In Iran gerühmt, in der Welt berühmt (1 –zu Beginn ein Rückblick )
Liebe Hörerfreunde. Sie werden in dieser neuen Sendereihe mit iranischen Persönlichkeiten Bekanntschaft schließen, deren Grabstätten und Gedenkstätten außerhalb der heutigen Grenzen des Irans liegen. Es handelt sich um iranische Berühmtheiten, deren Gedankengut und Werke zum großen Teil sowohl im Iran als auch auf der Welt Verbreitung fanden und zum Weltkulturerbe zählen.
Es sind so bekannte Größen darunter wie Maulana Dschalal-iddin Mohammad, im Iran bekannt als Maulawi und im westlichen Ausland als Rumi, Nezami Gandschawi, Scheich Schihab ad-Din Suhrawardi , Abu Raihan Biruni, Chadsche Nasir ad-Din at-Tusi.
Die Länder werden durch natürliche Wasser- und Festlandsgrenzen voneinander getrennt und Völker unterscheiden sich durch ihre nationalen Kulturgrenzen. Das Kultureigentum und -Erbe stellt die historischen und gesellschaftlichen Wahrzeichen für jedes Volk dar und sein Schutz ist der Schutz der Geschichte dieses Volkes. Iran blickt auf eine lange Kultur- und Zivilisationsgeschichte zurück. Experten sagen, dass die Menschen sich erstmalig in dem Gebiet des späteren Iran angesiedelt und dort Dörfer gegründet haben. Iran gehört zu den wenigen Ländern, welche tief in der Geschichte verankert sind. Es ist seit mindestens 5 Tausend Jahren bekannt. Seit jener Zeit, wo das Perserreich im ersten Jahrtausend vor Christus eine dominante politische Macht war und zu den wenigen Reichen die Weltgeschichte machten, zählte, sind viele Jahrhunderte vergangen. Die Spuren und Belege aus dieser Zeit spielen aber eine wertvolle Rolle für die Geschichte der menschlichen Zivilisation.
Die Kreuzzüge haben zwar einerseits große Schäden und Verluste verursacht, aber sie haben andererseits Europa auch mit Asien vertraut gemacht und die Europäer in jenen schmalen Landstreifen an den südlichen Ufern des Mittelmeers geholt. Nach dem Sturz der Abbasidenkalifen schickten der Papst und europäische Höflinge Karawanen nach Asien. Damals kamen auch in den Iran Missionare und christliche Geschäftsleute. Marco Polo, ein Handelsmann aus Venedig, ist im 13. Jahrhundert auf dem Weg nach China durch den Iran gereist. 20 Jahre später als er wieder nach Europa zurückkam, führte ihn der Rückweg wieder durch unser Land. Im gleichen Jahrhundert war insbesondere die Stadt Tabriz im Nordwesten Irans zum wichtigsten Zentrum für den Handel mit Europa geworden, und zwar unter dem Mongolenherrscher Hulaku Khan.
Später, im 16. Jahrhundert nach Christus, haben die Safawiden begonnen einen neuen Weg einzuschlagen, um sich vor den Bedrohungen durch die osmanischen Herrscher, die sich als Kalif aller Muslime betrachteten, zu schützen. Die Safawiden verbreiteten den schiitischen Glauben im Iran und festigten die kulturelle Selbständigkeit des Landes. Aufgrund dieser Politik erregte Iran die Aufmerksamkeit der Europäer, die im Streit mit den Osmanen lagen.
Es machten sich verschiedene Karawanen und politische, religiöse und wirtschaftliche Delegationen aus Europa auf den Weg in den Iran. Verschiedene Länder knüpften Beziehungen mit Iran an, darunter Portugal, Spanien, England, Holland, Russland, Frankreich und Italien. Aus dieser Zeit liegen Berichte vor wie der des Franzosen Raphael du Mans und des italienischen Weltreisenden Pietro Della Valle, die Reiseberichte der Brüder Shirley und des Deutschen Adam Olearius, sowie die der Franzosen Chardin und Tavernier.
Zur Zeit der Qadscharen, die Ende des 18. Jahrhunderts bis Beginn des 20.Jahrhunderts im Iran das Sagen hatten, wurden die Beziehungen des Landes zu Europa weiter ausgedehnt. Den westlichen Regierungen ging es aber vorrangig um ihre Kolonialisierungsinteressen und die Vorherrschaft über die Ressourcen Iran. In Teheran öffneten nacheinander die Botschaften vieler europäischer Länder. Abgesehen von den politischen Beziehungen, trafen viele Touristen sowie Geschäftsleute im Iran ein.
Es dauerte nicht lang und sie stellten fest, dass im Iran nicht nur eine Wiege der menschlichen Zivilisation mit einer Vergangenheit von mehr als fünftausend Jahren steht und dass Iran nicht nur schöne Landschaftsbilder zu bieten hat - von dem Elbors- und Zagros-Gebirge bis zu den Ufern des Kaspischen Meeres und des Persischen Golfes -, sondern auch große Schätze besitzt, die in der Erde liegen, sowohl materielle als auch immaterielle. Gewinnsuchende richteten natürlich erst ihren Blick auf die materiellen antiken Schätze. Wie zum Beispiel der große Goldene Kelch, der 1958 in der historischen Anlage Hasanlu in der Nähe der Stadt Naghadeh im Westiran gefunden wurde und aus der Zeit 6000 vor Christus stammte. Oder der goldene Kelch von Marlik mit seinem Relief von zwei beflügelten Rindern , der im nordiranischen Rudbar zu Tage kam und über dreitausend Jahre alt ist. Viele Gegenstände aus dem Kulturerbe Irans gerieten in die Hände von gewinnsüchtigen Leuten und wurden aus dem Land gebracht. Als Beispiel kann der Schaygan-Schatz dienen. Dieser Schatz wurde zur Zeit des Qadscharenkönigs Muzafereddin Schah in einer Krypta in Nahawand in Westiran entdeckt. Er umfasste Statuen und zahlreiche kostbare Gegenstände aus der Zeit der Parther und Sassaniden, die nach den Ächemeniden herrschten. Dieser Schatz wurde in Form von Gold- und Silberbarren aus dem Iran geschleust.
Im 19. Jahrhundert, als die Qadscharen in Iran zu herrschen begonnen hatten, machten sich Weltreisende aus Europa mit einem wichtigen Teil der Geschichte Irans und seines Kulturerbes vertraut. 1888 führte der Brite William Kenett Loftus in den Ruinen von Schusch in der iranischen Provinz Khuzistan Ausgrabungen durch und nahm einige der kostbaren Gegenstände, die er dort fand mit nach England. Nach ihm verlieh der Qadscharenherrscher Nasereddin Schah dem Franzosen Marcel Dieulafoy die Erlaubnis für Ausgrabungen in Schusch. Nach diesem machte sich dessen Landsmann Jacques de Morgan an verschiedenen Orten im Iran ans Werk. Er legte in Schusch Gräben an und setzte ungefähr 1200 Arbeiter ein und alle anderthalb Jahre nahm er einen Teil des iranischen Kulturerbes aus der Antike nach Frankreich mit. Später eröffnete Morgan in Paris eine Ausstellung mit einem Teil der entwendeten antiken Gegenstände aus dem Iran. Unter ihnen befand sich ein ruhmreicher historisches Beweisstück für den Sieg der Iraner über die Babyloner. Dieses Beweisstück war nicht weniger als die eroberte Hammurapi-Stele. Heute gehört diese Stele zu den ganz kostbaren Gegenständen des Louvre.
Die Franzosen setzten ihre Ausgrabungen fort und brachten kostbare Teile des iranischen Kulturerbes aus dem Land. Danach wurden die Briten und die Amerikaner in größerem Umfang aktiv und nahmen sich von den archäologischen Funden mit, was in Wirklichkeit in den Kulturschatz der Iraner gehörte. Diese Aktivitäten erreichten während der Pahlavie-Dynastie ihren Höhepunkt. Doch nach dem Sieg der Islamischen Revolution im Iran im Februar 1979 wurden Gesetze zum Schutz des Kulturerbes im Iran aufgestellt und der Kulturraub so gut wie unterbunden.
Zu Beginn der Gründung der islamisch-republikanischen Staatsordnung im Iran erklärte der Revolutionsrat jegliche Ausgrabungen zu geschäftlichen Zwecken für verboten und erlaubte der Regierung, Genehmigungen für Ausgrabungen auf wissenschaftlicher Basis herauszugeben. Gestützt auf dieses Gesetz nahmen die Tätigkeiten ausländischer Ausgrabungsteams im Iran ein Ende. Es wurde ein absolutes Verbot für die Ausfuhr von Kulturgegenständen, die ein Teil des Kulturerbes der Iraner bilden, aufgestellt. Dennoch habe Profitgierige im Ausland nicht den Blick von diesem Erbe abgewendet und es gelangten immer noch manchmal mit Hilfe von treulosen gewinnsüchtigen Handlangern Teile dieses kostbaren Schatzes in ihre Hände.
In unserer Zeit hat die Plünderung des iranischen Zivilisationserbes neue Formen angenommen, die zu bedenken geben. Diesmal ist immaterielles Kulturerbe der Iraner das Opfer und zwar geht es dabei um große Berühmtheiten, die Zeichen für die kulturelle Reichhaltigkeit des Irans sind und zur Identität der iranischen Nation gehören. Seit einiger Zeit ist das eine oder andere Land bestrebt immaterielles Kulturerbe der Iraner seiner eigenen Identität hinzuzufügen obwohl gemäß zuverlässiger Dokumente und gemäß historischer Belege und Untersuchungen bekannter internationaler Forscher kein Zweifel daran besteht, dass es sich um iranisches Kulturerbe handelt. Es handelt sich um Literaten und Denker und Persönlichkeiten, die im ehemaligen geografischen Großraum Irans gelebt haben, deren Werke eindeutig von ihrer Zugehörigkeit zum iranischen Volk zeugen, deren Ruhestätten jedoch inzwischen außerhalb der geografischen Grenzen des Irans liegen. Diese Berühmtheiten gehören zum Kulturschatz der Iraner. Daran ist nicht zu rütteln.
In unserer neuen Sendereihe namens „Im Iran gerühmt, in der Welt berühmt“ werden wir diese Persönlichkeiten aus dem Bereich, Wissenschaft, Denken und Literatur vorstellen und Sie werden mit dem weiten iranischen Kulturreich und seiner reichhaltigen Geschichte Bekanntschaft schließen.