Sep 07, 2011 19:49 CET

Im heutigen zweiten Teil unserer Beitragsreihe über iranische Architektur und Kultur, werfen wir einen Blick auf die prähistorischen Epochen Irans und die architektonischen Spuren aus dieser Zeit.

Die ersten größeren  Funde über  Kunst und Architektur Irans in der prähistorischen Zeit lieferten die Ausgrabungen in Schousch in Südwestiran. Jahrelang wusste man sie nicht einzuordnen, denn es bestand eine große Ähnlichkeit zu den Funden  im Zweistromland.  Aber seit einigen Jahrzehnten hat man  aufgrund von zahlreichen Ausgrabungen in verschiedenen Teilen Irans erkannt, dass die in Schousch gefundenen prähistorischen Gegenstände und Baureste Teil einer selbständigen großen Zivilisation waren, die es auf der iranischen Hochebene und ihren Randgebieten gegeben hat.

 

Die zurückgebliebenen Reste der Bauwerke aus dieser Zeit , die  in vier historischen Hügeln in Schousch   freigelegt wurden, betreffen die eigentliche Stadt, die Hauptfestung , Palastanlagen  und gewöhnliche Wohnhäuser.

1891 wurde mit den Ausgrabungen in dieser Gegend von Iran begonnen und zahlreiche Gegenstände dieser Zivilisationsepoche gelangten ans Tageslicht . Weitere Spuren dieser Zivilisation auf der iranischen Hochebene wurden in den historischen Hügeln Gian, bei Nahaawand, Sialk bei Kaschan, Torang bei Gorgan und Hesar bei Damghan, sowie Tscheschmeh Ala bei Rey und in Lorestan gefunden. Alle diese Gebiete gehören zu der iranischen Zentral-Hochebene.

Anhand der Funde lässt sich sagen, dass in diesem Gebiet für die Dauer eines Jahrtausends   eine kulturelle Einheit in den Steinmetz-Arbeiten und den  bemalten Tongefäßen zu beobachten ist.

Bevor die Meder und Perser auf der iranischen Hochebene eintrafen, bestimmten bis circa 1000 Jahre vor Christus die Elamer die Geschichte Irans.  Hinsichtlich der Bauweise in dieser Ära können wir eigentlich nur näheres über die Tempel  sagen. In einigen Reliefen sind diese Tempel als hohe quadratische  Bauwerke mit Vorterrasse zu sehen. Sie weisen an der  Vorderseite  Fensterluken auf, während es wahrscheinlich auf der Rückseite dieser Tempel  Treppen gab, die in den Tempel hineinführten. Auf den Reliefabbildungen sehen wir zwei Türrahmen, und links davon eine Art Vorhang aus Schilfrohr, der vor dem Eindringen des Sonnenlichtes in den Tempel  schützt, während  auf der rechten Seite  so etwas wie eine Tür abgebildet ist. Besonders interessant an diesen Tempel sind zwei große Hörner, die an beiden Seiten aus dem Mauerwerk der Tempel herausragen.

Die Bauweise der Elamer lässt auf ein halbarides Klima in einem flachen Land schließen. In einer Gegend wo nicht so leicht an Holz zu gelangen war, lieferten sonnengetrocknete Lehmziegel das beste Baumaterial. Die Bauwerke bestanden aus  verschieden großen Räumen mit hohen Decken und die Häuser hatten kleine Fenster, die sich in Richtung eines Innenhofes öffneten.

Im zweiten Jahrtausend vor Christus war dies das allgemeine  Bauschema . Die Häuser der wohlhabenden Schicht hatten zusätzlich noch einen zentral gelegenen Empfangssaal,  der ebenso mit dem Innenhof in Verbindung stand.

Ein einmaliges Beispiel für die Bauweise der Elamer liefert  ein  pyramidenähnlicher Treppenturm in der Nähe von Schousch, nämlich  das Zikkurat   Tschoga Zanbil . Dieses Zikurrat  ist zum Teil noch erhalten.

Auf einigen  bemalten und beschrifteten Relieftafeln wird Tschoga Zanbil  als Baudenkmal für König Untasch-Gal bezeichnet.  Man vermutet, dass die Residenzstadt dieses elamischen Königs neben diesem Zikurrat gelegen hat und zwei nahegelegene Tempel für religiöse Zeremonien dienten. Auf den im Tschoga  Zanbil enthaltenen Wandgemälden sind Priester bei einem Opferfest zu sehen. Sie stehen auf einem großen Platz gegenüber  zwei Gebäuden mit breiten Treppen.

Das Tschoga Zanbil ist fünfstöckig. Jedes Stockwerk ist kleiner als das jeweils darunter liegende. Das erste Stockwerk  ist im Grundriss quadratisch und in der Mitte befindet sich ein Hof von circa 100 Quadratmetern . Wahrscheinlich wurden in diesem Gebäude religiöse Zeremonien abgehalten.  Die Stockwerke sind durch breite  Außentreppen miteinander  verbunden .

Das Eingangstor zum Tempel ist reichlich verziert. Die Iraner  haben an diesem Bauwerk   zum ersten Mal in der Geschichte ihrer Architektur glasierte Kacheln zur Gebäudeverzierung verwendet.

Auch auf der erhöhten Plattform für die Opfergaben vor dem Tempel  wurden Lehmziegel benutzt, die   mit einer himmelblauen Glasur überzogen und mit weißen und schwarzen Kreisen verziert sind. Die erhalten gebliebenen Kachelscherben des Tempels sind Reste von  bunten Abbildungen  von Fabeltieren, ähnlich der Verzierungen an den Gebäuden der später herrschenden  Achämeniden .  Über den Gängen wölbten sich sichelförmige Torbögen .  Übrigens hat man in Tschoga Zanbil  Spuren der ältesten Kläranlage  der Welt entdeckt.

Der Bau des Zikkurates Tschoga Zanbil wird ungefähr auf 1265 vor Christus datiert und wahrscheinlich wurde es über den Trümmern der historischen Stadt Dur-Antasch errichtet.

Das Zikkurat ist ehemals circa 52 m hoch gewesen, doch ist es inzwischen zum Teil eingestürzt.  Tschoga Zanbil wurde in die UNESCO-Liste für das Weltkulturerbe aufgenommen.

In der Nähe von Schousch und weiter entfernt von Tschoga Zanbil hat man die Reste von drei Palästen gefunden. In einem befinden sich  Familiengrüfte  und zwar wurden die Toten unter ihrem Haus  beigesetzt und von allen Zimmern aus konnte man über eine Treppe zu den Grüften herabsteigen. In diesen Palästen  hat es  auch Torbögen gegeben und die Grüfte waren besonders ausgeschmückt.

 

Die Volksstämme die gegen Ende des zweiten Jahrtausend vor Christus von Norden aus in den Iran einwanderten, haben vieles auf der iranischen Hochebene verändert, darunter auch den Baustil. Sie kamen aus einer bewaldeten Gegend und deshalb führten sie die Verwendung von Holz in der iranischen Bauweise ein und beim Bau von Häusern wurden von da an Holzpfeiler verwendet.  In der Mitte der Häuser lag,  getrennt von den anderen Kammern, ein großer Säulensaal der höchstens durch einen Gang mit dem Wohnzimmer  verbunden war. An den Ausgrabungen in Hassanlu im Nordwesten Irans hat man festgestellt, dass diese Bauweise   zusammen mit der Herstellung von grauen Tongefäßen, die plötzlich Verbreitung fand, ursprünglich nicht im Iran beheimatet war und aus einer anderen Gegend in den Iran gelangte.

Der Zeitraum  Ende  2. Jahrtausend bis zu den Anfängen des ersten Jahrtausends vor Christus wird die Zeit der dunklen Jahrhunderte genannt, denn in dieser Zeit geschahen viele Völkerwanderungen, entstanden zahlreiche Kleinstaaten und große Imperien gingen unter.

Die Elamer wurde aber erst nach einigen Jahrhunderten von anderen Volksstämme verdrängt. Der wichtigste davon waren  die Saken, die dem Nomadenvolk der Skythen angehörten. Ihnen folgten die Meder und die Achämeniden. Beim nächsten Mal  werden wir vor allen Dingen über die Bauweise der Achämeniden berichten.