Internationales Fadschr-Film-Festival 2019
Das 37. Internationale Fadschr-Film-Festival fand vom 18. bis 26. April in Teheran statt. Wir werfen nun einen Blick auf das Festivalprogramm und stellen einige ausländische Teilnehmer vor.

Seit 1983 hat das Fadschr-Film Festival in der Siegesdekade der Revolution stattgefunden und ab 1996 kam auch eine internationale Wettbewerbsspalte hinzu. Seit nunmehr fünf Jahren finden die nationale und internationale Festivalabteilung getrennt voneinander statt. Veranstaltungszeitpunkt des internationalen Teils ist Ende April/Anfang Mai.
Das diesjährige internationale Fadschr-Filmfestival bestand wieder aus mehreren Hauptsparten, nämlich der „Saadat-Film“, dschelwehgah-e Scharq, „Manifestation des Ostens“ und Dscham-e Dschehannama (Weltpanorama). Nebenabteilungen waren „schachehaje zeyton“ „Ölzweige“ (ein Fenster zur Islamischen Welt), Blick auf Werke des chinesischen Kinos sowie Blick auf Werke des deutschen Kinos, zeitgenössische Komödien und besondere Filmwerke. In den verschiedenen Abteilungen waren 64 Länder mit insgesamt 163 Kurz- und Spielfilmen vertreten. Für 14 Spielfilme war es die Vorführungspremiere.
Begleitprogramme zum Festival waren das Camp „Dar- ul Fanun“ für junge Talente unter Teilnahme von jungen Regisseuren aus Iran, der Region und anderen Teilen der Welt, akademische Sitzungen, Lehr-Workshops und Seminare und die Würdigung iranischer Kinogrößen.
Mehr als 250 Gäste aus 58 Länder nahmen an diesem Internationalen Filmereignis teil. Unter ihnen waren die Leiter von internationalen Festivals oder auch Vertreter von Organisationen, die gekommen waren, um Filme für diese Festivals auszusuchen, ebenso wie Freunde des iranischen Kinos und Filmemacher.
Rosa Bosch, eine spanische Filmproduzentin, suchte das 37. internationale Fadschr-Filmfestival zur Veranstaltung des Workshop für Kinoproduktionen auf. Sie stammt aus Barcelona und ist Produzentin der Dokumentation „Buena Vista Social Club“ des Filmregisseurs Wim Wenders. Dieser Film konnte in der Abteilung „Dokumentationsfilme“ für den Oscar kandidieren. Rosa Bosch hat sich in den letzten Jahren einen Namen im Bereich der Gemeinschaftsproduktionen auf den Filmfestivals und in internationalen Kino-Kreisen gemacht.
Ein weiterer Gast war der Italiener Andrea Pallaoro, der mit seinem ersten Spielfilm „Medeas“ 2013 auf dem internationalen Festival von Venedig den Preis für den besten innovativen und kostengünstigen Film gewann.
Die deutsche Szenenbildnerin Silke Buhr leitete einen Workshop des diesjährigen internationalen Fadschr-Filmfestivals in Teheran. Sie wurde durch ihre Zusammenarbeit bei zwei erfolgreichen Filmen des deutschen Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck in internationalen Kreisen bekannt.
Im Rahmen von drei Workshops auf der 37. Internationalen Fadschr-Filmfestivals hielt Professor John Hale, von der Abteilung für Medienkünste des Royal Holloway-Kollegs der Londoner Universität, Referate. Diese Workshops gehörten zur akademischen Abteilung des Festivals und waren folgenden Themen gewidmet: „Wahl der Filmstrategien im Zeitalter der Globalisierung „ und „Kino und weitere Medien“ sowie „Status des iranischen Films zum 40. Jubiläumstag des Sieges der Islamischen Revolution“.
Bei dem Workshop „Position des iranischen Films zum 40. Jubiläumstag des Sieges der Islamischen Revolution“ wirkte auch
Tiago de Luca aus Brasilien , Assistenzprofessor für Film und Fernsehstudien an der Universität Sao Paulo mit, ebenso wie in dem Workshop „Leises Kino“.

Das internationale Fadschr-Filmfestival dieses Jahres wurde mit der Vorführung des Filmes „Dideban“ (der Wächter) von Ibrahim Hatamikia eröffnet. Dieser Film war der erste Film über die Heilige Verteidigung, der Zugang zu internationalen Filmfestivals fand und auf positiven Widerhall bei Filmkritikern und Fachleuten der Kinowelt fand. Diesem Film wurde auf dem 7. Fadschr-Film-Festival der Sonderpreis der Jury für die beste Regie und der kristallene Simorgh für den besten zweiten Film (in der Abteilung erster und zweiter Film)verliehen.
Das 37. Internationale Fadschr-Filmfestival führte anlässlich des vierzigsten Siegesjubiläums der Islamischen Revolution 5 unvergessliche Filmwerke aus den 90iger Jahren vor, die bei Kritikern und Publikum besonderen Anklang gefunden hatten. Das iranische Nationale Filmhaus hat für die Restaurierung dieser alten Filme gesorgt. Sie liefen in der Festivalabteilung „restaurierte Filmklassiker“. Es handelte sich um die Filme:
„Dawandeh“ (der Läufer) unter Regie von Amir Naderi und „Dideban“ unter Regie von Ibrahim Hatamikia , sowie „Talism“ unter Regie von Darwisch Farhang und „Dschadehaje sard“ (Kalte Straßen) von Masud Dschafari Dschuzani, ebenso wie „Pardeh Acher“ (Letzter Akt) unter Regie von Varuzh Karim Masihi.
Auf dem Festivalprogramm stand auch eine Feier zur Würdigung von Ali Akbar Sadiqi, einem iranischen Kunstmaler und Graphiker, Animator und Filmregisseur. Er ist seit 6 Jahrzehnten künstlerisch tätig und hat sich Verdienste für den Animation-Film gemacht. Ali Akbar Sadiqi ist in über 10 Runden der internationalen Teheraner Animation-Biennale Mitglied der Jury gewesen und viele seiner Animationen und Zeichnungen wurden preisgekrönt. Er wurde vom Ministerium für Islamische Kultur und Lenkung wegen seiner Verdienste für die iranische Kultur und Kunst als unvergessliche Persönlichkeit vorgestellt. Sadeqi wurde von vielen internationalen Festivals ausgezeichnet. Zur Ehrung dieses Künstlers stellte das Museum für zeitgenössische Kunst in Teheran 2018 seine gesamten Räumlichkeiten für eine Ausstellung seiner Werke und seines Kulturerbes zur Verfügung. Seine Regiebücher schrieb dieser Künstler in der Mehrheit in Anlehnung an die Farsi-Literatur und Folklore.

Am Rande des diesjährigen Filmfestivals fand der 22. Bazar für iranische Filme statt: eine Gelegenheit für iranische und ausländische Filme, sich Käufern vorzustellen sowie für Gespräche zwischen den Vertriebsunternehmen und Vertretern anderer Länder. Trotz der Einschränkungen, die diesem Bazar wegen Sanktionen und aufgrund gezielter negativer Propaganda auferlegt worden sind, war er dennoch aus der Sicht der Teilnehmer ein Erfolg.
Frau Fatima Dschuharsaz, die Leiterin dieses Filmmarktes erklärte: „In der Region kennt man uns gut. Vielleicht sind viele bestrebt zu verhindern, dass Iran in der Region Aufmerksamkeit erweckt und haben Propaganda gegen Iran und dieses Festival betrieben, aber die Leute, die in den Iran gereist sind, haben mit großen Interesse an diesem Bazar und dem Festival teilgenommen.“
Die Vorführungen auf dem Festival-Filmmarkt sind bereits in den vergangenen drei Runden von ausländischen Gästen begrüßt worden. Diese Initiative wurde in Gang gesetzt, um die Produktionen des iranischen Kinos innerhalb jeweils eines Jahres den Gästen, Käufern und Leitern von internationalen Festivals und den Vertretern von internationalen Filmvertriebsfirmen vorzustellen und das Kultur- und Handelsangebot iranischer Filmwerke auszubauen. Die Filme werden auf einer großen Leinwand vorgeführt.
Den diesjährigen Filmbazar haben Käufer aus 21 Länder besucht und 11 Länder hatten einen Stand auf diesem Filmmarkt, darunter Deutschland, England, Türkei und die USA.
Italo Spinelli, der Kunstleiter des Asian Film Festival in Rom - ein Festival das es seit dem Jahr 2000 gibt - war ebenso Gast bei den 37. Internationalen Fadschr-Filmfestspielen. Er hat wiederholt an diesem Filmfestival teilgenommen und sagte: „Ich habe im Laufe der Jahre gesehen, dass das Festival sich immer weiter entwickelt hat und besser programmiert wird. Insgesamt gesehen hat es sich in das beste Festival in Westasien verwandelt.“
Nach seiner Ansicht sind die iranischen Filme emotional sehr stark und zählt das iranische Kino technisch zu den attraktivsten weltweit. Auch wenn die Qualität der Filme nicht jedes Jahr gleich sei, könne der iranische Film als Maßstab für ein gutes Kino gelten.
Über die Vorführung von iranischen Filmen in italienischen Kinos sagte er: „Die Filme von Abbas Kiarostami kommen bei öffentlichen Vorführungen sehr gut an. Ebenso die Filme von Asghar Farhadi. Es werden der Öffentlichkeit aber auch Filme der neuen Generation iranischer Filmemacher vorgeführt.“

Übrigens sei erwähnt, dass der Ertrag aus dem Verkauf der Kinokarten und der Kultur-Produkte des 37. Internationalen Fadschr-Filmfestival über die Hilfsorganisation Roter Halbmond den iranischen Bürgern zur Verfügung gestellt werden soll, die von den jüngsten Überschwemmungen in vielen Teilen Irans betroffen waren.
Die Veranstalter des internationalen Fadschr-Filmfestivals und der Rote Halbmond vereinbarten außerdem, dass dieses Festival ab dem kommenden Jahr ausländische Filme, die das Thema humanitäre Hilfen bei Naturkatastrophen behandeln, zum Festival einlädt.