtschaftliche Anliegen von der Durchführung des Gebotes , Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren, abhängig. Gemäß seinen Worten umfasst diese bedeutende islamische Gebot insgesamt die Richtigstellung des Glaubens und der Moral, ebenso wie die Richtigstellung und Heilung gesellschaftlicher und politischer Angelegenheiten.
Der Prophet und die edlen Nachfolger aus seinem Hause haben nicht nur das Gebot amr bil maruf wan nai an il munkar unterstrichen sondern es vorgelebt. Da Handeln bedeutend mehr Wirkung hat als Worte, empfiehlt Imam Sadiq (F):
Ladet die Menschen auf nicht- verbale Weise zum Guten ein.
Natürlich haben der Prophet des Islams (S) und die Imame (F) einige Dinge für die Praktizierung des obigen Gebotes vorausgesetzt, darunter die Beachtung der Würde des Menschen, ein freundliches Vorgehen und das Gespür für den geeigneten Augenblick. Als Imam Sadiq (F) gefragt wurde, ob alle ständig die Pflicht haben, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren, hat er gesagt:
Dies obliegt fürwahr jemandem, der befähigt ist und das Gute vom Schlechten zu unterscheiden vermag, und nicht jemandem, der schwach ist und nichts erreichen kann.
(Bihar ul Anwar, Bd.97, S.945)
Die Ahl-ul Bait betonen, dass der Mensch selber, nachdem was er den anderen anrät, zu handeln hat und selber das vermeidet, von dem er andere abhält. Imam Kadhim (F) hat zu seinem Schüler Hischam Ibn Hakam gesagt:
O Hischam. Würdest du selber etwas tust, was du verbietest, dann zeugte es von deiner Unwissenheit. Ein gläubiger Mensch spricht wenig und vollbringt viele Taten. (Bihar-ul-Anwar, Bd. 78, S.401)
Das Gute gebieten, das Schlechte verwehren – Diese Regel haben die Ahl-ul-Bait des Propheten ihr ganzes Leben lang beachtet. Imam Husain (F) hat zur Aufrechterhaltung dieses Gebotes seine Heimatstadt Medina verlassen und den Märtyrertod auf sich genommen. Die Ahl-ul-Bait wurden wegen Praktizierung dieser wichtigen Pflicht von den tyrannischen Herrschern gehasst und getötet. Aber Imam Ali (F) hat einmal gesagt:
Lasst nicht davon ab, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren, denn anderenfalls werden die Unrechttuenden über euch herrschen. Und soviel ihr dann auch beten möget, es wird nicht erhört werden. (Ghurar al Hikam)
Auch folgendes Wort stammt von ihm:
Das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren ist göttliche Moral. Wer diese beiden Pflichten unterstützt, dem wird Gott Größe und Ehre verleihen. (Laali al Achbar, S.270 )