Moral – islamisch gesehen (32- Unterhalt der Familie)
Finanzielle Angelegenheiten spielen bei der Stabilisierung der Familie eine Rolle. Was jedoch in diesem Zusammenhang beachtet werden muss, ist die Einstellung zu finanziellen Fragen.
Auch wenn das Finanzielle einen sehr wichtigen Einfluss nimmt, so dürfen solche Angelegenheiten jedoch aus der Sicht des Islams niemals wie im westlichen Kapitalismus das Hauptziel im Leben sein. Denn dann werden die Ziele und Planungen im Leben von der Kultur einer materiell ausgerichteten Moral geprägt. Das bedeutet, dass eine Familie nur an ihre eigenen finanziellen Interessen denkt. Sie vergisst die Not von Entbehrenden und gibt immer mehr den Geist für Menschenliebe auf. Außerdem kommt es zu unschönen Erscheinungen wie das Anhäufen von Reichtum sowie Verschwendung und luxuriöses Leben.
Wenn jedoch die finanziellen Angelegenheiten als Mittel zur Regelung des normalen Lebensunterhaltes betrachtet werden, dann wird parallel zur Deckung des Unterhalts und der Bedürfnisse des Lebens, die Menschenliebe unter den Mitgliedern der Familie gestärkt und sie werden mit dem finanziellen Dschihad - den Anstrengungen auf Gottes Weg auf finanzieller Ebene - durch Spenden und Selbstverzicht den Notleidenden zur Hilfe eilen. Dann werden sie niemals in die Falle des Egoismus und der Verschwendungen und eines aristokratischen Lebens laufen.
Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Eheleute allerdings gleichgerichtet denken, damit sie neben der finanziellen Verwaltung der Familie auch aufgrund religiöser Motivierung ihre Pflichten in Bezug auf die Mitmenschen erfüllen.
Was die Einstellung zu finanziellen Angelegenheiten der Familie betrifft, lässt sich nach drei Gruppen unterscheiden:
Manche Familienväter unterwerfen sich völlig und bedingungslos den materiellen Wünschen ihrer Ehefrau und geben es auf, selbständig zu entscheiden und zu handeln. Letzten Endes geht es ihnen nur darum ihre Ehefrau zufriedenzustellen, auch wenn es auf Kosten der gemeinsamen religiösen und menschlichen Verpflichtungen geht.
Eine andere Gruppe von Familienfürsorgern verhält sich im Gegensatz dazu gleichgültig gegenüber den finanziellen Bedürfnissen ihrer Familie, lehnen deren Wünsche ab und unterdrücken ihre Ehefrau durch absoluten Patriarchismus.
Es gibt jedoch noch eine Gruppe, die einen anderen Weg geht. Ihr Weg ist der Weg der Mitte und Ausgewogenheit. Der Koran und die Wegweiser der Religion lehren in uns.
Im Koran heißt es im Vers 29 der Sure 17 (Isra`):
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وَلَا تَجْعَلْ یَدَکَ مَغْلُولَةً إِلَىٰ عُنُقِکَ وَلَا تَبْسُطْهَا کُلَّ الْبَسْطِ فَتَقْعُدَ مَلُومًا مَحْسُورًا
Und lasse deine Hand nicht an deinem Hals gefesselt sein (indem du beim Lebensunterhalt geizt und die Hilfen an Bedürftige vernachlässigt), strecke sie aber auch nicht vollständig aus, sonst würdest du getadelt und (aller Mittel) entblößt dasitzen (und auf die Hilfen der anderen angewiesen sein).
Ali (Friede sei mit ihm) war nach dem Sieg in der Kamelschlacht in die Stadt Basra (Irak) gezogen. Dort besuchte er einen seiner Getreuen namens Ali ibn Ziad Harithi. Er hatte ein großes geräumiges Haus. Beim Anblick dieses Hauses sagte Imam Ali (F):
„Was brauchst du ein Haus in dieser Größe, wenn du dringender eine große Heimstätte im Jenseits benötigst?“
Dann fuhr Imam Ali (F) wie folgt fort:
„Wenn du möchtest, kannst du allerdings dieses weiträumige Haus zu einem Mittel machen für die Kultivierung der Heimstätte im Jenseits. Dann nämlich, wenn du es für die Bewirtung von Gästen und für die Pflege der Verwandtschaftsbeziehungen und als Ort für die Beseitigung von Problemen von Bedürftigen und zur Erfüllung der Pflichten, die du hast, bestimmst und es nicht nur für deine persönlichen Interessen und die Interessen deiner Familie nutzt.“
Nach diesem wertvollen Hinweis beklagte sich Ala`über seinen Bruder Asim und sagte: „Er hat seine Familie sich selbst überlassen, einen alten Mantel angezogen, alle Bemühungen eingestellt und sich in einen Winkel zurückgezogen.“
Ali(F) ließ Asim rufen. Und sagte zu ihm:
„Du Feind deines Selbst, Satan scheint dir den Verstand geraubt zu haben! Warum begehst du ein Unrecht an deiner Familie und deinen Kindern? Bist du der Meinung, dass Gott, der die vielen guten Gaben des Diesseits erlaubt, mit dieser falschen Art und Weise zufrieden sein wird und Wohlgefallen daran findet? Lass von dieser falschen Art ab und nutze die Gott gegebenen Gaben für dich und deine Familie.“
aus Nahdschul Balagha
Aber manchmal machen die finanziellen Probleme einer Familie das Leben so schwer, dass beide Eheleute außerhalb des Hauses arbeiten müssen um gemeinsam den Unterhalt zu finanzieren. Dabei darf aber unter keinen Umständen die Aufgabe der Frau als Mutter und Erzieherin der Kinder und ihr Einfluss auf deren Zukunft vergessen werden und darunter leiden. Die hohe Stellung der Mutter muss immer bewahrt werden.
Die Vertreter des Feminismus sind allerdings gegen eine solche Ansicht, angeblich unter Verteidigung der Rechte der Frauen, ihrer Freiheit und ihrer Gleichstellung mit den Männern. Sie wollen unter keinen Umständen den Auftrag anerkennen, die eine Frau und Mutter hat.
Die negativen Folgeerscheinungen einer solchen Ansicht äußern sich darin, dass die emotionalen Verbindungen einer Mutter zu ihren Kindern geschwächt wird und verblasst, und die Kinder die einzigartige Liebe ihrer Mutter entbehren müssen. Die Familienbande werden infolge dieser Ansicht geschwächt und die Festen der heiligen Institution Familie erschüttert. Deshalb gilt: Bei all der Wichtigkeit, die die finanziellen Angelegenheiten und die Unterhaltsversorgung der Familie haben, darf niemals die schicksalhafte Rolle der Mütter bei der Erziehung der Kinder und kommender Generationen beeinträchtigt werden. Die Festigung der Familie darf nicht den geringsten Schaden erleiden.