Die Wirkung von Geduld und Gebet in harten Zeiten
Viele klagen, dass das Leben schwer geworden ist. In unserer Zeit, im 21. Jahrhundert, nehmen die Veränderungen in unserer Umwelt einen derartigen raschen und vielfältigen Verlauf, dass Komplikationen entstehen, falls wir uns nicht rasch anpassen.
Viele sind von Depressionen befallen, weil sie die Engpässe nicht ertragen können. Wie werden wir mit einer Situation fertig , wo wir einen lieben Menschen verlieren, oder finanziell stark unter Druck stehen, oder schwer erkranken und es Probleme gibt, die wir nicht lösen können? Die Empfehlung unsere Vorbilder lautet: sabr - Geduld. Sabur - Geduldig ist jemand, der nicht aus dem Gleichgewicht gerät und die Fassung verliert, weder in schönen Momenten des Lebens noch in unschönen.

Psychologisch gesehen bildet die Standhaftigkeit die schmale Grenze zwischen einer Erstarkung bzw. der Abnahme der inneren Kräfte nach einem unangenehmen Ereignis. Wir sind sicher alle schon einmal jemandem begegnet, der etwas Schlimmes, z.B. Amputation, eine schwere Erkrankung, den Verlust eines lieben Menschen oder großen finanziellen Schaden, unversehrt hinter sich gebracht hat. Einige von ihnen haben sogar ihre Erfahrungen in Form eines Buches mit den anderen geteilt.
Solchen Büchern ist gemeinsam, dass ihre Autoren alle das schmerzliche Ereignis in ihrem Leben als einen Wendepunkt verstehen. Die schweren Zeiten wurden für sie zu einem Sprungbrett für ein Leben, das von dem vorherigen verschieden und sogar besser ist. Sie haben langmütig, in Hoffnung auf Gott und auf eine Lösung, ihre Seele gestärkt um schließlich - nachdem sie die schwierigen Zeiten erfolgreich hinter sich gebracht hatten- kraftvoller und mit größerem Selbstvertrauen als zuvor das Leben fortzusetzen.
Nicht nur die moderne Psychologie rät zur Geduld. Schon die großen Religionen, die vor vielen Jahrhunderten der Menschheit offenbart wurden, lehren sie. So rät auch der Islam zur Geduld und zählt die Langmut zu den hohen Tugenden des Menschen. Geduld wird laut Koran und den Überlieferungen hoch bewertet. Koran und Überlieferung haben die vorteilhafte Wirkung von Geduld im privaten und gesellschaftlichen Leben aufgezeigt.
Wie wertvoll die Geduld ist, sieht man schon an dem Passus
« الله مع الصابرین »
Allah-u maa s-saberin
Gott ist mit den Geduldigen
Und den Worten
«إنّ الله یحبّ الصابرین
Innallahu yuhibbu-s-saberin
Wahrlich, Gott liebt die Geduldigen.
An diesen Versen und an ähnlichen Stellen im Koran ist zu sehen, dass Gott diejenigen, die geduldig sind, unterstützt und liebt.

Das Wort Sabr (Geduld) und von ihm abgeleitete Wörter kommen 103 mal im Koran vor. Dies zeugt davon, welche Bedeutung dieser Charakterzug bei Gott innehat.
Das Leben im Diesseits ist eine Mischung von Freude, Leid und Anstrengung. Gott hat es so gewollt. Im diesseitigen Leben gibt es nicht nur Glück, Gesundheit und Freude, sondern auch Mühsal, Krankheit und Kummer. Ohne Anstrengung gibt es keinen Wohlstand, und es gibt kein Zusammentreffen ohne Abschied und keine absolute Sicherheit ohne irgendwelche Furcht. Die Schwierigkeiten sind dazu da, dass der Mensch dazulernt und reift und in ihm der Geist der Gottesehrfurcht wächst. In harten Zeiten wendet sich der gläubige Mensch an Gott und bittet, ohne zu sich zu beklagen, um Geduld und Befreiung aus der schwierigen Lage. Diese Geduld wird von Gott hoch belohnt. Der Islam lehrt, dass die Probleme und Härten die Menschen veredeln und die Geduld an der Spitze der schönen menschlichen Eigenschaften steht.
In den Versen 155 bis 157 der Sure 2 (Baqara) spricht Gott:
Und Wir werden euch ganz gewiss mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften,
die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: „Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.“
Sie sind es, denen Segnungen von ihrem Herrn und Erbarmen zuteilwerden, und sie sind die Rechtgeleiteten.
Wer nur die Bequemlichkeiten kennt und nie mit größeren Problemen geprüft wurde, ist nicht in der Lage standzuhalten, wenn ihn ein Unglück trifft und die Lage zu meistern. Nur langmütige Menschen sind in einer solchen Lage vor Verzweiflung und Resignation sicher. Beispielhaft ist die Geduld des Propheten Ayub (Hiob). Der Koran bezeichnet seine Standhaftigkeit mit sabr dschamil – schöner Geduld.
Hadhrat Ayub war ein Nachkomme Abrahams. Er war ein Enkelsohn des Ishaq (Ishaac). Hiob betrieb Viehzucht und war in den Besitz von einer großen Anzahl von Schafen, Kamelen, und Kühen gelangt. Darüber hinaus betrieb er auch Acker- und Gartenbau. Hiob war wohlhabend und hatte drei Töchter und sieben Söhne. Viele Wächter, Hirten und Diener arbeiteten für ihn. Bei allen Dingen blieb er jedoch gerecht, beachtete das Recht des Volkes und die Gebote Gottes , dankte Gott unablässig für Seine Segnungen und trotz der vielen weltlichen Angelegenheiten, denen er sich widmete, blieb er ein eifriger Gottesdiener und erfüllte seine religiösen und menschlichen Pflichten. Stets speiste er Waisenkinder und half den Bedürftigen.
Iblis, der Satan, aber wurde eifersüchtig auf die Gottes-Dienstbarkeit des Hiob und er behauptete Gott gegenüber, Hiob würde ihm nicht aus Aufrichtigkeit danken, sondern nur weil er die besten Segensgaben von Ihm erhalten habe. Um die Wahrhaftigkeit Hiobs zu beweisen, stellte Gott diesen Propheten mit mehreren schlimmen Ereignissen auf die Probe. Er nahm ihm seinen gesamten Besitz und seine Kinder und dann suchte er ihn mit einer schweren Krankheit heim, die seinen ganzen Körper in Mitleidenschaft zog. Hiob wurde von den anderen aus Angst vor Ansteckung aus der Stadt vertrieben. Nur seine Frau ließ ihn nicht im Stich und betreute ihn.
Sieben lange Jahre führte Hiob ein sehr schweres Leben. Aber er wurde nicht einen Moment lang undankbar. Eines Tages kamen drei seiner Anhänger und sie warfen ihm vor, dass dieses Elend und diese Krankheit die Folge schlechter Taten und eine Strafe von Gott seien. Dieser Vorwurf war für Hiob sehr schmerzhaft und schließlich wandte er sich von Kummer erfüllt an seinen Herrn und sagt:
„O Herr! Mich hat Schaden getroffen, und Du bist der Barmherzigste der Barmherzigen.
Siehe Vers 83 der Sure Anbiya (21)
Man beachte an dieser Stelle, dass Hiob in seinem Gebet nicht sagte: „O Gott, du hast mich krank gemacht.“ Vielmehr sagte er: „Mich hat Schaden getroffen.“
Musik
Gemäß Koran wurde Hiob von Gott angewiesen mit dem Fuß aufzustampfen. Er folgte diesem göttlichen Befehl. Da begann eine kühle Quelle hervorzufließen, an der er seinen Durst stillen und sich reinigen konnte.
Gott spricht im Koran in der Sure 38 (Sad) in den Versen 41-43:
Und gedenke Unseres Dieners Ayyub. Als er zu seinem Herrn rief: „Mich hat der Satan mit Mühsal und Pein heimgesucht.“
– „Tritt kräftig mit deinem Fuß auf; da ist kühles Wasser zum Waschen und zum Trinken.“
Und Wir schenkten ihm seine Angehörigen (wieder) und noch einmal die gleiche Zahl dazu, aus Barmherzigkeit von Uns und als Ermahnung für diejenigen, die Verstand besitzen.
Dann heißt es weiter im zweiten Teil des Verses 44 der Sure Sad:
Gewiss, Wir fanden ihn (Hiob) standhaft. Welch ein trefflicher Diener! Er war immer wieder umkehrbereit (und Gott zugewandt).
Ayyub (Hiob) wurde wieder völlig gesund und alles wurde wieder wie früher. Was er verloren hatte, erhielt er in noch besserer Form und in noch größerem Umfange zurück. Dies hat er erhalten, weil er in der Not geduldig gewesen war und das Gebet nicht aufgegeben hat.

Ja, die Geduld ist Zeichen für einen starken Willen. Standhaftigkeit bewahrt den Menschen von jeder Art der Resignation und seelischen Niederlagen und vor Aufbegehren gegen Gott und Betreten des Irrwegs. Der Herr der Gottesfürchtigen Imam Ali (Friede sei mit ihm) sagt:
„Die Bedeutung der Geduld für den Glauben ist die gleiche wie die des Kopfes für den Körper. An einem Körper dem der Kopf fehlt ist nichts Gutes ebensowenig wie an einem Glauben ohne Geduld. Ihr solltet geduldig und standhaft sein. So wie die Befehlsgebung und der Fortbestand des Körpers Sache des Kopfes ist, so bürgt die Geduld für das Weiterbestehen des Glaubens.“
Also lässt sich sagen, dass die Geduld die Essenz alles Guten ist. Diejenigen, die Gottes kundig sind, wissen, dass die Härten des Lebens dazu da sind, den Menschen auf die Probe zu stellen und ihn charakterlich zu veredeln. Sie vertrauen im Leben allem voran Gott und behelfen sich der Geduld und des Bittgebetes. Sie glauben fest daran, dass Gott sie niemals alleine lässt.