Teil 920: Sure Ahqaf (die Sanddünen) Vers (19- 23)
Wir greifen die Kurzexegese zu der Sure Ahqaf wieder auf und beginnen bei Vers 19 dieser Sure 46, die Folgendes aussagt:
(46: 19- 23)
وَلِكُلٍّ دَرَجَاتٌ مِّمَّا عَمِلُوا ۖ وَلِيُوَفِّيَهُمْ أَعْمَالَهُمْ وَهُمْ لَا يُظْلَمُونَ
„Für alle wird es Rangstufen geben gemäß dem, was sie getan haben, und damit Er ihnen ihre Taten voll erstatte, und es wird ihnen kein Unrecht zugefügt.“ (46: 19)
Die Menschen lassen sich entsprechend ihrem Umgang mit ihren Eltern und ihrer Gläubigkeit in zwei Gruppen einteilen: zu der einen Gruppe gehören diejenigen, die gläubig sind und ihre Eltern gut behandeln, und in der anderen Gruppe sind diejenigen, die Gott leugnen und die Rechte ihrer Eltern missachten.
Der obige Vers 19 der Sure 46 verheißt, dass Gott jede Gruppe entsprechend ihrer Taten und ihrem Verhalten belohnen bzw. bestrafen wird. Sie werden aufgrund ihrer Motivation und ihrer Taten unterschiedlich eingestuft werden. Der Vers enthält am Ende auch den Hinweis auf die Gerechtigkeit Gottes. Denn jeder wird das vollständige Ergebnis seines Handelns erhalten und niemandem wird auch nur das geringste Unrecht zugefügt werden.
Der Vers erinnert an zwei wichtige Punkte:
Erstens: Das diesseitige und jenseitige Schicksal hängt von jedem selber an. Auf welche Stufe er im Jenseits zu stehen kommt, richtet sich nach seinen Motivationen und seinen Taten.
Zweitens: Die Taten des Menschen vergehen nicht im Laufe der Zeit, vielmehr stehen sie alle zusammen mit ihren Folgen in seiner Akte der Taten registriert. Sie werden am Jüngsten Tag vollständig in Erscheinung treten, und der Mensch wird entsprechend dieser Taten seine Belohnung bzw. seine Strafe erhalten.
Wir sollten uns dem Vers 20 der Sure Ahqaf widmen. Dort steht:
وَيَوْمَ يُعْرَضُ الَّذِينَ كَفَرُوا عَلَى النَّارِ أَذْهَبْتُمْ طَيِّبَاتِكُمْ فِي حَيَاتِكُمُ الدُّنْيَا وَاسْتَمْتَعْتُم بِهَا فَالْيَوْمَ تُجْزَوْنَ عَذَابَ الْهُونِ بِمَا كُنتُمْ تَسْتَكْبِرُونَ فِي الْأَرْضِ بِغَيْرِ الْحَقِّ وَبِمَا كُنتُمْ تَفْسُقُونَ
„Und am Tag, da diejenigen, die ungläubig sind, dem (Höllen)feuer vorgeführt werden (und ihnen gesagt wird): `Ihr habt eure guten Dinge im diesseitigen Leben aufgezehrt und sie genossen (und für diesen Tag keinen Proviant angelegt). Heute wird euch mit der schmählichen Strafe vergolten, dass ihr euch auf der Erde immer wieder ohne jegliches Recht hochmütig verhalten und dass ihr immer wieder gefrevelt habt`.“ (46: 20)
Gott schenkt allen Menschen im Leben Gnade, ob sie gläubig sind oder ungläubig. Er hält seine materiellen und immateriellen Gaben nicht von den Ungläubigen und Götzenanbetern zurück.
Der obige Vers verweist darauf, dass die Ungläubigen und die Sünder im Diesseits genügend materielle Freuden und Gaben Gottes genossen haben und ihnen nichts verwehrt wurde. Aber im Jenseits ist die Zeit der Vergeltung und dort werden die Gnadengeschenke Gottes nur den Reinen und Rechtschaffenen zuteilwerden. Mit Sicherheit erwartet diejenigen, die im Diesseits Recht und Wahrheit bekämpft haben und aus Eigensinn und Eigendünkel nicht bereit waren, die Wahrheit zu akzeptieren, eine harte Strafe.
Wir können uns vergegenwärtigen:
Erstens: Die Gaben, die Gott im Diesseits zur Verfügung stellt, sind Geschenke, mit denen Er großzügig Seine Geschöpfe, darunter auch den Menschen, unabhängig davon ob dieser an Ihn glaubt oder nicht, versorgt.
Zweitens: Hochmut und Aufsässigkeit verleiten zu Ungehorsam gegenüber Gott und Abkehr von Wahrheit und Recht.
Drittens: Die Schmach im Jenseits ist eine Strafe für diejenigen, die sich im Diesseits arrogant verhalten und aufspielen.
In den Versen 21 bis 23 der Sure Ahqaf heißt es schließlich weiter:
وَاذْكُرْ أَخَا عَادٍ إِذْ أَنذَرَ قَوْمَهُ بِالْأَحْقَافِ وَقَدْ خَلَتِ النُّذُرُ مِن بَيْنِ يَدَيْهِ وَمِنْ خَلْفِهِ أَلَّا تَعْبُدُوا إِلَّا اللَّهَ إِنِّي أَخَافُ عَلَيْكُمْ عَذَابَ يَوْمٍ عَظِيمٍ
„Und gedenke des Bruders der ʿAd (Hadhrat-e Hud) , als er bei al-Aḥqaf sein Volk warnte, wo bereits Warner vor ihm und (auch) nach ihm dahingingen (und er sagte) : `Ihr sollt nur Allah dienen. Gewiss, ich fürchte für euch die Strafe eines gewaltigen Tages`.“ (46: 21)
قَالُوا أَجِئْتَنَا لِتَأْفِكَنَا عَنْ آلِهَتِنَا فَأْتِنَا بِمَا تَعِدُنَا إِن كُنتَ مِنَ الصَّادِقِينَ
„Sie sagten: `Bist du zu uns gekommen, um uns von unseren Göttern abwendig zu machen? So bring uns doch her, was du uns androhst, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst`.“ (46: 22)
قَالَ إِنَّمَا الْعِلْمُ عِندَ اللَّهِ وَأُبَلِّغُكُم مَّا أُرْسِلْتُ بِهِ وَلَٰكِنِّي أَرَاكُمْ قَوْمًا تَجْهَلُونَ
„Er sagte: `Das Wissen (darüber, wann es geschehen wird) ist nur bei Allah; ich übermittele euch (nur) das, womit ich gesandt worden bin. Aber ich sehe, ihr seid Leute, die töricht sind`.“ (46: 23)
Diese Versen handeln von dem Propheten Hud und seinem Volk: Hud hat wie die anderen Gesandten Gottes sein Volk vor der Götzenanbetung und vor hässlichen Taten gewarnt. Aber sein Volk dachte nicht nach und ließ nicht von der Götzenverehrung ab. Diese Leute sagten zu ihrem Propheten, er solle doch die Strafe, die er verheißen hatte, schon im Diesseits über sie kommen lassen. Dies sagten sie, obwohl doch die Heimsuchungen in Gottes Hand liegen und Seine Propheten keinen Einfluss auf die diesseitige und jenseitige göttliche Bestrafung haben.
Daher gab Prophet Hud ihnen zur Antwort: Das Wissen über die Strafe ist nur bei Gott und ich soll euch nur die Gebote Gottes mitteilen und euch aufrufen nur Ihn anzubeten. Weder zwinge ich euch zu akzeptieren, was ich sage, noch steht es in meiner Macht, die göttliche Strafe über euch hereinbrechen zu lassen. Wenn ihr die Wahrheit nicht einsehen und nicht an sie glauben wollt, so liegt es daran, dass ihr töricht und unwissend seid.
Vier Punkte können wir hierzu hervorheben:
Erstens: Die primäre Aufgabe der Propheten gegenüber einem Volke, welches sündig war und Götzen diente, bestand darin, diese Menschen zu warnen, damit sie über die Gefahr im Bilde sind, die sie eingehen.
Zweitens: Alle Propheten, die im Laufe der Geschichte von Gott gesandt wurden, hatten die Anbetung des Einen Gottes und die Abkehr von jeder Art von Gottesleugnung und Götzendienst als höchstes Ziel vor Augen.
Drittens: Wenn der Mensch daran glaubt, dass einmal der Jüngste Tag eintreten wird und es das Jenseits gibt, dann wird sich sein Handeln und Verhalten im Leben ändern.
Viertens: Es ist die Pflicht der Propheten, die göttliche Botschaft zu verkünden. Aber es ist nicht ihre Aufgabe, die Menschen zum Gott-Dienen zu zwingen.
Fünftens: Ein blindes Festhalten an falschen Bräuchen, Sitten und Überzeugungen des eigenen Volkes und Volksstammes ist ein Zeichen für Unwissenheit des Menschen und verhindert die Erkenntnis der Wahrheit.