Feb 09, 2016 14:51 CET

Wir begrüßen Sie zu weiteren Ausführungen über die Geschichte des iranischen Töpferhandwerkes.

Nach Ansicht der Archäologen gibt die Töpferkunst viel Aufschluss über die Kultur eines Volkes.  Der Mensch hat sich aber nicht nur mit der Anfertigung von Gegenständen aus Ton zufriedengegeben sondern auch verschiedene Methoden zu ihrer Verzierung entwickelt wie zum Beispiel durch Einkerbungen, Bemalung  und Färbung mit natürlichen Stoffen. Die Verzierungen auf historischen Töpfereiwaren geben in Wahrheit eine Art Botschaft über das Denken des Menschen über seine Umgebung weiter. Wünsche und Bedürfnisse, Überzeugungen und Traditionen, religiöser Glaube, Geschichte usw. wurden in jeder Epoche vom Künstler in der Verzierung seiner Werke ausgedrückt. Er bildete Dinge in seiner Umgebung, die ihm und seinen Mitmenschen wichtig waren, ab.  Also gibt uns heute die Betrachtung dieser Musterungen und Bilder einen Eindruck von der Denkweise früherer Völker und ihrer Kultur.

 

Das Kulturerbe aus der Islamischen Zivilisationsära zeugt für eine Blütezeit, in der die Künstler ihre Kunstwerke zur Kundgabe ihres Glaubens benutzten. Dies demonstrieren die  vielen schönen Töpfereigegenstände, die man überall im Iran gefunden hat.

 

Die Herrschaft der Dynastie der Seldschuken im Iran begann im 5. Jahrhundert nach der Hidschra, d.h. im 11. Jahrhundert nach Christus. Sie hielt circa 2 Jahrhunderte an.  Unter Seldschukenherrschern wie  Malek-Schah (1055-1092) erreichten die Baukunst, kunstvolle Metallbearbeitung, Weberei, Ziegelsteindekoration und Stuckwerk einen Höhepunkt und auch das Töpferhandwerk erfuhr einen spürbaren Aufschwung.   Es wurde die Verwendung einer weißen glasartigen Masse für Tongefäße üblich.  Dieses Material ähnelte der Porzellanerde, die in China verwendet wurde. Aus diesem Material wurden sehr dünnwandige  Gefäße hergestellt und eine alkalische Glasur diente als halbtransparente   Farbe.

 

Die Tongefäße der Seldschuken-Epoche waren von der Form, der Farbe und der Bemalung sehr  abwechslungsreich:  Sie waren ohne Glasur, einfarbig oder bemalt.  Beliebt waren geometrische Muster, Kufi-Inschriften, Vogel und Tierbilder aber auch Abbildungen von Menschen, verschlungene Linien, Blumen und Rankenmotive oder Musterungen.  Unter den Seldschuken wurde die Technik für Mina´i- oder Ladschvardina- Keramik  entwickelt und man verwendete Lüsterfarbe, wobei die Tonware einen metallisch glänzenden Überzug erhielt.  Die Bemalung oder Glasur waren vornehmlich  in blau und grün, schwarz, gelb, braun, weiß oder  türkisfarben. Laut archäologischen Untersuchungsergebnisse waren Rey (bei Teheran) Sultan Abad (heutiges Arak), Kaschan und Saveh sowie Isfahan - alle    Zentraliran, sowie das nordiranische Gorgan, das nordöstliche Neyschabur, und Buchara  und Sarmaqand (heutiges Usbekistan)  wichtige Töpfereizentren während der Seldschukenherrschaft im Iran im 11. bis 12. Jahrhundert nach Christus.   

 

Die Kunst unter den nachfolgenden Charesm-Schahs  ähnelte in einigen Aspekten der aus der Zeit der Seldschuken, z. B.  hinsichtlich der Bauweise oder bezüglich ihrer Weiterentwicklung.  Auch die Tonwaren  aus dieser Zeit wiesen eine große Vielfalt auf.  Mit Bemalung und anschließender Glasur, in Form von Minai- oder haft-rang (siebenfarbiger) Keramik oder auch  einfarbige Tonware mit eingekerbtem Muster oder mit einer Bemalung auf einfarbigem Untergrund. Es gab natürlich auch Tongefäße ohne Glasur.    Die schönsten Exemplaren der für diese Zeit bekannten Zarin-Faam Töpferware nämlich Lüsterware kamen aus dem zentraliranischen Kaschan.  Sie waren bemalt und glänzten metallen. Die Töpferkünstler anderer Gebiete ahmten ihre Herstellung nach.

 

In der Metropolitan in New York wird eine solche schön bemalte metallen glänzende Schale aus der Zeit der Charesm-Schahs aufbewahrt. Auf ihr sind mehrere ineinander verschlungene Drachen abgebildet, während auf dem Medaillon in der Mitte ein Reh  an einem Teich mit Fischen grast.

 

Schwarze und blaufarbige Töpferware galten als Kaschaner Spezialität.  Ihre  besten Beispiele waren bauchige Schalen auf relativ hohen Ständern.   Sie wurden mit stilisierten Pflanzenmotiven schön verziert   und einige trugen blaue und weiße Streifen, was für die sorgfältige Arbeit der Kaschaner Töpfereikünstler zeugte.

 

Der deutsche Kunsthistoriker Richard Ettinghausen  (1906-1979), der in die USA übersiedelte,  hat sich auf die islamische Kunst spezialisiert. Er sagt, die Gussformen für Tongefäße  aus dem 12. und 13. Jahrhundert (6. Und  7. Jahrhundert nach der Hidschra) deuten auf eine Art Verständigung zwischen den Handwerkern in der Töpfereikunst dieser Epoche hin. Er führt eine große Zahl von Tonwaren an, die an verschiedenen Orten gefunden wurden und bei denen die Gussform und die Bemalung die gleiche oder sehr ähnlich sind.

 

 

 

Zu Beginn des 7. Jahrhunderts nach dem Mondkalender und der Hidschra – 1221 nach Christus wurden bei den verheerenden Angriffen der Mongolen viele Städte und Zentren der Politik und Kultur im Iran verwüstet. Auch  Töpfereiwerkstätten  fielen den Zerstörungen zum Opfer. In Kaschan blieb nur eine kleine Anzahl von Töpfereien erhalten, die das Handwerk weiterführten. Aber mit der Zeit kam es wieder zu einer Aufblüte der Kunst.  

 

Die mongolischen Herrscher gerieten unter den Einfluss der iranischen Kultur und Zivilisation. Sie  traten zum Islam über und begannen die Künstler zu fördern.

 

Die Wiederaufnahme der künstlerischen und architektonischen Tätigkeiten hat ungefähr mit Gründung der Dynastie der Ilchane durch Hülegü begonnen. 

 

Städte wie Maragheh, Tabris und Sultaniyeh im Nordwesten  Irans wurden zum Versammlungsort der Künstler.  Zu Beginn des 8. Jahrhunderts nach der Hidschra (14. Jahrhundert nach Christus) löste der iranische Gelehrte  Chadsche Raschid ad Din Fazlullah einen deutlichen Wandel in der Schöpfung von Kunst- und Poesiewerken aus.  An verschiedenen Orten blühte das Töpferhandwerk wieder auf und es entstanden Töpfereizentren wie in Tacht-e Soleyman in Aserbaidschan, Veramin und Rey bei Teheran, Kerman in Ostiran, Gorgan im Norden und Sultan Abad in Zentraliran.

 

Die Töpferware aus der Zeit der Ilchane ist vielfältiger Art. Sie besteht aus Minai-Keramik, oder trägt eingekerbte Muster, ist metallen glänzende Lüsterware oder einfarbig in Blau, oftmals sehr schön verziert mit Pflanzen-, Menschen- und Vogel- oder Drachenmotiven.  Ein beliebtes Vogelmotiv war  der legendäre und symbolische Simorgh. Beliebt waren auch geometrische Muster. Hergestellt wurden Schüssel, Teller,  Schalen, Trinkwasserbehälter und ähnliche Gefäße.

 

Während des 8. und 9. Jahrhunderts nach der Hidschra und dem Mondkalender, d.h. dem 14. Und 15. Jahrhundert nach Christus herrschten die Timuriden über einen großen Teil Asiens. Sie verlegten ihren politischen Hauptsitz in das damalige Ostiran , nämlich nach Samarqand (heutiges Usbekistan). Aber auch Timur und seine Nachfolger gelangten bald  wie die Ilchane unter den Einfluss der iranischen Kultur und verhalfen den verschiedenen Künsten zu einer Weiterentwicklung. Namhafte Künstler aus ganz Iran wurden nach Samarqand  gerufen und schufen dort religiöse und Regierungsbauten und zahlreiche Kunstwerke. 

 

Unter den Timuriden wurde eine  neue Art von Tongefäße üblich. Sie wurde nach einer Stadt im kaukasischen Dagestan  „Kubatschi“ genannt. Die Kubatschi-Tongefäße  waren mit geometrischen Mustern und Blüten- und Pflanzenmotiven verziert. Sie waren  vornehmlich in Blau gehalten und wurden mit einer transparenten Glasur versehen. Anfangs wurden die Gefäße einfarbig glasiert und dann mit dem Pinsel schwarz oder grün bemalt . Später, circa ab dem 17. Jahrhundert,  verwendete man mehrere Farben und auch Menschenmotive.  Eine weitere Art von Tonware aus der Zeit der Timuriden hatte einen weißfarbigen Untergrund und wurde blau bemalt. Vermutlich hatte man sich von den bekannten blau-weißen Tongefäßen, die aus China ins Land kamen, inspirieren lassen.

 

                                 

 

Weiteres über die Geschichte der  iranischen Töpfereikunst erfahren Sie beim nächsten Mal