Islam richtig kennenlernen-Teil 19
In unserem 19.Teil möchten wir einen weiteren Gottesbeweis betrachten. Es gibt vieles, mit dem die Existenz Gottes logisch begründet werden kann.
In mehreren Teilen haben wir über die Daseinsordnung und Erscheinungen als Beweis für die Existenz eines wissenden und planenden Schöpfers gesprochen. Aber auch unsere Fitra – unsere Gott gegebene Natur - liefert einen klaren Beweis für die Existenz Gottes.
Der Mensch tendiert innerlich zu Gott. Ein natürlicher Hang lenkt ihn zu Gott hin, ohne dass logische Argumente für die Existenz Gottes nötig wären. Es ist, als ob in jedem Menschen eine innere Stimme ihn zu dem Ursprung alles Seins und Lebens herbeiruft.
Dieses Gefühl im Menschen wird auch als Gefühl für Religion bezeichnet. Die Existenz dieses Gefühls zeigt, dass die religiösen Neigungen im menschlichen Wesen verwurzelt sind und die Hinwendung zu Gott und metaphysischen Dingen der menschlichen Fitra (Natur) entspringt.
Wir sollten an dieser Stelle etwas mehr auf die Dinge, die die Fitra betreffen, hinweisen und feststellen, wie sie von den Dingen, die nichts mit der Fitra zu tun haben, unterschieden werden können.
Die Fitra ist ein Schatz, den alle Menschen besitzen. Zu allen Zeiten und an allen Orten ist den Menschen diese Fitra angeboren. Ein anschauliches Beispiel sind die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind oder die Liebe des Menschen zum Schönen.
Seit jeher und überall haben Mütter ihre Kinder geliebt und seit jeher haben sich alle Menschen an Schönem erfreut, wie zum Beispiel dem Anblick einer schönen Landschaft oder von Blumen. Solche Empfindungen gelten immer, weil sie im natürlichen Wesen des Menschen verankert sind. Die Angelegenheiten, die in der Fitra wurzeln, sind universal und nicht örtlich oder zeitlich begrenzt.
Dinge, die nichts mit der Fitra zu tun haben sind anders. Sie variieren je nach Umständen. Es gibt nämlich Faktoren, die sich automatisch auf das Leben des Menschen auswirken wie die geografische Lage, die Wirtschaftsbedingungen, die politischen und sozialen Entwicklungen oder die Werte aufgrund Überzeugung und Kultur.
Menschen in Polargebieten müssen sich sehr warm kleiden, während die Bewohner von Gebieten nahe am Äquator Kleidung aus dünnen Stoffen brauchen. Diese unterschiedliche Bekleidung ist das Ergebnis der unterschiedlichen geografischen Bedingungen. Auch die Farbe und Form der Bekleidung oder weitere unterschiedliche Sitten der Völker haben mit den kulturellen und sozialen Faktoren und Variablen zu tun.
Auch der Instinkt des Tieres ist unabhängig von Zeit und Ort. Die Tiere gehorchen dem Instinkt. Zum Beispiel führt die Honigbiene alle ihre Tätigkeiten wie das Einsammeln von Blumennektar und das Bauen der sechseckigen Wabenzellen und die Versorgung der Maden usw. instinktmäßig durch, ohne dass ein externer Faktor sie dazu zwingt. Daher ist dieses Verhalten der Bienen unabhängig von Ort und Zeit immer dasselbe.
Auch im Menschen gibt es eine Reihe von Neigungen, die ihm nicht von äußeren Faktoren aufgezwungen wurden und allgemeingültig sind. Das Verlangen nach Gott und Religion ist eine solche natürliche Neigung in ihm.
Das Verlangen nach Gott und das Gefühl der Hingezogenheit zu einem übernatürlichen Ursprung hängen nicht von Ort und Zeit ab. Dieses Verlangen hat es in irgendeiner Form unter allen Völkern gegeben.
In den historischen Hügeln hat man bei archäologischen Ausgrabungen immer wieder Anbetungsstätten und Tempel gefunden.
Allerdings haben viele der alten Völkern sich bei der Gotterkenntnis getäuscht und statt den Einen Gott und den Schöpfer zu verehren und nur Ihm zu dienen, haben sie falsche Götter, Götzen oder Naturerscheinungen angebetet.
Aber es gibt keine Epoche in der Geschichte, in der der Mensch nicht einen metaphysischen Hang gezeigt hätte. Religion hat unter allen Völkern in irgendeiner Form existiert und religiöse Empfindungen waren untrennbarer Bestandteil ihres Lebens.
Auch unter den heutigen Völkern wird das religiöse Gefühl, welches sich in allen Teilen der Welt in irgendeiner Form manifestiert, als etwas Natürliches empfunden. Wir begegnen der Äußerung von religiösen Tendenzen sowohl in den hochentwickelten als auch in den unterentwickelten Staaten.
Jedenfalls gelangt man schnell zu dem Rückschluss, dass die verbreitete Tendenz zu Gott und zur Religion unter den verschiedenen Völkern seit jeher bis heute ein Zeichen dafür ist dass die Hingezogenheit zu Gott und zur Religion in der angeborenen menschlichen Natur verwurzelt und allen Menschen und menschlichen Gesellschaften gemeinsam ist.
Kein gerechter Mensch wird gewisse außergewöhnliche Situationen und Schlüsselerlebnisse abstreiten. Er wird sich daran erinnern, dass er sich in einer Notsituation und auf dem Höhepunkt der Hoffnungslosigkeit innerlich hilfesuchend an eine unbekannte Macht gewandt hat. Eine Macht, die ihm Trost spendete und Hoffnung gab und ihn wahrscheinlich vor der Gefahr gerettet hat.
Zweifelsohne wendet sich der Mensch in der Not einem Jemand zu, der ihm Ruhe und Zuversicht spendet und dieser Jemand ist niemand anderer als Gott. Dieses auf Gott gerichtete Gefühl ist tief in der Seele des Menschen verwurzelt und ist nicht das Ergebnis von rationalen philosophischen oder theologischen Beweisführungen. Vielmehr ist die Ausgangsbasis für dieses Gefühl im Wesen jedes Menschen, der menschlichen Fitra, vorhanden. Der Schöpfer hat das Wesen des Menschen vom ersten Tag an mit dieser Veranlagung versehen, so dass sie wie ein Magnet auf den Menschen wirkt. Ohne dass uns klar wird, dass wir jemanden vermissen und w e n wir vermissen, suchen wir unbewusst innerlich nach Gott. Ähnlich wie ein Säugling, der auf der Suche nach seiner Mutter ist, ohne es sich bewusst zu werden.
Die Angelegenheiten der Fitra werden dem Menschen nicht von anderen beigebracht. Es ist die innere Stimme, die das Verlangen nach Gott auslöst. Der Hang zur Religion muss also nicht erlernt werden, denn er ist dem Menschen angeboren.
Jedoch darf man hierbei nicht vergessen, dass der Mensch Gefahr läuft, von seinen natürlichen Tendenzen auf Abwege gebracht zu werden, wenn sie nicht richtig gepflegt werden. Wenn zum Beispiel das Gefühl für Religion nicht von Propheten, und Religionsgelehrten in die richtigen Bahnen gelenkt wird, kann es sein, dass der Mensch sich der Anbetung von Götzen oder anderen Geschöpfen zuwendet, um sein Bedürfnis nach Religion zu stillen.
In einem solchen Falle hält der Mensch ein Geschöpf Gottes für den Schöpfer und Herrn und begeht damit einen großen Irrtum.
Wenn wir also sagen, dass die natürlichen Gefühle des Menschen, die in seinem Wesen stecken, keinen Lehrer benötigen, so soll dies nur bedeuten, dass für ihre Hervorrufung kein Lehrer nötig ist.
Aber was die richtige Nutzung der natürlichen Gefühle, wie der Hang zu Gott angeht, so verhält es sich anders. In dieser Beziehung ist der Mensch ganz bestimmt auf einen wissenden Lehrer angewiesen.
Wenn der Mensch die Himmelskörper wie Sonne und Mond oder Sterne oder Wesen auf der Erde wie Bäume, Steine und Götzen anbetet, so geht dies nach Ansicht der Religionsexperten zwar auf sein Verlangen nach Gott zurück, aber weil er nicht richtig gelenkt wurde, hat er den wahren Weg verlassen. Wenn die Neigung zu Gott im Menschen nicht durch die beiden entscheidenden Wegführer nämlich die Vernunft und die Propheten gelenkt wird, wird der Mensch niemals zu dem wahren Gott, nämlich dem Schöpfer der Welt finden, sondern sich stattdessen fiktiven Göttern und unfähigen Geschöpfen zuwenden und unterwerfen.
Ajatollah Husein Mazaheri sagt zu diesem Thema: „Mit dem Gottesbeweis der Fitra ist gemeint, dass der Mensch Gott findet, wenn er den Aberglauben beiseitelässt, von den Ursachen und Mitteln des Diesseits absieht und sich von schlechten Eigenschaften befreit. Der Mensch findet zu Gott, wenn er seinen inneren Seelengrund herrschen lässt. Dann sieht er Gott mit dem Auge des Herzens und findet ihn. Dieser Zustand tritt für jeden auf, wenn er sich in einer Sackgasse befindet, d.h. er kommt für alle vor: für diejenigen die an Gott glauben und für diejenigen, die nicht an Ihn glauben. Sogar diejenigen, die Argumente für die Nicht-Existenz Gottes anführen und diejenigen, die ein Leben lang aus Eigensinn alles geleugnet haben, erkennen Gott, wenn sie in Not geraten sind.“