Über eine der  Chancen für die Widerstandswirtschaft im Iran
(last modified Sat, 26 Aug 2017 06:08:30 GMT )
Aug 26, 2017 08:08 Europe/Berlin

Ajatollah Khamenei hat in seiner Neujahrsbotschaft im März 2017 die Beseitigung der wirtschaftlichen Probleme und Herstellung der widerstandsfähigen Wirtschaft als vorrangiges Anliegen bezeichnet und vor kurzem auf der Vereidigungszeremonie des Präsidenten erneut die  Weiterentwicklung aufgrund des Konzeptes der Widerstandswirtschaft betont.  Zu den Chancen für die Widerstandswirtschaft zählt er das Transitwesen.

Zu Beginn des Neuen Jahres hat das Revolutionsoberhaupt in seiner Botschaft auf die bedeutende Entwicklung der Infrastrukturen des Landes im Vergleich zu den Jahren vor der Islamischen Revolution hingewiesen nämlich:

"Die Fortschritte Irans im Bereich der Infrastrukturen auf dem Sektor  der Handelswege und -Korridore, das versechsfachte Straßennetz, Fortschritte  auf dem Gebiet des Ausbaus von Häfen und Handelskorridoren mit mehrfacher Funktion und die Vergrößerung des Hafen-Potentials  auf das Zwanzigfache. Er bezeichnete diese Errungenschaften  als große Kapazitäten Irans für die wirtschaftliche Weiterentwicklung.

In diesem Beitrag wollen wir uns in Fortsetzung des Themas Widerstandswirtschaft  damit befassen, welche Möglichkeiten und Kapazitäten dem Iran im Transitwesen zur Verfügung stehen,   und außerdem aus dieser Sicht die Zusammenarbeit Irans mit den Regionalstaaten auf diesem Sektor betrachten.

              

Der Ausbau allseitiger Beziehungen zu den Regionalstaaten zählt zu den Prioritäten der Außenpolitik der Islamischen Republik Iran.  Daher begrüßt das Land jede Idee und Initiative in dieser Beziehung.  Ein Zeichen für diese Zusammenarbeit ist die Verbesserung der Transit-Infrastrukturen und des Verbindungsnetzes für den Warentransport. Hierbei zählt der Nord-Süd-Korridor als einer der wichtigsten Transitwege. Dieser Korridor ist 7 Tausend km lang und stellt eine Verbindung von Nordeuropa und Russland über Russland, die Republik Aserbaidschan und Iran mit den Ländern in der Region des Indischen Ozeans und in Südostasien her.

Die Einigung über den internationalen Nord-Süd-Handelskorridor liegt fast 20 Jahre zurück. Der Vertrag wurde  2000 im russischen Sankt Petersburg von den Verkehrsministern Irans, Indiens und Russlands unterschrieben. Zurzeit sind Russland, die Republik Aserbaidschan und Iran bemüht, den Abschluss des Projektes zu beschleunigen und die westliche Region  des Kaspischen Meeres über die Republik Aserbeidschan mit dem Iran zu verbinden.

Die Abzweigungen von diesem interkontinentalen Korridor von mehreren tausend Kilometern, verbindet noch zahlreiche andere weiter entfernte Länder in Asien und Europa miteinander und es entsteht  daher eines der weltwirtschaftlich bedeutendstes     Verbindungsnetze. Der Korridor verkürzt nicht nur die Verbindungsstrecke zwischen Asien und Europa um 40 Prozent – er lässt auch eine Reduzierung der Transportkosten um circa 30 Prozent zu.

Beim  Warentransit über Iran in die GUS-Staaten  fällt mehr als ein Drittel der Kosten für eine Versendung  über den Suez-Kanal weg und  der indische Handelsexperte  Sumita Narayanan Kuntani erklärt, dass durch den Transit der indischen Erzeugnisse über Iran nach Europa und Mittelasien circa 40 Prozent der Transportkosten eingespart werden.   

 Indien gehört zu den Ländern für die jetzt eine Kombination von Seestrecken und Eisenbahnlinien und Verbindungsstraßen für den Warentransit in die Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten  ins Auge gefasst werden können. Dieses Land kann durch Nutzung der Straßenrouten, deren Infrastrukturen schon vor Jahren bereitgestellt wurden, problemlos seine Waren in die mittelasiatischen Länder und auf den Kaukasus liefern.  Zu den  GUS-Staaten gehören Armenien, die Republik Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien, Russland, Tadschikistan, Turkmenien, Ukraine, Usbekistan und Georgien. Die Bevölkerung dieser Gebiete  macht 4 Prozent der Weltbevölkerung aus und beträgt  280 Millionen.

                     

Für die Region und die mittelasiatischen Länder und Kaukasus-Staaten ist es sehr wichtig für ihren Handel und Transit Zugang zu den offenen Meeren zu finden, und dies wird durch die Nutzung der Transportwege im Iran möglich.  Die Zusammenarbeit Irans und Kasachstans und Turkmeniens bei einem Bahnlinienprojekt hat in dieser Beziehung eine gute Gelegenheit geschafft.

Sicherheit und Stabilität, der große Wirtschaftsmarkt Irans und der Zugang zu den offenen internationalen Gewässern  über den Persischen Golf und den Golf von Oman gehören zu den Vorteilen, die Iran zu einem wichtigen Verbindungsglied und Mittelpunkt für den Transit in der Region werden lassen können.   

Vor circa 3 Jahren wurde ein weiterer Verbindungsweg eröffnet, und zwar mit dem ersten Eisenbahnzug der von Turkmenien kommend in der Grenzstadt Incheh Borun der nordiranischen Provinz Golestan einfuhr. Zuvor war bereits in dem Gebiet Sarakhs Tadschan eine Eisenbahnlinie eingerichtet worden, die über das im Osten des Kaspischen Meeres liegende Turkmenien eine Verbindung zu Mittelasien herstellte.  Durch Eröffnung des vorhergenannten gemeinsamen Eisenbahnlinienprojektes Irans,  Turkmeniens und Kasachstans im Dezember 2014 wurde jedoch der Festland-Transitweg des Welthandels zwischen dem Osten (von China bis nach Mittelasien) und dem Westen insbesondere Westeuropa um circa 10 Tausend Kilometer verkürzt.

                       

  Durch das Erweiterungseisenbahnprojekt Rascht und Astara  und Anschluss an  das Eisenbahnnetz der Republik Aserbaidschan, welches im Westen des Kaspischen Meeres liegt  wird Iran auch noch über eine weitere Strecke mit Mittelasien und dem Kaukasus und Russland und weitere Länder verbunden. Für diese Nord-Süd-Strecke wird die Republik Dagestan der russischen Föderation am Nordwestufer des Kaspischen Meeres das Verbindungsglied  zwischen Russland, Iran und Aserbaidschan bilden.

Dieser vielseitige Transportweg, der bei den südlichen Häfen Irans beginnt und nach Überschreiten der Nordgrenzen Irans in die Länder  Armenien und Republik Aserbeidschan führt , schafft außerdem Zugang zu den Häfen  Poti und Batumi  in Georgien. Nächstes Transitziel der Waren werden die Häfen Burgas und Warna am Schwarzen Meer sein und von dort aus besteht ein Anschluss an die Transitwege nach Griechenland und andere europäische Länder.  Sechs Staaten, nämlich Iran, Armenien, die Republik Aserbaidschan, Georgien, Bulgarien und Griechenland haben im vergangenen Jahr bei gemeinsamen Verhandlungen den endgültigen Text der diesbezüglichen Vertragsurkunde in der Hauptstadt von Bulgarien, Sofia, festgelegt.

Theodore Tsekeris,  Experte für Transithandel der KEPE, Zentrum für Planung und Wirtschaftsstudien Griechenlands, sagte bei einem Interview mit dem Nachrichtenportal NEWS.am Armeniens mit Hinweis auf die Gespräche der Verkehrsminister Irans und Armeniens über die Nutzung der Schifffahrt des Schwarzen Meeres für den Warentransit nach Europa:

„Der Versand von Waren über diesen Weg ist sicherer und, weil er über Eisenbahnschienen und Seewege verläuft, auch umweltfreundlicher.  Außerdem weisen Bulgarien und Griechenland große Möglichkeiten für diesen Transitweg auf, darunter die Eisenbahnlinie zwischen dem Hafen Alexandroupolis in Griechenland und dem Hafen Burgas in Bulgarien.“  

                            

Die Islamische Republik ist davon überzeugt, dass angesichts der gemeinsamen Interessen und dem bilateralen und  multilateralen Beziehungen auch die Sicherheit und Entwicklung der Länder voneinander abhängen.  Die Nutzung der Chancen für eine Zusammenarbeit im Bereich der Handelsbeziehungen und dem Ausbau der Infrastrukturen für den Transitverkehr über Straßen, Eisenbahnschienen und zur See sind Ziele, die der Iran aufgrund seines Generalkonzeptes einer widerstandsfähigen Wirtschaft in Betracht zieht. Die sich daraus ergebenden positiven Folgen werden auch zur Stärkung der Wirtschaft anderer Länder der Region führen.