May 09, 2022 11:04 CET
  • Moral – islamisch gesehen (26 –  Familienideal) 

Im Anschluss an den letzten Teil geht es auch heute wieder um die Moral in der Familie. Wir sagten, dass eine  Familie auf festen Grundlagen, die den  hohen und menschlichen Werten entsprechen, gegründet werden muss, um stabil zu sein.

    

 

Hierbei ist zu beachten, dass der Mensch vom Wesen her das Vollkommene liebt. Er möchte im Leben weiterkommen und seine Wünsche und Ideale erreichen. Der Islam sieht in der Familie den Ausgangspunkt für die Erreichung der Gipfel der Vollkommenheit und stellt ein ideales Modell von einer Familie, die die Vervollkommnung anstrebt, vor. Er fordert in dem Vers 74 der Sure 25 (Firqan) die Gläubigen auf, dass sie Gott wie folgt um Vervollkommnung bitten:

...رَبَّنَا هَبْ لَنَا مِنْ أَزْوَاجِنَا وَذُرِّیَّاتِنَا قُرَّةَ أَعْیُنٍ وَاجْعَلْنَا لِلْمُتَّقِینَ إِمَامًا

 

Unser Herr, schenke uns an unseren Gattinnen und unseren Nachkommenschaften Grund zur Freude, und mache uns (in dem du uns vervollkommnest) zu einem Vorbild für die Gottesfürchtigen.“

                               

 

Natürlich dürfen wir nicht vergessen dass gemäß der Lehre des Islams, Bittgebete alleine nicht ausreichen, sondern dass der Mensch sich auch um die Verwirklichung seiner Ideale bemühen muss. Außerdem geht aus dem Inhalt des obigen Verses klar hervor, dass bei der Gründung einer Familie zielgerecht entschieden werden muss. Nur dann kann erwartet werden, dass aus der Familie Ehepartner und Kinder hervorgehen, die dem Menschen zu Ehren gereichen und mit den Worten des Korans ihm mit ihrem Verhalten und ihrem Charakter Freude bereiten.

                                     

Doch aus dem obigen Vers 74 der Sure Firqan lassen sich noch weitere Punkte entnehmen. Wir entnehmen diesem Vers welches die höchste Stufe für die Weiterentwicklung und Vervollkommnung einer Familie darstellt, denn es heißt:

...und mache uns zu einem Vorbild für die Gottesfürchtigen.

Zu den klaren und inspirierenden Vorbildern, welche der Islam vorstellt, gehören diejenigen, die, nachdem sie gläubig wurden und ihren Glauben weiterentwickelten, die Gipfel der Gottesfürchtigkeit erreicht haben. Die wahre islamische Kultur, welche der Lehre des Propheten Mohammad (Allahs Segen sei auf ihm und Frieden seinem Hause) entspringt, beschreibt gestützt auf zahlreiche Verse des Korans und Überlieferungen die herausragenden Eigenschaften dieser edlen Schar und räumt ihnen deutlich einen hohen Platz ein. Somit wird klar, welche Wirkung das obige Gebet in der Sure Firqan hat und welche Verantwortung damit verbunden ist, wenn wir Gott darum bitten, dass er uns zum Vorbild für die Gottesfürchtigen machen möge. Es wird hiermit deutlich, in Richtung welcher hohen Ideale wir streben sollen und welche große Verantwortung jemand akzeptiert, der  eine ideale Familie haben möchte.  Um sich die Bedeutung dieses Ideals vor Augen zu halten, genügt die Erinnerung daran, dass die Propheten ebenso Gott darum baten,  ihnen würdige Gattinnen und Kinder zu bescheren, damit sie zu Vorbildern für die anderen werden.

Prophet Abraham (Friede sei mit ihm) war Bannerträger des Glaubens an Den Einen Gott. Nachdem er die Kaaba in Mekka gemeinsam mit seinem Sohn Ismael wieder aufgebaut hatte, wandte er sich laut Vers 128 der Sure 2(Baqara)  mit folgender Bitte an Seinen Herrn:

  رَبَّنَا وَاجْعَلْنَا مُسْلِمَیْنِ لَکَ وَمِنْ ذُرِّیَّتِنَا أُمَّةً مُسْلِمَةً لَکَ وَأَرِنَا مَنَاسِکَنَا وَتُبْ عَلَیْنَا ۖ إِنَّکَ أَنْتَ التَّوَّابُ الرَّحِیمُ 

Unser Herr, mache uns Dir ergeben und von unserer Nachkommenschaft eine Dir ergebene Gemeinschaft. Und zeige uns unsere gottesdienstlichen Riten, und nimm unsere Reue an. Du bist ja der Reue-Annehmende und Barmherzige.

                                             

In einer idealen Familie muss also der Gedanke von der Zentralität Gottes herrschen. Dann verblasst der Geist der Ich-Zentralität und des Egoismus, welche doch so viele unpassende Denk-,  Verhaltens- und Redensweise zur Folge haben. Vielmehr wird das Daheim erfüllt mit Frieden, Zuneigung und Herzenswärme und bereitet Freude. Und sollte doch etwas falsch gemacht werden, so lässt es sich durch Reue und Abkehr von dem begangenen  Fehler wieder begleichen.

 

 Zu den Gebeten Ibrahims (Abrahams), den Gott der Allmächtige als Vorbild für die Anhänger des Glaubens an Ihn, den Einen Gott, vorstellt, gehört auch das folgende, welches im Vers 40 der Sure 14 (Ibrahim) steht:

رَبِّ اجْعَلْنِی مُقِیمَ الصَّلَاةِ وَمِنْ ذُرِّیَّتِی ۚ رَبَّنَا وَتَقَبَّلْ دُعَاءِ

Mein Herr, mach, dass ich das Gebet verrichte, (ich) und (auch einige) aus meiner Nachkommenschaft. Unser Herr, und nimm mein Gebet an.

Dieser Vers enthält mehrere wichtige Botschaften für uns:

Zum einen macht er uns darauf aufmerksam,  dass jeder konstruktive Schritt zur Erreichung der idealen Familie, welche zum Vorbild für die Gottesfürchtigen wird, bei den Vätern beginnen muss. Diese spielen eine bedeutende Rolle bei der Verwaltung und der Orientierung und Zielstrebigkeit der Familie.  Deshalb beginnt Prophet Abraham sein Gebet  mit:

 O Herr, mach dass ich das Gebet verrichte.

Eine weitere Botschaft, die im obigen Vers enthalten ist, besteht darin, dass der Mensch  neben seiner Planung und Anstrengung zur Bildung einer idealen Familie auch auf die Gnade Gottes hoffen und Ihn bitten soll, dass Er uns bei der Erziehung von rechtschaffenen und würdigen Kindern beisteht, damit wir dank seiner Hilfen unsere Ideale verwirklichen können. In diesem Zusammenhang sind zwei wichtige Weisungen in diesem Vers zu beachten: Nämlich zum einem die Pflege des Gebetes, welches das Gedenken an Gott zum Ausdruck bringt, und zum anderen die Anflehung Gottes und die Bittgebete, welche  die spirituellen Grundlagen der Familie stärken und wie ein fester Zaun und ein stählernes Tor die Familie vor Gefahren schützt.

Der obige Vers enthält aber auch die Botschaft, dass die ideale Familie eine fruchtbare Rolle bei der Erziehung der kommenden Generationen in jeder Familie und jeder Gesellschaft spielen kann. Und genau deswegen richtet Prophet Abraham (F) die Bitte an Gott, dass Er nicht nur ihn sondern auch seine Nachkommenschaften zu denen gehören lässt, die das Gebet verrichten.  Aus dieser Sichtweise geht hervor, dass eine heile und stabile Familie nicht nur eine Verantwortung für die Erziehung der Nachfolgegeneration in ihrer Zeit sondern auch gegenüber den späteren Generationen trägt.