Imamat und Welayat im Koran (2) - der Mubahala-Vers
Der Mubahala-Vers kann als Beweis für das Imamat von Imam Ali (F) herangezogen werden. Imam Ali, der mit seiner Gemahlin, der Tochter des Propheten (S) und seinen Söhnen Hasan und Husain zur Anflehung um ein Gottesurteil den Propheten begleitete, wird von Gott in diesem Vers als Seele des Propheten bezeichnet. Welcher Vorzug könnte größer sein?
Wir haben im ersten Teil auf den Ibtila`- Vers hingewiesen gemäß dem Gott den Propheten Ibrahim (Friede sei ihm), nachdem er jahrelang als Prophet Gottes gewirkt hatte schwer auf die Probe stellte und ihm danach das Imamat verlieh. Heute setzen wir das Thema Imamat gestützt auf den Mubahala-Vers, nämlich den Vers 61 der Sure 3 (Ale Imran) fort.
Dieser Vers wurde in folgendem Zusammenhang herabgeschickt:
Der Prophet hatte in Medina eine islamische Regierung begründet und in einem Schreiben die Christen in Nadschran im Süden der Arabischen Halbinsel an der Grenze zum heutigen Jemen eingeladen, den Islam anzunehmen. Die Christen in Nadschran standen eng mit den Kirchenvätern von Byzanz und Abessinien in Verbindung. Nadschran war ein wichtiges Zentrum der Christen und man glaubte dort an die Göttlichkeit von Jesus Christus (gegrüßet sei er). Daher schrieb der Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) :
"Im Namen des Gottes Abrahams, Isaacs und Jakobs - von Mohammad, dem Gesandten Gottes an den Bischof von Nadschran. Meine Dankespreisungen gelten dem Gott Abrahams, Isaacs und Jakobs und ich rufe Euch auf, dass ihr, anstatt der Diener Gottes, nur Gott anbetet und nur Ihm dient. Ich rufe euch auf, euch von der Schutzherrschaft der Diener Gottes abzuwenden und euch dem Welayat - der Schutzherrschaft Gottes anzuschließen und wenn Ihr meinem Aufruf nicht folgt, müsst Ihr Steuern und die Dschizyah an die Islamische Regierung entrichten. Anderenfalls warne ich euch vor Gefahren."
Die Christen versammelten sich zur Beratung und beschlossen, eine Delegation nach Medina zu schicken um Kontakt mit dem Propheten Mohammad aufzunehmen und zu sehen, welche Beweise er für seine Prophetschaft vorlegt. Diese hohe Delegation machte sich angeführt von drei bedeutenden Geistlichen auf den Weg nach Medina.

Als die Christen aus Nadschran den Propheten aufsuchten, erklärten sie, Jesus sei eine Gottheit und der Sohn Gottes, weil er ohne einen Vater erschaffen wurde. Aber da kam der Vers 59 der Sure 3 auf den Propheten herab, der auf die Allmacht Gottes und darauf hinweist, dass auch Adam ohne Vater erschaffen wurde. In diesem Vers heißt es: "Gewiss, das Gleichnis ʿĪsās (Jesu) ist bei Allah wie das Gleichnis Ādams. Er erschuf ihn aus Erde. Hierauf sagte Er zu ihm: `Sei!` und da war er."
Darauf konnten die Christen nichts erwidern und daher begannen sie einen heftigen Disput mit dem Propheten. So kam es, dass Gott schließlich den Vers 61 der Sure 3 (Ale-Imran herabschickte und zum Mubahala aufrief:
"Und wenn sich jemand mit dir über sie (die Wahrheit) streitet, nachdem das Wissen zu dir (über Jesus) kam, so sprich: 'Kommt her, lasst uns rufen unsere Söhne und eure Söhne, unsere Frauen und eure Frauen und unsere Seelen und eure Seelen. Als dann wollen wir zu Allah flehen und mit Allahs Fluch die Lügner bestrafen'"

Am nächsten Tag kamen beide Parteien vor Medina zusammen. Den Propheten (S) begleiteten Ali Ibn Abi Talib, Hasan, Husain und Fatima (gegrüßet seien sie alle). Der Prophet hielt Ali Ibn Abi Talib an der Hand. Hasan und Husain gingen ihm voraus und Fatima folgte ihm.
Die christliche Delegation wurde von ihrem Erzbischof angeführt. Als dieser den Propheten des Islams (S) mit seiner kleinen Schar sah, fragte er, wer die anderen sind. Da erfuhr er, dass es Ali, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten ist, den der Propheten mehr liebt als jeden anderen, und dass die beiden Knaben die Kinder seiner Tochter und Alis (F) sind und die junge Frau seine Tochter Fatima (F) ist und niemand ihm so nahe steht wie sie.
Die Geistlichen in der christlichen Delegation sagten zu den anderen, als sie sahen, dass der Prophet alle, die ihm am liebsten sind , mitgebracht hat: "Wir sehen Gesichter von Menschen vor uns, deren Bitte Gott erfüllen wird, wenn sie ihn darum anflehen, die Berge zu versetzen. Führt keine Mubahala mit ihnen durch! Denn - bei Gott! - er wird bei der Mubahala wie die Propheten sein. Wenn ihr es dennoch tut,werdet ihr vernichtet werden und es wird bis zum Jüngsten Tag kein Christ auf der Erde bleiben."
Musik
Die Geschichte von der Mubahala zeugt am besten für die Vortrefflichkeit der Ahl-ul Bait - . Durch die Wörter und den Inhalt von Vers 61 der Sure 3 wird erkenntlich, dass unter Ahl-ul Bait - Familie des Propheten im engeren Sinne - der Prophet mit seinen Enkelsöhnen Hasan und Husain , sowie seine Tochter Fatima und sein Schwiegersohn und Vetter Ali (gegrüßet seien sie alle ) gemeint sind. Und nicht nur das: Außerdem bezieht sich "Anfusana" (unsere Seelen) auch auf Ali. Es gibt keinen höheren Vorzug für jemanden, als eine so große Spiritualität zu besitzen, dass Gott ihn als die Seele (Nafs) des Propheten bezeichnet.

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Der Mubahala-Vers gehört zu den Versen über die herausragende Position Imam Alis gegenüber anderen und ist ein Grund mehr für sein Imamat , denn Ali (gegrüßet sei er) ist in diesem Vers in das Wort "Anfusana" (unsere Seelen) mit einbegriffen und wird als "Nafs" ,als Seele des Propheten bezeichnet. (Anfusa ist die Mehrzahl von Nafs)
Einige haben den Propheten selber zu diesen Anfusana gezählt.
Es ist jedoch so: Der Prophet (S) ruft gemäß Anweisung Gottes zum Mubahala auf und daher zählt er nicht wie die anderen in seiner Schar zu den Aufgerufenen. Wenn in diesem Vers das Wort Anfusana vorkommt , so ist also nicht der Prophet selber gemeint sondern sind die anderen mit Seelen gemeint, darunter auch jemand der wegen seiner Größe und Würde, Güte und Führungskraft und Opferbereitschaft bei Gott einen Platz wie den des Propheten Gottes (S) einnimmt, so dass Gott ihn zu den Seelen des Propheten zählt, und dieser Jemand ist Ali (F).
Musik
In den Chroniken wird vom Abbasidenkalifen Mamun berichtet, der Imam Rida (Friede sei ihm) und eine Reihe von Gelehrten zu einer Sitzung einlud. Auf dieser Sitzung stellte Mamun einige Fragen über die Auserwählten der Islamischen Umma. Imam Rida (F) sagte:
"Im Koran wird an mehreren Stellen deutlich auf dieses Auserwählt-Sein hingewiesen. Zunächst im Tathir-Vers (dem Vers der Reinigung - Sure 33, Vers 33), der zeigt, dass die Ahl-ul Bait von jeder Verschmutzung rein sind. Ein weiterer Vers ist der Heilige Mubahala-Vers. Als dieser herabgesandt wurde, wurde offenbar, dass Imam Ali (F) und Fatima und Hasan und Husain (F) wie die Seelen des Propheten sind."
Eine andere Frage des Mamun an Imam Rida (F) lautete: "Warum rufen euch die Leute mit Ibn Rasulullah (Sohn des Propheten Gottes) während sie uns nicht so rufen,obwohl wir doch beide aus der Nachkommenschaft des Propheten (S) sind?"
Mamun stammte in der Tat vom Onkel des Propheten, Abbas, ab.
Imam Rida (F) antwortete: "Frage die Menschen selber, warum sie mich Sohn des Propheten Gottes rufen und dies zu Euch nicht sagen." Doch Mamun ließ nicht locker: "Ich möchte die Antwort aus Eurem Munde hören." Da antwortete Imam Rida kurz: "Wegen (dem Wort) `unsere Söhne` im Vers Mubahala. In diesem Vers hat Gott Imam Hasan (F) und Imam Husain(F) als die Söhne des Propheten Gottes (S) vorgestellt und deshalb betrachten uns die Leute als Söhne (Nachkommen) des Propheten Gottes. Aber der Vers (61 der Sure 3) und die Wörter `meine Söhne` wurden nicht in Bezug auf Euch herabgesandt."
Mamun versuchte wieder Zweifel zu erregen und Imam Rida (F) sagte daraufhin über den Begriff "unsere Frauen" im Mubahala - Vers: "Der Erhabene Prophet hat keine seiner Gemahlinnen (zum Mubahala) mitgenommen, sondern die einzige Dame, die beim Mubahala teilnahm, war die geehrte Zahra (Friede sei ihr), seine Tochter!"
Mamun hatte nämlich versucht zu beweisen, dass der Begriff "unsere Söhne" im übertragenen Sinne ,ganz allgemein gemeint sei und sich nicht speziell auf Imam Hasan und Imam Husain beziehen, weil auch der Begriff "unsere Frauen" in der Mehrzahl ist obwohl nur Fatima Zahra an dem Mubahala teilgenommen hat, und daher im übertragenen Sinne gemeint sein müsse.

Daraufhin sagte Imam Rida (F) - Eure Argumentierung wäre richtig, wenn nicht das Wort `unsere Seelen` folgen würde. Aber das Wort `Anfusina` - unsere Seelen - belegt, dass Imam Ali (F) die Seele des Propheten (S) ist. Hadrate Fatima Zahra(F) ist die Gemahlin Imam Alis (F) und `unsere Frauen` bezieht sich darauf, dass sie Imam Alis Gemahlin ist. Und weil er die Seele des Propheten ist, trifft das Wort `unsere Frauen` auch konkret zu und ist nicht sinnbildlich gemeint. (Fatima ist ja einerseits die weibliche Angehörige des Propheten und andererseits die Gemahlin Alis, der Seele des Propheten). Auch `unsere Söhne` ist nicht sinnbildlich sondern konkret gemeint. "
Nachdem Imam Rida (F) ihm auf diese Weise geantwortet hatte, gab Mamun auf und bestätigte, dass die Imame (aus dem Hause des Propheten -Friede sei ihnen) die Söhne (Nachkommen) des Propheten Gottes (S) genannt werden sollten.