Der Friedensschluss Imam Hasans- maximal heroische Nachgiebigkeit   
(last modified Wed, 05 Dec 2018 03:39:47 GMT )
Dez 05, 2018 04:39 Europe/Berlin
  • Der Friedensschluss Imam Hasans- maximal heroische Nachgiebigkeit   

Dieser Beitrag entstand in Anlehnung an das Buch "Der Friedensvertrag Imam Hasans - aleihe salam" von Scheich Razi Ale Yasin, ins Persische übertragen von  Ajatollah Khamenei.

Am 26. Rabi ul Awwal des Mondkalenders jährt sich wieder der historische Tag, an dem Imam Hasan (Friede sei mit ihm) mit Muawiya ibn Abu Sufiyan Frieden schloss. Einige haben Imam Hasan wegen dieses Friedensabkommens  gelobt und andere haben ihm vorgeworfen, er sei dem Kampf aus dem Weg gegangen und habe nach Bequemlichkeit gesucht. Einige waren der Ansicht, dass sein Friede mit dem Feind der Schiiten nicht mit der Tapferkeit der Nachkommen des Propheten (S) vereinbar gewesen wäre und es eine Schmach für die Muslime sei, dass durch diesen Friedensschluss dem Muawiya die Regierung überlassen wurde.  Aber wenn man die Bedingungen zur Zeit Imam Hasans (F) kennt, wird einem klar, dass er ein kluger Politiker war, der die Stimmung  in der Gesellschaft berücksichtigte und aufgrund seiner Weitsicht plante. Imam Hasan (F) hat unter dem Deckmantel des in Wahrheit unvermeidlichen Friedensschlusses eine große Revolution realisierbar gemacht.  

                                       

Buchtitel: "Der Friedensvertrag Imam Hasans (a.s.)" 

 

Nach dem Märtyrertod  von Imam Ali (F) trat sein Sohn Hasan vor die Gläubigen und hielt eine Ansprache.  Er begann mit den Worten: „Fürwahr, in dieser Nacht ist jemand gestorben, den die Vorfahren nicht übertroffen haben und an den die kommenden Generationen nicht heranreichen werden. Es ist kein anderer als der, der an der Seite des Propheten Gottes gekämpft hat und sein Leben für ihn zu einem Schutzschild machte.  Der Prophet Gottes hat ihm das Banner anvertraut und ihn in auf den Kampfplatz geschickt. Da haben sich Dschibril (Gabriel) von rechts und Mikail (Michael) von links an seine Seite gestellt  und haben den Kampfplatz erst verlassen, als Gott ihn siegen ließ. Er ist in der Nacht gestorben, in der einst Musa (Moses)gestorben ist und  Jesus einst in die Himmel aufstieg und der Koran offenbart wurde.“  Daraufhin übernahm Abdullah Ibn Abbas das Wort und sagte: „Ihr Leute! Dies ist der Enkelsohn des Propheten, sein Nachfolger und Euer Imam. Gebt ihm den Treueeid, denn Gott wird euch durch ihn auf den Wegen zum Wohle führen und mit Seiner Erlaubnis aus den Finsternissen in das Licht holen und auf den geraden Weg leiten.“

                       

Viele konnten sich noch erinnern, dass der Prophet  angekündigt hatte, dass Hasan nach seinem Vater, Imam Ali, das Imamat übernehmen wird. Sie  bestätigten die Worte von Ibn Abbas und gelobten freudig Imam Hasan (F) ihre Treue. Alle im Irak und im Hidschaz und im Jemen leisteten den Treueeid. Der einzige der sich nicht anschloss war Muawiya in Schaam.  Der Imam forderte ihn auf,  von seinem Eigensinn abzulassen und dem zu folgen was Recht ist.  Aber Muawiya hat ihn nicht als Imam anerkannt, sondern er schickte sogar ein Heer nach Irak in den Krieg gegen ihn.

               

 

Kein Feind ist schlimmer, als jener, der in der Gestalt eines Freundes auftritt. Er verhält sich freundschaftlich zu jemandem aber heimlich bekämpft er  ihn.  Am schlimmsten von solchen Feinden ist die   Sorte, die dabei aus Rache oder Wut den Säbel zückt. Einige im Heer des Imam Hasans hatten solche Eigenschaften. Sie gehörten  der Gruppe Chawaridsch an. Dem Anschein nach waren sie sehr fromm, aber in Wahrheit neigten sie zum Meuchelmord.  Sie hatten sich Imam Hasan (F) nicht angeschlossen, um auf dem Wege Gottes zu kämpfen, d.h. den wahren Dschihad zu führen, sondern beabsichtigten unter den Muslimen zu spalten. Es gab  unter den scheinbaren Unterstützern Imam Hasans (F)   außerdem noch Leute, denen es darum ging  an ihre irdischen Wünsche zu gelangen und die ihn daher in dem Moment im Stich ließen, wo sie sahen, dass er nicht ihren Wünschen entspricht.   In Wahrheit existierte im Heer von Imam Hasan (F) nur eine Handvoll von Kämpfern, die wirklich gläubig und ihm treu waren.  Allerdings hatte Muawiya schon vor dieser kleinen Schar von Kämpfern Angst und er versuchte  sie zu bestechen.

                                 

 

Imam Hasan (F)  sah also viele vor sich, die nicht die nötige Bereitschaft für einen Kampf mit dem Heer des Muawiya besaßen. Vielleicht kann nichts anderes so gut die damalige zersplitterte Gesellschaft im Irak  und den Widerwillen der Iraker gegenüber  einem Gefecht veranschaulichen wie das was Imam Hasan gesagt hat.  In Madain, d.h. den letzten Punkt bis wo das Heer des Imam dem Heer des Muawiya entgegengezogen war, hielt er eine Rede und sagte:

„Keine Zweifel halten mich davon ab gegen die Leute von Schaam (d.h. gegen Muawiya und seine Leute) zu kämpfen. Wir haben in der Vergangenheit kraft eurer Standhaftigkeit und  eurer Einmütigkeit untereinander gegen die Leute aus Schaam gekämpft. Aber heute sind  Einheit und Einmütigkeit in Folge von Streitigkeiten aus eurer Mitte gewichen und ihr habt eure Standhaftigkeit verloren und beklagt euch ... Muawiya hat mir einen Vorschlag (zum Frieden) gemacht, der weit entfernt ist  von Gerechtigkeit und der unserem hohen Ziel und unserer Ehre widerspricht.  Wenn ihr bereit zum Gefecht bereit seid, werden wir den Friedensvertrag ablehnen und gestützt auf unsere Säbel Gott überlassen, was mit ihm geschieht. Aber wenn ihr das diesseitige Leben wollt, willigen wir ein und dulden diesen Dorn in unserem Auge.“

An dieser Stelle wurden von allen Seiten Stimme laut, und die Leute riefen: „Ja, wir wollen am Leben bleiben!“  Daher nahm Imam Hasan (Friede sei mit ihm) von einer militärischen Auseinandersetzung Abstand. Einem größeren Interesse wegen, nämlich dem Schutz der Islamischen Glaubensgemeinde  war er gezwungen den Frieden anzunehmen. Er  akzeptierte ihn jedoch nur unter bestimmten Bedingungen.  Er bedingte sich aus, dass Muawiya  gemäß der Vorgehensweise des Propheten und des Korans handelt. Außerdem durfte Muawiya laut Vertrag, keinen Nachfolger für sich bestimmen.  

Im Laufe der Zeit wurde klar, dass sich Muawiya an keinen der vereinbarten Punkte des Friedensvertrages hielt. Muawiya verkündete selber : „Ihr Leute im Irak! Bei Gott, ich habe nicht gegen euch gekämpft weil es mir um das Gebet, das Fasten, die Zakkat-Abgabe oder den Hadsch ging. Es ging mir in diesem Krieg nur um das Regieren.  Wisset, dass jede Bedingung und jeder Vertrag, den ich mit Hasan Ibn Ali vereinbart habe,  für mich wertlos ist.“

Imam Hasan hat durch die Vereinbarung von Friedensbedingungen, an die sich Muawiya nicht halten würde dafür gesorgt, dass dieser Umayyade durch seinen Verstoß gegen den Friedensschluss sein wahres Gesicht zeigt.  Damit verdeutlichte er den Menschen die Wahrheit  und bereitete sie auf den Kampf gegen die  Umayyaden vor. Der Friedensvertrag war also der  Beginn eines Kampfes auf einer anderen Ebene. 

                                   

Die Imame aus dem Hause des Propheten verfolgten immer die Absicht, den Islam zu schützen und die Vorgehensweise (Sunna) des Propheten wiederzubeleben – Mit diesem Ziel vor Augen bildeten sie eine Regierung oder verübten den Aufstand, oder aber schlossen einen Frieden und hielten sich zurück. In einer Situation, in der nur durch den Aufstand der Islam bewahrt werden kann, muss man dies tun, ohne Furcht vor dem Tod. Aber wenn in einem anderen Zeitabschnitt das Schweigen notwendig ist, um den Islam zu schützen, muss man schweigen. Imam Hasan (F) hat sich wie alle Imame für den Schutz des Islams und die Wiederbelebung der Religion seines Großvaters, des Propheten (S) auf dem Wege Gottes eingesetzt. Er führte den Dschihad gegen den Feind des Islams, ob in Form eines Feldzuges oder in Form der Bekämpfung von Intrigen und ebenso in Form des Kampfes gegen die wankelmütigen Individuen in seinem eigenen Heer, welche er auf verschiedene Art und Weise  versuchte, wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Außerdem musste er die Fragen, die von seinen aufrichtigen Helfern, welche den Friedensschluss nicht richtig verstanden hatten, ertragen  und jedem ruhig und klar auf seine Vorwürfe antworten. Zum Beispiel hat der Imam wie folgt auf einen der Proteste gegen den Friedensvertrag mit Muawiya geantwortet: „Bin ich nicht nach meinem Vater der Hudschat (Beweis) Gottes und der Imam über das Glaubensvolk? Bin ich nicht der, über den und dessen Bruder  der Prophet Gottes  gesagt hat: `Hasan und Husein sind Imame, ob sie sich erheben oder nicht`?“

Dann fuhr der Imam fort: „O Aba Said! Wenn ich seitens Gott des Höchsterhabenen zum Imam und Führer bestimmt worden bin, dürft ihr nicht meine Ansicht und Entscheidung, unabhängig davon wozu ich mich entschließe - ob es ein Gefecht oder eine Trennung ist -  als falsch betrachten wie sehr auch der Sinn dieses Vorgehens für euch im Verborgenen liegt. Hast du nicht  davon gehört, dass Moses erregt und zornig wurde, als Chidhr (F) ein Leck in dem Schiff hervorrief und die Mauer wieder aufbaute und einen Knaben tötete? Denn für Moses (F) war der Sinn dieser Dinge unklar und lag im Verborgenen, während diese Dinge für den Herrn, den Höchsterhabenen weise waren und zum Wohle. Wisse, dass ihr nicht den Sinn meines Vorgehens verstanden habt. Wenn ich nicht so vorgegangen wären, hätten sie alle Schiiten und Freunde der Prophetenfamilie getötet.“ 

 

 

 

Der Friede, den Imam Hasan (F) schloss ist das  heroischste Beispiel für Nachgiebigkeit in der Geschichte. Er verhielt sich angesichts  der Bedingungen der Zeit auf diese Weise. Sein Friedensvertrag war im Interesse des Islams und  ging aus der Tiefe der Offenbarung  hervor. Dank dieser Maßnahme konnte sein Nachfolger Imam Husain (F) jene große Revolution, welche die Wahrheit erhellte und  eine Lehre für alle klugen Menschen war, ins Leben rufen. Imam Hasan und Imam Husain  sind auf verschiedene Weise ein- und demselben Auftrag gerecht geworden. Beide haben ein großes Opfer gebracht  und Selbstverzichte geübt. Sie haben jeder sich dafür eingesetzt, die Menschen wachzurütteln.  Imam Hasan (F) Einsatz bestand darin, weise Ausdauer und Standhaftigkeit zu üben und Imam Husain (F)Einsatz für den Islam war der bewaffnete Aufstand. Beide verfolgten mit ihrer gelungenen Taktik  dasselbe Ziel.