Feb 09, 2016 16:23 CET

Wir begrüßen Sie zu einer neuen Sendereihe. In dieser Serie namens „Islam richtig kennenlernen“ möchten wir Sie in einer leicht verständlichen Sprache mit den Grundsätzen und Lehren des Islams vertraut machen.

Der Mensch muss sich selber und die Daseinswelt richtig verstehen. Angesichts der schrecklichen Kriege und Ereignisse im vergangenen Jahrhundert  schweben vielen Menschen sehr pessimistische Bilder von der Zukunft der Welt vor Augen.  Mehr denn je verspürt der Mensch heute das Bedürfnis nach einem sicheren  Halt, damit er optimistisch sein kann. Er hat das Bedürfnis nach einem Schutz und nach Beantwortung offener Fragen.

 

In unserer neuen Reihe  möchten wir sie näher mit den vitalen Lehren des Islams machen. Wir werden über die Wirkung und den Nutzen der Anbetung des Einen Gottes sprechen und über den Grund der Aussendung von Propheten aus der Sicht des Islams gesehen.  Zu den Themen dieser Reihe gehört die Gerechtigkeit Gottes, das Jenseits und das Imamat – die Führung durch den Statthalter Gottes. Sie erfahren mehr über die Formen und Ziele des Gott-Dienens im Islam, unter anderem über das Ritualgebet und den Fastendienst, die Hadschreise und darüber was mit Dschihad gemeint ist.

 

Mit dieser Beitragsreihe möchten wir ein transparentes Bild von der schönen Religion  Islam vorlegen.

 

Doch bevor wir speziell unseren Blick auf den Islam richten, sollen wir  einmal allgemein die Bedeutung der Religion für das Leben des Menschen besprechen.

 

 

Der Mensch fragt sich, welchen Nutzen die Religion für ihn hat? Weshalb soll er religiös sein? Kann er nicht auch ohne die Religion leben?

 

Die Geschichte zeugt von der Tatsache, dass der Mensch seit seiner Erschaffung  eine tiefe Neigung zur Anbetung und zur Religiosität besitzt.  Die Religion ist eines der großen Gottesgeschenke. Der Hang zur Anbetung ist in die Seele des Menschen hineingelegt worden. In der Geschichte hat es fast unter allen menschlichen Gemeinschaften  den Hang zur Religiosität gegeben und dies ist der beste Beweis dafür, dass dies eine natürliche Veranlagung im Menschen ist.

 

 Religiosität ist ein inneres Bedürfnis. Also bedarf der Mensch der Religion und ihrer Lehren und wird niemals den Punkt erreichen, wo er keine Religion mehr braucht. Der französische Philosoph Ernest Renan (19.Jahrhundert) sagt: „Es kann sein, dass einmal alles, was ich liebe zerstört wird und  auseinandergeht und alles was mir Genuss bereitet, vergeht, aber die Liebe zur Religion wird nicht zerstört und ausgelöscht werden. Sie wird im Gegenteil immer bleiben.“ Renan bezeichnet sich als  aufrichtiger  Zeuge für die Ungültigkeit des Materialismus.   

 

Aus der Sicht des amerikanischen Historikers Will Durant ist Religion die Seele des Lebens. Er bezeichnet ein Leben ohne Religion als ermüdend und niedrig und vergleicht es mit einem seelenlosen Körper.

 

 

 

In dem Vers 30 der Sure Rom (Sure 30)  wird wie folgt auf die natürliche Tendenz im  Menschen zur Religion hingewiesen:

 

 

 

„So richte dein Antlitz in aufrichtiger Weise auf den Glauben; (dies entspricht) der natürlichen Veranlagung, mit der Allah die Menschen geschaffen hat. Es gibt keine Veränderung an Allahs Schöpfung. Das ist der beständige Glaube. Allein die meisten Menschen wissen es nicht.“

 

 

 

Der Mensch ist ein kompliziertes Wesen.  Er hat von Beginn an versucht Wege zu finden, wie er seine Bedürfnisse stillen kann.  Aufgrund seines Strebens nach Erkenntnis der Wahrheit über das Dasein und sich selber, sind verschiedene Denkschulen entstanden.  Aber es leuchtet ein, dass  Ideologien wenig Überlebungschancen haben, wenn sie  nicht die dringenden Fragen und elementaren Bedürfnisse des Menschen erwidern können.

 

 

 

Der Mensch ist ein höheres Wesen mit einem Körper und einer Seele. Er strebt unentwegt nach seinem materiellen und psychischen Wohlergehen, und  braucht daher ein Konzept, dass sein Wohlergehen sicherstellt.  Zweifelsohne muss der Wegführer zum Glück alle  Seiten des Menschen  ins Auge fassen.

 

 

 

Der zeitgenössische iranische Gelehrte und Philosoph Allama Tabatabai  unterstreicht, dass das Lebenskonzept des Menschen mit seiner natürlichen Veranlagung, nämlich der Fitra übereinstimmen muss und alle Aspekte umfassen soll.

 

Er schreibt:

 

„Gott der Allmächtige lenkt jedes seiner Geschöpfe, so auch den Menschen in Richtung Glück und sein spezifisches Erschaffungsziel.  Der richtige Lebensweg für den Menschen  ist derjenige, zu dem  ihn seine spezifische Schöpfung ruft.“

 

 

 

Allama Tabatabai erläutert dazu: „Eine Religion, die der natürlichen Veranlagung (Fitra) des Menschen entspricht, darf keine der Kräfte im Menschen außer Acht lassen. Die unterschiedlichen und widersprüchlichen Kräfte und Tendenzen in ihm – zum Beispiel die verschiedenen emotionalen Neigungen des Menschen,  müssen gemäßigt werden und jeder von diesen Tendenzen soll in dem Maße nachgegeben werden, wie sie die anderen Tendenzen nicht stört…“.

 

Gemäß dieser Definition gebührt es alleine Gott, Gesetze und Bestimmungen aufzustellen und die Pflicht des Menschen festzulegen.  Denn nur diejenigen Bestimmungen und Gesetze sind im Leben des Menschen funktionstüchtig, die durch die göttliche  Schöpfung für ihn festgelegt wurden.  Dann wird der Mensch nämlich durch innere und äußere Faktoren und Ursachen  zur Beachtung dieser Bestimmungen aufgefordert.“

 

 

 

Gott, der Allwissende und Allweise hat dem Menschen bei der Erschaffung verschiedene Bedürfnisse, Fähigkeiten sowie die Liebe zur Vollkommenheit mitgegeben.

 

Damit der Mensch an ewiges Glück gelangt, muss er den richtigen und sichereren Weg fürs Leben wählen.  Das ist aber nicht so einfach, da es  zahlreiche Hindernisse, Gefahren, Irrwege und irreführende Faktoren gibt.   Gott lässt daher den Menschen nicht alleine,  sondern Er zeigt ihm in seinen Offenbarungen, wie er an sein hohes Ziel gelangt und seine inneren Kräfte dabei entfalten kann.  Dies ist in sich einer von mehreren Beweisen dafür, dass der Mensch die Religion braucht.

 

Schahid Motahhari sagt über die Ausendung der Propheten Gottes, welche die Botschaft der Gottesreligion mitteilten:

 

„Durch die Propheten wird die Verbindung zwischen den Menschen und der anderen Welt hergestellt. In Wahrheit sind sie eine Brücke zwischen ihm  und dem Reich des Verborgenen.  Die Ernennung von Propheten durch Gott erfolgt aufgrund des Bedürfnisses der Menschheit nach der göttlichen Botschaft.“

 

                          

 

Der Mensch braucht die Religion, weil es Dinge gibt, die er nicht mit seinem Sinnen und dem Verstand feststellen oder erleben kann.  Der heutige wissenschaftliche Fortschritt ist beeindruckend. Die Wissenschaft  sieht sich jedoch ständig  neuen  Unbekannten gegenüber. Die Mittel, die dem Menschen zur Aufdeckung der Rätsel zur verfügen stehen,  sind begrenzt. Deshalb ist der Mensch darauf angewiesen einen Teil des Wissens, das er benötigt, aus der Lehre der Religion zu schöpfen.

 

Darauf weist der Koran im  Vers 151 der Sure 2 hin, nämlich:

 

„Wir haben ja auch einen Gesandten aus euren eigenen Reihen unter euch auftreten lassen, der euch unsere Verse verliest, euch läutert, euch das Buch und die Weisheit lehrt und euch  lehrt, was ihr nicht wusstet.“

 

Koranexegent Ajatollah Naser Makarem Schirazi sagt im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der göttlichen Religion, dass sie einen Rückhalt für die hohen moralischen Grundsätze bildet. Er schreibt: Die Religion ist eine allseitige Bewegung zur Heilung des Denkens und der Überzeugung, zur Entfaltung hoher moralischer Grundsätze, der guten Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft und der Aufhebung ungerechter Benachteiligungen. Diese  Bewegung geschieht  dank des Glaubens an Gott und aus einem inneren Pflichtgefühl heraus.“ 

 

Auf der Grundlage dieser Definition lässt sich sagen, dass die Religion ein Rückhalt für die moralischen Grundsätze des Menschen wie Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Brüderlichkeit, Gleichheit, Opferbereitschaft und Wohltätigkeit und andere hohe menschliche Tugenden ist.

 

Das aber sind Grundsätze, ohne die unser Leben aus den Fugen gerät und zu einem Kriegsschauplatz wird.

 

Ajatollah Khamenei sagt darüber:

 

„Möglicherweise kommen diese moralischen und sozialen Prinzipien auch ohne die Religion zustande, aber es ist klar, dass sie ohne einen festen religiösen Glauben ihre Vorrangigkeit verlieren und zu einer Serie von unverbindlichen Mahnungen verkümmern.  Moralische Prinzipien sind ohne die Religion wie die Ratschläge eines guten Freundes,  die wir in der Praxis anwenden oder nicht anwenden.  Aber der Glaube an ein Ewiges Wissen und eine Ewige Macht, die den Menschen von innen und außen kennt und ihn sieht, vermag die Wurzeln  junger Bäume  der Moral im Inneren der menschlichen Seele zu stärken und die Menschen automatisch zur Rechtschaffenheit und Erfüllung ihrer Aufgaben – und wenn es notwendig wird, zur Vergebung , Opferbereitschaft und Selbstopfer zu veranlassen.