4 weitere iranische Dokumente im UNESCO-Verzeichnis "Gedächtnis der Welt"
Vor kurzem wurden 4 iranische Dokumente in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Es handelt sich um Filmdokumentationen über die iranische Geschichte, Gesellschaft und Umwelt.
Ein Dokumentationsfilm ist eine realistische Darstellung des menschlichen Lebens oder der Umwelt, bei der sich normalerweise keine konkrete Geschichte abspielt und keine gelernten Schauspieler mitwirken. Vielmehr nutzt der Dokumentationsfilm in der Regel die Elemente der Wirklichkeit. Wenn er dies in einigen Fällen im Rahmen einer Geschichte tut, ist diese einfacher als bei den üblichen Spielfilmen.Entscheidend ist das Merkmal, dass ein solcher Film ernsthaft die Realität dokumentiert.

Die Filmdokumentation ist heute von hohem funktionalen Wert und gilt als einflussreiches und dynamisches Medium in Lehre und Übermittlung von Wissen und für die Anhebung des Wissenstandes des Menschen über sich selber, die Gesellschaft, sein Lebensumfeld, die Natur, und generell für seine Kenntnisse über die Welt, sowie für die Verbreitung von Kultur .
Der Dokumentationsfilm verfolgt keine kommerziellen Zwecke und will nicht vorübergehend und oberflächlich das Publikum unterhalten. Diese Art von Film wird auch wegen seiner Kultur bildenden Kräfte gesundes Kino genannt, . Man betrachtet es ebenso als unabhängiges Kino, weil es relativ freibleibt von finanziellen Rücksichtsnahmen und Problemen bei der Produktion und den sonstigen komplizierten Schwierigkeiten des kommerziellen Spielfilms bei der Produktion, der Verteilung und der Vorführung .

Der Vorzug einer Filmdokumentation gegenüber einem Spielfilm besteht vor allen Dingen darin, dass sie nicht an eine bestimmte Regiebuchgeschichte gebunden ist, sondern beschreibt, anstatt zu erzählen Gerade durch diesen wichtigen Unterschied haben sich auch verschiedene Methoden für die Produktion von Dokumentationen entwickelt. Der Regisseur einer Dokumentation hat im Vergleich zu dem eines Spielfilms viel mehr freie Hand für die Darlegung der Realität und ihre Interpretation und mehr Spielraum für den Filmschnitt. Dies gibt ihm die Möglichkeit einen nicht dramatischen Inhalt dennoch für die Zuschauer attraktiv darzustellen.
John Grierson wird als Vater des englischen Dokumentationsfilmbewegung betrachtet. Er sprach sich für eine kreative Begegnung mit der Alltagswirklichkeit aus und betonte die Ästhetik und den sozialen Einfluss von Filmen. Er legte schriftlich die elementaren Grundsätze für eine Dokumentation dar.
Sein erster Grundsatz besagte, dass sich die Möglichkeiten des Kinofilmes bei der Beobachtung und Auswahl von Teilen des wahren Lebens in einer neuen künstlerischen und lebendigen Form anwenden lassen. Während die Filme die in Filmstudios gedreht werden weitgehend die Möglichkeit vernachlässigen, einen Ausblick auf die wahre Welt zu geben, können Dokumentationsfilme life-Szenen und life-Geschehnisse zeigen.
Im zweiten Grundsatz von Grierson ging es darum, dass Laien-Darsteller und echte Szenen bessere Möglichkeiten für das moderne Kinoverständnis bieten und im Vergleich zu den Möglichkeiten eines Technikers im Filmstudio eine differenzierte Darstellung und Auslegung komplizierter Ereignisse des Lebens zulassen.
Im dritten Grundsatz erklärte Grierson, dass der Stoff und die Erzählungen , die aus dem wahren Leben gegriffen sind, schöner als gespielte Inhalte dargeboten werden können. Grierson meinte: Wenn auf der Leinwand das Bild von einer natürlichen Handlung des Menschen, die von innen heraus kommt , zu sehen ist, so geht es mit besonderen Werten einher."

Auf der jüngsten Sitzung des Nationalausschusses des Programms "Gedächtnis der Welt" wurden 4 vier Fernsehdokumentationen im Nationalen Verzeichnis eingetragen.
Auf dieser Sitzung wurden die Vorschläge der Rundfunk- und Fernsehanstalt der Islamischen Republik Iran IRIB erörtert und die Registrierung folgender Fernsehdokumentationen, die in der Zeit nach der Islamischen Revolution in verschiedenen IRIB-Abteilungen produziert wurden , gebilligt: " Yad und Yadegar" ( Erinnerung und Erinnerungsstück), "Pol-e Azadi" (Brücke der Freiheit) "Hamrah-e Bad dar Del-e Tanhai Kawir" (zusammen mit dem Wind im Herzen der Einsamkeit der Kawir) und "Kudakan-e sar samin-e Iran" (Kinder im Iran).
Der Nationale Ausschuss für das "Gedächtnis der Welt" ist an den Nationalen UNESCO-Ausschuss angeschlossen , der sich bislang um die Eintragung von 9 Werken in der Weltliste und 5 Werken in der Regionalliste bemüht hat.

Das UNESCO- Programm "Gedächtnis der Welt" , auch bekannt als Weltdokumentenerbe ist ein Programm, das diese UN-Organisation seit 1992 durchführt, nachdem man die Gefahren für das Weltdokumentenerbe erkannt hat. Es soll der Wahrung und dem leichten Zugang zu diesen Dokumenten dienen. Die UNESCO will mit diesem Programm, die Plünderung, weite Streuung, den illegalen Handel mit Weltdokumentenerbe und die Vernichtung dieses Erbes verhindern. Wie es in ihrem Aufruf heißt, gibt es diese Gefahren schon seit Jahrhunderten und sie haben durch Krieg, sozialer Aufruhr und die fehlende Finanzmittel zugenommen.
Die iranischen Dokumentationen die bereits im Weltdokumentenerbe eingetragen sind:
– Bayasanghori Schahname, einzige verbliebene Kopie des iranischen Nationalepos,
– Manuskript der Rab’ I-Rashidi-Stiftung,
– Verwaltungsdokumente von Astana Quds Razawi zur Zeit der Safawiden
Sammlung ausgewählter Karten des Iran aus der Zeit der Qadscharendynastie
und Dhakira–yi Kharazmshahi (»Schätze für den König von Choresmien«), eine medizinische Enzyklopädie von Ismail Jorjani
Die Fernsehdokumentation "Erinnerung und Erinnerungsstück"(Yad und Yadegar)) ist eine Produktion des Sahar-Fernsehnetzes des Auslandsdienstes der IRIB welche 1998 bis 1999 gedreht wurde. Rechercheur und Regisseur sind die erfahrenen Dokumentationsfilmer Mustafa Rezaq Karimi und Farhad Warahram. Die Dokumentation bebildert die Entstehung Irans und die Zivilisation der verschiedenen Völker bis in die Gegenwartsgeschichte. Es ist der einzige iranische Dokumentationsfilm ohne Erzählstimme. Doch Bilder und Musik geben auf beeindruckende Weise einen Eindruck von Geschichte, Land und Bräuchen.
Der Film Yad und Yadegar gilt als einer der besten iranischen Dokumentationen in den 90iger Jahren - er ist eine gelungene Kombination von Bildern und Musik
Farhad Warahram sagt, dass er sich zu diesem Film von zwei beeindruckenden Dokumentationen inspirieren ließ, nämlich Baraka (von Ron Fricke, 1992) und Koyaanisqatsi von Godfrey Reggio. Es sei ein Versuch gewesen, ohne Erzählstimme und nur mit Bildern, einer wirkungsvollen Musik, gelungener Kameraführung und einen professionellen Filmschnitt eine überzeugende Dokumentation zu drehen.

Farhad Warahram kann sich auf über 40 Jahre anthropologische und ethnologische Erfahrungen im Iran stützen.
Ohne richtige Kenntnis von dem Gerüst einer Gesellschaft ist eine Dokumentation nur zufällig und ein persönlicher begrenzter Eindruck. Eine Dokumentation die wichtige Ereignisse in der Gesellschaft unbeachtet lässt, weist garantiert Mängel auf. Ereignisse wie Krieg und Konflikte zwischen Ländern sind wichtige Themen für Regisseure von Dokumentationen und sie können den zukünftigen Generation einen transparenten Eindruck von der Tapferkeit ihres Volkes geben.
Der Dokumentarfilm "Pol-e Azadi" (Brücke der Freiheit) ist ein solches Filmwerk. Er schildert die Befreiung von Chorramschahr im Süden Irans und den Bau einer Brücke über den Karun-Fluss - die als "Pol-e Azadi" bekannt wurde. Dieser Film ist ein Produkt des ersten iranischen Fernsehkanals und er wurde von 1980 bis 1982 gedreht.
Der Film "Brücke der Freiheit" gilt heute als wichtiges Bild- und Filmdokument aus der Zeit des Krieges. Er wurde erst in den Kinos und dann im Fernsehen gezeigt. Der Regisseur dieses wertvollen Geschichtsdokumentes ist Mehdi Madani. Er drehte diese unvergängliche Dokumentation unter sehr schwierigen Bedingungen.
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Die Dokumentation "Zusammen mit dem Wind im Herzen der Einsamkeit der Kawir" (Hamrah-e Bad dar Del-e Tanhai Kawir" entstand von 1997 bis 1998. Die Regie führte Manouchehr Tayyab. Er filmte in dieser Dokumentation eine Entdeckungsreise in die Wüsten Irans mit ihrer interessanten Natur.

Manoucher Tayyab ist mit seinem Kamerateam zu den wichtigsten Gebieten der Kawir von Semnan und der Kawir-e Lut gereist und hat unvergessliche Aufnahmen von dieser Reise gemacht. Tayyab ist einer der ältesten iranischen Regisseure, von dem wertvolle Dokumentationen über die Geschichte, die Geografie und die alte Kultur Irans vorliegen. Sein Film über die Wüstengebiete im Iran gewann 2001 die Silberne Ehrentafel für das beste Regiebuch und die beste Regie auf dem internationalen Trento- Festival für Dokumentationsfilme in Italien ebenso wie den Sonderpreis für Entdeckung. Sein Film ist einer der 7 Filme, die von europäischen Filmkritikern auf dem internationalen Locarno-Filmfestival in der Schweiz ausgewählt wurden.
Die Dokumentation "Kinder im Iran" ist eine Filmproduktion der Abteilung Kinder und Heranwachsende des zweiten iranischen Fernsehkanals und wurde von 1995 bis 1997 angefertigt. Sie beschreibt die verschiedenen Kulturen mitsamt Kleinkulturen in verschiedenen Teilen Irans und besteht aus 52 Teilen. Die Regisseure dieser Dokumentationsserie sind Naser Taqwai, Mohammad Resa Aslani, Chosro Siniai und Farhad Mehranfar sowie Mohammad Resa Moqadasian gewesen. Sie verdienen es genannt zu werden und zählen zu den besten Vertretern der alten und neuen Regisseurgeneration des iranischen Kinos. Der inzwischen verstorbene Mohammad Resa Sarhangi hatte die Produktion dieser Filmproduktion inne. Dieser Film erntete 75 mal im In- und Ausland Lob.

Dieser Film widmet sich kulturell und geschichtlich mit dem Thema Arbeit , Umweltbedingungen, Familie und Künste und wirft zugleich einen Blick auf die schöne Welt der Kinder und ihre Wünsche, die sich - unabhängig von dem geografischen Ort, an dem sie leben, oft sehr ähnlich sind.