Apr 25, 2022 13:06 CET
  • Moral – islamisch gesehen (25 – Heirat)   

Wir haben die allgemeine Moral  der islamischen Gesellschaft im Laufe mehrerer Programmteile betrachtet und nun möchten wir das Thema Moral in der Familie eröffnen.

 

                     

Eigentlich hätten wir dieses Thema unseren Ausführungen über die Gesellschaftsmoral voranstellen müssen, denn im Grunde hängt die soziale Struktur jeder Ordnung ja erheblich von ihrer Grundeinheit Familie ab.

Die soziale Moral geht aus den Grundfesten der Familie hervor und daher ist die Familie in der Kultur, die auf dem wahren Islam des Propheten Mohammads (S) beruht, von besonderer  Bedeutung. Sie besitzt eine entscheidende Rolle und ist schicksalsbestimmend. Allerdings ist hierbei darauf zu achten, dass der Zweck und die Motivation zur Gründung einer Familie auf vernünftigen und rationalen Grundprinzipien beruhen müssen.

                    

Einige lassen sich, im Gegenteil dazu, bei der Wahl ihres Ehepartners nur von ihren Gefühlen leiten und achten nur auf ein gutes Aussehen, ohne die inneren Qualitäten zu beachten.  Außerdem gibt es auch Leute, die nur auf finanzielle Dinge Wert legen, wenn sie ihren Ehepartner wählen und die Wohlstand und Reichtum blenden.  Andere heiraten jemanden, weil sie sich politische Vorteile davon versprechen oder nach Macht und Einfluss suchen. Und schließlich wollen einige heiraten, um eine flüchtige Leidenschaft zu stillen.  Eine Eheschließung aufgrund  eines dieser Motive ist jedoch wie ein Haus mit einem schwachen Fundament, welches bei der kleinsten Erderschütterung in sich zusammenstürzt. Solche schwachen Grundlagen für die Eheschließung und die Wahl des Partners zählen zu den wichtigsten Ursachen dafür, dass heutzutage Ehen schnell in die Brüche gehen und die Scheidungsziffern steigen.

                          

Die Familie nimmt im Islam deshalb einen hohen und besonderen Platz ein, weil es sich bei einer islamkonformen Familie um eine Gemeinschaft handelt, die aufgrund von gemeinsamen festen Überzeugungsprinzipien und vernünftiger Überlegungen gegründet wird.

 Der Koran führt die gemeinsamen Eigenschaften der gläubigen Frauen und Männer  wie folgt in der Sure 33 (Ahzab) im Vers 35 an:

 

"إِنَّ الْمُسْلِمِینَ وَالْمُسْلِمَاتِ وَالْمُؤْمِنِینَ وَالْمُؤْمِنَاتِ وَالْقَانِتِینَ وَالْقَانِتَاتِ وَالصَّادِقِینَ وَالصَّادِقَاتِ وَالصَّابِرِینَ وَالصَّابِرَاتِ وَالْخَاشِعِینَ وَالْخَاشِعَاتِ وَالْمُتَصَدِّقِینَ وَالْمُتَصَدِّقَاتِ وَالصَّائِمِینَ وَالصَّائِمَاتِ وَالْحَافِظِینَ فُرُوجَهُمْ وَالْحَافِظَاتِ وَالذَّاکِرِینَ اللَّهَ کَثِیرًا وَالذَّاکِرَاتِ أَعَدَّ اللَّهُ لَهُمْ مَغْفِرَةً وَأَجْرًا عَظِیمًا"

 

Gewiss, muslimische Männer und muslimische Frauen, gläubige Männer und gläubige Frauen, ergebene Männer und ergebene Frauen, wahrhaftige Männer und wahrhaftige Frauen, standhafte Männer und standhafte Frauen, demütige Männer und demütige Frauen, Almosen gebende Männer und Almosen gebende Frauen, fastende Männer und fastende Frauen, Männer, die ihre Scham hüten und Frauen, die (ihre Scham) hüten, und Allahs viel gedenkende Männer und gedenkende Frauen – für (all) sie hat Allah Vergebung und großartigen Lohn bereitet.

Dieser Vers verdeutlicht alle gemeinsamen Glaubens- und Moral- und Verhaltensprinzipien, die überall und ganz besonders bei der Schließung eines dauerhaften Ehebündnisses ins Auge gefasst werden sollen.  Diese gemeinsamen Eigenschaften lassen die geeigneten Grundlagen innerhalb der Familie dafür entstehen, dass Mann und Frau Seite an Seite die Gipfel der Einmütigkeit und der materiellen und immateriellen Vervollkommnung anstreben  und ein Leben verbringen, welches erfüllt ist vom Glauben, seelisch-geistiger Sicherheit und Moral; ein Leben, das freibleibt von den Sorgen und dem Kummer, die in unserer Zeit die Familien gefährden.

Ein wichtiger Punkt in diesem Vers ist der Hinweis darauf, dass die gläubigen muslimischen Männer und Frauen beide viel Gottes gedenken.  Daraus lässt sich schließen, dass der Glaube an Gott und die Zentralität Gottes ein sehr wichtiges Prinzip ist und bei allem Auf und Nieder im Familienleben stets fest beachtet werden sollte.

                               

Die Früchte eines glaubensgerechten Verhaltens werden vom Koran im Vers 97 der Sure 16 (Nahl) genannt. Denn dort heißt es:

 

"مَنْ عَمِلَ صَالِحًا مِنْ ذَکَرٍ أَوْ أُنْثَىٰ وَهُوَ مُؤْمِنٌ فَلَنُحْیِیَنَّهُ حَیَاةً طَیِّبَةً ۖ وَلَنَجْزِیَنَّهُمْ أَجْرَهُمْ بِأَحْسَنِ مَا کَانُوا یَعْمَلُونَ"

Wer rechtschaffen handelt, sei es Mann oder Frau, und dabei gläubig ist, den werden Wir ganz gewiss ein gutes Leben (rein von jeglichem Schmutz und jeglicher Unwissenheit) leben lassen. Und Wir werden ihnen ganz gewiss mit ihrem Lohn das Beste von dem vergelten, was sie taten.

 

Wenn also der Glaube an Gott die Familie prägt  und sein Licht und würdige Werke das Leben erhellen, werden ihr zweifelsohne auch göttliche Belohnung und Friede und Sicherheit zuteil. In einer solchen herzlichen Gemeinschaft wird kein Konflikt aufkommen und kein böses Wort fallen oder ein unwürdiges Verhalten auftreten. Vielmehr wird in ihr Liebe und Güte und feste Freundschaft herrschen.  Gott, der Allbarmherzige, beschreibt eine solche schöne Atmosphäre in der Familie  in dem Vers 21 der Sure 30 (Rom), indem er spricht:

 

وَمِنْ آیَاتِهِ أَنْ خَلَقَ لَکُمْ مِنْ أَنْفُسِکُمْ أَزْوَاجًا لِتَسْکُنُوا إِلَیْهَا وَجَعَلَ بَیْنَکُمْ مَوَدَّةً وَرَحْمَةً ۚ إِنَّ فِی ذَٰلِکَ لَآیَاتٍ لِقَوْمٍ یَتَفَکَّرُونَ"

 

 

Und es gehört zu Seinen (weisen) Zeichen, dass Er euch aus euch selbst Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen Ruhe findet; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken.  

                 

Gemäß dem Islam dient also die Gründung einer Familie dazu eine Gemeinschaft zu bilden, in der die Voraussetzungen für gemeinsames Denken und Verständnis füreinander und für die Entfaltung auf materieller und immaterieller Ebene zustande kommen. Es ist eine Familie,  in deren Schoß eine Generation aufwachsen kann, die hohe moralische und menschliche Werte mit sich  bringt: eine eifrige, zielstrebige, besinnliche  Generation, die nach Wissen und nach Vervollkommnung sucht und den nachfolgenden Generationen als Vorbild dienen kann.

 

Im Gegensatz dazu vermissen wir in unserer Zeit der Zerrüttung von Familien und unbedachter Eheschließungen aufgrund zweifelhafter Motive   oft die  Anzeichen für eine Festigung der familiären Beziehungen und Stärkung der Zuneigung. Vielmehr haben wir zerrüttete Ehen vor uns, deren Kinder   zu einer Generation ohne Identität aufwachsen: eine Generation die kein Ziel vor Augen hat und Sinnlosigkeit empfindet; eine Generation, die  in alle möglichen Richtungen geht und jedem möglichen Ruf folgt und so willenlos ist, dass sie nicht einmal fähig ist, sich selber unabhängig für  eine bestimmte Bekleidung oder Frisur und einen bestimmten Lebensstil zu entscheiden.