Feuer und Blut in Kaschmir
Seit über zwei Wochen sind die Muslime in Kaschmir im Rahmen der angeblichen Bekämpfung von Separatisten massiver Gewalt ausgesetzt. Aber der Tod von Hunderten unschuldiger Muslimen in diesem und anderen muslimischen Ländern scheint die Menschenrechtsorganisationen und Weltmedien weniger zu interessieren, als vereinzelter Terror im Westen.
Es haben uns in den letzten 2 Wochen schmerzliche Nachrichten aus Kaschmir erreicht. Die indischen Militärs versuchen ein Durchsickern von diesen Mitteilungen zu verhindern, doch hier und dort gelangt ein Bild oder eine Nachricht von einem blutigen Geschehen in Kaschmir in die Außenwelt . Wie das Bild von einem Greisen, der von einem jungen Inder niedergeknüppelt wird oder ein kleines Mädchen welches ohnmächtig mit mehr als 50 Schrotkugeln im Gesicht im Krankenhaus liegt oder ein Polizist, der das Blut auf der Straße wegzufegen versucht. Seit Beginn der jüngsten Zusammenstöße zwischen der indischen Polizei und den Muslimen in Kaschmir sind 50 Menschen gestorben und fast 2000 verletzt worden. Jedoch herrscht, trotz des Ausmaßes der Gewalt und des Massakers in den Medien ein eigenartiges Schweigen .

Die Runde der Auseinandersetzungen zwischen der indischen Polizei und den Bürgern von Kaschmir setzte ein, nachdem der junge Anführer der Hisb-ul Mudschaheddin, welche die Unabhängigkeit Kaschmirs anstrebt, getötet wurde. Burhan Muzaffar Wani wurde auf offener Straße von der indischen Polizei erschossen. Nach Veröffentlichung eines Videos, welches die Ermordung von Wani zeigte, entflammte der Zorn seiner Anhänger. An seiner Begräbniszeremonie nahmen Dutzendtausende Menschen teil und die indische Polizei erschoss und erschlug an diesem Tag bei dieser Gelegenheit 10 der Protestierenden.

Ohne darüber diskutieren zu wollen, ob der Unabhängigkeitskampf einiger Gruppen wie die Hisb ul Modschaheddin berechtigt ist oder nicht: Eines steht fest: Es gibt es keine Rechtfertigung für das Vorgehen der indischen Regierung und Polizei gegenüber den Forderungen und Protesten der Bevölkerung. Der muslimische Bevölkerung von Kaschmir ist es nicht erlaubt zivilisatorische Mittel anzuwenden um ihren Protest auszudrücken und sie wird seit Jahrzehnten benachteiligt. Die Muslime von Kaschmir erfahren doppeltes Leid aufgrund der Ansprüche Pakistans und Indiens und deren Kriege um die Herrschaft über das Land, das in Wirklichkeit ihnen selber gehört.
Kaschmir ist wegen seiner geografischen Lage und den Wasserressourcen sowohl für Indien als auch für Pakistan von großer Bedeutung. Ein Teil von Kaschmir liegt auf indischem und ein Teil auf pakistanischen Boden und beide stellen Anspruch auf die Herrschaft über ganz Kaschmir. Dies ist einer der Gründe für die ewigen Konflikte zwischen Neu Delhi und Islamabad seit Unabhängigkeit Pakistan im Jahre 1947. Als der Indische Subkontinent in die zwei Staaten Indien und Pakistan aufgeteilt wurde, sollte jedes Gebiet, wo die Muslime die Mehrheit bilden zu Pakistan gehören und jeder Teil mit Hindu-Mehrzahl zu Indien. Zu dem Zeitpunkt machten die Muslime in Kaschmir circa 90 Prozent der Bevölkerung aus. Aber der britische Rechtsanwalt Radcliffe ließ diese Regel in Bezug auf Kaschmir nicht gelten und rief damit ständige Unruhen in dem ehemaligen britischen Kolonialgebieten hervor.
Ein weiteres einschneidendes Ereignis in der Geschichte von Kaschmir war, dass Britannien aufgrund des Amritsar-Vertrages von 1846 Kaschmir an einen indischen Maharadscha namens Gulab Singh verkaufte Dieser hatte sich verpflichtet, die Interessen des Britischen Imperiums zu wahren und erhielt Kaschmir für 7 Millionen 500 Tausend Rupien. Dieser Verkauf eines Landes gilt als ein schändlicher Vertrag. Gulab Singh einigte sich später mit der indischen Kongresspartei, dass Kaschmir an Indien annektiert wird, aber Pakistan war nicht damit einverstanden. Die Bevölkerung von Kaschmir kam bei diesem Konflikt erst recht nicht zu Wort, um über ihr Schicksal zu bestimmen.

Die jetzigen Ereignisse in Kaschmir können nicht getrennt von der traurigen Geschichte der Bevölkerung dieses Gebietes gesehen werden. Die Millionen von Muslimen in Kaschmir haben schon viel Gewalt erlebt.
Zum Beispiel ermordeten im Januar 1990 Paramilitärs und die Zentralpolizei beim Gawkadal-Massaker in der Hauptstadt Srinagar 280 Demonstranten. Bei einem Angriff auf Protestkundgeber in Zakora und Tengpora wurden 23 Menschen getötet und 47 verletzt, als indische Kräfte sie angriffen. Im Februar 1991 haben sich die Armeekräfte an Dutzenden Mädchen und Frauen in dem Dorf Kunan Poshpora von Kaschmir vergriffen. Dass diese Vergewaltigungen erfolgten wird von dem Human Rights Watch als wahr bestätigt. Außerdem richteten die Militärkräfte in der Stadt Sopore am 6. Januar 1993 ein Blutbad an und hinterließen 55 Tote. Beim Bijbehara-Massaker starben, als die Militärs auf die Reihen der Demonstranten schossen, 55 Menschen und 150 wurden verletzt. Und bei dem Angriff des Militärs auf die größten Demonstration der Bevölkerung von Kaschmir aus Protest gegen die Verletzung der Rechte der Muslime seitens der indischen Regierung im Jahre 2008 gab es 40 Tote.

Amnesty International hat vor kurzem nach Entdeckung von Massengräbern der Opfer der Angriffe des Militärs die Regierung in Neu Delhi zu unverzüglichen Recherchen aufgerufen. Laut Bericht der Gemeinschaft "Väter und Mütter von Entführten" mit Sitz in Srinagar sind diese Massengräber ab 2006 zustande gekommen. Die indische Armee behauptet, dass es sich um die Leichen von bewaffneten Personen und ausländischen Kämpfern handeln würde, deren Tötung gesetzmäßig erfolgte. Aber laut Zeugenaussagen der Bewohner von 18 Dörfern in Kaschmir sind die meisten Opfer in den Massengräbern normale Bewohner dieser Region gewesen. Laut Bericht von Quellen aus Kaschmir sind seit 1989 inzwischen circa 8 Tausend Menschen in Kaschmir, welches von Indien beherrscht wird, Im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen mit der Polizei verschwunden. 2006 gestand die lokale Polizei in einem Bericht den Tod von 331 Insassen in Haftanstalten ein. Die Tötung außerhalb der Gesetzgebung und Entführung und Folter von Zivilisten sind klare Verstöße gegen die internationalen Bestimmungen und Menschenrechte .
Die Protestierenden in Kaschmir sind der Überzeugung, dass die Regierung in Neu Delhi nicht auf die Forderungen der Bevölkerung in diesem Gebiet nach Freiheit und Gerechtigkeit eingehen, sondern mit Hilfe militärischer Maßnahmen ihnen ihre Politik aufzwingen will. Aus der Sicht der Anführer der Bevölkerung von Kaschmir hat eine solche Politik die indische Regierung immer verhasster gemacht und die Proteste gesteigert. Unterdessen hat die indische Regierung im Laufe der jüngsten Auseinandersetzungen versucht die Proteste der Bevölkerung zu verbergen und zu verhüten, das die Weltöffentlichkeit davon erfährt. Deshalb hat sie das Internet und die Telefonverbindungen in Kaschmir abgestellt und die Herausgabe von Zeitungen verboten. Außerdem wird der Ausnahmezustand in Kaschmir fortgesetzt. Die Sicherheitskräfte in diesem Gebiet besitzen Sonderbefugnisse, so dass sie unbeaufsichtigt jegliche Verbrechen begehen können. Seit langem werfen die Gruppen in Kaschmir den indischen Kräften Vergewaltigungen vor und die Menschenrechtsorganisationen berichten von den Angriffen der Militärs auf die Bevölkerung, Inhaftierungen, Foltern und Hinrichtungen.

Der Reporter der The lllustrated Weekly of India schrieb unter dem Titel : "Beschützer oder Raubtiere?" über das Verhalten der indischen Armee in Kaschmir: "Die Armeekräfte, welche die indische Regierung angeblich zur Normalisierung der Lage, Wahrung von Gesetz und Ordnung und zum Schutz der Bevölkerung gegenüber Terrorismus nach Kaschmir entsandt hat, sind in Wahrheit Mörder, Vergewaltiger und Plünderer .... Denn sie foltern unschuldige Zivilisten bei geringstem Verdacht. Diese Militärkräfte stehen in Kaschmir jenseits des Gesetzes und niemand stellt sie zur Rede und das Gesetz hindert sich nicht daran, die Bevölkerung (von Kaschmir ) zu erniedrigen und das Blut von Unschuldigen zu vergießen. Der Anblick eines Uniformierten lässt heute in Kaschmir den Zorn der Bevölkerung in den Städten und auf den Dörfern entflammen, denn ihre Besorgnis über das wilde Verhalten der Militärs zu ihnen und zu ihren weiblichen Angehörigen steigt. Städte und Dörfer waren alle Zeuge der Übergriffe auf weibliche Bürger in einem Maße, wie man es sich in der heutigen zivilisierten Welt nicht vorstellen kann. Die indische Regierung betrachtet diese Übergriffe auf die weiblichen Angehörigen der Bevölkerung in Kaschmir als eine interne Angelegenheit im Zusammenhang mit dem offiziellen Auftrag der indischen Armee und vielleicht sogar als eine wichtige Maßnahme zur Unterdrückung der Muslime in Kaschmir und deren Erniedrigung durch die indischen Militärs und eine nützliche Methode, um Schrecken und Furcht unter den muslimischen Männern in Kaschmir zu verbreiten."

Seit über zwei Wochen sind die Muslime in Kaschmir im Rahmen der angeblichen Bekämpfung von Separatisten massiver Gewalt ausgesetzt. Die Menschenrechtsorganisationen und Weltmedien berichten sehr ausgiebig über den kleinsten Terrorangriff im Westen und beschuldigen sofort die Muslime. Aber der Mord an Hunderten unschuldigen Muslimen in Kaschmir, Nigeria, Bahrain und anderen muslimischen Ländern scheint sie kaum zu interessieren. 80 Prozent der Opfer von Terrorismus sind in den letzten Jahren Muslime gewesen, doch die Propagandamaschine der arroganten Herrschermächte versuchen diese schmerzliche Tatsache der Weltöffentlichkeit zu verbergen und rühren stattdessen die Trommel der Angstmache vor dem Islam.
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