May 04, 2016 10:00 CET

Servus liebe Zuhörerinnen und Zuhörer

Bestimmt erinnern Sie sich, wie wir letzte Woche über die ethnische Vielfalt, die Geografie, Geschichte und das Handwerk in der Provinz Nord-Khorassan gesprochen haben, besuchen wir heute die Stadt Bojnurd, das die Provinzhauptstadt, mit vielen historischen und natürlichen Sehenswürdigkeiten.

 Die Hauptstadt von Nord-Khorassan, die Stadt Bojnurd, liegt im Nordosten Irans und im Süden der Gebirgskette Kopeh-Dagh und im Osten der Gebirgskette Ala-Dagh und im Norden des Elburz-Gebirges. Die Stadt liegt 1070m über dem Meeresspiegel; von Teheran ist sie 821 km entfernt. In alten Schriften wurde die Stadt بوزنجورد genannt, die arabisierte Form von Bijan-Gord, heute wird sie schließlich Bojnurd ausgesprochen. Im Nordwesten von Bojnurd befindet sich ein alter Hügel, der sehr alte Werke der historischen Stadt Bijan-Gord in sich birgt. Der Hügel ist bekannt als Bijan-Yurt.

Die Geschichte von Bojnurd bzw. Bijan-Gord geht auf die Zeit der Sassaniden zurück. Nach dem Erscheinen des Islams war sie Heimatsort von zahlreichen Mystikern, Wissenschaftlern und Nachfahren des Propheten. Mit den vielen Dörfern in den kühlen Erholungsorten um die Stadt zählt die Region zu attraktiven Touristenzielen in Iran.

Über 600 historische Werke und archäologisch bedeutende Gebiete sind in Nord-Khorassan verzeichnet worden, u.a. die Stadt Belgheys in Esfarayen, das Spiegelhaus und das Mofkham/Mofakham-Gebäude in Bojnurd, der Feuertempel Espakhu in Maneh und سملقان, die Zitadelle Jalaledin Jajarm und der Arg- oder Naderi-Hügel in Schirwan. Diesen reihen sich noch zahlreiche Wahlfahrtsorte und religiöse Stätten hinzu, wie z.B. das Grabmal von Sultan Seyed Abbas (Nachfahre eines Unfehlbaren) in Bojnurd, Khajeh Ali ibn Mauzyar in Jajarm, Emamzadeh Hamzeh Reza Schirwan und Emamzadeh Ahmad bin Musa in Esfarayen. Wir schauen uns einige dieser Werke näher an.

Das Steingebäude Espakhu ist in den iranischen Denkmalschutz aufgenommen worden. Unter anderen historischen Gebäuden in Bojnurd nimmt dieses einen besonderen Stellenwert ein. Es stammt aus der Zeit der Sassaniden, als Baumaterial wurden Steine und Mörtel benutzt. Es handelt sich bei dem Steingebäude um einen Iwan im östlichen Flügel mit einem Bogendach und einem eckigen Zimmer. Was die Benutzung angeht, gehen die Ansichten auseinander. Manche Experten glauben, es handle sich um einen Feuertempel, die einheimischen kennen es jedoch als Espakhu-Kirche. Der Espakhu-Feuertempel liegt 100 km westlich von Bojnurd und in der Nähe der Verbindungsstraße zwischen Bojnurd und der Provinz Golestan.

 Das Spiegelhaus Mofkham/Mofakham ist ein hohes und würdevolles Gebäude im Norden der Stadt Bojnurd mit hohem historischem Wert. Eigentümer war Yar-Mohammad-Khan Schadlou (Feldherr Mofkham), ein Feldherr aus Ende der Kadscharen-Dynastie. Die Innendekoration ist eine Zusammensetzung von bunten Kacheln mit Spiegeln, die im Gebäudeinneren eingesetzt wurden. Der Grundriss ist ein Rechteck, 10 x 18 m, das Gebäude hat zwei Stockwerke und etwa 10 Meter Höhe. Insgesamt verfügt es über 9 Zimmer. Eines der Zimmer im Obergeschoss ist ein 3 x 8 Meter großer Saal, Wände und Decke sind Spiegelmustern verziert. Das einzigartige Gebäude der Nasseredin-Schah-Zeit im Norden Khorassans befand sich früher inmitten eines großen Gartens, neben weiteren Gebäuden wie das Mofkham/Mofakham-Gebäude, einem Eingangstor, Bassin, Fontänen und einem Gebäude mit Spitzdach bildete das Areal die Mofkham/Mofakham-Residenz. Das Spitzdachgebäude wurde bei einem schweren Erdbeben in Bojnurd zerstört, heute sind nur das Spiegelhaus und das Mofkham/Mofakham-Gebäude erhalten geblieben. Das Spiegelhaus wurde unter nationalem Denkmalschutz gestellt, seit 2000 wird es als Museum für handschriftliche Dokumente und Schriften benutzt.

Das Mofkham/Mofakham-Gebäude stammt ebenfalls aus der Zeit der Kadscharen, Anfang 1300 im Mondkalender wurde es auf Vefehl des Feldherren Mofkham/Mofakham als Residenz seiner Familie gebaut. Es verfügt über 34 Zimmern mit zwei großen Sälen. Die Vorderseite liegt nach Süden gerichtet und ist vollständig mit bunten und regelmäßigen Kacheln in verschiedenen Mensch-, Tier-, Ranken-, Arabesken- und Geometriemustern verziert. Ziegel und Gips sind das Hauptbaumaterial. Jedes Stockwerk verfügt über zwei Iwane, jeweils nördlich und südlich. Das gesamte Gebäude ist überzogen mit karoförmigen und bunten Kacheln in verschiedenen Größen in Türkis, Gelb, Rosa, Lila, Weiß, Grün, Rot und Schwarz. Die Säulen weisen besondere Muster und Entwürfe auf. Die Fassade stellt Bilder von zwei beflügelten Engeln, menschliche Gesichter, Blumen, Pflanzen und Vögel, die Natur und geometrische Muster des 13. Jh. im Mondkalender dar. Nach einer Renovierung und Generalüberholung wurde das Gebäude umgebaut ins große Archäologische und Anthropologische Museum.

Die Jajarm-Gebetsstätte im Stadtzentrum von Bojnurd befindet sich in der Altstadt und stammt ebenfalls aus der Zeit der Kadscharen, so gegen ihren Verfall. Laut einer Tafelinschrift wurde sie 1325 im Mondkalender gebaut.

Die Gebetsstätte stellt ein Beispiel für traditionelle Architektur dar, mit einem Zentralhof, der eine introvertierte Architektur impliziert. Alle Türen, Fenster und Lichtschächte öffnen sich zum Innenhof. Der Stil ist typisch für trockene Wüstenregionen, aber nicht für Bojnurd.

Der Grundriss bildet ein Rechteck, in den östlichen und westlich Flügeln gibt es jeweils zwei Stockwerke, die Grundfläche beträgt insgesamt 600 qm. Man gelangt über einen Gang in den Innenhof, zwei Treppen im nordöstlichen und südwestlichen Teilen führen in die oberen Stockwerke. Das Gebäude ist in verschiedenen Teilen mit Ziegelarbeiten, Stuckarbeiten, Muqarnas-Arbeiten und Schrifttafeln verziert.

Die alte Zitadelle Belgheys in Esfarayen ist als Stadt Belgheys bekannt, sie ist das größte Bauwerk aus Lehmziegel in Iran nach der Zitadelle von Bam. Sie befand sich als wichtige Station an der bekannten Seidenstraße; Belgheys liegt drei km südöstlich von Esfarayen und zieht als archäologische Attraktion viele Besucher an.

Die Tongefäße aus dieser Region stammen aus der Zeit der Safawiden. Scheinbar wurde die Stadt in dieser Zeit errichtet. Der Architekturstil ist jedoch der sassanidische; er besteht aus der alten Zitadelle, Stadtwall und den Wohnhäusern. Insgesamt wurden 29 Türme mit verschiedenen Höhen gebaut worden. Die Stadt wurde noch während der Safawiden verlassen und nach Esfaryen umgesiedelt. Das Gebäude aus den Anfangszeiten des Islams befindet sich heute unter Denkmalschutz.

 Wie wir in der vergangenen Woche darauf hingewiesen haben, verfügt Nord-Khorassan über eine erstaunliche natürliche Vielfalt.

Weitläufige Wälder, das Naturschutzgebiet Ghurkhod in den Städten Maneh und Samalqan; der Nationalpark Salouk und Sarigol in Esfarayen, das Naturschutzgebiet Galil Sarani in Scirwan und der Naturtierpark Miandascht in Jajarm sind Beispiele der Naturlandschaft.

Das Naturschutzgebiet Ghurkhod befindet sich am äußersten östlichen Rand der Kaspischen Wälder. 1982 wurde das Gebiet vom Golestan-Nationalpark getrennt und zum Naturschutzgebiet erklärt. Ghurkhod umfasst 43.000 Hektar unberührte Naturlandschaft in Nord-Khorassan. Es liegt 1000 bis 2700 Meter über dem Meeresspiegel, die Durchschnittstemperatur liegt um die 9 Grad Celsius, der jährliche Niederschlag bei 660 Millilitern, daher zählt das Gebiet klimatisch zu mediterranen und halbfeuchten Klimazonen. Weitere Naturerscheinungen sind die hohen Berggipfel, die Gletscher, die über das ganze Jahr vorhanden sind, große Felsen, Täler, zahlreihe Wasserfälle, weite Weidenfelder, Wälder und Wiesen, große und kleine Höhlen, unzählige Quellen und die abwechslungsreiche Tier- und Pflanzenwelt, die jedes Naturliebhaberherz höher schlagen lässt.

Nächste Woche setzen wir unsere fort. Bis dahin Auf Wiederhören!