Mit uns durch Iran-153
Liebe Hörerfreunde, Sie hören eine weitere Folge aus unserem Reisejournal. Wir wandern heute nach Khorassan-Razawi, Heimatsstätte der Zivilisation und großen Wissenschaftler und Dichter wie Ferdowsi.
Die Provinz glänzt wie ein Juwel unter den Provinzen in Iran, denn die Grabstätte vom Imam Reza(s.a) liegt in dieser Provinz.
Die Provinz Khorassan Razawi liegt im Nordosten Irans, 2004 wurde Gesamt-Khorassan in drei getrennte Provinzen aufgeteilt. Khorassan Razawi umfasst eine Fläche von 127432 qkm; im Norden grenzt sie an Turkmenistan, im Nordosten an Nord-Khorassan und im Osten an Afghanistan. Im Süden liegt Süd-Khorassan und im Westen Yazd und Semnan. Hauptstadt der Provinz ist die Heilige Stadt Meschhed, die 970 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Wichtige Städte in der Provinz sind Neyschabur, Sabzewar, Kaschmar, Torbat-Jam und Sarakhs.
Geografisch ist die Provinz in südlichen und nördlichen Teil aufgeteilt. Im Norden liegen ertragreiche Weiden- und Agrarländer, auch geeignet für die Tierzucht und -haltung. Der südliche Teil ist eher Wüstengebiet mit kleinen Sträuchern und nur wenigen Pflanzen. Hier befinden sich einige Gebirgsketten, Hezar-Masjed und Binaloud sind höher und länger als andere Gebirgsketten.
Die Provinz befindet sich klimatisch in einer gemäßigten Region, die dennoch wechselhaft ist; die Temperatur steigt vom Norden Richtung Süden, der Niederschlag verringert sich. In verschiedenen Teilen der Provinz sind die klimatischen Bedingungen anders. An den Berghängen herrscht ein gemäßigtes Halb-Wüsten-Klima vor, südlichere Gebiete werden zunehmend warm und trocken. Regionen wie Ghouchan, der Süden von Binaloud, Die Anhöhen von Hezar-Masjed und ein Teil von Meschhed genießen ein gemäßigtes Gebirgsklima. Der höchste Punkt in der Provinz ist der Binaloud-Gipfel mit 3615 Metern, der niedrigste Punkt liegt auf dem Sarakhs-Weidenland mit 299 Metern über dem Meeresspiegel.
Ballungszentren in Khorassan Razawi sind Tous, Neyschabur und Sabzewar, die über einen historischen Hintergrund verfügen; sowohl in der vor- als auch nach-islamischen Zeit haben sie in der Geschichte und Kultur Irans eine besondere Rolle gespielt.
Die Menschen sprechen türkisch, persisch und kurdisch in verschiedenen Dialekten. In Meschhed und eignen südlichen Städten gibt es auch arabischsprachige Bürger.
Khorassan Razawi ist der wichtigste Lebensraum im Osten Irans, dort konzentrieren sich die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten in der Region. Die heilige Grabstätte von Imam Reza(s.a) sowie die benachbarten Länder Turkmenistan und Afghanistan und der religiöse Tourismus haben den Handel und strategische Themen gefördert. Handwerk- und Agrarprodukte zählen seit jeher zu den Haupterzeugnissen, dementsprechend machen Produkte wie Weizen, Safran, Berberitzen, Rosinen und Tierhäute einen Großteil des Provinzexports auf nationaler Ebene aus. Gute Agrarerde und die großen Wasserressourcen ermöglichen den Anbau von Produkten, die kalten und warmen Klimazonen gedeihen, wie z.B. Nüsse, Mandeln, Birnen, Pistazien, Datteln und Zitrusfrüchte.
Khorassan birgt zudem zahlreiche historische werke in sich, laut Denkmalschutz insgesamt 903 Werke.
Grabstätten sind die zahlreichsten unter ihnen, sie stellen den Architekturstil der Provinz dar. In diesen Bauwerken sind religiöse und beliebte Persönlichkeiten im Laufe der Zeit bestattet worden. Sie umfassen Mausoleen, Moscheen, Schulen, Bibliotheken, Karawansereien, Wasserspeicher, Gebetsstätten und dergleichen. Der Ausbau solcher Komplexe steht im direkten Zusammenhang mit der Verbreitung der Religion, der Würde und dem Rang des Bestatteten sowie dem Kunst- und Architektur des Bauwerkes. Manche dieser Grabstätten haben eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Stadt gespielt, dort haben sich religiöse, politische, wirtschaftliche und sonstige Aktivitäten konzentriert. Der Astane Qods Razawi Konlex ist in der islamischen Welt von hohem Ansehen; dort wurde Imam Reza(s.a.) beigesetzt, die Provinz Khorassan Razawi hat sich als größtes Ziel für religiösen Tourismus etabliert. Dort sind beispiellose Architekturwerke vereint, die der Provinz neben ihren spirituellen Attraktionen auch noch historischen und architektonischen Reiz verliehen haben.
Sehen wir uns aus diesem Anlass die Stadt Meschhed etwas näher an:
Im Jahr 202 im Mondkalender entstand an dem Ort, wo Imam Reza(s.a.) beigesetzt wurde, an einem Vorort der Stadt Tous im Kreis Sanabad, der Kern der heutigen Stadt Meschhed. Im 7. Jh. wurde Tous von den Mongolen zerstört, die Bevölkerung strömte nach Meschhed und so blühte und wuchs die Stadt, die zunächst nur eine Grabstätte im Dorf Sanabad Noughan war.
Schauen wir uns zunächst Tous an. In Nationalepen wird Tous vom mythologischen König Jamschid errichtet, die Erneuerung und Erweiterung werden dem Recken und iranischen Feldherren Tous zugesprochen. Die Stadt existierte schon während der Sassaniden. Zurzeit des dritten Kalifen wurde sie von den Arabern erobert und den islamischen Ländereien annektiert. 421 im Mondkalender gewannen die Seldschuken nach und nach immer größeren Einfluss in Khorassan, bis Malekd-Schah 465 Tous seinem weisen Minister Khaje Nezamolmolk überließ. 548 eroberte die Sippe Ghouz nach und nach alle großen Städte in Khorassan, nachdem sie Sultan Sanjar den Seldscuken besiegte.
Die besondere und sensible Lage von Tous führte dazu, dass sie von den Ilkhanen bis zu den teymuriden immer wieder von verschiedenen Herrschern erobert wurde. 791 im Mondkalender wurde eine Rebellion blutig niedergeschlagen und die Bürger hingerichtet; an den Stadttoren häuften sich die Leichen zu Türmen. 807 bestieg Schahrojkh-Mirza, Sohn von Amir-Teymur, den Thron. Danach erlebte Tous Blüte und Expansion. Meschhed gewann ebenfalls ab dieser Zeit immens an Bedeutung. Die Herrscher der Teymuriden und besonders Baysonghor Mirza widmeten ihre Aufmerksamkeit Meschhed und der Grabstätte von Imam Reza(s.a.). In der 2. Hälfte des 9. Jh. wird dann die Stadt Tous nicht mehr erwähnt, sie findet eigentlich nur noch als Vorort von Meschhed Erwähnung. Ab dem 4. Jh. Hat es keine großen Entwicklungen mehr in Tous gegeben, die Bürger zogen nach und nach nach Meschhed um. Von Tous sind nur Ruinen übrig geblieben Das neue Tous findet seinen Ruhm heute wegen der Grabstätte des iranischen Dichters Ferdosi. Das heutige Meschhed ist fest mit altem Tous verbunden. Die Entwicklungen der letzten Jahrhunderte gingen von der Grabstätte Imam Rezas(s.a.) aus, so dass sie heute zu einem der größten Wahlfahrtsorte der Schiiten und sogar der Sunniten geworden ist. Das heutige Meschhed ist eine große, bekannte und wohl entwickelte Stadt unter iranischen Städten und islamischen Ländern.
Neben dem heiligen Mausoleum von Imam Reza(s.a.) sind noch andere Sehenswürdigkeiten dort vorhanden, denen wir uns in den nächsten Sendungen widmen werden.