Moral – islamisch gesehen (30 – muslimische Ehe)
Welche Rechte und Pflichten haben Eheleute im Islam einander gegenüber und durch welche Eigenschaften zeichnet sich ein muslimisches Ehepaar gemäß Moralkodex des Islams aus?
Beim letzten Mal haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass in der muslimischen Familie wechselseitige Rechte beachtet werden müssen. Wenn dies gemäß der Rechtsordnung des Islams geschieht, erhalten alle Familienmitglieder die Chance, so gut wie möglich ihre Persönlichkeit und Moral zu entfalten In diesem Zusammenhang gilt als erstes und entscheidendes Prinzip, daran zu denken, welche Stellung jeder als Mensch vor Gott einnimmt. Aufgrund der Ehrung des Menschen durch Gott insbesondere der Ehrung der Gottesfürchtigen fallen alle anderen Abgrenzungen flach und der Geist der Einheit in der Familie wird ins Leben gerufen. Diese Sichtweise bewirkt außerdem, dass die Eheleute einander taktvoll behandeln und anständig und feinfühlig miteinander reden.
Ein weiteres Prinzip, welches der Beachtung der gegenseitigen Rechte und Pflichten entspringt, sind die gegenseitigen Liebesbeweise und Zuneigung. Die islamischen Lehren weisen auf dieses Prinzip hin. Demgemäß genügt es nicht, nur im Herzen Liebe zum anderen zu hegen. Zwischen Eheleute muss dieses Gefühl auch ausgesprochen werden.
Die gegenseitige Liebe ist so wichtig, dass Gott sie im Koran erwähnt. Im Vers 21 der Sure 30 (Rom) heißt es:
und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt.
Wenn in der Familie Liebe und Zuneigung herrschen, wird es daheim keinen Konflikt und keine Antipathie oder etwa Hass geben. Vielmehr wird die Liebe zueinander wachsen und erheblich die Beziehungen zwischen den Eheleuten stärken und festigen.
Doch gibt es noch eine andere wichtige Stütze für die Berücksichtigung der gegenseitigen Rechte in der Familie und dies ist das Verständnis füreinander: D.h. das Denken und die Haltung und Moral des anderen zu verstehen versuchen. Ein solches Einfühlungsvermögen lässt keine zerstörerischen Konfrontationen mehr zu.
Ehestreit geht in den meisten Fällen auf den Mangel an Verständnis füreinander zurück. Wenn Mann und Frau keine Gefühle und Ansichten miteinander teilen, wird ihr Leben bitter werden und seelische Krisen und innere Unsicherheit bedrohen ernsthaft den Ehebund an der Basis.
Ein klares Zeichen für Verständnis ist Optimismus. Eheleute, die vom Geist der Verständigung geleitet werden, beachten jeder beim Ehepartner die positiven Eigenschaften und verzeihen ihm seine Schwächen. Auf diese Weise machen sie es möglich, sich gegenseitig durch Ermunterung und Lob charakterlich weiterzuhelfen. Das Verständnis füreinander hat auch den Vorteil, dass die Eheleute ihr Leben so gestalten, dass sie einander nicht zur Last fallen sondern sich gegenseitig weiterhelfen, ihr Leben gemeinsam verwalten und einander gegenseitig unterstützen. Jeder übernimmt hierbei eine Verantwortung. Der Mann sorgt in der Regel für den Lebensunterhalt seiner Frau und der Familie, wozu er gemäß Islam verpflichtet ist. Die Frau übernimmt Verantwortungen im Haus. Aber wenn es notwendig ist, helfen sie sich beide aufgrund ihrer Verständigung sowohl daheim als auch außerhalb des Hauses gerne und motiviert gegenseitig bei der Erledigung ihrer Angelegenheiten.
Ein weiteres fruchtbares Ergebnis des gegenseitigen Verständnisses ist die Bereitschaft, eventuelle, versehentliche Fehler des anderen zu vergeben bzw. eigenes schlechtes Verhalten durch etwas Gutes wieder auszugleichen. Dies ist überhaupt ein typisches Merkmal im Moralkodex des wahren Islams, wie ihn der Prophet Mohammad (s.) lehrt.
In den Versen des Korans, welche die Moral betreffen und ebenso in den Berichten über das Verhalten des Propheten und der Unfehlbaren Imame aus seinem Hause heißt es:
Wenn ihr möchtet dass der Allmächtige euch eure Sünden verzeiht, so müsst ihr euch selber auch mit der moralischen Tugend der Nachsicht schmücken und den anderen ihre Fehler vergeben, ganz besonders eurem Ehepartner und den Kindern.
Es ist aber auch ein Zeichen für gegenseitiges Verständnis zwischen Eheleuten, wenn sie einander für Bemühungen danken.
Dankbarkeit gegenüber dem Ehepartner für die Mühen, die er/sie für die Familie auf sich nimmt, stärkt die Motivation des anderen und bringt die Herzen der Eheleute einander näher. Dankesbezeugung löscht eventuelle Gleichgültigkeit gegenüber einander aus, animiert zu verstärkten Bemühungen und bringt noch mehr Schwung ins Leben. Dankbarkeit haucht dem Familienleben noch mehr Geist des Verständnisses füreinander ein.
Zusammengefasst lässt sich also sagen:
Ein schönes und ruhiges Zuhause lässt sich durch konstruktive Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern, gegenseitige Liebe und gegenseitiges Verständnis, Optimismus und gemeinsames Verantwortungsgefühl, Wiedergutmachen von Schlechtem durch Gutes und Dank für die Bemühung des anderen um die bestmögliche Lebensverwaltung herstellen.
Bedauerlicherweise leidet die moderne Gesellschaft an dem Mangel an einer solchen Atmosphäre in den Familien und die Grundfesten der Familie sind daher in Gefahr geraten. Bei der Konfrontation mit diesem ernsthaften Schaden sucht man sich mit Medikamenten zu beruhigen anstatt umzudenken oder man strebt nach einem luxuriösen, vergnügungsreichen Leben, in der Vorstellung auf diese Weise könne man an innere Ruhe gelangen. Unterdessen ist die Wiederbelebung der Erinnerung an Gott der einzige Weg, auf dem die Herzen wahre Ruhe finden und es ist die Erinnerung an Gott welche wieder die Achse für alle moralischen und menschlichen Werte im Leben herstellt und allen Menschen und insbesondere den Familien Frieden beschert.