Iranisches Kunsthandwerk (10 - mit Holz)
Ab dem heutigen Programm schlagen wir ein neues Kapitel auf und möchten über die kunsthandwerkliche Bearbeitung des Werkstoffes Holz im Iran sprechen.
Holz ist ein organischer Stoff und eines der besten natürlichen Rohmateriale. Dieser Werkstoff findet vielfach Verwendung im Leben, aber auch in der Kunst und dem Kunsthandwerk.
Zunächst war es der erste Baustoff, den sich der Mensch für den Bau einer Unterkunft zu Nutzen machte. Außerdem diente er ihm für den Bau von Booten und schließlich konnte er viele Gegenstände des Alltags daraus anfertigen und hat Dinge aus Holz angefertigt, als er noch in Höhlen lebte.
Bei archäologischen Funden hat man an den Schweizer Alpenseen, in Italien und an anderen Orten, die Reste von Hausbooten aus der Alt- und Jungsteinzeit und dem Eisenzeitalter gefunden. Dies zeigt die lange Geschichte der Verwendung von Holz als Baumaterial. Außerdem weiß man, dass auch viele Gegenstände des Alltags aus Holz angefertigt wurden. Es gibt heute noch auf der Welt Orte, wo die Einheimischen auf die gleiche uralte Weise Wohnkähne bauen, wie zum Beispiel in Ozeanien.
Holz spielt in der Weiterentwicklung der menschlichen Zivilisation eine wichtige Rolle, insbesondere wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die Gewässer einmal der einzige Transportweg und Boote und Schiffe aus Holz das einzige Transportmittel waren und bei der Entdeckung von neuen Gebieten mit neuen Ressourcen und für das Überleben von Menschen eine entscheidende Rolle spielten.
Im chinesischen Imperium war Holz im 11. Jahrhundert vor Christus so sehr von Bedeutung und wertvoll, dass besondere Regeln zur Bestrafung von Leuten, die unerlaubt Bäume fällten, galten. In Indien und Südostasien wurden in den Buddha-Tempeln hölzerne Statuen aufgestellt und in Griechenland war die Verarbeitung von Holz weitverbreitet, während im Römischen Reich Schmuckgegenstände aus Holz angefertigt wurden. Die alten Römer nutzten die Holzmaserung der Baumwurzel und dem Baumstamm für die Anfertigung von schönen Überzügen.
Im Iran baute man gemäß archäologischen Untersuchungen in der Zeit vor der Einwanderung der Arier seit circa 4200 vor Christus, Häuser aus Holz und dieser Werkstoff wurde auch für die Anfertigung von landwirtschaftlichen Werkzeugen verwendet.
Aus der Zeit der Achämeniden nämlich circa 6. bis 4. Jahrhundert vor Christus ist mehr über die Verwendung von Holz im Iran bekannt. Es geht aus den Inschrifttafeln von Tacht-e Dschamschid (Persepolis) hervor, dass bei der Verzierung und Abdeckung der Paläste Holz vom Faulbaum verwendet wurde.
Wie den Steintafeln von Persepolis (bei Schiras) und alten Gedichten außerdem zu entnehmen ist, galten einige Bäume als heilig wie Zypressen, Tamarisken und Ziziphus.
In der achämenidischen Ära wurden hölzerne Kampfwagen gebaut und wurde Holz bei der Herstellung von Kriegsausrüstung verwendet. Griechische Historiker sind der Meinung, dass Kyros (Persisch: Kurosch) die Hauptstadt von Lydien, Sardes (heutiges Sart in der Türkei), dank seiner Kampfwagen und seiner hölzernen Türme, von denen aus die Feinde angegriffen wurden, erobern konnte.
Natürlich haben den Achämeniden bei der Eroberung von Gebieten am Schwarzen Meer und am Mittelmeer auch ihre großen Holzschiffe geholfen, mit denen sie Holz transportieren konnten. Über die Zeit der Arsakiden, die nach den Achämeniden im Iran herrschten, hat man keine schriftlichen Belege, aber die Sassaniden, die nach ihnen an die Macht gelangten, benutzten Holz für den Bau von kuppelartigen Dächern und Torbögen, ebenso wie für Waffen und Musikinstrumente. Die hölzerne Barbat - eine Kurzhalslaute mit birnenförmigem Korpus – war das beliebteste Musikinstrument zurzeit der Sassaniden und gilt als Mutter der heutigen traditionellen iranischen Saiteninstrumente wie die Langhalslauten Taar und Setaar (drei Saiten) sowie die Streichlaute Kamantsche und Violoncellos.
Nachdem die Iraner Muslim geworden waren, wurde auch die künstlerische Verarbeitung von Holz von den göttlichen Geboten beeinflusst. Der schönste Einfluss des Islams auf das Holz-Kunsthandwerk ist an den Portalen und Predigersitzen der Moscheen und den Fensterrahmen der Moscheen und heiligen Stätten und Mausoleen zu sehen.
Die Vorzüge der künstlerischen Verarbeitung von Holz bestehen in seiner Formbarkeit und darin, dass es Isolierwirkung gegenüber Hitze und Lärm besitzt. Ein Vorzug ist auch seine Farbe und seine Maserung. Außerdem ist Holz ein Naturstoff und kann wiederverwertet werden. Dennoch hat es auch seine Nachteile. Eines der wichtigsten Probleme besteht seit eh und je darin, dass es nicht sicher vor Insekten ist. Heute kennt man verschiedene Methoden, um zu verhindern, dass Holz von Insekten zerstört wird.
Ein anderes Problem ist darin zu suchen, das Holz brennbar ist.
Dennoch wird Holz auch heute als Baustoff oder für Dekor oder zur Herstellung von Möbeln verwendet. Holz ist ein beliebtes Material aus der Natur um die Umwelt schöner zu gestalten und man ahmt sogar seine Maserung zur Verschönerung von Plastikgegenständen nach. Holz ist nicht nur nützlich, sondern sein Anblick hat auch eine gute Wirkung auf die Seele des Menschen.
Holz ist vorwiegend braun. In einem Haus, mit hölzerner walnussfarbenen Bodenbelag und Wänden aus gelblich cremefarbigem Ulmenholz und Sitzmöbeln und Vorhängen in warmen Farben und einigen hölzernen Dekorgegenständen ist es gemütlich. Eine Holzverkleidung der Wände schluckt Lärm. Aber ein Bodenbelag aus trockenem und leichtem Holz wie Tannenholz knirscht, wenn man mit Schuhen darüber geht, während bei schwerem und dichtem Holz wie vom Eichen- und Walnussbaum nur ein schwaches Geräusch zu hören ist.
Holz wird heute verwendet für Möbel, zur Dekoration, für Küchenschränke und Statuen, für Blumenvasen und sogar für Essbesteck.
Das Holzkunsthandwerk gehört in den meisten Ländern zu den einträglichen Berufen. Im Iran gibt es in einigen Gebieten sehr dichte Wälder, die gutes Holz liefern. Das Holzkunsthandwerk war daher einmal weit verbreitet.
Unter dieses Kunsthandwerk fallen im Iran: die Anfertigung von Statuen aus Holz, der Bau von Orosi (Fenstergitter), Flechten mit Bambus, Zweigen und Schilf, Chatam-Kari, Charati (Drechslerarbeiten) und Holzbrandmalerei. Außerdem gehören die Herstellung traditioneller iranischer Musikinstrumente dazu und der Bau von netzartigen Gereh-Gittern, Holzmosaik (Muaraq), Monabad-Kari (Holzreliefe) sowie Nasok-Kari – bei dem beliebige Holzstücke auf einen Hintergrund geklebt werben und zum Beispiel eine Kalligrafie bilden, oder Bemalung von Holz und weitere. Wir werden ab nächstes Mal einige Zweige des Holzkunsthandwerkes näher beschreiben.