]n Iran gerühmt, in der Welt berühmt (18- al-Dschordschani)
Wir stellen Ihnen, liebe Hörerfreunde, nun Seyyed Isma`il Jorjani (Gorgani) den bekannten iranischen Arzt des 5. Jahrhunderts nach der Hidschra und dem Mondkalender, 11. Jahrhundert nach Christus vor.
Der Name Dschordschani (englisch Jorjani) erstrahlt an der Spitze der iranischen und islamischen Medizinlehre, aber Seyyed Isma`il Dschordschani zählt zu den Gelehrten, über deren Leben trotz ihrer Berühmtheit nur wenig bekannt ist.
Sein voller Name ist Seyyed Ismail ibn Hasan Ibn Ahmad und er erhielt den Beinamen Zainuddin (Zierde der Religion) und Scharafuddin (Ehre der Religion). Geboren wurde er in Dschordschan, einem Ort, der im Gebiet des heutigen Gorgan im Norden Irans nahe dem Kaspischen Meer liegt. Das war 434 nach der Hidschra und dem Mondkalender – 1042 nach Christus - . Es heißt dass seine Abstammung auf Sadat - Nachkommen des Propheten – zurückgeht, die in Isfahan lebten.
Zur Zeit al- Dschordschanis war seine Heimatstadt für ihre Lehrstätten und Gelehrten bekannt. Deshalb liegt es nahe, dass Dschordschani seine medizinische Ausbildung in Dordschan begonnen hat und zwar schon im frühen Jugendalter – wie es damals üblich war –. Es sei erwähnt, dass Scheich ul reis Abu ali Sina (Avicenna) eine Zeitlang in Dschordschan verbrachte und dort lehrte. Avicenna hat das erste Buch seines medizinischen Werkes Qanun in dieser Stadt verfasst. In Dschordschan lehrte ebenso ab dem Jahre 400 bis an sein Lebensende im Jahre 455 nach der Hidschra der bekannte Arzt Abu-l Faradsch Ali Ibn Husein ibn Hind. Daher hat Dschordschani wahrscheinlich bei den Schülern von Avicenna und bei Abu-l Faradsch Ibn Hind selber oder dessen Schülern das Medizinstudium begonnen. Von Abu-l Faradsch stammt das Werk Mafatih al Tibb (die Schlüssel zur Medizin). Gegebenenfalls hat Dschordschani bei diesen Meistern auch islamische Hikmat (Weisheit) zu studieren begonnen.
Aus den Werken Dschordschanis geht hervor, dass er für den Wissenserwerb viele Reisen unternahm. Er scheint sich erst von seiner Heimatstadt am Kaspischen Meer auf den Weg nach Neyschabur im Nordosten gemacht zu haben, und von dort aus zog er wieder nach Westen in den Irak, reiste aber auch nach Khuzistan und nach Fars im Süden Irans und eignete sich an jedem dieser Orte Wissen bei den dortigen Medizinern an. Seine Reisen in verschiedene Städte zeigen, wo damals im 5. Jahrhundert nach der Hidschra – 11. Jahrhundert nach Christus - wichtige medizinische Lehrzentren existierten.
Zur Zeit von Dschordschani war die Stadt Neyschabur im Nordosten Irans ein bedeutendes Zentrum für Religionswissen und Wissenschaften und galt als Stadt der großen Spitäler. Nach Ansicht von Forschern lässt sich anhand der Geschichte der Medizin sagen, dass Dschordschani wahrscheinlich deshalb nach Neyschabur ging, um an den Lehrsitzungen des damaligen berühmten Arztes Abu-l Qasim ibn Abi Sadiq Neyschaburi teilzunehmen. Die Städte Rey (bei Teheran), in denen versierte Ärzte wie Zakariyya Razi (Rhazes) und Abu-l Hasan Torandschi (Al-Tabari) wirkten und Isfahan, wo sich Avicenna 14 Jahre lang aufhielt und ein so bekannter Arzt wie Ibn Mandewaih weilte, besaßen beide große und angesehene Hospitäler. Auch in Schiraz (Provinz Fars) gab es ein bekanntes Krankenhaus, in dem hervorragende Ärzte tätig waren. Ebenso lebten in Khuzistan sehr renommierte Mediziner, obwohl die dortige berühmte Universität Jundi Schapur aus der Zeit der Sassaniden und deren Krankenhaus brachlagen.
Doch von den Orten und Teilen des Landes, die wir nannten, erwähnt Al- Dschordschani neben Neyschabur nur die Stadt Qom, als einen seiner Aufenthaltsorte. Die Stadt Qom war zu seiner Zeit bekannt als Stadt mit schiitischer Bevölkerung und in dieser Stadt gab es mehrere angesehene Lehrstätten, die Religions- und andere Wissenschaften lehrten. In seinem Buch Zachireh-i Charazmschahi schreibt Al-Dschordschani, dass er in Qom mit den Nachkommen des bekannten Astronomens Kuschyar ibn Labban al-Gilani, der im vierten Jahrhundert nach der Hidschra gelebt hat, zusammengetroffen ist. Es ist nicht klar, wann und warum Dschordschani nach Qom gereist ist aber es lässt sich vermuten dass diese Reise vor dem Jahre 504 nach der Hidschra standfand, das heißt vor seiner Reise nach Choresmien im Norden. Dschordschani hat darüber hinaus noch erwähnt, dass er auch in Marw (heutiges Turkmenistan) und in Balch (heutiges Afghanistan ) gewesen ist. Das war wahrscheinlich in seiner Jugendzeit.
Obwohl Dschordschani aufgrund seiner Reisen zum Wissenserwerb viele verschiedene Lehrmeister aufsuchte und nutzte, so ist leider nicht genau bekannt, wer sie waren. Einer der wenigen, von denen man weiß, dass Dschordschani sein Schüler war, ist Abu-l Qasim Abdur-r Rahman Ibn Abi Sadiq Neyschaburi gewesen. Er war Arzt und Obduzent und hat die Werke von Hippocrates und Galenus erklärt. Man hat ihn den „zweiten Hippocrates“ genannt. Lehrmeister des Ibn Abi Sadiq Neyschaburi war Ibn Sina (Avicenna) gewesen. Mit Avicennas Erscheinen war die islamisch-iranische Medizinlehre in eine neue Phase eingetreten und seine Schüler setzten seine Verfahrensweise fort. Ibn Abi Sadiq hatte dazu beigetragen, dass die Stadt Neyschabur ein medizinisches Lehrzentrum Irans wurde. Dschordschani erwähnt Ibn Abi Sadiq in seinem Zachirah-i Charazmschah sehr respektvoll mit Chadscheh Re`is – Herr Meister – Abul-Qasim ibn Abi al Sadiq Neyschaburi Rahmatullah – wobei „Rahmatullah“ die Bitte wiedergibt, dass Gott ihn segnen möge. Leider hat die Geschichtsschreibung nur sehr wenig über diesen renommierten Arzt hinterlassen und von seinen Schülern kennt man anscheinend nur Dschordschani.
Ein weiterer Arzt , den mehrmals von Dschordschani in seinem Werk Zachirah-i Charazmschah als Lehrmeister anführt, ist Ostad Ahmad Farach oder auch Faradsch. An einer Stelle verweist er auch auf dessen Buch Kifiyah. Von den Gelehrten, bei denen Dschordschani nicht-medizinische Wissenschaften studiert hat, kennt man nur Abu-l Qasim Quschairi Neyschaburi (376-465 nach der Hidschra und dem Mondkalender) (9.-10. Jahrhundert nach Christus). Dieser trug den Beinamen Zain-ul Islam und war einer der angesehensten Sufis des 5. Jahrhunderts nach der Hidschra. Quschairi galt als einer der größten Islamgelehrten des Ostens. Dschordschani hat bei diesem geistigen Führer der Bevölkerung von Chorasan in Neyschabur Überlieferungen gelernt und aus Überlieferungswerke wie das Arbain zitiert.
Neben der Medizin hat sich Dschordschani auch mit Themen, die mit ihr in Zusammenhang stehen, beschäftigt wie Hygiene und Physiologie, Heilmittelkunde und Heilmittelgewinnung und sogar Tiermedizin. Dies ist verschiedenen Quellen zu entnehmen und aus ihnen geht auch hervor, dass er Hadithologie studierte (die Wissenschaft von den Überlieferungen). Er genoss großes Ansehen für seine Fertigkeiten und sein Wissen und wahrscheinlich hat er auch viele Bücher verfasst. Es gibt auch Belege dafür, dass er in der arabische Literatur und Poesie bewandert war und sich mit Ethik und Islamwissenschaften wie Religionsrecht und Koranauslegung beschäftigte. Von seiner Kompetenz in den islamischen Geisteswissenschaften wie Hikmat (Weisheit )und ulum-i aqli zeugt die Tatsache, dass er unter dem Titel Afzal ul Hukama – der Beste der Weisen - bekannt wurde.
Die Forscher schließen aus seinem Werk Zachirah-i Charazmschah, dass Ismail Dschordschani sich in wichtigen Städten des damaligen Chorasans wie Marw und Balch aufgehalten hat und dort medizinisch tätig war. Chorasan war damals eines der wichtigsten Zentren der islamisch-iranischen Zivilisation und Kultur. Es war nach vier großen Städten in vier Gebiete eingeteilt. Diese Städte waren Hirat und Balch (im heutigen Afghanistan), Marw (heutiges Turkmenistan) und Neyschabur (Iran) . Schon als junger Mann lebte Dschordschani in Neyschabur, aber in Marw oder Balch scheint er aufgrund eigener Angaben erst später im mittleren Alter als Arzt tätig gewesen zu sein, und zwar nach seinen Reisen nach Qom, Rey, Fars und Khuzistan.
Dschordschani war in den genannten Städten nicht nur als Mediziner tätig, sondern lehrte auch. Forscher gehen aufgrund der Kenntnis Dschordschanis von dem Dialekt der Einwohner von Marw davon aus, dass er im mittleren Alter vor allem in dieser Stadt gelebt hat. Überall in seinem Zachirah-i Charazmschah treten aber auch seine Kenntnisse über verschiedene andere Gegenden Irans zutage, wie Farghaneh (Fergana) (im heutigen Usbekistan), Mazanderan am Kaspischen Meer und Choresmien, sowie Dihistan (im heutigen Turkmenistan).
Ein wichtiger weiterer Hinweis ist der, dass Dschordschani den iranischen Monarchen Qutbuddin Muhammad Chwarazmschah näher kannte, dem er im Jahre 504 nach der Hidschra - sein wertvolles Buch Zachirah-i Charazmschah widmete. Es steht fest, dass er zu diesem Zeitpunkt in Marw (heutiges Turkmenistan) gelebt hat.
Gemäß zuverlässigen historischen Belegen hat Qutbuddin Muhammad Chwarazmschah in Marw die Schule besucht und die damaligen Wissenschaften erlernt. Er wurde 491 nach der Hidschra und dem Mondkalender König und vermutlich ist Dschordschani einer seiner Lehrer gewesen.
Beim nächsten Mal erfahren sie mehr über Dschordschani.