Den Islam richtig kennenlernen (25)
Wir knüpfen weiter an unsere Ausführungen über die Gotterkenntnis und Gotteskunde an. Wir haben bereits über die Schranken, die dem Menschen bei dem Versuch, Gottes Wesen zu erfassen, auferlegt sind, gesprochen.
Zum Beispiel sagten wir, dass der Mensch deshalb nicht Gottes Wesen voll erkennen kann, weil Gottes Wesen unendlich ist, während wir selber eingeschränkt sind. Außerdem gibt es nichts, was wie Gott wäre, so dass sich der Mensch die ganze Wahrheit Seines Wesens vergegenwärtigen könnte. Nun möchten wir einige Eigenschaften Gottes gemäß der islamischen Lehre besprechen.
Wir sagten bereits, dass die wichtigste Wahrheit Gottes Seine Einheit ist. Alle Religionen göttlichen Ursprungs heben diesen monotheistischen Glaubenssatz hervor. Der Islam nennt ihn – Tauhid, d.h. Ein-Gott-Glaube. Tauhid bedeutet, dass es nur den Einen Gott gibt, und nichts Ihm ähnelt. Das Gegenteil zu Tauhid ist Schirk. Schirk bedeutet: Gott Teilhaber zuzuschreiben. Gemäß Koran ist Schirk, d.h. Götzenanbetung ein großer Frevel und eine unverzeihliche Sünde.
Wer Muslim werden will, der spricht als erstes den Satz: La ilaha illallah - Es gibt keinen anderen Gott außer Allah. Es ist klar, dass dieses mündliche Bekenntnis verinnerlicht werden muss.
Die Glaubensordnung und Ethik des Islams baut nämlich auf diesem Tauhid-Prinzip auf und auch die Gebote und Lehren des Islams werden vom Geist des Ein-Gott-Glaubens gespeist. Im Koran wird in verschiedenen Formen an diese Losung – Es gibt keinen anderen Gott außer Allah- erinnert. Im Vers 18 der Sure 3 heißt es:
„Bezeugt hat Allah, dass kein Gott da ist außer Ihm Selbst; und die Engel und die Wissenden (bezeugen es); Er sorgt für die Gerechtigkeit. Es ist kein Gott außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen.“
Der Prophet (Segen sei auf ihm und seinem Hause) verkündet auf Gottes Anweisung hin, dass der Aufruf zum Ein-Gott-Glauben sein höchster Auftrag ist. Im Vers 36 der Sure Raad (15) heißt es:
"… Sprich: `Mir wurde befohlen, Allah zu dienen, und nicht, Ihm Götter zur Seite zu stellen. Zu Ihm rufe ich und zu Ihm werde ich heimkehren.`"
Zur Erhellung der Debatte möchten wir mehrere Gründe für die Einheit Gottes bringen. Ein Beweis für die Einheit Gottes (Tauhid) sind Einheit und Einklang in der Schöpfungsordnung. Diese Einheit zeigt, dass die ganze Schöpfung aus einem gemeinsamen Ursprung hervorgeht. Es fällt auf, wie sehr alles im Einklang steht - von der Ordnung eines winzigen Atoms bis zu den gewaltigen Milchstraßen und überhaupt der gesamten Daseinswelt. Die Gesetze auf der Welt besitzen Allgemeingültigkeit. Diese ist so groß, dass sich von einem einfachen Labortest irgendwo auf der Erde auf ein generelles Gesetz schließen lässt, das in der ganzen Welt gilt. Wo wir auch hinschauen, beobachten wir die Auswirkungen der Einheit.
Die Wissenschaftler bestätigen, dass der Welt ein gemeinsamer Plan zugrunde liegt. Die Schöpfungsgesetze sind überall die gleichen. Auf der ganzen Welt herrscht ein einheitliche Ordnung und Planung. Diese geoordnete Planung demonstriert, dass es nur einen Planer gibt. Sie zeigt, dass die Daseinsordnung und ihr Plan aus einem einzigen gemeinsamen Quell hervorgegangen sind.
Imam Sadiq (gegrüßet sei er) sagt darüber:
„Als ich die Regelmäßigkeit in der Schöpfungswelt sah und wie die Schiffe übers Meer ziehen und wie Tag und Nacht sich geregelt abwechseln und wie regelmäßig sich der Stand der Sonne am Himmel verändert und der Mond bewegt, hat mich die geordnete Planung und der Einklang der Bestandteile der Schöpfung (miteinander) dazu veranlasst, zu sagen: Der Planer und Verwalter der Welt ist ein Einziger.“
Ein weiterer Grund dafür, dass es nur Einen Schöpfer und Verwalter gibt, liefert die Überlegung, dass es bereits zu Unheil und zu einem Durcheinander führen würde, wenn nur zwei Pläne und zwei Willenskräfte im Dasein herrschen würden. Die Einheit und der Einklang, die wir auf der Welt beobachten und die Feststellung dass es kein Durcheinander gibt, ist Hinweis darauf, dass die Welt nach einem einzigen Plan erschaffen wurde und verwaltet wird. Gäbe es zwei oder mehr Götter so würden sich diese alle in die Schöpfung einmischen und jeder von ihnen würde versuchen, seinen Machtbereich auf Kosten der anderen zu vergrößern. Das aber würde chaotische Zustände in der Schöpfungswelt hervorrufen. Gott verweist auf diese Tatsache in dem Vers 22 der Sure Anbiya (21). Dort heißt es:
„Gäbe es in (Himmel und Erde) Götter außer Allah, dann wären wahrlich beide dem Unheil verfallen (und die Daseinsordnung würde zerstört). Gepriesen sei denn Allah, der Herr des Thrones, Hoch Erhaben über das, was sie beschreiben.“
Manchmal gibt auch die zur Gottsuche veranlagte Natur des Menschen einen Hinweis auf Tauhid. Das Licht der Gott gegebenen Natur – die Fitra – leuchtet nicht nur auf den Weg zur Erkenntnis der Existenz Gottes, sondern hilft auch hinsichtlich der Erkenntnis um die Einheit Gottes, denn wenn der Mensch sich in großer Not befindet, fällt ohne sein Zutun, die Oberflächlichkeit von ihm ab und er sucht bei jener unendlichen Macht, die ihn aus der Not retten kann, Zuflucht.
In gefährlichen Augenblicken wendet sich der Mensch nur an die Eine Unendliche Macht – und sucht bei ihr Hilfe. In dem Moment ist ihm bewusst, dass es nur eine Quelle der Macht gibt und keine andere Stütze in der Not. Dann hat ihn also die menschliche Natur, die Fitra, darauf aufmerksam gemacht, dass es nur den Einen Gott gibt.
Die Anbetung des Einen Gottes ist zentraler Mittelpunkt der Lehren des Propheten. Vor ihm haben auch alle anderen Gottgesandten durch die Offenbarung zum Ein-Gott-Glauben und Dem-Einen-Gott-Dienen aufgerufen. In dem Vers 25 der Sure Anbiya ( 21 ) wird wie folgt auf diesen Punkt hingewiesen.
"Und Wir schickten keinen Gesandten vor dir, dem Wir nicht offenbart haben: `Es ist kein Gott außer Mir, darum dient nur Mir. `"
Es lässt sich sagen, dass der Islam besonders den Tauhid-Grundsatz hervorhebt. Das Prinzip von der Einheit des Ursprungs allen Seins, von dem auch die Aussendung der Propheten ausgeht, ist in sich schon ein deutlicher Grund für die Einheit Gottes. Gäbe es mehr Götter als den Einen Einzigen Gott, so müssten doch auch diese ihre Gesandten zur Menschheit geschickt haben, damit sie ihre Botschaft übermitteln und ihnen mitteilen, was sie tun sollen. Aber dies ist nirgendwo auf der Welt vorgekommen.
Auch zeugt die gemeinsame Lehre der Propheten davon, dass sie aus derselben Quelle stammt. Alle Propheten Gottes, die im Laufe der Geschichte ausgesandt wurden, haben die Menschen aufgerufen, dass sie sich dem Einen Gott zuwenden. Sie alle haben gesagt, dass sie von dem Einen Gott ausgesandt wurden. Ohne Ausnahme haben die Propheten jegliche Teilhaberschaft für Gott bei der Planung der Welt dementiert und verkündet, dass Er keinen Teilhaber neben sich hat. Obwohl diese Propheten zu verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte und in verschiedenen Gebieten und unter verschiedenen Völkern in Erscheinung traten, gleichen sich ihre Botschaften, ihre Losungen, ihr Verhalten und ihre Vorgehensweise. Auch daran lässt sich erkennen, dass sie von einer einzigen Stelle aus ausgesandt wurden, und zwar von dem Einen Schöpfer der Welt.
Gemäß dem Grundsatz Tauhid ist Gott die höhere einflussreiche Macht, die über die Daseinswelt herrscht. Ihn schmückt jegliche Vollkommenheit und Er ist rein von jeglichem Makel. Sein Wissen umfasst alles. Nichts im Dasein bleibt Ihm verborgen. Er ist der Schöpfer, der alles hört und sieht. Er hört auch jedes Flüstern. Er braucht nichts und niemanden. Seine Güte ist unbegrenzt und das Gute und Schöne des Lebens sind Gaben, die er den Weltenbewohnern verlieh. Menschen mit festen Glauben an den Einen Gott, wenden sich in Freud und Leid ihrem Schöpfer und Herrn zu, der alle ihre Taten sieht. Sie bitten Ihn um Beistand und beruhigen sich, wenn sie an Ihn denken.