Jul 16, 2010 20:30 CET

Hallo, liebe Hörerfreunde, wir hoffen, dass Sie bis jetzt einen schönen Tag hatten und wünschen Ihnen weitere angenehme Momente. Wie Sie sich bestimmt erinnern können, haben wir in den letzten zwei Sendungen über die Gestaltungsweise der menschlichen Niederlassungsorte und über verschiedene Arten von Dörfern, die abhängig vom Klima entstanden sind, gesprochen.

Thema der heutigen Sendung ist die traditionelle Kooperation und Zusammenarbeit in iranischen Dorfgemeinden. Wir hoffen, dass Ihnen diese Folge gefallen wird.

Kooperation ist die Grundbedingung eines Zusammenlebens, deren Spur man bis in die alten Zeiten verfolgen kann und die auch in der nahen Vergangenheit im menschlichen Leben zu sehen ist. Mit anderen Worten sind das Zusammenleben und die Zusammenarbeit für Nahrungsanschaffung und Verteidigung, die ersten Schritte, die der Mensch unternommen hat, um eine Zivilisation und Kultur zu bilden und sich vom Leben in Einsamkeit zu lösen. Da der Mensch ein soziales Wesen ist, ist ein Dasein ohne Zusammenarbeit und Kooperation für ihn unmöglich; dies ist in allen menschlichen Gemeinschaften, bei den Nomaden, in Dörfern und Städten zu spüren, wobei das städtische Leben eine ausgebreitete Art von Zusammenarbeit erfordert.

In einer Nomaden-Gesellschaft wird alles gemeinsam unternommen. Denn in Stämmen ist die Gemeinschaft wichtiger und nicht das Individuum. Daher werden das Vieh und die Tierprodukte zusammen verkauft und bei einer Gefahr verteidigt sich der ganze Stamm. Nomaden ziehen alle und in Gemeinschaft herum, wirtschaftliche und gesellschaftliche Angelegenheiten des Stammes beziehen sich auf die gesamten Mitglieder. Außer diesen Kooperationen kann man auch weitere interessante Beispiele in iranischen Dörfern sehen, die seit langer Zeit bestehen und bis heute als eine gute Tradition unter iranischen Landwirten geläufig geblieben sind.

Die ländlichen Familien kooperieren schon seit langem miteinander, damit sie gegen ungünstige natürlichen Faktoren und weitere Probleme, die ihr Leben beeinflussen könnten, angehen. Man kann unterschiedliche Beispiele für die Zusammenarbeit der ländlichen Familien nennen, z.B. erfordert die traditionelle landwirtschaftliche Arbeit Teamwork und einen gemeinsamen Gewinn an den erzeugten Produkten. Man kann auch auf die Beziehungen und gegenseitigen Zeremonien in den Dörfern von Lorestan hinweisen.

Die Aussaat und Ernte ist in den Dörfern von Mazandaran ein Beweis für die Zusammenarbeit der Dorfbewohner dieser Region. Gegenseitige Hilfeleistung der Bürger bei verschiedenen Zeremonien und Feierlichkeiten, Geldgeschenke an junge Familien sowie Mitleid bei Trauerfällen und im Allgemeinen Mitgefühl in guten sowie in schlechten Zeiten, sind Beispiele für verschiedene Kooperationen unter den Dorfbewohnern Irans.

Liebe Hörerfreunde, es ist gut zu wissen, dass die Kooperationen in den diversen Dorfgemeinden Irans abhängig sind von deren geographischer Lage und den herrschenden wirtschaftlichen Umständen in der Region, auch beeinflussen die Bedürfnisse der Bürger eine solche Zusammenarbeit. In trockenen und semiariden Regionen spielen zum Beispiel die Wasserknappheit und die lebenswichtige Bedeutung des Wassers eine große Rolle bei der Zusammenarbeit der Dorfbewohner, die auch bei der Wasserversorgung, unterirdischen Kanalreinigung und Reinigung von Flüssen sowie Brunnengrabung und Wasserverteilung zu beobachten ist.

In Gebieten wo Überschwemmungen drohen, bauen die Dorfbewohner gemeinsam Dämme gegen das Hochwasser, denn damit schützen sie sich nicht nur vor einer Überflutung, sondern sie können das versammelte Wasser in den besonderen Gruben auch für die Bewässerung ihrer landwirtschaftlichen Felder verwenden.

In den Reisanbaugebieten im Norden Irans, pflanzt man die Setzlinge normalerweise mit Hilfe aller Dorfbewohner, denn die Saatzeit ist sehr kurz und sie erfordert sehr viel Arbeitseinsatz.

So wird zuerst jene Anbaufläche bepflanzt, die am frühsten für das Einsetzen der Reissetzlinge vorbereitet wurde und allmählich werden alle Reisfelder durch Gruppen- und Zusammenarbeit bepflanzt.

Wegen anhaltender Regenfälle verfaulen die Reisähren sehr schnell, daher erntet man in der Erntezeit den Reis wieder mit Hilfe aller Dorfbewohner.

In den Dörfern Lorestan war es früher üblich, dass die Bauern in der Erntezeit von einem Dorf ins andere zogen, um ihren Nachbardörfern bei der Ernte zu helfen. Diese Hilfe nannten sie „Hamyari“ (Mithilfe).

Ein weiteres Beispiel für solche Zusammenarbeiten ist „haravaz“, die Kooperation in iranischen Dörfern der Provinz Kurdistan. Diese Hilfe soll Familien unterstützen, die ihre landwirtschaftlichen Arbeiten nicht rechtzeitig fertig gebracht haben. Selbstverständlich erwarten die Helfer keine Gegenleistung. So machen sich alle Dorfbewohner auf den Weg zu der Familie, die Hilfe benötigt und unterstützen sie. Der Grundstückeigentümer muss aber in dieser Zeit alles, was die Helfer benötigen und auch Essen und Getränke bereitstellen.

In Regionen, wo die Wirtschaft von Palmen und Gärten abhängt, kann man oft sehen, dass auch dort die Familien während der Erntezeit einander helfen. In Gebieten, wo die Viehzucht eine große Rolle spielt, ist auch eine Zusammenarbeit bei der Pflege und Aufzucht des Viehs deutlich. Diese Mithilfe ist auch bei der Herstellung von Tierprodukten und deren Verkauf zu beobachten.

Ein Beispiel für diese Mithilfe wird in einigen Dörfern „Schirware“ oder Balance ganannt, die unter Familien geläufig ist, die eine geringe Zahl von Tieren besitzen. In diesen Dörfern wird die täglich gewonnene Milch der Dorffamilien oder einigen von denen einer Familie die Viehzucht- betreibt, gegeben, damit sie diese Milch in weitere Milchprodukte umwandelt. Als Gegenleistung erhalten solche Familien dafür eine bestimmte Zeit lang Milchprodukte.

In der nächsten Folge stellen wir Ihnen andere Arten von Kooperationen vor.

Liebe Hörerfreunde, nach der Islamischen Revolution hat man sich bemüht, eine Beziehung zwischen den Dorfbewohner und staatlichen Organisationen zu schaffen, was auch gelungen ist. 1988 genehmigte das Islamische Parlament, dass das Innenministerium eine Organisation namens „Dehyari“ gründen kann, die sich mit den Dorfangelegenheiten auseinandersetzen soll. Diese Organisationen bestehen aus juristischen Personen, sind unabhängig und werden auf Anfragen der Dorfbewohnern in unterschiedlichen Dörfern hin, gegründet. Es sind öffentliche und keine staatliche Organisationen.

Diese Dehyaris haben von Beginn an und bis zum heutigen Tag mit Hilfe und unter Teilnahme der Dorfbewohner sowie mit staatlicher Unterstützung die Bedürfnisse der Dörfer gedeckt und öffentliche Dienstleitungen geschafft. Die Mitglieder dieser Organisation bemühen sich als vertraute Personen der Dorfbewohner die Probleme der Ortschaften zu beseitigen. Die Dehyaris arbeiten unter Beobachtung von Dorfräten, die dafür zuständig sind finanzielle Fragen und Aufbauangelegenheiten zu überwachen.

Liebe Hörerfreunde, wir sind am Ende unseres Programms angelangt. Bis zur nächsten Sendung, Gott schütze Sie!