Noruz im Iran - verschiedene Ethnien und ihre Neujahrsbräuche
(last modified Wed, 14 Mar 2018 08:04:51 GMT )
Mrz 14, 2018 09:04 Europe/Berlin

Sie erfahren in diesem Beitrag über die Noruzsitten unter den Turkmenen, Balutschen, Kurden und den Bachtiaren im Iran.

Im Iran leben  verschiedene Ethnien. Sie alle feiern das Noruzfest und so ist das Noruzfest eines der wichtigsten nationalen Feste, welches alle Bevölkerungsgruppen miteinander vereint.  Wir berichten heute über Noruzbräuche  wie sie bei den Turkmenen , Balutschen, Kurden und Bachtiaren im Iran üblich sind.

Noruzfeiern unter den Turkmenen

 

 Noruz ist für die Turkmenen im Nordiran ein wichtiger Anlass. Im letzten Monat des alten Jahres beginnen ihre Vorbereitungen für den Jahreswechsel.  Sie bereiten das Sabzeh für das Haft-Sin-Festtuch vor, putzen das Haus gründlich und streichen es neu an, besorgen neue Kleidung und Nüsse und Reis und Speisefett für das neue Jahr und fertigen Süßigkeiten an.  Gemäß einem sehr alten Brauch hängen einige an einem Seil aus schwarz-weißen Fäden besondere Dinge über der Haustür auf - wie Zweige der Steppenraute, Nazar Tscheschm gegen den bösen Blick,  Perlen, Salz, und Daghdan, wobei es sich bei letzteren um Hölzer von einem Baum handelt,der in der Vergangenheit  bei den Turkmenen als heilig galt.  Auch die Pferde werden geschmückt, mit buntem Namad (Filz)  und mit wunderschönen Stirnbändern. Den Schafen  werden Glöckchen umgehängt.

Am letzten Donnerstag und Freitag vor Beginn des neuen Jahres schicken die Turkmenen, in der Hoffnung, damit die Seelen ihrer Verstorbenen zu erfreuen, gute Gaben zu den Nachbarn.  Sie sind davon überzeugt, dass die Seelen der Toten ihre Häuser aufsuchen und sich freuen, wenn sie sauber sind, und ihre Kinder und Nachkommen  und die Hinterbliebenen für sie beten sehen. Weil man denkt, dass sich die Toten auch über Wohlgeruch freuen, werden  einige Tage vor Neujahr Räucherstäubchen in den Häusern angezündet. Vor dem Neujahr sind die Frauen damit beschäftigt,  Samanu vorzubereiten - eine sehr nahrhafte Speise aus Weizensprossen und Mehl. Sie backen  ihre besonderen Süßigkeiten und Teigwaren wie Burek und Qatalam . Es werden zwei kleine Botfladen an einem schwarzen und weißen Faden an die Zimmerwand gehängt, als Zeichen für Überfluss. 

Zum Jahreswechsel werden alle Lichter im Haus angemacht und die Fenster geöffnet um frische Frühlingsluft hereinzulassen. Der Familienälteste küsst den Koran und liest aus ihm vor, mit dem Wunsch, dass das neue Jahr viel Segen , Gesundheit und Freude bringe.  Alle Mitglieder der Familie nehmen eine religiöse Ganzwaschung (Ghusl) vor und ziehen sich neue Kleidung an und beten zwei Gebetsabschnitte zum Dank.  Nach Jahresbeginn besuchen sie die Verstorbenen an den Gräbern . Ein Schaf wird geopfert und das Fleisch verteilt. Den Bedürftigen wird geholfen  und Gott wird um Erfüllung von Bitten gebeten.  Zu den alten Noruz-Bräuchen, die inzwischen verblasst sind, gehören Ringer,   Hahn- und Widderkämpfe sowie Spielwettbewerbe.  

 

Spezielle Süßigkeiten der Turkmenen zu Noruz

 

Die Balutschen in Südostiran pflegen zu Noruz auch besondere Sitten. In Makran in der Provinz Balutschestan , wo es viele Palmenhaine gibt, werden vor dem Jahreswechsel über den Haustüren zu den Dorfhäusern grüne Zweige der Dattelpalme als Schmuck angebracht. Am ersten Tag werden junge Palmenbäume in die Erde eingepflanzt. Die Sprösslinge sind vorher bei einer besonderen Zeremonie vorbereitet worden und werden von den Erwachsenen den Jüngeren als Neujahrsgeschenk überreicht. Die Kinder und Heranwachsende pflanzen  unter Anleitung der Erwachsenen ihren Sprössling  auf dem Grundstück der Familie ein. Der werdende Dattelbaum gehört jedem, der ihn eingepflanzt hat.  

Die Balutschen feiern gerne in den Neujahrstagen ihre Hochzeiten und es finden siebentägige Feste statt, auf denen sie ihre Folkloretänze durchführen.  Jeden Abend treffen sich die Stammesältesten zu einer  Zeremonie namens Hamaseh Serai,  die von Musikanten und den Pahlawan (Helden) durchgeführt wird. Während dieser Feier wird die Tapferkeit  der Balutschen gegenüber fremden Eindringlingen  gepriesen und danach wird das Land der Balutschen und die Schönheit des Frühlings besungen. Den Abschluss bildet ein gemeinsamer Folkloretanz , an dem auch die Ältesten teilnehmen.  Wenn der Frühling die Natur  in Balutschestan erneut belebt, lebt auch wieder  das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Einmütigkeit unter den Balutschen auf. Es ist eine Gelegenheit, etwaigen Streit zu vergessen und sich zu versöhnen. 

Balutschen feiern Noruz

 

Eine der Zeremonien der Balutschen, welche besonders unter ihren Nomaden gepflegt wird, nennt sich Dschaschn Bahargahi. Jedes Sippenoberhaupt muss für dieses Fest,   das als das wichtigste der Balutschen gilt, planen. Wenn während der Neujahrstage ein Junge auf die Welt kommt, nennen sie ihn Noruz  und wenn es ein Mädchen ist, so benennen sie es nach einer  der einheimischen Heilpflanzen. 

Eine andere Zeremonie unter den Balutschen  bezieht sich auf den Wechsel des Standortes ihrer Nomaden.  Diese bauen feierlich  ihre schwarzen Zelte im Winterquartier ab. Dann bilden alle einen großen Kreis  und singen gemeinsam ein Lied, in dem sie sich von ihrem bisherigen Wohnplatz bis zur Rückkehr im kommenden Jahr verabschieden. Sie bitten den  Sippenältesten um Erlaubnis in das Frühjahrsquartier zu ziehen und wenn sie an ihrem neuen grünen Weideplatz angekommen sind , bauen sie dort wieder ihre Zelte auf und feiern diesen Anlass ermeit mit einem gemeinsamen Gesang. 

Das Bahar-Gahi Fest der Balutschen

 

Die Kurden im Westen Irans feiern das Neujahrsfest besonders prächtig mit besonderen Bräuchen, was auf die alte Kultur dieses Volkes hinweist. Zu diesen Bräuchen gehört zum Beispiel das Theaterstück Mir Noruzi . Gemäß einem alten Brauch  bereitet man schon einen Monat vor dem Jahreswechsel das Sabzeh vor, wobei die Samenkörner von Weizen, Linsen, Sesam und Erbsen in einem Gefäß oder auf einem Teller zum Sprießen gebracht werden. Im iranischen Kurdistan gibt es die besondere Sitte,  in der Nacht zum ersten Frühlingstag auf den flachen Hausdächern und in den  Bergen in Umgebung der Städte und Dörfer Feuer anzuzünden.

An der  Zeremonie He laweh malaweh in Kurdistan  gegen Ende des alten Jahres nehmen die Kinder teil. Sie gehen von Haus zu Haus, klopfen an und rufen auf kurdisch He laweh malaweh - euer Sohn wird Bräutigam oder eure Tochter wird eine Braut, und daraufhin werden sie beschenkt. Das beste Geschenk sind Eier.  Diesen Brauch gibt es immer noch in den dörflichen Gegenden.

Ein althergebrachter Brauch im Kurdengebiet ist Kuseh Gardi am Abend vor dem ersten Neujahrstag. Eine Gruppe von vier bis 6 Personen führt diese Zeremonie, die einem kleinen Theaterstück ähnelt, durch. Eine verkleidete Person, die sich Kuseh nennt und eine Sichel in der Hand hält , wird von jemand anderen  an der Leine geführt. Auch diese Zeremonie findet heute noch auf den Dörfern von Kurdistan statt. 

    Kuseh-Gardi in Kurdistan                            

 

 

Die Bachtiaren, welcher in einer südlichen Provinz leben, gehen mit einem tüchtigen Hausputz zwei Wochen vor Noruz dem neuen Jahr entgegen. Ungefähr 10 Tage vor dem Neujahrsfest bereiten sie ein Sabzeh aus Weizenkörnern und mit Mungbohnen oder Linsen für das Haft-Sin-Festtuch vor.  In der Provinz Tschahār Mahāl und Bachtiyāri  ist die Landwirtschaft für die Bevölkerung von großer Bedeutung und so legt diese  viel Wert auf das Sabzeh und betrachtet es als ein Zeichen für ein kommendes erntereiches Jahr für die Bauern .

Früher  holte man sich direkt aus der Natur Grünes ins Haus und stellte es auf einen Teller mit Erde, damit es nicht so schnell vergilbt.

Eine sehr alte Sitte in diesem Teil von Iran ist es den  Vorabend zum letzten Mittwoch des alten Jahres - Tschaharschambeh Suri,  zu feiern.  Und zwar zündete die Bevölkerung kleine Feuer an und sprang über das Feuer hinweg  wobei sie auf ein gutes neues Jahr mit gutem Einkommen und auf ein Ende von Kummer hofften.

 

Zum Neujahr bereiten die Bachtiaren übrigens geröstete  Weizenkörner vor, die zuvor in Milch weichgekocht wurden. Diese werden  mit  gerösteten Reis- und Hanfkörnern vermischt und den Noruzgästen angeboten.  

Neujahrsitten bei den Bachtiaren: 

 

Die Nomaden unter den Bachtiaren ziehen vor dem Jahreswechsel ins Grüne um dort ihre schwarzen Zelte aufzustellen. Wenn die Familie um das Haft-Sin-Sofreh versammelt ist, liest der  Familienälteste aus dem Koran vor  und um das Jahr gut zu beginnen  lesen die anderen laut oder in Gedanken mit.  Der Familienvater hat zuvor Geldscheine in den Koran gelegt und verteilt sie nach dem Jahresbeginn an die Familie. Dieses Noruz-Geld ist Zeichen für Segen. Eine weitere fröhliche Sitte sind die einheimischen Spiele der Erwachsenen, die die Bachtiaren zu Eyd in musikalischer Begleitung durchführen.