Apr 07, 2022 13:23 CET
  • Moral islamisch gesehen (16-  Vertragstreue )

Dieses Mal geht es darum, dass es gegen die Islamische Moral verstößt, einen Vertrag zu brechen.

                             

Ein wichtiges Merkmal für die islamische Moral ist die Treue zu einem Bündnis, nicht nur zu einem Glaubensbündnis sondern auch zu allgemeinen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Abmachungen und Verträgen.  Jeder Mensch, unabhängig davon welcher Religion er angehört, welche Staatsangehörigkeit er besitzt oder welcher Ideologie er folgt, weiß die Treue zu Verträgen zu schätzen und daher gilt jede Vereinbarung zwischen zwei Völkern, zwei Staaten und sogar zwischen nur zwei Personen als achtbar.  Außerdem wird durch die Treue zu Vereinbarungen und Verträgen Vertrauen aufgebaut und werden Beziehungen gefestigt. Es schadet dem Ansehen einer Gemeinschaft, einer Regierung oder von Personen, wenn sie gegenüber ihren Vereinbarungen keine Verantwortung verspüren und sie beiseitelassen.

 

Allerdings muss bei einer Vereinbarung und bei allgemeinen, politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verträgen usw. beim Abschluss  im Voraus berücksichtigt werden, inwieweit man in der Lage ist sie einzuhalten.

                                 

 

Wie bereits gesagt sollte uns klar werden, dass die religiösen Überzeugungen  der Einzelnen die  sicherste und stärkste Garantie  für die Einhaltung der moralischen Werte und der Abstinenz von Anti-Werten bieten. Die bitteren Erfahrungen der vergangenen Jahrhunderte und unseres heutigen Zeitalters lehren uns, dass die Macht- und Vermögenszentren nur so lange ihre Zusagen einhalten, wie ihre Interessen gedeckt werden, und sofort einen Vertragsbruch begehen, falls sie spüren, dass  die Treue zum Vertrag zu ihrem Nachteil ist. Die Vernunft und Religion gebieten uns jedoch, nicht gleichgültig zu bleiben, sondern entsprechend zu reagieren, wenn der Feind gegen Vereinbarungen verstößt.

 

Im Koran steht sogar, dass immer wenn ihr merkt, dass der Feind einen Vertragsbruch plant, ihm zuvorkommen sollt und - bevor er selber Vertragsbruch begeht - ihr als erster den mit ihm getroffenen Vertrag auflöst. So steht es im Vers 58 der Sure 8 Anfal, nämlich:

 

Und wenn du dann von irgendwelchen Leuten Verrat befürchtest, so verwirf ihnen (die Verpflichtung) in gleicher Weise. 

 

Das erste Bündnis, welches alle Menschen, egal welcher Herkunft, geschlossen haben, ist das Bündnis der menschlichen Ur-Seele mit Gott. Die Ur-Seele hat sich bei diesem Bündnis verpflichtet, nur Gott zu dienen.  Über dieses Bündnis sagt Gott in der Sure  36 Ya-Sin in den Versen 60 und 61:

 

Habe Ich euch, o Kinder Adams, nicht als Verpflichtung auferlegt, dass ihr nicht dem Satan dienen sollt – gewiss er ist euch ein deutlicher Feind –,

und dass ihr Mir dienen sollt?, – das ist der gerade Weg (Gottes)!

 

Gott hat den Menschen sehr großen Lohn  für die Treue zu diesem Bündnis verheißen, besonders den wahrhaftigen Gläubigen nämlich dass er ihnen helfen wird und sie verteidigt, sie über den Feind siegen lässt und ihre Ehre und Würde in dieser Welt bewahrt. Er hat verheißen, dass er sie ins Paradies einkehren und in der Gesellschaft der großen Gottesfreunde sein lässt. Der Koran sagt an einer Stelle im Vers 111 der Sure 9 (Tauba):

 

Und wer ist treuer in (der Einhaltung) seiner Abmachungen als Allah?

 

Die besten Abmachungen, die am meisten Ruhe und Zuversicht spenden, sind jene, welche  die Gottgläubigen mit dem Schöpfer der Welten schließen. Ihr Erfolg wird eintreten. Daher spricht Gott im Anschluss an den obigen Satz in der Sure 9:

 

So freut euch eures Handels, den ihr (mit Gott) abgeschlossen habt, denn das ist der großartige Erfolg!

                                  

Die Treue zu einer Vereinbarung und Verträgen gehört zu den Grundsätzen welche die  islamische Morallehre besonders betont. Diese Treue setzt Gottesfürchtigkeit voraus und damit jene innere Kraft, welche den Menschen davon abhält ein Versprechen zu brechen.

 

Der Koran hebt den Wert der Vertragstreue im Vers 76 der Sure 3 (Al-i-Imran) folgendermaßen hervor:

 

 

 

Ja! Wer seinen Bund hält und gottesfürchtig ist, – gewiss, Allah liebt die Gottesfürchtigen.

 

Gemäß dem wahren Islam ist die Treue zu Abmachungen also eine Pflicht, die dem Menschen obliegt. Der Mensch verspürt diese Verantwortung besonders dann, wenn er weiß, dass er einst vor dem Gericht der göttlichen Gerechtigkeit Rede und Antwort stehen muss. In diesem Zusammenhang spricht Gott im Vers 34 der Sure 17 (Isra):

 

) Verpflichtung. Gewiß, nach der (Erfüllung der) Verpflichtung wird (am Jüngsten Tag)  gefragt  (und sie wird überprüft) werden.

 

Wir sehen damit, dass zwei Grundprinzipien, nämlich der Glaube an Gott, als zentraler Mittelpunkt   und an die Rückkehr zu Ihm, zwei feste Stützen für die Ausführung von Abmachungen und Verträgen sind. Denn ein Mensch, der davon überzeugt ist, dass Gott auf die Verpflichtungen, die er eingegangen ist, achtet und der davon überzeugt ist, dass er morgen im Jenseits wegen seiner Abmachungen zur Rechenschaft gezogen werden wird, wird gar nicht erst daran denken, einen Vertrag zu brechen. Zumal der Prophet gesagt hat:

 

„Wer Abmachungen nicht einhält, hat keine Religion“ (Aus Mizan Al- Hikma, S. 742)

                     

Trotz all der guten Ratschläge und klaren Kennzeichen, gibt es profitgierige und opportunistische Leute die sich unter falschen Vorwänden vor der Durchführung von Abmachungen drücken. So kann es sein dass sie unter dem Einwand die andere Partei sei sündig, die Vereinbarung mit ihnen verletzen.

Aber Imam Baqir (S) erklärt eine solche Einstellung für falsch und sagt (laut Kafi, Bd. 2, S.162):

„Es gibt drei Handlungen  bei denen Gott niemandem gestattet, sie abzulehnen (und zwar): Die Erfüllung der Pflicht für ein anvertrautes Gut oder dessen Aushändigung; die Treue zu einer Abmachung und einem Bündnis und die gute Behandlung von Vater und Mutter, ob Rechtschaffene oder Sünder.“

 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es ein hoher religiöser, moralischer und menschlicher Wert ist, Abmachungen und Verträge zu achten und einzuhalten. An der Treue zu Verträgen zeichnet sich die Wahrhaftigkeit eines Menschen ab, nämlich die Übereinstimmung zwischen Wort und Tat. Anhand der Wahrhaftigkeit lässt sich der Charakter einer Person beurteilen und lassen sich die wahren Gläubigen von den Heuchlern unterscheiden.