Jun 05, 2016 07:49 CET

In diesem Teil wollen wir ein weiteres iranisches Holzkunsthandwerk sprechen, das sich moarraqkaari nennt. Moarraqkari ist älter als die anderen Kunsthandwerke mit dem Werkstoff Holz.

 

Das Wort Moarraq bedeutet soviel wie „Stück für Stück“ oder „Flicken“. Bei diesem Kunsthandwerk werden kleine Stücke von einem Werkstoff wie Keramik, Leder, Stoff,  Metall und eben auch verschiedenfarbigem Holz zu einem schönen Muster oder Bild zusammengefügt.

Einige sind der Ansicht, dass die Entfaltung der Kunst des Moarraqkari auf Holz mit dem Rückgang der Anfertigung von Keramikkacheln und Kachelmosaiken einsetzte. Andere sehen aber keinen Zusammenhang, da die Arbeit mit Holz andere Methoden als die Arbeit mit Keramikkacheln erfordert. 

Das älteste Stück Moarraqkaari auf Holz hat man im Südostiran bei archäologischen Ausgrabungen in der „Schahr-e suchte“ (verbrannte Stadt) gefunden. Es handelt sich um einen Holzkamm, der auf das 5. Jahrtausend vor Christus zurückdatiert wird und auf dem  ein geometrisches Muster zu sehen  ist.  Aufgrund besonderer Bedingungen blieb dieser Holzkamm erhalten. Das geometrisch konstruierte Muster auf ihm ist original iranische Kunst. Deshalb darf man vermuten, dass im Iran die Wiege des Holzmosaikes gestanden hat. Aber weil unter normalen Bedingungen Holz sehr schnell zerstört wird, sind die anderen historischen Gegenstände dieses Kunsthandwerkes nicht älter als um die 80 Jahre.

 Das zweite historische Moarraq-Werk aus Holz ist ein Mosaikbild aus 1934 von Ostad (Meister) Ahmad Raana. Es zeigt zwei Reiter. Ein weiteres altes Exemplar des Holzmosaiks ist ein altes Portal aus der Zeit der Qadscharen ( 18. bis Anfang 20. Jahrhundert) . Es befindet sich auf der Nordwestseite des heutigen Ministerium für Bildung und Erziehung in Teheran.

Dieses Portal ist circa viereinhalb Meter hoch und drei Meter breit. Über ihm spannt sich ein Torbogen. Jede Seite dieses Portals ist in drei quadratförmige Abschnitte aufgeteilt. Das obere dieser Qadrate ist aus Glas und die beiden unteren zeigen reliefartige Holzmosaike mit Eslami-Mustern (Arabesken-Dessin).

 

Bei Holzmosaiken werden verschiedenfarbige Holzstückchen zu einem Gesamtbild zusammengelegt. Manchmal nimmt man auch andere Werkstoffe hinzu wie zum Beispiel Muscheln oder Metalle wie Gold, Messing, Silber und Kupfer, Tierknochen oder Elfenbein. Außerdem kann das Mosaik (moarraq) auch mit der Schnitzerei  (monabbat) kombiniert werden. Holzmosaike werden nicht nur  für  Bilder sondern auch an Tischen, Stühlen, an Uhrrahmen, Türen und Schatullen und anderen Gegenständen aus Holz zur Verzierung verwendet . Wie bei jeder anderen Kunst ist auch bei dieser ein Wandel im Laufe der Zeit zu beobachten, wie zum Beispiel in Form  beidseitiger Mosaike oder durch die zusätzliche   Verwendung von Polyesterfarbe und Stein.

Zu den Holzmosaiken gehört auch das Moarraq Nosaak Kaari. Diese Art von Moarraq ist besonders in den westiranischen Provinzen üblich, nämlich Kurdistan, Kermanschah und West- Aserbaidschan und wird vor allen Dingen auf Schachteln und Bilderrahmen und ähnlichen Gegenständen verwendet. Bei dieser Methode werden dünne Holzstücke in geometrischen Formen wie Quadrate, Rechtecke, Parallelogramme und Rauten nebeneinander auf der Grundfläche angebracht. Manchmal werden Moarraq und traditionelle Schnitzerei oder moschabak- Eingravierungen miteinander kombiniert oder werden die Mosaikstücke mit einer oder mehrere Lagen dünnem  Furnierholz, die an der Oberfläche in Form einer Linie zu sehen sind, umhüllt.

Die Mosaikstücke in einem Nosaak-Kari-Mosaik sind weniger als 3 mm stark und deshalb benennt man dieses Holzkunsthandwerk auch auf diese Weise, denn nosaak bedeutet „dünn“.

Dieses Kunsthandwerk erfordert große Sorgfalt. Die Mosaikstücke müssen sehr genau herausgesägt und richtig zusammengeklebt werden. Es werden weniger verschiedenfarbige Hölzer verwendet, damit die Details des Mosaik besser hervortreten.

„Moarraq dar samine Polyester“ ist eine besondere Art von Holzmosaik . Es bedeutet dass der Hintergrund des Holzmosaiks aus einer gleichmäßigen Polyestermasse gebildet wird. Diese Art von Moarraq hat sich schnell durchgesetzt. Und zwar werden erst die Teile für das Mosaik zurechtgesägt und dann auf dem Untergrund aufgeklebt. Dann werden die Zwischenräume zwischen den Mosaikteilen mit Polyesterfarbe ausgefüllt, so dass schließlich die Farbpaste und das Mosaik auf gleicher Höhe liegen. Als Farbe für die Zwischenräume wird meistens Schwarz gewählt, damit sich das Mosaik noch besser vom Hintergrund abhebt.  Bei dieser Art von Holzmosaik ist große Sorgfalt für das Auftragen der Farbe nötig. Denn bei Über- oder Untertemperatur oder bei schlechter Qualität der farbigen Masse kann es zu unwiderruflichen Beschädigung des Kunstwerkes kommen. Diese Art von Mosaik wird für Holzgegenstände wie Türen und Tischplatten und bewegliche Trennwände  verwendet.

                                 

Ein weiterer Zweig ist Moarraq samine-e Tschub – Mosaik auf Holzuntergrund, den die Kunsthandwerker bei der Anfertigung von Möbeln bevorzugen. Das Holzmosaik auf Holz  ist die älteste Form dieses Kunsthandwerkes.

Einige zählen die Anfertigung von Holzmosaiken zu den Künsten, aber in Wahrheit ist das Holzmosaiklegen eine Fertigkeit und Technik und zwar erfordert sie gute Kenntnisse beim Aussägen der Holzteilchen und der Wahl des richtigen Holzes sowie der fachmännischen Färbung des Werkstückes.

Die Holzstückchen, die zusammengefügt werden, sind zwischen 2 bis 3 mm dick.  

Bei Holzmosaiken sind grundsätzlich zwei wichtige Punkte zu beachten: Erstens ist die Wahl des geeigneten Holzes wichtig. Vor allen Dingen kommt es auf die Farbe des Holzes an und auf die Maserung. Holz hat verschiedene Farben. Zum Beispiel ist Walnussholz hell oder dunkelbraun. Das Holz des Maulbeerbaumes ist gelb und das Holz der chinesischen Jujube rot. Es gibt auch Bäume, deren Holz  zweifarbig ist.  Zur Mitte des Baumes hin ist die  Farbe ihres Holzes dunkler und nahe der Rinde ist sie heller. Zum Beispiel weist die chinesische Jujube diese Eigenschaft auf. Dabei lassen sich die dunklerer Partien schwieriger sägen als die helleren.

Somit ist es immer wichtig, dass für den zu bearbeiteten Gegenstand das richtige Holz gewählt wird.

Als zweites spielt das Zurechtsägen des Holzes eine entscheidende Rolle. Je nachdem verwendet man verschiedene Sägeblätter. Die einzelnen Mosaikteile müssen lückenlos zusammengelegt werden.  Am besten eignet sich folgendes Holz für Moarraqkaari: das des Birnbaums, des Maulbeer- und des Mehlbeerenbaums, Edelholzbäume und die Arekapalme.    

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