Teil 922: Sure Ahqaf (die Sanddünen) Vers (29- 35)
Wir besprechen dieses Mal die Sure 46 (Ahqaf) zu Ende. Der Vers 29 dieser Sure lautet wie folgt:
(46: 29- 35)
وَإِذْ صَرَفْنَا إِلَيْكَ نَفَرًا مِّنَ الْجِنِّ يَسْتَمِعُونَ الْقُرْآنَ فَلَمَّا حَضَرُوهُ قَالُوا أَنصِتُوا ۖ فَلَمَّا قُضِيَ وَلَّوْا إِلَىٰ قَوْمِهِم مُّنذِرِينَ
„Und (gedenke,) als Wir eine kleinere Schar Dschinn veranlassten, sich zu dir zu begeben und dem Koran zuzuhören. Als sie eingetroffen waren, sagten sie: „Hört zu!“ Als er dann zum Ende kam, kehrten sie zu ihrem Volk zurück, um sie zu warnen.“ (46: 29)
In den vorherigen Versen wurden die Götzendiener von Mekka angesprochen, welche unter verschiedenen Vorwänden und aus Eigensinn nicht bereit waren, den Glauben anzunehmen. Der obige Vers machte diese Polytheisten, die an die Existenz von Dschinn glaubten und ihnen besondere Kräfte zuschrieben, darauf aufmerksam, dass im Gegensatz zu ihnen, eine Gruppe dieser Wesen sich zum Propheten bekannt haben, nachdem sie Verse aus dem Koran gehörten hatten und auch die anderen Dschinn aufforderten, den Islam anzunehmen.
Der Koran macht offensichtlich, dass es die Dschinn gibt. Eine der Suren ist sogar nach diesen Geschöpfen aus Feuer benannt: die Sure 72. Dort steht über ihren Glauben an den Einen Gott und den Koran und die Rückkehr zu Gott geschrieben, und es heißt auch, dass die Dschinn zwei Gruppen bildeten – eine Gruppe der Gläubigen und eine Gruppe der Ungläubigen.
Zwei Dinge können wir an dieser Stelle feststellen:
Erstens: Die Dschinn besitzen wie der Mensch einen Verstand. Sie haben Pflichten gegenüber Gott, verfügen über einen Willen und können Entscheidungen treffen.
Zweitens: Es genügt nicht, sich zum Glauben an den Einen Gott zu bekennen. Der Gläubige soll auch die anderen auf den Weg Gottes einladen.
Es folgen die Verse 30 bis 32:
قَالُوا يَا قَوْمَنَا إِنَّا سَمِعْنَا كِتَابًا أُنزِلَ مِن بَعْدِ مُوسَىٰ مُصَدِّقًا لِّمَا بَيْنَ يَدَيْهِ يَهْدِي إِلَى الْحَقِّ وَإِلَىٰ طَرِيقٍ مُّسْتَقِيمٍ
„Sie sagten: `O unser Volk, wir haben (die Verse) ein(es) Buch(es) gehört, das nach Musa (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, das zu bestätigen, was vor ihm war, und das zur Wahrheit und zu dem geraden Weg leitet`.“ (46: 30)
يَا قَوْمَنَا أَجِيبُوا دَاعِيَ اللَّهِ وَآمِنُوا بِهِ يَغْفِرْ لَكُم مِّن ذُنُوبِكُمْ وَيُجِرْكُم مِّنْ عَذَابٍ أَلِيمٍ
„`O unser Volk, erhört Allahs Rufer und glaubt an ihn, so vergibt Er euch (etwas) von euren Sünden und gewährt euch Schutz vor schmerzhafter Strafe`.“ (46: 31)
وَمَن لَّا يُجِبْ دَاعِيَ اللَّهِ فَلَيْسَ بِمُعْجِزٍ فِي الْأَرْضِ وَلَيْسَ لَهُ مِن دُونِهِ أَوْلِيَاءُ ۚ أُولَٰئِكَ فِي ضَلَالٍ مُّبِينٍ
„Wer Allahs Rufer nicht erhört, wird sich (Gott) auf der Erde doch niemals entziehen können, und er hat außer Ihm keine Schutzherren. Jene befinden sich in deutlichem Irrtum.“ (46: 32)
Gemäß dieser Stelle in der Sure 46 haben die Dschinn nach Rückkehr zu ihrem Volk diesen gesagt: Genauso wie Moses von Gott mit einem Heiligen Buch ausgesandt worden ist, hat er nun einen weiteren Propheten mit einem weiteren Buch, namens Koran, geschickt. Wir haben heute die Verse in diesem Buch gehört und gesehen, dass dieses Buch wie das von Moses ist, welches die Menschen auf den Weg Gottes leitet.
Jeder, der an diesen Propheten, der die Menschen zu Gott herbeiruft, glaubt, der wird Sünden und Unheil fernbleiben und vor der Strafe Gottes sicher sein. Aber wer nicht daran glaubt und eigensinnig ist, der soll wissen, dass er nicht gegen den Willen Gottes ankommen und vor seinem Zorn Rettung finden wird. Denn außer Gott kann niemand den Menschen vor der harten Strafe bewahren.
Wir führen uns vier Dinge vor Augen:
Erstens: Die Dschinn kennen die Geschichte der Vorgänger des Propheten und den Inhalt deren heiligen Bücher. Ein Teil von ihnen ist gläubig und ein anderer Teil ungläubig.
Zweitens: Der Weg Gottes ist der gerade Weg. Auf diesem Weg ist der Mensch vor jeglicher Übertreibung und Untertreibung und vor Irrtümern sicher. Dieser Weg lenkt den Menschen aufgrund der Göttlichen Gerechtigkeit und der Ausgewogenheit.
Drittens: Die Propheten haben die Menschen zu Gott eingeladen und nicht zu sich selber. Sie haben nicht eigene Forderungen und Wünsche sondern die Gebote Gottes verkündet, die dem Menschen zur Vervollkommnung verhelfen.
Viertens: Der Unglaube und die Leugnung Gottes führen den Menschen letztendlich in die Sackgasse; eine Sackgasse, aus der er selber nicht mehr fliehen kann und aus dem auch andere ihn nicht befreien können.
Wir sollten die Verse 33 und 34 betrachten. Sie lauten:
أَوَلَمْ يَرَوْا أَنَّ اللَّهَ الَّذِي خَلَقَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ وَلَمْ يَعْيَ بِخَلْقِهِنَّ بِقَادِرٍ عَلَىٰ أَن يُحْيِيَ الْمَوْتَىٰ ۚ بَلَىٰ إِنَّهُ عَلَىٰ كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرٌ
„Sehen sie denn nicht, dass Allah, der die Himmel und die Erde erschaffen hat und bei ihrer Erschaffung nicht ermüdet ist, (auch) die Macht hat, die Toten wieder lebendig zu machen? Ja doch, gewiss, Er hat zu allem die Macht.“ (46: 33)
وَيَوْمَ يُعْرَضُ الَّذِينَ كَفَرُوا عَلَى النَّارِ أَلَيْسَ هَٰذَا بِالْحَقِّ ۖ قَالُوا بَلَىٰ وَرَبِّنَا ۚ قَالَ فَذُوقُوا الْعَذَابَ بِمَا كُنتُمْ تَكْفُرُونَ
„Und am Tag, da diejenigen, die ungläubig sind, dem (Höllen)feuer vorgeführt werden (werden sie gefragt): `Ist dies nicht die Wahrheit?` Sie werden sagen: `Ja, doch, bei unserem Herrn`! Er wird (daraufhin) sagen: `Kostet nun die Strafe dafür, dass ihr stets ungläubig wart`.“ (46: 34)
Mit diesen Worten gegen Ende der Sure Ahqaf , kehrt der Koran wieder zum Thema Maad – der Auferstehung von den Toten - zurück und verkündet den Götzendienern: Gott ist doch nicht ermüdet, als er die Himmel und die Erde erschuf und Er vermag ebenso, die Toten wieder ins Leben zurückzurufen.
Zweifelsohne ist die Erschaffung dieses riesigen Daseins mit all der Vielfalt von Geschöpfen ein Zeichen für die unendliche Macht ihres Erschaffers, mit der er all dieses verwirklichen konnte und kann. Sollte es diesem Gott nicht möglich sein, das Leben zu erneuern und die Menschen erneut zu erschaffen? Hier haben wir doch das beste Argument und einen klaren Beweis vor uns, dass die Auferstehung von den Toten möglich ist.
Wenn jemand die Auferstehung von den Toten abstreitet, so liegt es demnach nicht daran, dass Gott tatsächlich unfähig wäre diese Wiederbelebung zu bewirken, sondern es liegt an den Ungläubigen selber. Es liegt daran, dass sie so leben wollen wie es ihnen gerade beliebt, ohne an die Folgen zu denken. Aber am Jüngsten Tag, wenn sie das fürchterliche Feuer des Höllenbrandes erblicken, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als sich zur Wahrheit zu bekennen. Doch was nützt ihnen dies noch? Keiner kann mehr in das Diesseits zurückkehren!
Wir möchten hierzu folgende zwei Punkte erwähnen:
Erstens: Gottes Macht ist unendlich und unbegrenzt. Seine Macht, diese gewaltige Welt zu erschaffen, ist der klarste Beweis für eine erneute Schöpfung des Menschen am Jüngsten Tag.
Zweitens: Am Jüngsten Tag werden die Ungläubigen ein Bekenntnis ablegen. Sie bekennen sich dazu, dass Gott der Herr ist und dass es das Jenseits und die dortige Strafe und Belohnung gibt. Doch nützt ihnen dieses Bekenntnis nichts mehr.
In dem letzten Vers der Sure 35 steht Folgendes:
فَاصْبِرْ كَمَا صَبَرَ أُولُو الْعَزْمِ مِنَ الرُّسُلِ وَلَا تَسْتَعْجِل لَّهُمْ ۚ كَأَنَّهُمْ يَوْمَ يَرَوْنَ مَا يُوعَدُونَ لَمْ يَلْبَثُوا إِلَّا سَاعَةً مِّن نَّهَارٍ ۚ بَلَاغٌ ۚ فَهَلْ يُهْلَكُ إِلَّا الْقَوْمُ الْفَاسِقُونَ
„Sei nun standhaft (o Prophet), wie diejenigen der Gesandten, die Entschlossenheit besaßen, standhaft waren; und wünsche nichts gegen sie zu beschleunigen. Am Tag, da sie sehen, was ihnen angedroht wird, wird ihnen sein, als hätten sie nur eine Stunde vom Tag (auf der Welt) verweilt. (Dies ist) eine Botschaft (an alle). Wird denn jemand anderes ins Verderben gestürzt als die frevlerischen Leute?“ (46: 35)
Der letzte Vers der Sure 46, Ahqaf, ist an den Propheten des Islams gerichtet. Er soll geduldig bleiben gegenüber dem schlechten Verhalten und den Gemeinheiten der Götzendiener und ihrer Starrköpfigkeit. Er soll es nicht eilig damit haben, dass Gott sie bestraft. Gott wird sie am Jüngsten Tag der gerechten Strafe für ihr hässliches Tun zuführen. Die Aufgabe des Propheten besteht darin, den Aufruf Gottes zu verkünden. Das ist seine Pflicht. Aber für die Reaktion auf seinen Aufruf ist er nicht verantwortlich. Es ist Gott, der Glauben und Nicht-Glauben vergelten wird.
Dieser Vers verweist auch auf die Kürze des diesseitigen Lebens. Das hiesige Leben ist im Vergleich zu dem Ewigen im Jenseits dermaßen kurz, dass die Menschen am Jüngsten Tag denken, es hätte nur eine Stunde gedauert. In dem Moment überkommt sie großer Kummer und heftige Reue, weil sie nicht den Weg der Wahrheit gewählt haben. Doch es gibt keine Möglichkeit mehr, diesen Fehler wieder gut zu machen.
Wir sehen:
Erstens: Die Propheten Gottes haben die Aufgabe, den Aufruf Gottes zu verkünden, aber es ist ihnen nicht gestattet, die Menschen gegen ihren Willen zum Glauben zu zwingen oder die Ungläubigen zu bestrafen.
Zweitens: Die großen Propheten Gottes zeichnen sich durch ihre Langmut gegenüber den Gegnern aus. Auch ihre Anhänger sollten sich diese Eigenschaften zulegen.
Drittens: Es ist göttlicher Brauch und Sein Gesetz, den Ungläubigen und Sündern im Diesseits eine Frist zu gewähren.
Viertens: Das Leben auf der Erde ist im Vergleich zum Jenseits absolut kurz, so kurz wie nur eine Stunde.