Iranische Dörfer, ihre Attraktionen und Wunder Teil 2
Im Namen Gottes und einem Schönen Guten Tag an unsere lieben Hörerfreunde! Wir sind heute mit der zweiten Folge dieser Beitragsreihe für Sie da.
In der letzten Folge haben wir Ihnen erklärt, wie die menschlichen Ansiedlungen in Iran entstanden sind und die Erfindung von unterirdischen Bewässerungskanälen, verschiedenen Wasserversorgungsmethoden und Bewässerung der Wohnorte und Felder zu Veränderungen der Lebensformen im Zentralen Plateau Irans geführt hatte. Die Dörfer entstanden also aufgrund der vorhandenen Wasserquellen und weiteren natürlichen Gelegenheiten, es bildeten sich integrierte oder konzentrierte Dörfer, einzelne oder dispergierte, lineare und provisorische Ortschaften.
In der heutigen Sendung geben wir Ihnen einen kurzen Überblick über die Lage der Häuser auf dem Land.
Die Wohnorte der traditionell-ländlichen Familien werden einerseits vom Klima und den natürlichen Gelegenheiten und anderseits von der Form ihres Lebensunterhalts beeinflusst. Im Allgemeinen verwenden die Familien auf dem Land für den Bau ihrer Häuser, die in ihrem Umkreis liegenden Möglichkeiten und Materialien der Natur. Wenn man die Bauten der iranischen Dörfer, die vom Klima abhängig sind einstufen möchte, so muß man sie in drei Gruppen aufteilen, Walddörfer, Bergdörfer und semiaride Regionen.
In Walddörfern werden die Häuser meistens aus Holz gebaut. Die Wände, der Fußboden und die Decke sind aus Holz. Sogar die Dachbedeckung vieler Wohneinheiten in Waldgebieten ist aus Holzstücken namens Let, die 80–90 cm hoch, 30–40 cm breit und 4 cm tief ist. Lets werden auf dem Dach in einer bestimmten Weise festgeschraubt. In der Provinz Gilan, im Norden Irans, insbesondere in den Waldgebieten wird das Baugerüst der traditionellen Häuser aus Holz errichtet, die Dachbedeckung ist aus einer bekannten Pflanze namens „Gali“. In manchen ländlichen Häusern aber wird das Dach mit Lehm bedeckt, denn dieser dient als ein Isoliermaterial gegen Regen und Feuchtigkeit.
In Bergdörfern sind die meist verwendeten Baumaterialien Steine und Lehm. Aber in den zentralen Ebenen und Randgebieten der Wüsten werden die Häuser aus Rohziegel und Lehm gebaut, man errichtet dicke Wände, das Dach ist häufig Kuppel- oder Wippenförmig, damit die Wärme nicht aus den Räumen entweicht. Auf manchen Dächern gibt es Windtürme, die zur Luftkühlung dienen.
In semiariden Regionen werden oftmals Häuser mit einer großen Grundfläche gebaut, in deren Mitte ein großes Wasserbassin steht. Diese Bauten nennt man Pool-Häuser; in ihren vier Wänden ist die Luft kühl und im Sommer werden die Becken benutzt, um die sommerliche Hitze ertragen zu können.
In manchen Dörfern der semiariden Regionen werden die Dächer mit Holzstangen und einer Mischung aus Lehm und Stroh bedeckt. Die Wände sind bis zur Hälfte aus Stein und die andere Hälfte ist aus Lehm.
Das grundlegende Merkmal ländlicher Häuser ist deren doppelte Benutzung sowohl als Arbeitsstätte als auch als Wohnsitz. Denn der Wohnsitz der Dorfbewohner unterscheidet sich von den städtischen Wohnungen und ist nicht nur als ein Ort zum wohnen und als ein Ruheplatz für die Familie gedacht. Abhängig von der wirtschaftlichen Lage der Familie kann das Haus auch als ein Zentrum für die Viehzucht und Viehhaltung dienen, oder als Stätte für handwerkliche Betriebe. Viele Wohnhäuser auf dem Land gelten zudem als ein Produktionsort für Vieh- und Landwirtschaftsprodukte.
In den iranischen Dörfern hängt die innere Raumverteilung stark von der Lebensform der Dorfbewohner ab. So zum Beispiel befindet sich im Norden Irans unter dem Dach ein leerer Platz namens „Bam“ (Dachboden), den die Dorfbewohner als Abstellraum für ihre Gegenstände, landwirtschaftliche Werkzeuge und Produkte benutzen. Insbesondere wird dort auch der ungeschälte Reis aufbewahrt. Denn in den nördlichen Regionen ist es wegen der starken Regenfälle und hoher Luftfeuchtigkeit fast unmöglich, Reisprodukte außerhalb eines Gebäudes zu trocknen. Daher ist der Dachboden ein geeigneter Ort für die Aufbewahrung der Reisernte. Diese ist dort vor dem Regen sicher und die Wärme anderer Räume, in denen oft gekocht oder geheizt wird, sorgt dafür, daß der Reis allmählich trocknet und nicht vom Schimmel befallen wird.
In manchen ländlichen Häusern Irans befindet sich unter dem Wohnraum ein Stall für das Vieh, das dort im Winter vor der Kälte geschützt wird. Auch hat es den Vorteil, dass man sich besser um die Tiere kümmern kann und ein Diebstahl verhindert wird.
Vielleicht ist es gut zu wissen, dass es in den letzten Jahren, besonders nach der Islamischen Revolution, viele Veränderungen und Neuerungen im Bezug auf die Wohnsituation in den Dörfern gab. Wegen der relativen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Familien und durch Anhebung der Preise für landwirtschaftliche Produkte aber auch aufgrund ihrer Geldanschaffung durch nicht-landwirtschaftliche Beschäftigungen, ist es mehr oder weniger zu Erneuerungsprozessen in den dörflichen Wohnsituationen gekommen. Außerdem hat man sich bemüht, die Wohnhäuser anzuordnen. Neugebaute Häuser, die die Wohnungsnot lösen sollten, wurden neben den alten Bauten, die noch aus Lehm bestanden, aus Ziegeln gebaut und mit Mosaiken bedeckt. Eine weitere Änderung war der Bau von Villen nach dem Plan der städtischen Häuser.
Liebe Hörerfreunde, jetzt wo Sie einige Besonderheiten der Wohnsituation in iranischen Dörfern erfahren haben, möchten wir auch über die traditionellen Kooperationen und die Zusammenarbeit unter den Dorfbewohnern in Iran sprechen.
Familien auf dem Land arbeiten schon seit langer Zeit und aufgrund ihrer gemeinsamen Bedürfnisse und dem Kampf gegen ungünstige Naturfaktoren, aber auch weiterer Angelegenheiten, die sich auf ihr Leben auswirken könnten, zusammen. Diese Zusammenarbeit ist abhängig von der geographischen und wirtschaftlichen Lage und in jedem Gebiet verläuft sie unterschiedlich. Zum Beispiel sind die Kooperationen in semiariden Regionen anders als in den Dörfern im Nordiran, wo es sehr viele Regenfälle gibt.
Aber auch die Landbewohner der Bergdörfer im Westen Irans haben eine unterschiedliche Zusammenarbeit untereinander.
In der nächsten Folge werden wir über verschiedene Zusammenarbeit in diversen Regionen Irans sprechen. Bis dahin also, Gott schütze Sie!